GCB Kunstlexikon
Ernst Günter Herrmann
Kunstwerke Ernst Günter Herrmann
Biografie Ernst Günter Herrmann
ERNST GÜNTER HERRMANN
Dipl. Ing., M.A., Bildhauer, freier Landschaftsarchitekt
lebt und arbeitet in Ostfildern und in La COSTE, Südfrankreich
1941 geboren in Erfurt / Thüringen
1961 – 1968 Studium der Architektur in Berlin, London und Stuttgart, Diplom
1969 – 1974 Studium der Bildhauerei
seit 1979 freiberuflich tätig in Ostfildern bei Stuttgart, Integration Kunst und Stadtraum, Projekte: Plätze, Gärten, Brunnen, Skulpturen Ausstellungen, Vorträge, Lehre.
seit 2007 Atelier Lacoste, Südfrankreich, Skulpturen, Ausstellungen, Installationen, Skulpturenpark
Lehrtätigkeit Ernst Günter Herrmann
1968 – 1969 Hochschullehre Universität Stuttgart
Universität von Kalifornien, Berkely USA,
Mitarbeit in Lehre und Forschung,
M.A. und M.CP. (Master of Cityplanning),
Mitarbeit an verschiedenen „Handmade Houses“
Ausstellungen Ernst Günter Herrmann
Ausstellungen (Auswahl)
2023 Domazan, F., Château de Bosc, group exhibit.
2022 Arles, F., Hôtel Césare, Vitrine, sculptures à porter, group exhibit.
2022 Arles, F., Art LAB City, Hôtel Césare, group exhibit.
2022 Arles, F., Art LAB City, Chapelle de la charité, group exhibit.
2022 Stuttgart, D., Downtown showcase Transparent, personal exhibit.
2022 Domazan, F., Château de Bosc, Sculpture Passion 20 ans, group exhibit.
2022 Beaune, Bourgogne, F., Art in situ, Domaine Patriarche and Domaine Bouchard, group exhibit
2021 Ostfildern, D.Am Weg 9 Skulpturen, French-german initiative, private exhibit.
2021 Arles, F., Jardin d’été, ART-LAB-City, Eté indien, group exhibit.
2021 Agde, F., Sculpture Installation, group exhibit.
Sammlungen/Projekte Ernst Günter Herrmann
1974 – 1978 Provence, Südfrankreich, freie Bildhauerei,
Mitarbeit am Bau von Großskulpturen
1978 Donaupark Friedrichsau, Ulm
1979 Königsbüro, Ministerrat und Parlament, Riyadh (Saudi Arabien)
1982 Deutsche Botschaft, Buenos Aires (Argentinien)
1984 „Grüne Stadtmitte“ Stadtpark, Leonberg
1989 Forum für Musik und Theater, Inneraum, Ludwigsburg
1989 Forum für Musik und Theater, Freiraum, Ludwigsburg
1989 Albanlage, Karlsruhe
1989 Markt – Brunnen, Schwieberdingen
1990 Leopoldsplatz, Baden-Baden
1991 Zoologischer Garten Wilhelma, Stuttgart
1991 Kirchplatz, Blaubeuren
1993 Börsenplatzbrunnen, Stuttgart
1993 Börsenplatz, Stuttgart
1993 Würth – Portugal, Lissabon
1994 Familie W…, Stuttgart
1994 Pero Pinheiro, Propositions Sculpturales, Lissabon
1995 Dr. B…, Esslingen am Neckar
1997 Villa Vicosa, Propositions Sculpturales, Portugal
1998 Mercedes Technologie Zentrum, DaimlerChrysler, Sindelfingen
1999 Bühl, Propositions Sculpturales
1999 Kindertagesstätte DaimlerChrysler „Sterntaler“, Stuttgart-Möhringen
2001 Otto Mühlschlegel Haus, Weinstadt-Endersbach
2002 Morro do Cristo, Salvador de Bahia (Brasilien)
2004 Bad Homburg, Fußgängerzone
2004 Homburg, Stadtmöblierung
Texte Ernst Günter Herrmann
Konstruktion- Kreation
Das Rohmaterial meiner Skulpturen ist Stahl oder Edelstahl.
Stahlplatten von 10 bis 15mm werden frei Hand mit Plasma zu Stangen geschnitten.
Diese Stangen haben als Halbfertigprodukt zwei industrielle, plane Flächen in 10 bzw 12 oder 15 mm Abstand, sowie zwei freihandgeschnittene Kontouren im stark variierenden und unregelmäßigen Abstand meiner Handschrift. Das Rohmaterial verkörpert somit schon den Dialog vom Seriellen und Individuellen, welcher als konzeptuelle Basis meiner gesamten künstlerischen Arbeit zu Grunde liegt.
