GCB Kunstlexikon
NOX AUREA
WENN DIE NACHT ERWACHT
In der Kunst ist die Nacht ebenso wie der Tag fest in der Tradition der Landschaftsmalerei verankert. Allerdings variieren Herangehensweise und Intention dieser zeitgenössischen Künstler: Von traumhaft schönen Sternenhimmeln und metaphysischen Welten über geheimnisvoll illuminierte Szenerien bis hin zum regen Treiben der urbanen Nacht ist viel geboten. Dabei erzählen die sowohl geheimnisvollen als auch vital, dynamischen Werke durchaus lebendige Geschichten, denn wenn der Tag endet und die Nacht beginnt erwachen mit ihr Träume und vieles mehr. | Maximilliane Umlauf
KUNSTWERKE NOX AUREA
Nox Aurea – Wenn die Nacht erwacht, Franz Baumgartner, Firmament, 9.2019, Öl auf Leinwand, 120 cm x 175 cm, Preis auf Anfrage, Galerie Cyprian Brenner
Nox Aurea – Wenn die Nacht erwacht, Werner Fohrer, Nachtbild I (Blick auf Stuttgart vom Weißenburgpark), 2011, Acryl/Airbrush auf Leinwand, 120 cm x 150 cm, Preis auf Anfrage, SüdWestGalerie
Nox Aurea – Wenn die Nacht erwacht, Harry Meyer, Nacht, 2017, Öl auf Leinwand, 105 cm x 170 cm, Preis auf Anfrage, SüdWestGalerie
Nox Aurea – Wenn die Nacht erwacht, Gerlinde Zantis, Dépt 48/St. Urcize, 2014, Pastell, 74 cm x 110 cm, Preis auf Anfrage, Galerie Cyprian Brenner
Nox Aurea – Wenn die Nacht erwacht, Bernd Schwarting, Malers Diaspora, 2023, Öl auf Leinwand, 150 cm x 200 cm, Preis auf Anfrage, Galerie Cyprian Brenner
Nox Aurea – Wenn die Nacht erwacht, Franziskus Wendels, Warten auf N, 2022, Öl auf Leinwand, 150 cm x 180 cm, Preis auf Anfrage, Galerie Cyprian Brenner
Nox Aurea – Wenn die Nacht erwacht, Franz Baumgartner, Sternenhimmel, 1.2019, 147 cm x 300 cm, Preis auf Anfrage, Galerie Cyprian Brenner
Nox Aurea – Wenn die Nacht erwacht, Werner Fohrer, Nachtbild II – Blick auf Stuttgart vom Weißenburgpark, 2011, Acryl/Airbrush auf Leinwand, 120 cm x 150 cm, Preis auf Anfrage, SüdWestGalerie
Nox Aurea – Wenn die Nacht erwacht, Franz Baumgartner, Sternenhimmel Mecklenburg, 2.2020, Öl auf Leinwand,140 cm x 240 cm, Preis auf Anfrage, Galerie Cyprian Brenner
Nox Aurea – Wenn die Nacht erwacht, Franziskus Wendels, By Baby 3, 2015/2022, Öl auf Leinwand, 140 cm x 100 cm, Preis auf Anfrage, Galerie Cyprian Brenner
TEXT ZUR AUSSTELLUNG NOX AUREA
Die neue Ausstellung „NOX AUREA“ der Galerie Cyprian Brenner Augsburg zeigt zahlreiche und vielfältige Werke der sechs Künstler Franz Baumgartner, Werner Fohrer, Christofer Kochs, Harry Meyer, Bernd Schwarting und Franziskus Wendels und thematisiert deren künstlerische Auseinandersetzung mit der Nacht.
Nox Aurea bedeutet übersetzt: goldene Nacht. Ist die Nacht vielleicht doch nicht immer so dunkel wie wir glauben? „Nox“ ist in der römischen Mythologie die Personifikation der Nacht. Da die Nacht bei den antiken Römern als eine dunkle, furchterregende und der Unterwelt zugehörige Gestalt zu sein schien, die mit ihren dunklen Schwingen die Welt umfängt, so galt die Nacht als eine eher unheilvolle Zeit, die durchaus
gefährlich sein konnte und Albträume in sich barg. Dem Glauben der Antike folgend war die Nacht die Mutter des Tages, aber auch von Schlaf, Traum und Tod, Erzeugerin der menschlichen Verhängnisse wie Alter, Rache oder Trug, aber auch der Schicksalsgöttinnen. Der ein oder andere von uns empfindet vielleicht auch heute noch die Nacht als bedrohlich, unser Vergangenheits-Ich wird das bestätigen können. Die Angst vor der Nacht ist oft Kindern instinktiv gegeben. Oder aber auch Ängste anderer Art, beispielsweise vor der Zukunft, politischen Entscheidungen, dem allgemeinen Weltgeschehen, können die Nacht zu etwas düsterem machen, zu einer Zeit in der man nicht alleine sein möchte. Doch können wir in der Nacht auch etwas Freundliches erblicken. Der Dichter Ovid schrieb um die Zeitenwende in seinen fasti: „Jetzt erscheinet die Nacht, mit Mohn bekrönet die sanfte Stirn; es folget ihr nach schwärzlicher Träume Gebild.“ (Übersetzung von Karl Geib aus
Ovids „Fasti“) Finden wir im Licht vielleicht auch etwas viel bedeutungs-volleres, wie zum Beispiel Hoffnung, Schutz, Geborgenheit, Trost und Leben? Was passiert, wenn die Nacht hereinbricht? Dieser Tage wird vielerorts nach Einbruch der Dunkelheit mit einem Lichtermeer aus
Smartphone-Taschenlampen ein Zeichen für das Wir, für die Demokratie, gesetzt. Ein Zeichen bestehend aus Licht, welches in der Dunkelheit erstrahlt und uns sagen soll: Wir sind hier, wir kämpfen für unsere Freiheit, für unsere Freunde und Liebsten, keiner muss sich einsam fühlen, gemeinsam können wir es schaffen! Überall wo Licht ist, ist auch Hoffnung. In der Kunst ist die Nacht ebenso wie der Tag fest in der Tradition der Landschaftsmalerei verankert. In Zeiten, in denen es noch keine künstlichen Lichtquellen gab und die Nächte bis auf das wenige Sternen- oder Mondlicht dunkel blieben, war die künstlerische Darstellung von Licht zum einen eine handwerkliche Herausforderung für den Künstler, zum anderen entsprang es dem Bedürfnis die besondere nächtliche Stimmung einzufangen. Bedeutende Künstler wie Caravaggio, William Blake, Francisco de Goya, Caspar David Friedrich, Vincent van Gogh, Max Ernst und Edward Hopper beschäftigten sich nicht nur mit der Nacht, sondern machten sie vielmehr zu ihrem Haupt-thema. Das Faszinosum Nacht ist fester Bestandteil der Kunstwelt und so ließe sich die Liste an Künstlern noch lange weiterführen. Jean-Marie
Gallais, bedeutender, französischer Kurator, der unter anderem am Centre Pompidou in Metz tätig ist, sagte einmal: „Ich glaube, es gibt auf der ganzen Welt kein Museum, das nicht mindestens ein Nachtbild in seiner Sammlung hat.“ Ich bin mir sicher, dass können wir alle bestätigen. Die ausgestellten Künstler reihen sich in diese lange Tradition der Nachtmalerei ein und präsentieren uns ihre ganz unterschiedlichen Herangehensweisen: Von traumhaft schönen Sternenhimmeln und metaphysischen Welten über geheimnisvoll illuminierte Szenerien bis
