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Faszination des Augenblicks

mit Werken von Silvia Siemes und Franz Baumgartner

 13. Oktober bis 10. november 2019 in Schwäbisch Hall


Silvia Siemes und Franz Baumgartner
Silvia Siemes und Franz Baumgartner
Silvia Siemes und Franz Baumgartner Ausstellungsansicht
Silvia Siemes und Franz Baumgartner Ausstellungsansicht
Silvia Siemes und Franz Baumgartner Ausstellungsansicht
Silvia Siemes und Franz Baumgartner Ausstellungsansicht
Silvia Siemes und Franz Baumgartner Ausstellungsansicht
Silvia Siemes und Franz Baumgartner Ausstellungsansicht
Silvia Siemes und Franz Baumgartner Ausstellungsansicht
Silvia Siemes und Franz Baumgartner Ausstellungsansicht

Pressetext

 

FASZINATION DES AUGENBLICKS

Silvia Siemes (Skulptur) und Franz Baumgartner (Malerei)

 

Lebendige Versteinerungen mit idealisierten Gesichtszügen, angedeuteten Haaren und androgynen Körperproportionen, bevölkern im Herbst die Räumlichkeiten der Galerie Cyprian Brenner in der Langen Straße in Schwäbisch Hall. Die aus Terrakotta gefertigten Skulpturen von Silvia Siemes scheinen, aus dem Augenwinkel heraus gesehen, noch immer zu atmen. Atmosphärisch entfaltet sich in ebensolch angedeuteter Göttlichkeit, die auf die Elemente unserer Erde reduzierte Landschaftsmalerei von Franz Baumgartner. Gemeinsam beschreiten die Kunst der Bildhauerin und die des Malers, auf unterschiedliche Weise, den Weg der Wahrheitsfindung. Die Ausstellung „Faszination des Augenblicks“ erzählt vom immerwährenden menschlichen Verlangen, das Rätsel des Lebens zu lösen.

 

Das irdische und handfeste Material Terrakotta, aus dem Silvia Siemes ihre Skulpturen zuerst formt, dann mit eingefärbtem Schlicker bemalt und zuletzt brennt, steht im Gegensatz zum zarten und transzendenten Erscheinungsbild der fertigen Figuren. Zurückgenommen aber klar blicken sie lauschend in den Raum. Sie sind fast jeglichen Wesensmerkmalen beraubt, die sie als Individuen kennzeichnen würden. Und trotzdem entfalten sie auf rätselhafte Weise ihren jeweils eigenen Charakter. Eingefroren in angedeuteten kleinen Bewegungen, oft sitzend, in einer kurz innehaltenden Position, öffnet sich ein Spannungsfeld aus passiven und aktiven Aspekten. Haare und Kleidung wirken skizzenhaft abstrahiert, ganz im Gegensatz zu den fein ausgearbeiteten, nackten Händen und Füßen. Keine Spur von Zögern im Ausdruck der Körperhaltung; und Im Zusammenwirken mit dem ästhetisierten Gesicht, bringt Silvia Siemes die Figur auf den Punkt. Die Idealisierung der Gesichtszüge erzeugt eine überirdische Ahnung vom Zusammenhang von Schönheit und Göttlichkeit.

Franz Baumgartners Interesse wecken die seltenen Lichtkonstellationen, die er zu seinem Bildgegenstand erhebt. Atmosphärische Naturphänomene, wie gleißende Gegenlichtsituationen oder von Sonnenstrahlen erleuchtete Nebelschwaden über Waldränder, Seen und Flusstäler, und seit der jüngsten Vergangenheit auch das Firmament der marokkanischen Wüste, sind motivgebend in seinen meist großformatigen Ölmalereien. In Baumgartners Landschaftsmalereien, oder den Mischformen aus Landschaftsmalerei und Stillleben, erkennt er eine Möglichkeit die metaphysischen Zusammenhänge unserer Welt zu beschreiben. Franz Baumgartner verwendet hierfür eine gebrochene Farbigkeit, die vordergründig aus matten Grau- und Grüntönen, mit einem großen Weißanteil besteht. Mit starken Kontrasten setzt er dunkle Baumstämme, Berge oder Wälder von den übernatürlich hell strahlenden Lichtphänomenen ab und taucht sie in einen weiß-schimmrigen Dunst. Sein weicher Pinselduktus lässt die Tonwerte in zarten Abstufungen ineinander übergehen. Über die Vielschichtigkeit seiner Ausdrucksweise erreicht Baumgartner eine eigentümliche, träumerische Stimmung.

Und still harren sie dem, was kommt. Dann ist er da: Adam der Jäger betritt den Raum. Für sich genommen sind die Skulpturen von Silvia Siemes auf den ersten Blick nicht erzählerisch. Und genauso wenig sind es die Gemälde von Franz Baumgartner in ihrer jeweils alleinigen Betrachtung. Erst in der Gemeinschaft ereignen sich Szenarien, die sich gerade so andeuten, dass die Fantasie des Betrachters zum Fliegen kommt. Lessing benennt im 18. Jahrhundert dieses auslösende Moment als einen „fruchtbaren Augenblick“, den der Künstler als Ausdruck für sein Werk wählen muss, damit ihm die Anregung der Einbildungskraft des Betrachters in vollem Maße gelingt. Umso faszinierender und fast schon magisch ist in dieser Ausstellung somit das Zusammenspiel der Exponate zu betrachten: Erst im Dialog entfaltet sich eine breit gefächerte Erzählung unserer Menschheitsgeschichte über Vorstellungen vom Leben und dem Leben nach dem Tod.


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