Jeweils vier Stangen werden von mir zu Rahmen ausgelegt, abgelängt und je nach Größe verschweißt, geklemmt oder verschraubt . Die Größe der Rahmen variiert von 20 x 20cm bis 500 x 500 cm oder größer
In der Gesamtform sind einzelne Rahmen unter Spannung ineinandergesteckt und mittels einfacher Kerben oder Klemmvorrichtungen arretiert. Sie können leicht auseinander genommen um flach gelagert und als Rahmen oder Einzelstangen im Pkw transportiert zu werden.
Jeder Arbeitsgang ist nachvollziehbar und konstituiert einen Teil der Aesthetik meiner Arbeit.
Da die Volumen meiner Arbeiten nur in ihrer Kontur angedeutet werden, ist der Materialaufwand und folglich das Gewicht der Skulpturen im Vergleich zu ihrer Dimension minimal. Letzteres erleichtert nicht nur ihr Handling, sondern ist ein wesentlicher Aspekt meiner Arbeit. Er ermöglicht ihre Präsenz an extremen und unzugänglichen Orten.
Auf Granitfelsen am Meeresufer, schwebend zwischen Bäumen und über dem Wasser, auf schwer zugänglichen Dachterrassen oder Räumen in Geschoßbauten. Je nach Größe als Wegbegleiter im Fluggepäck oder auf Fotoreisen im Auto oder bei Wanderungen im Gebirge (Reiseskulptur).
Meine jüngsten Skulpturen entstanden in der Interaktion mit einem generativen Algorithmus und nachfolgendem Laserschnitt in Edelstahl.
Der Algorithmus bildet die Struktur- und Design-Parameter meiner analogen Arbeitsweise ab, und erzeugt in Folge meiner Interaktion die Daten für Projektionen abstrakter Skulpturen als Hologramm, oder für den Laserzuschnitt von konkreten Skulpturen in Edelstahl.
Das Programm ermöglicht mir zeitgemäßes Arbeiten bei der Artikulation abstrakter Konzepte von Konstruktion und Raum.
Im Rahmen des „Parcouts de l’Art # 25 “
stehen meine Arbeiten im Dialog zu den Skulpturen und Gemälden der Sammlung des Museum „Petit Palais des Papes“ in Avignon vom 5 Oktober 2019 bis Ende Januar 2020.
Die Sammlung enthält vorwiegend Werke der Renaissance.
Die neue Darstellung von Raum und Konstruktion, in Form von Bildelementen aus Landschaft und Architektur, prägen die Kunst aus dieser Periode und bilden gleichzeitig die strukturelle und teilweise inhaltliche Verbindung zu meinen Skulpturen.
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Ernst Günter Herrmann
Skulpturen finden ihren Ort
Im Jahr 2017 stand für mich das Positionieren meiner Skulpturen an unterschiedlichen Orten in der Landschaft im Vordergrund.
Ihre Plazierung im architektonischen Context wird mein Focus im kommenden Jahr sein.
Als menschgemachte Konstruktionen sollen sie im harmonischen Dialog mit ihrer natürlichen Umgebung stehen. Dies ist mein Anliegen und gleichzeitig ein zentrales Thema der industrialisierten Gegenwartskultur.-
Dafür habe ich unterschiedliche Situationen ausgewählt:
– Dauerhaft: Als Bestandteil privater oder öffentlicher Landschafts oder Lebensräume.
– Temporär : in Gruppen- oder Einzelausstellung
– Experimentell: im outdoor Atelier im Luberon (Provence, F.) und bei Stuttgart (D),
als Langzeit-Test Ihrer Qualität in der Dimension der Landschaft und den
unterschiedlichen Wahrnehmungssituationen im Freien.
Die Orte befinden sich:
– im Gebirge mit hohem Horizont und damit vor natürlichem Hintergrund
– am Granit Ufer der Insel Elba mit extrem niedrigen Horizont im Bezug zur kosmischen Dimension vom Ozean und Raum.
– am Sandstrand der Camargue im Dialog zur Weite über dem Mittel Meer.
– in privaten Gärten im urbanen Kontext deutscher Städte
– In Skulpturen Parks der Vaucluse (F.) wo sie im Halbschatten nur teilweise als gebaute Strukturen erkennbar waren
– Und in den weiten der Lavendelfelder der Alpes de haute Provence (F).
Durch ihre Transparenz verweisen meine Skulpturen auf die Eigenqualitäten ihres Ortes und des umgebenden Raumes .
Daher variiert ihre Aussage mit den Qualitäten des jeweiligen Ortes. Die selbe Skulptur an einem anderen Ort erzeugt eine unterschiedliche Wirkung und Aussage.
Als Verweis darauf erhalten meine Skulpturen die GPS-Coordinaten als Titel sobald sie ihren dauerhaften Standort gefunden haben oder für einen bestimmten Ort konzipiert wurden.
Bis dahin bleibt eine Arbeit „ohne Titel“.
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Ernst Günter Herrmann
“NEARLY SCULPTURE”
Früh entdeckte Ernst Günter Herrmann die Skulptur für sich- eine Kunstform, bei der alles auf Dimension angelegt ist, bei der man den Raum erobern muss-. Erste Etappen waren die Begegnung mit ägyptischer Skulptur und Architektur.