hin zum regen Treiben im urbanen Raum ist viel geboten. Dabei erzählen die sowohl geheimnisvollen als auch vital, dynamischen Werke durchaus lebendige Geschichten. Gerlinde Zantis lässt sich unmittelbar von der Natur inspirieren. Wesentlich sind die bei Mondlicht entstehenden Vorskizzen, die dann von ihr im Atelier ausgearbeitet werden, wodurch eine unnatürlich anmutende, geheimnisvolle Atmosphäre erzeugt wird. Fast minutiös zeichnet sie die nahezu monochromen, menschenleeren Landschaften bei Nacht mit Pastellkreide. Dieses Medium verhilft der Künstlerin die Schemen-haftigkeit und Unschärfe der Nacht sowie das klare Mondlicht einzufangen und auch deren fotografische Wirkung wiederzugeben. Sie erzeugt so eine ganz eigene Stimmung, die real und surreal zugleich wirkt. Die Stille dieser Mond-Nächte spürt der Betrachter sofort und er wird Teil der Natur, die ihn unmittelbar umgibt und fast haptisch dreidimensional wirkt. Nur der Rahmen verwehrt uns die weitere Landschaft obwohl man so gerne hinter den nächsten Felsen blicken würde. Während Gerlinde Zantis die Landschaft im Mondlicht festhält, so blickt der Künstler Franz Baumgartner gerne gen Himmel. Bekommt der Mensch die Möglichkeit den hell erleuchteten von Gestirnen bedeckten Himmel zu erblicken, ist der Anblick eine Offenbarung der
unfassbaren Dimensionen unseres unendlichen Universums. Und das kann mitunter beängstigend sein. Mittendrin der Mensch. Wir in einem Mikrokosmos im Makrokosmos. Franz Baumgartner thematisiert so in seiner Malerei feinfühlig unser Sein. Über die Vielschichtigkeit seiner Ausdrucksweise erreicht der Künstler eine besondere, träumerische
Stimmung. Besonders faszinierend, fast schon magisch ist das Zusammenspiel seiner Werke mit den Besuchern: Wir werden zu Betrachtern des Sehnsuchtsortes Weltall. In den Seelenlandschaften von Franz Baumgartner spiegeln sich unsere Gefühle und erst durch diesen Dialog entfaltet sich eine breit gefächerte Erzählung. Aber auch die Schönheit der Natur wird ganz klar deutlich. Wir tauchen ein in die Weite des Alls und kommen in den Genuss wabernder Sternennebel, wolkiger Galaxien und kosmischer Tiefenräume. Franz Baumgartner fängt hierbei gekonnt das Flackern und Schimmern der Sterne ein und kreiert mystische Lichtstimmungen, die zum Träumen einladen. Nicht nur die endlose Weite unseres Alls inspiriert unsere Künstler, sondern auch
Himmelskörper wie der Mond und die Sterne beflügeln den kreativen Geist. Die kraftvollen, leuchtenden Nachtbilder von Harry Meyer entspringen einem expressiven Verlangen den kosmischen Energien dynamisch Ausdruck zu verleihen. Er verbildlicht die Kräfte, die dem
Naturschauspiel innewohnen, indem er die Sterne nicht statisch in seinen Werken manifestiert, sondern deren natürlichen Wanderweg einfängt, sie nahezu wirbelnd über die Leinwand tänzeln lässt. Die Farbintensität verläuft dabei von tiefstem Rot, über Orange bis hin zu hell leuchtendem Gelb, stets gepaart mit dem typisch „Meyerschen“ pastosen Farbauftrag für eine besonders dreidimensionale Wirkung. Das Werk NOX AUREA dagegen setzt die überwältige Leuchtkraft der Sterne in den Fokus. Die sonst unsichtbaren Energieströme werden vom Künstler als Lichtstrahlen geschickt verbildlicht. Von ihnen geht ein wohlig warmes, ja goldenes, Licht aus. Auf der einen Seite emotional und metaphysisch auf der anderen Seite bodenständig, nahbar und haptisch greifbar. Harry Meyer bietet uns eine wahre Lichtexplosion! Wenn die Nacht erwacht, erwachen mit Ihr nicht nur die Sterne, sondern auch die Träume. Bernd Schwarting hat zur Nacht eine ganz besonders intensive Beziehung. In seinen surreal
anmutenden Traumlandschaften, geschmückt mit Lichtgestalten, mystischen Kreaturen und Symbolen, erleben wir ein nahezu infernales Lichtermeer aus Sternen und anderer nächtlicher Naturphänomene. Die Werke Schwartings zeigen die Träume des Künstlers selbst. Es sind über-wältigende Träume, die ihm nachts erscheinen, ihn heimsuchen und nicht mehr loslassen. So steht er mitten in der Nacht auf und fängt direkt an zu malen, um die visuellen Eindrücke zu verarbeiten. Neben den Visionen verarbeitet der Künstler auch die realen Gegebenheiten in der Natur, wenn er sich zum Malen in die Berge begibt und dort, wo die
Welt noch in Ordnung zu sein scheint, der Himmel teils von Lichtsmog befreit ist, plein air arbeitet. Dadurch entstehen in seinen Werken unter-schiedliche Ebenen, die Bernd Schwarting auch manuell sichtbar macht, indem er einzelne Farbschichten durch Wischen und sogar teilweise Kratzen durchdringt, um tiefere Ebenen wieder freizulegen. Schwartings
metaphysische Bildwelten scheinen bei der Betrachtung ein Eigenleben zu entwickeln, bieten unzählige Sinnesreize und ziehen uns in ihren Bann. In Christofer Kochs Werken, die durchaus die Nacht auch als Metaebene miteinbeziehen, spielen seine eigene Weltanschauung, persönliche Erinnerungen, aktuelle Reflexionen über den Alltag und Adaptionen aus der Musikwelt eine erhebliche Rolle. Gleichzeitig stehen seine nahezu schwebenden Figurationen auch für eine große inhaltliche Offenheit. Christofer Kochs reduziert seine Darstellungen auf wesentliche Linien, Flächen und Formen. Ein wesentlicher Bestandteil seiner Arbeiten sind die gefalteten Leinwände. Dadurch verwandelt er den simplen Bildträger in ein eigenes, schier unendliches Bildthema. Seit 2008 zieht sich das Falten durch seine Bildserien. Die Faltungen gehen teils nahtlos in die zarten Zeichnungen figürlicher Silhouetten und reduzierten vegetabilen Formen über, die vom Hier und Jetzt, von Zeit und Raum gelöst, zu sein scheinen. Sie wirken wie Träumende oder gar die
