GCB Kunstlexikon
NAIVE MALEREI
Künstlerische Betätigung von Laien. Die naive Kunst steht außerhalb der kunsthistorischen Stilrichtungen und ist, im Unterschied zu den kollektiven Formen der Volkskunst, völlig durch die Individualität des Künstlers geprägt. Naive Kunst ist detailfreudig, harmonisch farbig und unreflektiert in ihrer Themenwahl. Die künstlerische Ungeschicklichkeit (wie das häufige Fehlen von Perspektive), macht häufig den Reiz der naiven Kunst aus. Da sie erst mit dem Aufkommen moderner Strömungen des 20. Jahrhunderts wie Fauvismus, Kubismus und Expressionismus Beachtung fand, lassen sich ihre Ursprünge schwer rekonstruieren. Eine ältere Tradition hat die naive Malerei in den USA und Kanada, wo sie aus der Malerei von Wanderkünstlern entstand, die sich der Porträtmalerei widmeten. In dieser Tradition der Volksmaler stand der Wagenmaler und Quäker-Prediger Edward Hicks (1780-1849), dessen Lieblingsthema, das peaceable kingdom (Königreich des Friedens), die friedliche Eintracht von Mensch und Kreatur, in seine Bauernporträts eindringt. Weltbekannt wurden die Bilder von Anna Mary Moses genannt Grandma Moses (1860-1961), einer amerikanischen Farmerin, die Landschaftsbilder mit ländlichen Szenen malte. Der bedeutendste Vertreter naiver Malerei war der französische Zollbeamte Henri Rousseau, der im Alter von 41 Jahren seinen Dienst quittierte und sich ganz der Malerei widmete; mit seinem unverstellten Blick auf die Welt erhob er die naive Malerei mit Motiven aus den Vorstädten von Paris, aus dem Botanischen Garten und phantastischen Dschungelansichten zu einem Beitrag der modernen Kunst. 1928 stellte der Kunstkritiker Wilhelm Uhde die Werke von „primitiven“ Malern in einer Pariser Galerie unter dem Titel Maler des heiligen Herzens aus. Darunter die merkwürdigen Blumensträuße seiner Putzfrau Séraphine Louis (1864-1934), die Gedankenlandschaften des Postinspektors Louis Vivin (1861-1936), die Jahrmarktfiguren des Ringkämpfers und Untergrundbahn-Arbeiters Camille Bombois und die Berge aus Stein, Menschen und Tieren des Gärtners André Bauchant (1873-1958). In Deutschland sind vor allem Franz Muche, genannt Ramholz (1883-1955), der Berliner Maler Friedrich Schröder-Sonnenstern (1892-1982) mit seinen surrealistisch-erotischen Bildern und Kurt Mühlenhaupt (*1921) bekannt geworden. Dem Impuls eines Zagreber Künstlers verdankte die Bauernschule von Hlebine in Kroatien in den dreißiger Jahren ihre Entstehung. Zentrale Persönlichkeit ist der Bauer Ivan Generaliç (*1914), der in den fünfziger und sechziger Jahren auf internationalen Ausstellungen vertreten war. Viele seiner Arbeiten sind Hinterglasbilder von intensiver Farbigkeit. Auf Haïti setzt der Maler A. Pierre die von Henri Hyppolite gegründete Schule fort. In den siebziger und achtziger Jahren wurde die naive Bauernmalerei vom Soletiname-Archipel (Nicaragua) vor allem durch Ernesto Cardenal bekannt. Ein Beispiel naiver Architektur ist der Steinpalast des Briefträgers Ferdinand Cheval in Biot im Departement Drome (Frankreich), der eine in sich geschlossene Gesamtheit von Tempeln, Häusern, Höhlen, Nestern und Schlössern darstellt.
NAIVE MALEREI
Künstlerische Betätigung von Laien. Die naive Kunst steht außerhalb der kunsthistorischen Stilrichtungen und ist, im Unterschied zu den kollektiven Formen der Volkskunst, völlig durch die Individualität des Künstlers geprägt. Naive Kunst ist detailfreudig, harmonisch farbig und unreflektiert in ihrer Themenwahl. Die künstlerische Ungeschicklichkeit (wie das häufige Fehlen von Perspektive), macht häufig den Reiz der naiven Kunst aus. Da sie erst mit dem Aufkommen moderner Strömungen des 20. Jahrhunderts wie Fauvismus, Kubismus und Expressionismus Beachtung fand, lassen sich ihre Ursprünge schwer rekonstruieren. Eine ältere Tradition hat die naive Malerei in den USA und Kanada, wo sie aus der Malerei von Wanderkünstlern entstand, die sich der Porträtmalerei widmeten. In dieser Tradition der Volksmaler stand der Wagenmaler und Quäker-Prediger Edward Hicks (1780-1849), dessen Lieblingsthema, das peaceable kingdom (Königreich des Friedens), die friedliche Eintracht von Mensch und Kreatur, in seine Bauernporträts eindringt. Weltbekannt wurden die Bilder von Anna Mary Moses genannt Grandma Moses (1860-1961), einer amerikanischen Farmerin, die Landschaftsbilder mit ländlichen Szenen malte. Der bedeutendste Vertreter naiver Malerei war der französische Zollbeamte Henri Rousseau, der im Alter von 41 Jahren seinen Dienst quittierte und sich ganz der Malerei widmete; mit seinem unverstellten Blick auf die Welt erhob er die naive Malerei mit Motiven aus den Vorstädten von Paris, aus dem Botanischen Garten und phantastischen Dschungelansichten zu einem Beitrag der modernen Kunst. 