GCB Kunstlexikon
GARTENKUNST
versucht, den Garten zu gestalten, einen künstlich bepflanzten, begehbaren Bereich, der meist in Bezug zu Wohn- oder Repräsentationsarchitektur steht. Gestaltungsmittel hierfür sind außer Pflanzen Wasser, Wege, Steine, Baulichkeiten, Bildwerke.Altertum und Mittelalter. Die Gartenkunst der Ägypter war streng symmetrisch (Bäume in Reihen, Blumen, Wasser, Lauben). Die Babylonier legten ausgedehnte Terrassengärten an (die Hängenden Gärten der SEMIRAMIS). Bei den Assyrern gab es Jagd- und Tierparks mit landschaftl. Charakter, bei den Persern sowohl ausgedehnte Waldtierparks als auch mit Baumreihen regelmäßig bepflanzte Gartenterrassen. Die Griechen hatten am Wohnhaus einen vom Säulengang umgebenen gepflasterten Gartenhof sowie öffentliche Anlagen als Baumhaine an Tempeln, Palästen und Gymnasien. Der römische Garten war hochentwickelt mit künstl. Wasseranlagen, Grotten, Bassins und Architekturen (Hadrians-villa in Tivoli).
Die im Mittelalter selbständig beginnende Gartenkunst des Abendlandes arbeitete und plante geometrisch. Die Gärten waren oft von Gebäuden eingeschlossen (hortus conclusus) wie sie von got. Miniaturen und Tafelbildern bekannt sind. Der Klostergarten war v. a. Kräuter-und Arzneigarten.
Mit der italienischen Renaissance lebte die Bedeutung der Glasmalerei in der Architektur wieder auf. Im Zusammenhang mit der Villenkultur entstand der regelmäßig angelegte Ziergarten mit Bassins, Hecken und Beeten. Unter Ausnutzung natürl. Bodenformen und Quellen wurde das Geiände terrassiert, man baute Stützmauern und Treppen, legte Wasserspiele und Laubengänge an, streng geschnittene Buchsbaumhecken, immergrüne Gehölze undeinzeln stehende Zypressen und Pinien (Villa d’Es-te in Tivoli, Boboli-Garten, Florenz).
Barock. Die G. derital. Renaissance hatte schon die Urform des frz. Barockgartens vorgebildet, jedoch waren Französische Gärten aufwendiger und konsequenter auf die Schloßarchitektur ausgerichtet. Ihre Gestaltungsziele waren: geometrisch-axiale Prospekte, als Repräsentationsgarten auf die Gebäude bezogen, streng getrennt von der natürl. Umgebung, lediglich durch Fernsichten, die von Alleen und Wassergräben betont wurden, perspektivisch erweitert. Der symmetrisch um eine Mittelachse angeordnete und mit Bosketts und Broderieparterres, Bassins und Kanälen versehene frz. Barockgarten wurde, im 17. Jh. von A. LE NÖTRE formuliert, bald Vorbild für Schloßparkanlagen in ganz Europa (England: Hampton Court, Dtl.: Herrenhausen, Ludwigsburg, Würzburg, Schleißheim, Nymphenburg, Brühl u.a., Österreich: Belvedere und Schönbrunn, Wien).
In England entwickelte sich im Laufe des 18. Jh. der Landschaftsgarten (Englischer Garten) als Gegenbewegung zum frz. Garten des Absolutismus. Der von W. KENT und Lord BURLINGTON erdachte Landschaftsgarten war mit Bauwerken ausgestattet, die sentimentale Gefühle ausdrücken sollten (künstl. Ruinen, Einsiede-leien, Denkmäler) ; seine Gestalt war der Natur angenähert, jedoch von festen Regeln bestimmt. Durch gestaltende Eingriffe in die Landschaft über den Garten hinaus und durch Alleen, Blickpunkte und Ausholzungen wurde die Grenze zw. Garten und freier Landschaft verwischt (Rousham House von W. Kent, Stourhead Gar-den in Wiltshire). In Deutschland entstanden im 18. Jh. die Parkanlagen in Wörlitz bei Dessau, der Englische Garten in München, die Parks des Fürsten PÜCKLER in Muskau (Schlesien). Der Einbeziehung großer landschaftl. Teile in die Gestaltung der Gärten jener Zeit verdanken viele Ortsbilder (Potsdam, Muskau, Branitz bei Cottbus, Berlin, Hannover, München) wesentliche Veränderungen und Verschönerungen. Der Englische Garten war z. T. bis zum Ende des 19. Jh. gebräuchlich, er wurde im Historismus durch Rückgriffe auf die regelmäßigen Gartenanlagen der Renaissance und des Barock verdrängt.
