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„TOTENTANZ & GLÜCK – RÄTSEL DER VERGÄNGLICHKEIT“

MIT WERKEN VON

MAX KAMINSKI UND MIRKO SCHALLENBERG

09. OKTOBER – 20. NoveMber 2022

IN NIEDERALFINGEN



TOTENTANZ & GLÜCK

RÄTSEL DER VERGÄNGLICHKEIT


MAX KAMINSKI & MIRKO SCHALLENBERG

 

Die Galerie Cyprian Brenner (GCB) zeigt in den preisgekrönten Räumlichkeiten ihrer Hauptniederlassung in Niederalfingen ab 09. Oktober 2022 eine hochkarätige Präsentation zweier herausragender Maler. Reflexiv entfaltet die Ausstellung „Totentanz und Glück – Rätsel der Vergänglichkeit“ einen Rahmen für eine konstruktive Auseinandersetzung mit unserer eigenen Endlichkeit. Die marktbewährte Malerei von Mirko Schallenberg korrespondiert mit der modernen Kunst von Max Kaminski, aus dessen Œuvre die GCB erstmalig Werke präsentiert. Schallenbergs realistisch-illusorische Stillleben und der suchend-expressive Malstil Kaminskis bilden einen visuellen Reichtum an verborgenen Schätzen, der das (verlorene) Gleichgewicht von Melancholie und Euphorie in unserer Kultur untersucht.

 

Wagen wir uns auf das Gebiet, uns mit unserer eigenen Vergänglichkeit und der der anderen, der des Lebens im Allgemeinen, auseinanderzusetzen, werden wir feststellen, dass sich in unserem alltäglichen Leben hierzu kaum noch eine Möglichkeit bietet. Obwohl der aus der Antike bekannte Philosoph Platon die Angst vor der eigenen Sterblichkeit als den wichtigsten Antrieb für menschliche Schaffenskraft ansah, erleben wir heute, zweieinhalbtausend Jahre später, unser eigenes Ende womöglich noch als unausweichlich bevorstehende persönliche Niederlage, für die es (momentan zumindest) keine Lösung gibt. Unsere selbstoptimierte, auf Effizienz getrimmte und ins Positive ausgerichtete Lebensweise verhindert oft eine direkte oder indirekte Konfrontation mit unserer eigenen Endlichkeit und bringt uns in Situationen, in denen wir nicht mehr wissen, was die Antwort ist oder wie wir mit der Ungewissheit und unserer eigenen Verletzlichkeit umzugehen haben. Sicher bietet manchen von uns der Glaube Trost, doch längst nicht jeder findet Zugang zur Religion. Ihnen könnte es wie dem englischen Schriftsteller Julian Barnes ergehen, der diesem Gefühl im Angesicht der Ungewissheit und dem Unverfügbaren folgenden Ausdruck verlieh: „Ich glaube nicht an Gott, aber ich vermisse ihn.“

 

Die Philosophie sowie aber auch die Kunst bieten uns glücklicherweise die Möglichkeit, in eine Reflexionsebene über dieses Unverfügbare zu gelangen, welche uns mit einer Art „Boden unter den Füßen“ versorgt, der nicht mehr darauf angewiesen ist, Erklärungen zu liefern. Vielmehr entspricht in der Bildenden Kunst das Ergebnis der Reflexion, die entstandene Arbeit also, eher einem Gedicht, welches erst durch die individuelle Interpretation seine Kraft entfaltet.

 

Mirko Schallenberg und Max Kaminski nähern sich der Unverfügbarkeit aus je zwei sich gegenüberstehenden Polen: Schallenberg bearbeitet mit seinen übergroßen, mit spürbarer Haptik dargestellten Gegenständen das Sein und der rote Faden in der expressiven Gegenständlichkeit von Kaminski heißt Vergänglichkeit.