Personifikation des Unterbewusstseins selbst. Verstärkt wird dieser Effekt durch zusätzliche Rasterungen in den Oberflächen, hinter denen die Figuren hervortreten oder teils verschwinden. Diese Offenheit soll das Publikum animieren, in die unbekannte Materie, ja Traumwelt, einzu-tauchen. Für seine hier ausgestellten Nachtdarstellungen sind
kennzeichnend der dunkle Farbraum, die dicht gesprenkelten Sterne sowie ein stetig wiederkehrendes Motiv des Künstlers: Ein Boot, welches in die Tiefen der Sternennacht schippert. Mal sehen wir ein Ruderboot, mal ein Stocherkahn, mal bemannt, mal verlassen ohne Insassen. Vielleicht ein Sinnbild für die nächtliche Reise des Träumenden? Auf jeden Fall ein Symbol des Übergangs, doch wohin, das vermögen wohl nur die Sterne zu verraten. Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts spielt auch die Darstellung von künstlicher Beleuchtung eine Rolle in der Kunst. Insbesondere in unserer heutigen 24 Stunden Gesellschaft kommt
der Welt die Nacht zunehmend abhanden. Die Industrialisierung und die zunehmende Nutzung von künstlichen Lichtquellen in allen Bereichen der modernen Welt hat nicht nur unser Nachtleben, sondern auch die Kunst stark verändert: Helle Lichter und bunte Leuchtreklame prägen das Erscheinungsbild der Großstadt bei Nacht. Der Maler Werner Fohrer fängt gekonnt das künstliche Licht in Verbindung mit unserem all-täglichen urbanen Lifestyle ein. Wir werden buchstäblich in das großstädtische Getümmel hineingesogen und haben als Konsument und Bestandteil der urbanen Welt hierdurch die Möglichkeit, den Alltag aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten. Erleichtert die Beleuchtung der
Menschheit doch so vieles und ermöglicht es uns, bei Nacht aktiv zu sein und durch die beleuchtenden Straßen zu schlendern. Ähnlich wie die Nachtbilder des belgischen Symbolisten Leon Spilliaert und des Amerikaners Edward Hopper thematisieren Franziskus Wendels Arbeiten auf ausdrucksstarke Weise die Einsamkeit des modernen Großstadt-menschen. Seine Isolation inmitten der anonymen Massengesellschaft. Denn der Mensch ist hier nur durch seine Bauten und deren künstliches
Licht gegenwärtig. Die Motive des Malers sind eigentlich recht simpel: Die Tanke von nebenan, die befahrenen Straßen, ein paar Villen, der Garten des Nachbars, eine Leuchtreklame einer Fastfood-Kette und hier und da ein kahler Innenraum. Dafür diffus, vage, weich und atmos-phärisch aus dem Dunkel heraus abstrahiert. Die Bildwelten werden
hauptsächlich durch das Leuchten großer Fensteröffnungen, Türen, Straßenlaternen und Fahrzeugen ersichtlich, was ihnen eine entrückte Wirkung verleiht. Dennoch wirken die Bildräume keineswegs kühl oder trostlos. Franziskus Wendels schafft es, durch die sanften Übergänge und das feinfühlige Spiel mit Licht und Schatten, dass sie Geborgenheit
widerspiegeln. Es verhält sich ähnlich wie mit den zu Beginn genannten Smartphone Lichtern. Sie bieten Trost und Schutz im Dunkel dieser Welt. Verstärkt wird diese Wirkungsweise dadurch, dass die Werke von innen-heraus zu leuchten scheinen. Ich zitiere: „Er ist ein Maler des Lichts, nicht der Finsternis“. | Maximilliane Victoria Umlauf zur Ausstellung Nox Aurea in der Galerie Cyprian Brenner in Augsburg
NOX AUREA
WENN DIE NACHT ERWACHT
In der Kunst ist die Nacht ebenso wie der Tag fest in der Tradition der Landschaftsmalerei verankert. Allerdings variieren Herangehensweise und Intention dieser zeitgenössischen Künstler: Von traumhaft schönen Sternenhimmeln und metaphysischen Welten über geheimnisvoll illuminierte Szenerien bis hin zum regen Treiben der urbanen Nacht ist viel geboten. Dabei erzählen die sowohl geheimnisvollen als auch vital, dynamischen Werke durchaus lebendige Geschichten, denn wenn der Tag endet und die Nacht beginnt erwachen mit ihr Träume und vieles mehr. | Maximilliane Umlauf
KUNSTWERKE NOX AUREA
Nox Aurea – Wenn die Nacht erwacht, Franz Baumgartner, Firmament, 9.2019, Öl auf Leinwand, 120 cm x 175 cm, Preis auf Anfrage, Galerie Cyprian Brenner
Nox Aurea – Wenn die Nacht erwacht, Werner Fohrer, Nachtbild I (Blick auf Stuttgart vom Weißenburgpark), 2011, Acryl/Airbrush auf Leinwand, 120 cm x 150 cm, Preis auf Anfrage, SüdWestGalerie
Nox Aurea – Wenn die Nacht erwacht, Harry Meyer, Nacht, 2017, Öl auf Leinwand, 105 cm x 170 cm, Preis auf Anfrage, SüdWestGalerie
Nox Aurea – Wenn die Nacht erwacht, Gerlinde Zantis, Dépt 48/St. Urcize, 2014, Pastell, 74 cm x 110 cm, Preis auf Anfrage, Galerie Cyprian Brenner
Nox Aurea – Wenn die Nacht erwacht, Bernd Schwarting, Malers Diaspora, 2023, Öl auf Leinwand, 150 cm x 200 cm, Preis auf Anfrage, Galerie Cyprian Brenner
Nox Aurea – Wenn die Nacht erwacht, Franziskus Wendels, Warten auf N, 2022, Öl auf Leinwand, 150 cm x 180 cm, Preis auf Anfrage, Galerie Cyprian Brenner
Nox Aurea – Wenn die Nacht erwacht, Franz Baumgartner, Sternenhimmel, 1.2019, 147 cm x 300 cm, Preis auf Anfrage, Galerie Cyprian Brenner
Nox Aurea – Wenn die Nacht erwacht, Werner Fohrer, Nachtbild II – Blick auf Stuttgart vom Weißenburgpark, 2011, Acryl/Airbrush auf Leinwand, 120 cm x 150 cm, Preis auf Anfrage, SüdWestGalerie
Nox Aurea – Wenn die Nacht erwacht, Franz Baumgartner, Sternenhimmel Mecklenburg, 2.2020, Öl auf Leinwand,140 cm x 240 cm, Preis auf Anfrage, Galerie Cyprian Brenner
Nox Aurea – Wenn die Nacht erwacht, Franziskus Wendels, By Baby 3, 2015/2022, Öl auf Leinwand, 140 cm x 100 cm, Preis auf Anfrage, Galerie Cyprian Brenner
TEXT ZUR AUSSTELLUNG NOX AUREA
Die neue Ausstellung „NOX AUREA“ der Galerie Cyprian Brenner Augsburg zeigt zahlreiche und vielfältige Werke der sechs Künstler Franz Baumgartner, Werner Fohrer, Christofer Kochs, Harry Meyer, Bernd Schwarting und Franziskus Wendels und thematisiert deren künstlerische Auseinandersetzung mit der Nacht.