Man könnte hinzufügen, dass seine Vorfahren einige Spuren bei ihm hinterlassen haben – etwa seinen Entdeckergeist oder seine (rebellische) an die Grenzen gehende Neugier. Seine Ahnen waren Valdenser und Hugenotten. Der aus dem Piedmont stammende Urgroßvater war als Wanderprediger in ganz Deutschland unterwegs gewesen. In der Familie wurde sein Gedenken sehr wach gehalten.
Ernst Günter Herrmann zog es in die Welt– zunächst nach Berlin, dann nach London und in die damals weltoffene Universität von Kalifornien in Berkeley, und danach in die Provence und wieder nach Deutschland.
Als Architekt – sein erster Beruf – konstruierte er in Kalifornien Hippie-Häuser und studierte in Berkeley theoretische und methodische Grundlagen des Urbanismus, während es ihn gleichzeitig in die endlose Natur der amerikanischen Wüsten und Küstenlandschaften zog. Zurück in Europa wandte er sich der Skulptur zu. Er realisiert zahlreiche Grossprojekte mit dem öffentlichen Raum als integrativen Prozess von Skulptur, Stadtraum und Landschaft.
Die Arbeiten, die man hier entdecken kann, sind eher das Gegenteil, sie können als die Inversiom großer Projekte gesehen werden. Der Künstler interessiert sich für die Zerbrechlichkeit, von Materie ähnlich wie die Verletzlichkeit von Emotionen. Es sind „Beinahe-Skulpturen“: man ahnt ihre Präsenz, aber sie drängen sich nicht mit einer heroischen Geste auf. Sie sind erfüllen den Raum, sind aber paradoxerweise unaufdringlich und elegant.
Seinem Werk liegt ein spiritueller Ansatz zu Grunde – nicht im religiösen, sondern im kosmischen Sinn. Sehr bewuß integriert er seine Skulpturen in die Landschaft, so daß sie ein Teil der selben werden. Die Natur, die mit den Skulpturen oft ein Zwiegespräch führt, ist nie nur rein zufällig anwesend. Es ist eine vom Menschen unberührte Natur, weder Stadt noch Garten, sondern Horizont, Wolken, Ozean, Wald. Und die Orte, die er auswählt, um seine Werke zu installieren, werden „bewohnt“: Die großen zerbrechlichen Strukturen lassen sich dort nieder wie es Engel tun würden… und vermitteln uns so deren Qualitäten.
Auf den ersten Blick könnte man diese Skulpturen als geometrisch oder konstruktivistisch betrachten darüber hinaus darf man sie eher mit dem Blick des Entdeckers betrachten, der die Widerspiegelung des Lichts sieht, ihr Schwanken im Wind, die Konturen ihrer Schlagschatten oder das Vibrieren der strukturgebenden Linien – alle dies sine Elemente, die das Werk des Künstlers konstituieren.
Die ausgewählten Werkstoffe seiner Skulpturen (Edelstahl, Bambus, dünne Hölzer) werden einfach verschraubt oder miteinander verzapft, um wenn nötig leicht auseinder genommen und platzsparend transportiert und gelagert werden zu können.
Die Formen erzeugen beim Betrachter die Wahrnehmung von Volumen – der Künstler suggeriert jedoch nur deren Umrisse. Der Geist des Betrachters tut unbewußt das Übrige und wird mitgerissen durch die unauflösliche Verbindung von Leere und Fülle, wie man sie in der chinesischen Kalligrafie findet, die grafisch und spirituell zugleich ist.
Catherine Bret-Brownstone
Zitate Ernst Günter Herrmann
„Als transparente Raumskulpturen konzipiert und nach minimalistischen Konstruktionsprinzipien gebaut, verkörpern meine Skulpturen die elementare menschliche Aktivität im Raum. Sie spielen mit verschiedenen Paradoxien und repräsentieren Prinzipien zeitgenössischer Kunst und Ökologie. Ihre Zerbrechlichkeit ist ein Echo auf die Verletzlichkeit des Menschen als Teil der Schöpfung.“| Ernst Günter Herrmann
„Skulpturen-„abstrakte“ Skulpturen
Mein Interesse an der Abstraktion lässt mich Skulpturen schaffen, die das Hauptparadoxon einer abstrakten Skulptur in mehreren Dimensionen manifestieren.
Das Hauptparadoxon besteht in der Reduktion auf ein Minimum an Material und gleichzeitig auf ein Maximum an Volumen, was meine linearen Skulpturen charakterisiert.
Andere Paradoxien manifestieren sich ebenso in den widersprüchlichen Qualitäten meiner Skulpturen.
Die Konstruktion und die Kreation
Stabilität und Flexibilität
Festigkeit und Verletzlichkeit
Monumentalität und Minimalismus
Das Industrielle und das Persönliche“ | Ernst Günter Herrmann