 

Mirko Schallenberg gelingt es mit seiner illusionistischen Architekturmalerei die Oberfläche und Räumlichkeit der Objekte körperlich, regelrecht spürbar, zu gestalten. Die Gegenstände in den Arbeiten von Schallenberg erzählen uns durch ihre besondere Anordnung auf subtile Weise Geschichten vom Verlust der magischen Welt und beweisen gleichzeitig wiederum ihre Existenz, indem sie die philosophische Frage nach dem Sein aufwerfen. Wie generiert sich unsere Realität? Gibt es ein Grundprinzip, das sich hinter den real existierenden Dingen verbirgt oder handelt es sich um rein verstandesgemäße Begriffsbildungen?

 

Glasklar sehen wir Schallenbergs Stillleben vor uns und doch bleiben sie restlos undurchsichtig. Im Verhältnis der Gegenstände zueinander, in ihren Konstellationen also, verbirgt sich das Rätsel des Unverfügbaren. So manche Labilität der Anordnung einiger Gegenstände beleuchtet möglicherweise unvermeidbare Veränderungsprozesse oder sogar die erneuernde und gestaltende Kraft der Zerstörung. Gleichzeitig erinnern die Stillleben aber auch an die Metaphysik, an einen Kosmos reich an Konstellationen und voll von ungelösten Rätseln.

 

Max Kaminski, Meisterschüler des Informel (von Hann Trier), hat sich bereits in den 1960er Jahren gegen die damalige Dogmatik der gegenstandslosen Abstraktion und für die entsprechend als radikal angesehene Stilrichtung der Gegenständlichkeit entschieden. Kaminski etablierte die Suche nach Wahrheit, ohne dabei an endgültigen Antworten festzuhalten, sogar als malerisches Prinzip: Die vielschichtigen Ebenen in seiner zeichnerischen Malerei erneuern sich im verändernden Schaffensprozess und haben sowohl Selbstzerstörung als auch das stete Sich-Erneuern innewohnend. Kaminskis Bildmotive bearbeiten die Vergänglichkeit der Natur, polyperspektivische Sichtweisen auf Gegenstände, als auch die Sterblichkeit des Menschen.

In häufig fragmentarisch-kubistischer Anmutung spielt die menschliche Figur vor allem in Kaminskis späteren Schaffensperioden die Hauptrolle. Insbesondere das widersprüchliche Spannungsfeld von Agilität und Stabilität, der urmenschliche Widerspruch des Bedürfnisses nach Bindung und Freiheit hat es Kaminski angetan. In seiner eigenen Beschreibung von Ewigkeit kulminiert seine obsessive malerische Suche, die er tagein, tagaus in ganz preußischer Manier auf seinen Leinwänden festhält: „Das Paradies ist eine Mischung aus Totentanz und Glück.“

 

Beide Maler kultivieren in ihren Arbeiten das Rätsel der Vergänglichkeit und so findet auch hierin die essenzielle Kulturtechnik Melancholie ihre Daseinsberechtigung. Die Melancholie ist deshalb essenziell, weil ihr eine Kraft innewohnt, die es uns erlaubt, Trauer zu kultivieren. Werden Trauerprozesse nicht genügend Raum geboten, können wir sie nicht abschließen und so scheitern wir gegebenenfalls bei der Suche, wieder einen möglichen Anfang oder gar einen Sinn im Neubeginn zu finden.

 

Eröffnung: 09. Oktober 11 Uhr, der Künstler Mirko Schallenberg ist anwesend! Wir freuen uns, auch Simon Kaminski zur Eröffnung begrüßen zu dürfen.

Laufzeit: 09. Oktober – 20. November 2022

 

 

Adresse


Galerie Cyprian Brenner + SÜDWESTGALERIE

Auweg 6

73460 Hüttlingen-Niederalfingen

>> ANFAHRT (GOOGLE MAPS)

Öffnungszeiten:

Freitag bis Sonntag 12-18 Uhr

Termine gerne auch nach telefonischer Vereinbarung!

Telefon: +49 (0)176 84173867


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