Nox Aurea bedeutet übersetzt: goldene Nacht. Ist die Nacht vielleicht doch nicht immer so dunkel wie wir glauben? „Nox“ ist in der römischen Mythologie die Personifikation der Nacht. Da die Nacht bei den antiken Römern als eine dunkle, furchterregende und der Unterwelt zugehörige Gestalt zu sein schien, die mit ihren dunklen Schwingen die Welt umfängt, so galt die Nacht als eine eher unheilvolle Zeit, die durchaus
gefährlich sein konnte und Albträume in sich barg. Dem Glauben der Antike folgend war die Nacht die Mutter des Tages, aber auch von Schlaf, Traum und Tod, Erzeugerin der menschlichen Verhängnisse wie Alter, Rache oder Trug, aber auch der Schicksalsgöttinnen. Der ein oder andere von uns empfindet vielleicht auch heute noch die Nacht als bedrohlich, unser Vergangenheits-Ich wird das bestätigen können. Die Angst vor der Nacht ist oft Kindern instinktiv gegeben. Oder aber auch Ängste anderer Art, beispielsweise vor der Zukunft, politischen Entscheidungen, dem allgemeinen Weltgeschehen, können die Nacht zu etwas düsterem machen, zu einer Zeit in der man nicht alleine sein möchte. Doch können wir in der Nacht auch etwas Freundliches erblicken. Der Dichter Ovid schrieb um die Zeitenwende in seinen fasti: „Jetzt erscheinet die Nacht, mit Mohn bekrönet die sanfte Stirn; es folget ihr nach schwärzlicher Träume Gebild.“ (Übersetzung von Karl Geib aus
Ovids „Fasti“) Finden wir im Licht vielleicht auch etwas viel bedeutungs-volleres, wie zum Beispiel Hoffnung, Schutz, Geborgenheit, Trost und Leben? Was passiert, wenn die Nacht hereinbricht? Dieser Tage wird vielerorts nach Einbruch der Dunkelheit mit einem Lichtermeer aus
Smartphone-Taschenlampen ein Zeichen für das Wir, für die Demokratie, gesetzt. Ein Zeichen bestehend aus Licht, welches in der Dunkelheit erstrahlt und uns sagen soll: Wir sind hier, wir kämpfen für unsere Freiheit, für unsere Freunde und Liebsten, keiner muss sich einsam fühlen, gemeinsam können wir es schaffen! Überall wo Licht ist, ist auch Hoffnung. In der Kunst ist die Nacht ebenso wie der Tag fest in der Tradition der Landschaftsmalerei verankert. In Zeiten, in denen es noch keine künstlichen Lichtquellen gab und die Nächte bis auf das wenige Sternen- oder Mondlicht dunkel blieben, war die künstlerische Darstellung von Licht zum einen eine handwerkliche Herausforderung für den Künstler, zum anderen entsprang es dem Bedürfnis die besondere nächtliche Stimmung einzufangen. Bedeutende Künstler wie Caravaggio, William Blake, Francisco de Goya, Caspar David Friedrich, Vincent van Gogh, Max Ernst und Edward Hopper beschäftigten sich nicht nur mit der Nacht, sondern machten sie vielmehr zu ihrem Haupt-thema. Das Faszinosum Nacht ist fester Bestandteil der Kunstwelt und so ließe sich die Liste an Künstlern noch lange weiterführen. Jean-Marie
Gallais, bedeutender, französischer Kurator, der unter anderem am Centre Pompidou in Metz tätig ist, sagte einmal: „Ich glaube, es gibt auf der ganzen Welt kein Museum, das nicht mindestens ein Nachtbild in seiner Sammlung hat.“ Ich bin mir sicher, dass können wir alle bestätigen. Die ausgestellten Künstler reihen sich in diese lange Tradition der Nachtmalerei ein und präsentieren uns ihre ganz unterschiedlichen Herangehensweisen: Von traumhaft schönen Sternenhimmeln und metaphysischen Welten über geheimnisvoll illuminierte Szenerien bis
hin zum regen Treiben im urbanen Raum ist viel geboten. Dabei erzählen die sowohl geheimnisvollen als auch vital, dynamischen Werke durchaus lebendige Geschichten. Gerlinde Zantis lässt sich unmittelbar von der Natur inspirieren. Wesentlich sind die bei Mondlicht entstehenden Vorskizzen, die dann von ihr im Atelier ausgearbeitet werden, wodurch eine unnatürlich anmutende, geheimnisvolle Atmosphäre erzeugt wird. Fast minutiös zeichnet sie die nahezu monochromen, menschenleeren Landschaften bei Nacht mit Pastellkreide. Dieses Medium verhilft der Künstlerin die Schemen-haftigkeit und Unschärfe der Nacht sowie das klare Mondlicht einzufangen und auch deren fotografische Wirkung wiederzugeben. Sie erzeugt so eine ganz eigene Stimmung, die real und surreal zugleich wirkt. Die Stille dieser Mond-Nächte spürt der Betrachter sofort und er wird Teil der Natur, die ihn unmittelbar umgibt und fast haptisch dreidimensional wirkt. Nur der Rahmen verwehrt uns die weitere Landschaft obwohl man so gerne hinter den nächsten Felsen blicken würde. Während Gerlinde Zantis die Landschaft im Mondlicht festhält, so blickt der Künstler Franz Baumgartner gerne gen Himmel. Bekommt der Mensch die Möglichkeit den hell erleuchteten von Gestirnen bedeckten Himmel zu erblicken, ist der Anblick eine Offenbarung der
unfassbaren Dimensionen unseres unendlichen Universums. Und das kann mitunter beängstigend sein. Mittendrin der Mensch. Wir in einem Mikrokosmos im Makrokosmos. Franz Baumgartner thematisiert so in seiner Malerei feinfühlig unser Sein. Über die Vielschichtigkeit seiner Ausdrucksweise erreicht der Künstler eine besondere, träumerische