1928 stellte der Kunstkritiker Wilhelm Uhde die Werke von „primitiven“ Malern in einer Pariser Galerie unter dem Titel Maler des heiligen Herzens aus. Darunter die merkwürdigen Blumensträuße seiner Putzfrau Séraphine Louis (1864-1934), die Gedankenlandschaften des Postinspektors Louis Vivin (1861-1936), die Jahrmarktfiguren des Ringkämpfers und Untergrundbahn-Arbeiters Camille Bombois und die Berge aus Stein, Menschen und Tieren des Gärtners André Bauchant (1873-1958). In Deutschland sind vor allem Franz Muche, genannt Ramholz (1883-1955), der Berliner Maler Friedrich Schröder-Sonnenstern (1892-1982) mit seinen surrealistisch-erotischen Bildern und Kurt Mühlenhaupt (*1921) bekannt geworden. Dem Impuls eines Zagreber Künstlers verdankte die Bauernschule von Hlebine in Kroatien in den dreißiger Jahren ihre Entstehung. Zentrale Persönlichkeit ist der Bauer Ivan Generaliç (*1914), der in den fünfziger und sechziger Jahren auf internationalen Ausstellungen vertreten war. Viele seiner Arbeiten sind Hinterglasbilder von intensiver Farbigkeit. Auf Haïti setzt der Maler A. Pierre die von Henri Hyppolite gegründete Schule fort. In den siebziger und achtziger Jahren wurde die naive Bauernmalerei vom Soletiname-Archipel (Nicaragua) vor allem durch Ernesto Cardenal bekannt. Ein Beispiel naiver Architektur ist der Steinpalast des Briefträgers Ferdinand Cheval in Biot im Departement Drome (Frankreich), der eine in sich geschlossene Gesamtheit von Tempeln, Häusern, Höhlen, Nestern und Schlössern darstellt.
NAIVE MALEREI
Künstlerische Betätigung von Laien. Die naive Kunst steht außerhalb der kunsthistorischen Stilrichtungen und ist, im Unterschied zu den kollektiven Formen der Volkskunst, völlig durch die Individualität des Künstlers geprägt. Naive Kunst ist detailfreudig, harmonisch farbig und unreflektiert in ihrer Themenwahl. Die künstlerische Ungeschicklichkeit (wie das häufige Fehlen von Perspektive), macht häufig den Reiz der naiven Kunst aus. Da sie erst mit dem Aufkommen moderner Strömungen des 20. Jahrhunderts wie Fauvismus, Kubismus und Expressionismus Beachtung fand, lassen sich ihre Ursprünge schwer rekonstruieren. Eine ältere Tradition hat die naive Malerei in den USA und Kanada, wo sie aus der Malerei von Wanderkünstlern entstand, die sich der Porträtmalerei widmeten. In dieser Tradition der Volksmaler stand der Wagenmaler und Quäker-Prediger Edward Hicks (1780-1849), dessen Lieblingsthema, das peaceable kingdom (Königreich des Friedens), die friedliche Eintracht von Mensch und Kreatur, in seine Bauernporträts eindringt. Weltbekannt wurden die Bilder von Anna Mary Moses genannt Grandma Moses (1860-1961), einer amerikanischen Farmerin, die Landschaftsbilder mit ländlichen Szenen malte. Der bedeutendste Vertreter naiver Malerei war der französische Zollbeamte Henri Rousseau, der im Alter von 41 Jahren seinen Dienst quittierte und sich ganz der Malerei widmete; mit seinem unverstellten Blick auf die Welt erhob er die naive Malerei mit Motiven aus den Vorstädten von Paris, aus dem Botanischen Garten und phantastischen Dschungelansichten zu einem Beitrag der modernen Kunst. 1928 stellte der Kunstkritiker Wilhelm Uhde die Werke von „primitiven“ Malern in einer Pariser Galerie unter dem Titel Maler des heiligen Herzens aus. Darunter die merkwürdigen Blumensträuße seiner Putzfrau Séraphine Louis (1864-1934), die Gedankenlandschaften des Postinspektors Louis Vivin (1861-1936), die Jahrmarktfiguren des Ringkämpfers und Untergrundbahn-Arbeiters Camille Bombois und die Berge aus Stein, Menschen und Tieren des Gärtners André Bauchant (1873-1958). In Deutschland sind vor allem Franz Muche, genannt Ramholz (1883-1955), der Berliner Maler Friedrich Schröder-Sonnenstern (1892-1982) mit seinen surrealistisch-erotischen Bildern und Kurt Mühlenhaupt (*1921) bekannt geworden. Dem Impuls eines Zagreber Künstlers verdankte die Bauernschule von Hlebine in Kroatien in den dreißiger Jahren ihre Entstehung. Zentrale Persönlichkeit ist der Bauer Ivan Generaliç (*1914), der in den fünfziger und sechziger Jahren auf internationalen Ausstellungen vertreten war. Viele seiner Arbeiten sind Hinterglasbilder von intensiver Farbigkeit. Auf Haïti setzt der Maler A. Pierre die von Henri Hyppolite gegründete Schule fort. In den siebziger und achtziger Jahren wurde die naive Bauernmalerei vom Soletiname-Archipel (Nicaragua) vor allem durch Ernesto Cardenal bekannt. Ein Beispiel naiver Architektur ist der Steinpalast des Briefträgers Ferdinand Cheval in Biot im Departement Drome (Frankreich), der eine in sich geschlossene Gesamtheit von Tempeln, Häusern, Höhlen, Nestern und Schlössern darstellt.