Durch die Zunahme an Zivilisation entstanden der Gartenkunst im 20. Jh. neue Aufgaben auf wirtschaftl., sozialen und hygienischen Gebieten, die auch die formale Gestaltung beeinflußten.
Die Gartenkunst des Islam wurde von der hellenistischen Spätantike und von Persien beeinflußt: Wasserspiele, berankte Pergolen, Bäume, Plattenwege, Blütensträucher. Die islam. Gartenkunst breitete sich durch die Mauren nach Spanien aus (Granada, Alhambra) und beeinflußte durch die Mongolen auch die G. in Indien. Kaiser BABUR (1526 bis 1530) führte in Indien den von einer Mauer umgrenzten Garten (persisch „Bagh“) ein, der sich durch die strikte Symmetrie der Anlage auszeichnet. Die von geometr. Blumenbeeten und Zypressen flankierten Wasserläufe markieren die oft von Wasserfällen unterbrochenen Sichtachsen (Schloßgärten in Delhi).
In China gehörte das Bauen von Gärten zu den ältesten künstlerischen Aktivitäten. Der kaiserliche Garten war als Paradiesgarten und Abbild eines geordneten Universums konzipiert. Er wurde mit künstl. See und die Paradiesinsel repräsentierendem Berg ausgestattet (besterhaltenes Beispiel: „I-ho-yüan“-Sommerpalast und der Pei-hai-Park in Peking). Eine säkularisierte Form des Paradiesgartens stellte der als Refugium und Ort des sozialen Kontaktes zwischen Angehörigen der gebildeten Elite dienende Literatengarten dar. In ihm wurde die Landschaft alsModell einer natürlich gewachsenen Welt ästhetisiert (Literatengarten in Suchou).
Japanische Gartenkunst: Der japanische Garten entwickelte sich wie der chines. vor einem religiös-zeremoniellen Hintergrund. Er ist nicht Lebensraum, sondern Blickraum; Er gleicht einem Gemälde mit vorgetäuschter Tiefe, kann aber auch echte Tiefe aufweisen, wenn es sich um einen Park mit wechselnden, im Gehen erfaßbaren Bildeinheiten handelt (Umwandlungsstil). Besteht der Garten nur aus einem schmalen Streifen parallel zum Haus, dessen Komposition in allg. verkleinernden Proportionen nur vom Zimmer oder der Veranda aus betrachtet wird, so schafft man die Illusion der Tiefe durch eine Wasserfläche im Vordergrund, Dreiecksgruppen von Steinen oder kleine Steine von bizarrer Form, die kleine Bäume groß und kugelig geschnittene Sträucher wie Hügel wirken lassen. Stets soll der Garten ein Bild der Landschaft in ihrer Ganzheit sein.
Man unterscheidet Hügelgärten, in denen Steine, Erdaufschüttungen oder gerundet geschnittene Sträucher die Berge darstellen, flache Gärten, die kaum aus der Ebene aufragen, oft nur mit einem Rinnsal und Steinen, und Wald-Wasser-Gärten, manchmal mit Inseln bei parkähnl. Ausmaßen, auch „Landschaftsgärten zum Spazierengehen“ genannt. – Entwicklungsgeschichtlich unterteilt man 3 Perioden:
1) Der chinesisch beeinflußte See-Insel-Garten der Heian-Zeit (794 bis 1185) mit See und blühender bewachsener Insel, der uns nur auf Querrollen jener Zeit überliefert ist.