Stimmung. Besonders faszinierend, fast schon magisch ist das Zusammenspiel seiner Werke mit den Besuchern: Wir werden zu Betrachtern des Sehnsuchtsortes Weltall. In den Seelenlandschaften von Franz Baumgartner spiegeln sich unsere Gefühle und erst durch diesen Dialog entfaltet sich eine breit gefächerte Erzählung. Aber auch die Schönheit der Natur wird ganz klar deutlich. Wir tauchen ein in die Weite des Alls und kommen in den Genuss wabernder Sternennebel, wolkiger Galaxien und kosmischer Tiefenräume. Franz Baumgartner fängt hierbei gekonnt das Flackern und Schimmern der Sterne ein und kreiert mystische Lichtstimmungen, die zum Träumen einladen. Nicht nur die endlose Weite unseres Alls inspiriert unsere Künstler, sondern auch
Himmelskörper wie der Mond und die Sterne beflügeln den kreativen Geist. Die kraftvollen, leuchtenden Nachtbilder von Harry Meyer entspringen einem expressiven Verlangen den kosmischen Energien dynamisch Ausdruck zu verleihen. Er verbildlicht die Kräfte, die dem
Naturschauspiel innewohnen, indem er die Sterne nicht statisch in seinen Werken manifestiert, sondern deren natürlichen Wanderweg einfängt, sie nahezu wirbelnd über die Leinwand tänzeln lässt. Die Farbintensität verläuft dabei von tiefstem Rot, über Orange bis hin zu hell leuchtendem Gelb, stets gepaart mit dem typisch „Meyerschen“ pastosen Farbauftrag für eine besonders dreidimensionale Wirkung. Das Werk NOX AUREA dagegen setzt die überwältige Leuchtkraft der Sterne in den Fokus. Die sonst unsichtbaren Energieströme werden vom Künstler als Lichtstrahlen geschickt verbildlicht. Von ihnen geht ein wohlig warmes, ja goldenes, Licht aus. Auf der einen Seite emotional und metaphysisch auf der anderen Seite bodenständig, nahbar und haptisch greifbar. Harry Meyer bietet uns eine wahre Lichtexplosion! Wenn die Nacht erwacht, erwachen mit Ihr nicht nur die Sterne, sondern auch die Träume. Bernd Schwarting hat zur Nacht eine ganz besonders intensive Beziehung. In seinen surreal
anmutenden Traumlandschaften, geschmückt mit Lichtgestalten, mystischen Kreaturen und Symbolen, erleben wir ein nahezu infernales Lichtermeer aus Sternen und anderer nächtlicher Naturphänomene. Die Werke Schwartings zeigen die Träume des Künstlers selbst. Es sind über-wältigende Träume, die ihm nachts erscheinen, ihn heimsuchen und nicht mehr loslassen. So steht er mitten in der Nacht auf und fängt direkt an zu malen, um die visuellen Eindrücke zu verarbeiten. Neben den Visionen verarbeitet der Künstler auch die realen Gegebenheiten in der Natur, wenn er sich zum Malen in die Berge begibt und dort, wo die
Welt noch in Ordnung zu sein scheint, der Himmel teils von Lichtsmog befreit ist, plein air arbeitet. Dadurch entstehen in seinen Werken unter-schiedliche Ebenen, die Bernd Schwarting auch manuell sichtbar macht, indem er einzelne Farbschichten durch Wischen und sogar teilweise Kratzen durchdringt, um tiefere Ebenen wieder freizulegen. Schwartings
metaphysische Bildwelten scheinen bei der Betrachtung ein Eigenleben zu entwickeln, bieten unzählige Sinnesreize und ziehen uns in ihren Bann. In Christofer Kochs Werken, die durchaus die Nacht auch als Metaebene miteinbeziehen, spielen seine eigene Weltanschauung, persönliche Erinnerungen, aktuelle Reflexionen über den Alltag und Adaptionen aus der Musikwelt eine erhebliche Rolle. Gleichzeitig stehen seine nahezu schwebenden Figurationen auch für eine große inhaltliche Offenheit. Christofer Kochs reduziert seine Darstellungen auf wesentliche Linien, Flächen und Formen. Ein wesentlicher Bestandteil seiner Arbeiten sind die gefalteten Leinwände. Dadurch verwandelt er den simplen Bildträger in ein eigenes, schier unendliches Bildthema. Seit 2008 zieht sich das Falten durch seine Bildserien. Die Faltungen gehen teils nahtlos in die zarten Zeichnungen figürlicher Silhouetten und reduzierten vegetabilen Formen über, die vom Hier und Jetzt, von Zeit und Raum gelöst, zu sein scheinen. Sie wirken wie Träumende oder gar die
Personifikation des Unterbewusstseins selbst. Verstärkt wird dieser Effekt durch zusätzliche Rasterungen in den Oberflächen, hinter denen die Figuren hervortreten oder teils verschwinden. Diese Offenheit soll das Publikum animieren, in die unbekannte Materie, ja Traumwelt, einzu-tauchen. Für seine hier ausgestellten Nachtdarstellungen sind
kennzeichnend der dunkle Farbraum, die dicht gesprenkelten Sterne sowie ein stetig wiederkehrendes Motiv des Künstlers: Ein Boot, welches in die Tiefen der Sternennacht schippert. Mal sehen wir ein Ruderboot, mal ein Stocherkahn, mal bemannt, mal verlassen ohne Insassen. Vielleicht ein Sinnbild für die nächtliche Reise des Träumenden? Auf jeden Fall ein Symbol des Übergangs, doch wohin, das vermögen wohl nur die Sterne zu verraten. Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts spielt auch die Darstellung von künstlicher Beleuchtung eine Rolle in der Kunst. Insbesondere in unserer heutigen 24 Stunden Gesellschaft kommt
der Welt die Nacht zunehmend abhanden. Die Industrialisierung und die zunehmende Nutzung von künstlichen Lichtquellen in allen Bereichen der modernen Welt hat nicht nur unser Nachtleben, sondern auch die Kunst stark verändert: Helle Lichter und bunte Leuchtreklame prägen das Erscheinungsbild der Großstadt bei Nacht. Der Maler Werner Fohrer fängt gekonnt das künstliche Licht in Verbindung mit unserem all-täglichen urbanen Lifestyle ein. Wir werden buchstäblich in das großstädtische Getümmel hineingesogen und haben als Konsument und Bestandteil der urbanen Welt hierdurch die Möglichkeit, den Alltag aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten. Erleichtert die Beleuchtung der
Menschheit doch so vieles und ermöglicht es uns, bei Nacht aktiv zu sein und durch die beleuchtenden Straßen zu schlendern. Ähnlich wie die Nachtbilder des belgischen Symbolisten Leon Spilliaert und des Amerikaners Edward Hopper thematisieren Franziskus Wendels Arbeiten auf ausdrucksstarke Weise die Einsamkeit des modernen Großstadt-menschen. Seine Isolation inmitten der anonymen Massengesellschaft. Denn der Mensch ist hier nur durch seine Bauten und deren künstliches
Licht gegenwärtig. Die Motive des Malers sind eigentlich recht simpel: Die Tanke von nebenan, die befahrenen Straßen, ein paar Villen, der Garten des Nachbars, eine Leuchtreklame einer Fastfood-Kette und hier und da ein kahler Innenraum. Dafür diffus, vage, weich und atmos-phärisch aus dem Dunkel heraus abstrahiert. Die Bildwelten werden
hauptsächlich durch das Leuchten großer Fensteröffnungen, Türen, Straßenlaternen und Fahrzeugen ersichtlich, was ihnen eine entrückte Wirkung verleiht. Dennoch wirken die Bildräume keineswegs kühl oder trostlos. Franziskus Wendels schafft es, durch die sanften Übergänge und das feinfühlige Spiel mit Licht und Schatten, dass sie Geborgenheit
widerspiegeln. Es verhält sich ähnlich wie mit den zu Beginn genannten Smartphone Lichtern. Sie bieten Trost und Schutz im Dunkel dieser Welt. Verstärkt wird diese Wirkungsweise dadurch, dass die Werke von innen-heraus zu leuchten scheinen. Ich zitiere: „Er ist ein Maler des Lichts, nicht der Finsternis“. | Maximilliane Victoria Umlauf zur Ausstellung Nox Aurea in der Galerie Cyprian Brenner in Augsburg
NOX AUREA
WENN DIE NACHT ERWACHT
In der Kunst ist die Nacht ebenso wie der Tag fest in der Tradition der Landschaftsmalerei verankert. Allerdings variieren Herangehensweise und Intention dieser zeitgenössischen Künstler: Von traumhaft schönen Sternenhimmeln und metaphysischen Welten über geheimnisvoll illuminierte Szenerien bis hin zum regen Treiben der urbanen Nacht ist viel geboten. Dabei erzählen die sowohl geheimnisvollen als auch vital, dynamischen Werke durchaus lebendige Geschichten, denn wenn der Tag endet und die Nacht beginnt erwachen mit ihr Träume und vieles mehr. | Maximilliane Umlauf
KUNSTWERKE NOX AUREA
Nox Aurea – Wenn die Nacht erwacht, Franz Baumgartner, Firmament, 9.2019, Öl auf Leinwand, 120 cm x 175 cm, Preis auf Anfrage, Galerie Cyprian Brenner
Nox Aurea – Wenn die Nacht erwacht, Werner Fohrer, Nachtbild I (Blick auf Stuttgart vom Weißenburgpark), 2011, Acryl/Airbrush auf Leinwand, 120 cm x 150 cm, Preis auf Anfrage, SüdWestGalerie
Nox Aurea – Wenn die Nacht erwacht, Harry Meyer, Nacht, 2017, Öl auf Leinwand, 105 cm x 170 cm, Preis auf Anfrage, SüdWestGalerie
Nox Aurea – Wenn die Nacht erwacht, Gerlinde Zantis, Dépt 48/St. Urcize, 2014, Pastell, 74 cm x 110 cm, Preis auf Anfrage, Galerie Cyprian Brenner
Nox Aurea – Wenn die Nacht erwacht, Bernd Schwarting, Malers Diaspora, 2023, Öl auf Leinwand, 150 cm x 200 cm, Preis auf Anfrage, Galerie Cyprian Brenner
Nox Aurea – Wenn die Nacht erwacht, Franziskus Wendels, Warten auf N, 2022, Öl auf Leinwand, 150 cm x 180 cm, Preis auf Anfrage, Galerie Cyprian Brenner
Nox Aurea – Wenn die Nacht erwacht, Franz Baumgartner, Sternenhimmel, 1.2019, 147 cm x 300 cm, Preis auf Anfrage, Galerie Cyprian Brenner
Nox Aurea – Wenn die Nacht erwacht, Werner Fohrer, Nachtbild II – Blick auf Stuttgart vom Weißenburgpark, 2011, Acryl/Airbrush auf Leinwand, 120 cm x 150 cm, Preis auf Anfrage, SüdWestGalerie
Nox Aurea – Wenn die Nacht erwacht, Franz Baumgartner, Sternenhimmel Mecklenburg, 2.2020, Öl auf Leinwand,140 cm x 240 cm, Preis auf Anfrage, Galerie Cyprian Brenner
Nox Aurea – Wenn die Nacht erwacht, Franziskus Wendels, By Baby 3, 2015/2022, Öl auf Leinwand, 140 cm x 100 cm, Preis auf Anfrage, Galerie Cyprian Brenner
TEXT ZUR AUSSTELLUNG NOX AUREA
Die neue Ausstellung „NOX AUREA“ der Galerie Cyprian Brenner Augsburg zeigt zahlreiche und vielfältige Werke der sechs Künstler Franz Baumgartner, Werner Fohrer, Christofer Kochs, Harry Meyer, Bernd Schwarting und Franziskus Wendels und thematisiert deren künstlerische Auseinandersetzung mit der Nacht.