2) Die Abtshausgärten seit dem 15./16. Jh. nehmen nur wenig Raum ein. Sie werden nicht betreten, sondern nur vom Haus aus betrachtet: Mauer, Hecke oder dichtstehende Bäume bilden den Hintergrund.
3) Teehausgärten (seit dem letzten Drittel 16. Jh.) sind schmale Streifen als Zugang zum Teehaus, sie sollen dem, der sie durchschreitet, das Gefühl von Einsamkeit geben und seine innere Sammlung fördem: ohne blühende Pflanzen, mit „weggeworfenen Steinen“ am Wegesrand, Steinlaterne und niedrigem Wasserbecken.
Wassergehört in jede Gartenlandschaft und wird selbst in dem zur Kontemplation bestimmten „trockenen Garten“ durch wellenliniggeharkten Sand, Moosflächen, Kiesel oder felsige Ufer dargestellt. Zur Bepflanzung dienen immergrüne Pflanzen, um dem jahreszeitlichen Wechsel wenig unterworfen zu sein. Daher spielen Blüten nur eine bescheidene Rolle. Steine und Bäume sind nach bestimmtenRegeln gesetzt und haben ihrem Platz und ihrer kosmischen Symbolik entsprechende Namen.
GARTENKUNST
versucht, den Garten zu gestalten, einen künstlich bepflanzten, begehbaren Bereich, der meist in Bezug zu Wohn- oder Repräsentationsarchitektur steht. Gestaltungsmittel hierfür sind außer Pflanzen Wasser, Wege, Steine, Baulichkeiten, Bildwerke.Altertum und Mittelalter. Die Gartenkunst der Ägypter war streng symmetrisch (Bäume in Reihen, Blumen, Wasser, Lauben). Die Babylonier legten ausgedehnte Terrassengärten an (die Hängenden Gärten der SEMIRAMIS). Bei den Assyrern gab es Jagd- und Tierparks mit landschaftl. Charakter, bei den Persern sowohl ausgedehnte Waldtierparks als auch mit Baumreihen regelmäßig bepflanzte Gartenterrassen. Die Griechen hatten am Wohnhaus einen vom Säulengang umgebenen gepflasterten Gartenhof sowie öffentliche Anlagen als Baumhaine an Tempeln, Palästen und Gymnasien. Der römische Garten war hochentwickelt mit künstl. Wasseranlagen, Grotten, Bassins und Architekturen (Hadrians-villa in Tivoli).
Die im Mittelalter selbständig beginnende Gartenkunst des Abendlandes arbeitete und plante geometrisch. Die Gärten waren oft von Gebäuden eingeschlossen (hortus conclusus) wie sie von got. Miniaturen und Tafelbildern bekannt sind. Der Klostergarten war v. a. Kräuter-und Arzneigarten.
Mit der italienischen Renaissance lebte die Bedeutung der Glasmalerei in der Architektur wieder auf. Im Zusammenhang mit der Villenkultur entstand der regelmäßig angelegte Ziergarten mit Bassins, Hecken und Beeten. Unter Ausnutzung natürl. Bodenformen und Quellen wurde das Geiände terrassiert, man baute Stützmauern und Treppen, legte Wasserspiele und Laubengänge an, streng geschnittene Buchsbaumhecken, immergrüne Gehölze undeinzeln stehende Zypressen und Pinien (Villa d’Es-te in Tivoli, Boboli-Garten, Florenz).