Nox Aurea bedeutet übersetzt: goldene Nacht. Ist die Nacht vielleicht doch nicht immer so dunkel wie wir glauben? „Nox“ ist in der römischen Mythologie die Personifikation der Nacht. Da die Nacht bei den antiken Römern als eine dunkle, furchterregende und der Unterwelt zugehörige Gestalt zu sein schien, die mit ihren dunklen Schwingen die Welt umfängt, so galt die Nacht als eine eher unheilvolle Zeit, die durchaus
gefährlich sein konnte und Albträume in sich barg. Dem Glauben der Antike folgend war die Nacht die Mutter des Tages, aber auch von Schlaf, Traum und Tod, Erzeugerin der menschlichen Verhängnisse wie Alter, Rache oder Trug, aber auch der Schicksalsgöttinnen. Der ein oder andere von uns empfindet vielleicht auch heute noch die Nacht als bedrohlich, unser Vergangenheits-Ich wird das bestätigen können. Die Angst vor der Nacht ist oft Kindern instinktiv gegeben. Oder aber auch Ängste anderer Art, beispielsweise vor der Zukunft, politischen Entscheidungen, dem allgemeinen Weltgeschehen, können die Nacht zu etwas düsterem machen, zu einer Zeit in der man nicht alleine sein möchte. Doch können wir in der Nacht auch etwas Freundliches erblicken. Der Dichter Ovid schrieb um die Zeitenwende in seinen fasti: „Jetzt erscheinet die Nacht, mit Mohn bekrönet die sanfte Stirn; es folget ihr nach schwärzlicher Träume Gebild.“ (Übersetzung von Karl Geib aus
Ovids „Fasti“) Finden wir im Licht vielleicht auch etwas viel bedeutungs-volleres, wie zum Beispiel Hoffnung, Schutz, Geborgenheit, Trost und Leben? Was passiert, wenn die Nacht hereinbricht? Dieser Tage wird vielerorts nach Einbruch der Dunkelheit mit einem Lichtermeer aus
Smartphone-Taschenlampen ein Zeichen für das Wir, für die Demokratie, gesetzt. Ein Zeichen bestehend aus Licht, welches in der Dunkelheit erstrahlt und uns sagen soll: Wir sind hier, wir kämpfen für unsere Freiheit, für unsere Freunde und Liebsten, keiner muss sich einsam fühlen, gemeinsam können wir es schaffen! Überall wo Licht ist, ist auch Hoffnung. In der Kunst ist die Nacht ebenso wie der Tag fest in der Tradition der Landschaftsmalerei verankert. In Zeiten, in denen es noch keine künstlichen Lichtquellen gab und die Nächte bis auf das wenige Sternen- oder Mondlicht dunkel blieben, war die künstlerische Darstellung von Licht zum einen eine handwerkliche Herausforderung für den Künstler, zum anderen entsprang es dem Bedürfnis die besondere nächtliche Stimmung einzufangen. Bedeutende Künstler wie Caravaggio, William Blake, Francisco de Goya, Caspar David Friedrich, Vincent van Gogh, Max Ernst und Edward Hopper beschäftigten sich nicht nur mit der Nacht, sondern machten sie vielmehr zu ihrem Haupt-thema. Das Faszinosum Nacht ist fester Bestandteil der Kunstwelt und so ließe sich die Liste an Künstlern noch lange weiterführen. Jean-Marie
Gallais, bedeutender, französischer Kurator, der unter anderem am Centre Pompidou in Metz tätig ist, sagte einmal: „Ich glaube, es gibt auf der ganzen Welt kein Museum, das nicht mindestens ein Nachtbild in seiner Sammlung hat.“ Ich bin mir sicher, dass können wir alle bestätigen. Die ausgestellten Künstler reihen sich in diese lange Tradition der Nachtmalerei ein und präsentieren uns ihre ganz unterschiedlichen Herangehensweisen: Von traumhaft schönen Sternenhimmeln und metaphysischen Welten über geheimnisvoll illuminierte Szenerien bis
hin zum regen Treiben im urbanen Raum ist viel geboten. Dabei erzählen die sowohl geheimnisvollen als auch vital, dynamischen Werke durchaus lebendige Geschichten. Gerlinde Zantis lässt sich unmittelbar von der Natur inspirieren. Wesentlich sind die bei Mondlicht entstehenden Vorskizzen, die dann von ihr im Atelier ausgearbeitet werden, wodurch eine unnatürlich anmutende, geheimnisvolle Atmosphäre erzeugt wird. Fast minutiös zeichnet sie die nahezu monochromen, menschenleeren Landschaften bei Nacht mit Pastellkreide. Dieses Medium verhilft der Künstlerin die Schemen-haftigkeit und Unschärfe der Nacht sowie das klare Mondlicht einzufangen und auch deren fotografische Wirkung wiederzugeben. Sie erzeugt so eine ganz eigene Stimmung, die real und surreal zugleich wirkt. Die Stille dieser Mond-Nächte spürt der Betrachter sofort und er wird Teil der Natur, die ihn unmittelbar umgibt und fast haptisch dreidimensional wirkt. Nur der Rahmen verwehrt uns die weitere Landschaft obwohl man so gerne hinter den nächsten Felsen blicken würde. Während Gerlinde Zantis die Landschaft im Mondlicht festhält, so blickt der Künstler Franz Baumgartner gerne gen Himmel. Bekommt der Mensch die Möglichkeit den hell erleuchteten von Gestirnen bedeckten Himmel zu erblicken, ist der Anblick eine Offenbarung der
unfassbaren Dimensionen unseres unendlichen Universums. Und das kann mitunter beängstigend sein. Mittendrin der Mensch. Wir in einem Mikrokosmos im Makrokosmos. Franz Baumgartner thematisiert so in seiner Malerei feinfühlig unser Sein. Über die Vielschichtigkeit seiner Ausdrucksweise erreicht der Künstler eine besondere, träumerische
Stimmung. Besonders faszinierend, fast schon magisch ist das Zusammenspiel seiner Werke mit den Besuchern: Wir werden zu Betrachtern des Sehnsuchtsortes Weltall. In den Seelenlandschaften von Franz Baumgartner spiegeln sich unsere Gefühle und erst durch diesen Dialog entfaltet sich eine breit gefächerte Erzählung. Aber auch die Schönheit der Natur wird ganz klar deutlich. Wir tauchen ein in die Weite des Alls und kommen in den Genuss wabernder Sternennebel, wolkiger Galaxien und kosmischer Tiefenräume. Franz Baumgartner fängt hierbei gekonnt das Flackern und Schimmern der Sterne ein und kreiert mystische Lichtstimmungen, die zum Träumen einladen. Nicht nur die endlose Weite unseres Alls inspiriert unsere Künstler, sondern auch
Himmelskörper wie der Mond und die Sterne beflügeln den kreativen Geist. Die kraftvollen, leuchtenden Nachtbilder von Harry Meyer entspringen einem expressiven Verlangen den kosmischen Energien dynamisch Ausdruck zu verleihen. Er verbildlicht die Kräfte, die dem
Naturschauspiel innewohnen, indem er die Sterne nicht statisch in seinen Werken manifestiert, sondern deren natürlichen Wanderweg einfängt, sie nahezu wirbelnd über die Leinwand tänzeln lässt. Die Farbintensität verläuft dabei von tiefstem Rot, über Orange bis hin zu hell leuchtendem Gelb, stets gepaart mit dem typisch „Meyerschen“ pastosen Farbauftrag für eine besonders dreidimensionale Wirkung. Das Werk NOX AUREA dagegen setzt die überwältige Leuchtkraft der Sterne in den Fokus. Die sonst unsichtbaren Energieströme werden vom Künstler als Lichtstrahlen geschickt verbildlicht. Von ihnen geht ein wohlig warmes, ja goldenes, Licht aus. Auf der einen Seite emotional und metaphysisch auf der anderen Seite bodenständig, nahbar und haptisch greifbar. Harry Meyer bietet uns eine wahre Lichtexplosion! Wenn die Nacht erwacht, erwachen mit Ihr nicht nur die Sterne, sondern auch die Träume. Bernd Schwarting hat zur Nacht eine ganz besonders intensive Beziehung. In seinen surreal
anmutenden Traumlandschaften, geschmückt mit Lichtgestalten, mystischen Kreaturen und Symbolen, erleben wir ein nahezu infernales Lichtermeer aus Sternen und anderer nächtlicher Naturphänomene. Die Werke Schwartings zeigen die Träume des Künstlers selbst. Es sind über-wältigende Träume, die ihm nachts erscheinen, ihn heimsuchen und nicht mehr loslassen. So steht er mitten in der Nacht auf und fängt direkt an zu malen, um die visuellen Eindrücke zu verarbeiten. Neben den Visionen verarbeitet der Künstler auch die realen Gegebenheiten in der Natur, wenn er sich zum Malen in die Berge begibt und dort, wo die
Welt noch in Ordnung zu sein scheint, der Himmel teils von Lichtsmog befreit ist, plein air arbeitet. Dadurch entstehen in seinen Werken unter-schiedliche Ebenen, die Bernd Schwarting auch manuell sichtbar macht, indem er einzelne Farbschichten durch Wischen und sogar teilweise Kratzen durchdringt, um tiefere Ebenen wieder freizulegen. Schwartings
metaphysische Bildwelten scheinen bei der Betrachtung ein Eigenleben zu entwickeln, bieten unzählige Sinnesreize und ziehen uns in ihren Bann. In Christofer Kochs Werken, die durchaus die Nacht auch als Metaebene miteinbeziehen, spielen seine eigene Weltanschauung, persönliche Erinnerungen, aktuelle Reflexionen über den Alltag und Adaptionen aus der Musikwelt eine erhebliche Rolle. Gleichzeitig stehen seine nahezu schwebenden Figurationen auch für eine große inhaltliche Offenheit. Christofer Kochs reduziert seine Darstellungen auf wesentliche Linien, Flächen und Formen. Ein wesentlicher Bestandteil seiner Arbeiten sind die gefalteten Leinwände. Dadurch verwandelt er den simplen Bildträger in ein eigenes, schier unendliches Bildthema. Seit 2008 zieht sich das Falten durch seine Bildserien. Die Faltungen gehen teils nahtlos in die zarten Zeichnungen figürlicher Silhouetten und reduzierten vegetabilen Formen über, die vom Hier und Jetzt, von Zeit und Raum gelöst, zu sein scheinen. Sie wirken wie Träumende oder gar die
Personifikation des Unterbewusstseins selbst. Verstärkt wird dieser Effekt durch zusätzliche Rasterungen in den Oberflächen, hinter denen die Figuren hervortreten oder teils verschwinden. Diese Offenheit soll das Publikum animieren, in die unbekannte Materie, ja Traumwelt, einzu-tauchen. Für seine hier ausgestellten Nachtdarstellungen sind
kennzeichnend der dunkle Farbraum, die dicht gesprenkelten Sterne sowie ein stetig wiederkehrendes Motiv des Künstlers: Ein Boot, welches in die Tiefen der Sternennacht schippert. Mal sehen wir ein Ruderboot, mal ein Stocherkahn, mal bemannt, mal verlassen ohne Insassen. Vielleicht ein Sinnbild für die nächtliche Reise des Träumenden? Auf jeden Fall ein Symbol des Übergangs, doch wohin, das vermögen wohl nur die Sterne zu verraten. Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts spielt auch die Darstellung von künstlicher Beleuchtung eine Rolle in der Kunst. Insbesondere in unserer heutigen 24 Stunden Gesellschaft kommt
der Welt die Nacht zunehmend abhanden. Die Industrialisierung und die zunehmende Nutzung von künstlichen Lichtquellen in allen Bereichen der modernen Welt hat nicht nur unser Nachtleben, sondern auch die Kunst stark verändert: Helle Lichter und bunte Leuchtreklame prägen das Erscheinungsbild der Großstadt bei Nacht. Der Maler Werner Fohrer fängt gekonnt das künstliche Licht in Verbindung mit unserem all-täglichen urbanen Lifestyle ein. Wir werden buchstäblich in das großstädtische Getümmel hineingesogen und haben als Konsument und Bestandteil der urbanen Welt hierdurch die Möglichkeit, den Alltag aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten. Erleichtert die Beleuchtung der
Menschheit doch so vieles und ermöglicht es uns, bei Nacht aktiv zu sein und durch die beleuchtenden Straßen zu schlendern. Ähnlich wie die Nachtbilder des belgischen Symbolisten Leon Spilliaert und des Amerikaners Edward Hopper thematisieren Franziskus Wendels Arbeiten auf ausdrucksstarke Weise die Einsamkeit des modernen Großstadt-menschen. Seine Isolation inmitten der anonymen Massengesellschaft. Denn der Mensch ist hier nur durch seine Bauten und deren künstliches
Licht gegenwärtig. Die Motive des Malers sind eigentlich recht simpel: Die Tanke von nebenan, die befahrenen Straßen, ein paar Villen, der Garten des Nachbars, eine Leuchtreklame einer Fastfood-Kette und hier und da ein kahler Innenraum. Dafür diffus, vage, weich und atmos-phärisch aus dem Dunkel heraus abstrahiert. Die Bildwelten werden
hauptsächlich durch das Leuchten großer Fensteröffnungen, Türen, Straßenlaternen und Fahrzeugen ersichtlich, was ihnen eine entrückte Wirkung verleiht. Dennoch wirken die Bildräume keineswegs kühl oder trostlos. Franziskus Wendels schafft es, durch die sanften Übergänge und das feinfühlige Spiel mit Licht und Schatten, dass sie Geborgenheit
widerspiegeln. Es verhält sich ähnlich wie mit den zu Beginn genannten Smartphone Lichtern. Sie bieten Trost und Schutz im Dunkel dieser Welt. Verstärkt wird diese Wirkungsweise dadurch, dass die Werke von innen-heraus zu leuchten scheinen. Ich zitiere: „Er ist ein Maler des Lichts, nicht der Finsternis“. | Maximilliane Victoria Umlauf zur Ausstellung Nox Aurea in der Galerie Cyprian Brenner in Augsburg