Barock. Die G. derital. Renaissance hatte schon die Urform des frz. Barockgartens vorgebildet, jedoch waren Französische Gärten aufwendiger und konsequenter auf die Schloßarchitektur ausgerichtet. Ihre Gestaltungsziele waren: geometrisch-axiale Prospekte, als Repräsentationsgarten auf die Gebäude bezogen, streng getrennt von der natürl. Umgebung, lediglich durch Fernsichten, die von Alleen und Wassergräben betont wurden, perspektivisch erweitert. Der symmetrisch um eine Mittelachse angeordnete und mit Bosketts und Broderieparterres, Bassins und Kanälen versehene frz. Barockgarten wurde, im 17. Jh. von A. LE NÖTRE formuliert, bald Vorbild für Schloßparkanlagen in ganz Europa (England: Hampton Court, Dtl.: Herrenhausen, Ludwigsburg, Würzburg, Schleißheim, Nymphenburg, Brühl u.a., Österreich: Belvedere und Schönbrunn, Wien).
In England entwickelte sich im Laufe des 18. Jh. der Landschaftsgarten (Englischer Garten) als Gegenbewegung zum frz. Garten des Absolutismus. Der von W. KENT und Lord BURLINGTON erdachte Landschaftsgarten war mit Bauwerken ausgestattet, die sentimentale Gefühle ausdrücken sollten (künstl. Ruinen, Einsiede-leien, Denkmäler) ; seine Gestalt war der Natur angenähert, jedoch von festen Regeln bestimmt. Durch gestaltende Eingriffe in die Landschaft über den Garten hinaus und durch Alleen, Blickpunkte und Ausholzungen wurde die Grenze zw. Garten und freier Landschaft verwischt (Rousham House von W. Kent, Stourhead Gar-den in Wiltshire). In Deutschland entstanden im 18. Jh. die Parkanlagen in Wörlitz bei Dessau, der Englische Garten in München, die Parks des Fürsten PÜCKLER in Muskau (Schlesien). Der Einbeziehung großer landschaftl. Teile in die Gestaltung der Gärten jener Zeit verdanken viele Ortsbilder (Potsdam, Muskau, Branitz bei Cottbus, Berlin, Hannover, München) wesentliche Veränderungen und Verschönerungen. Der Englische Garten war z. T. bis zum Ende des 19. Jh. gebräuchlich, er wurde im Historismus durch Rückgriffe auf die regelmäßigen Gartenanlagen der Renaissance und des Barock verdrängt.
Durch die Zunahme an Zivilisation entstanden der Gartenkunst im 20. Jh. neue Aufgaben auf wirtschaftl., sozialen und hygienischen Gebieten, die auch die formale Gestaltung beeinflußten.
Die Gartenkunst des Islam wurde von der hellenistischen Spätantike und von Persien beeinflußt: Wasserspiele, berankte Pergolen, Bäume, Plattenwege, Blütensträucher. Die islam. Gartenkunst breitete sich durch die Mauren nach Spanien aus (Granada, Alhambra) und beeinflußte durch die Mongolen auch die G. in Indien. Kaiser BABUR (1526 bis 1530) führte in Indien den von einer Mauer umgrenzten Garten (persisch „Bagh“) ein, der sich durch die strikte Symmetrie der Anlage auszeichnet. Die von geometr. Blumenbeeten und Zypressen flankierten Wasserläufe markieren die oft von Wasserfällen unterbrochenen Sichtachsen (Schloßgärten in Delhi).
In China gehörte das Bauen von Gärten zu den ältesten künstlerischen Aktivitäten. Der kaiserliche Garten war als Paradiesgarten und Abbild eines geordneten Universums konzipiert. Er wurde mit künstl. See und die Paradiesinsel repräsentierendem Berg ausgestattet (besterhaltenes Beispiel: „I-ho-yüan“-Sommerpalast und der Pei-hai-Park in Peking). Eine säkularisierte Form des Paradiesgartens stellte der als Refugium und Ort des sozialen Kontaktes zwischen Angehörigen der gebildeten Elite dienende Literatengarten dar. In ihm wurde die Landschaft alsModell einer natürlich gewachsenen Welt ästhetisiert (Literatengarten in Suchou).
Japanische Gartenkunst: Der japanische Garten entwickelte sich wie der chines. vor einem religiös-zeremoniellen Hintergrund. Er ist nicht Lebensraum, sondern Blickraum; Er gleicht einem Gemälde mit vorgetäuschter Tiefe, kann aber auch echte Tiefe aufweisen, wenn es sich um einen Park mit wechselnden, im Gehen erfaßbaren Bildeinheiten handelt (Umwandlungsstil). Besteht der Garten nur aus einem schmalen Streifen parallel zum Haus, dessen Komposition in allg. verkleinernden Proportionen nur vom Zimmer oder der Veranda aus betrachtet wird, so schafft man die Illusion der Tiefe durch eine Wasserfläche im Vordergrund, Dreiecksgruppen von Steinen oder kleine Steine von bizarrer Form, die kleine Bäume groß und kugelig geschnittene Sträucher wie Hügel wirken lassen. Stets soll der Garten ein Bild der Landschaft in ihrer Ganzheit sein.
Man unterscheidet Hügelgärten, in denen Steine, Erdaufschüttungen oder gerundet geschnittene Sträucher die Berge darstellen, flache Gärten, die kaum aus der Ebene aufragen, oft nur mit einem Rinnsal und Steinen, und Wald-Wasser-Gärten, manchmal mit Inseln bei parkähnl. Ausmaßen, auch „Landschaftsgärten zum Spazierengehen“ genannt. – Entwicklungsgeschichtlich unterteilt man 3 Perioden:
1) Der chinesisch beeinflußte See-Insel-Garten der Heian-Zeit (794 bis 1185) mit See und blühender bewachsener Insel, der uns nur auf Querrollen jener Zeit überliefert ist.
2) Die Abtshausgärten seit dem 15./16. Jh. nehmen nur wenig Raum ein. Sie werden nicht betreten, sondern nur vom Haus aus betrachtet: Mauer, Hecke oder dichtstehende Bäume bilden den Hintergrund.
3) Teehausgärten (seit dem letzten Drittel 16. Jh.) sind schmale Streifen als Zugang zum Teehaus, sie sollen dem, der sie durchschreitet, das Gefühl von Einsamkeit geben und seine innere Sammlung fördem: ohne blühende Pflanzen, mit „weggeworfenen Steinen“ am Wegesrand, Steinlaterne und niedrigem Wasserbecken.
Wassergehört in jede Gartenlandschaft und wird selbst in dem zur Kontemplation bestimmten „trockenen Garten“ durch wellenliniggeharkten Sand, Moosflächen, Kiesel oder felsige Ufer dargestellt. Zur Bepflanzung dienen immergrüne Pflanzen, um dem jahreszeitlichen Wechsel wenig unterworfen zu sein. Daher spielen Blüten nur eine bescheidene Rolle. Steine und Bäume sind nach bestimmtenRegeln gesetzt und haben ihrem Platz und ihrer kosmischen Symbolik entsprechende Namen.
GARTENKUNST
versucht, den Garten zu gestalten, einen künstlich bepflanzten, begehbaren Bereich, der meist in Bezug zu Wohn- oder Repräsentationsarchitektur steht. Gestaltungsmittel hierfür sind außer Pflanzen Wasser, Wege, Steine, Baulichkeiten, Bildwerke.Altertum und Mittelalter. Die Gartenkunst der Ägypter war streng symmetrisch (Bäume in Reihen, Blumen, Wasser, Lauben). Die Babylonier legten ausgedehnte Terrassengärten an (die Hängenden Gärten der SEMIRAMIS). Bei den Assyrern gab es Jagd- und Tierparks mit landschaftl. Charakter, bei den Persern sowohl ausgedehnte Waldtierparks als auch mit Baumreihen regelmäßig bepflanzte Gartenterrassen. Die Griechen hatten am Wohnhaus einen vom Säulengang umgebenen gepflasterten Gartenhof sowie öffentliche Anlagen als Baumhaine an Tempeln, Palästen und Gymnasien. Der römische Garten war hochentwickelt mit künstl. Wasseranlagen, Grotten, Bassins und Architekturen (Hadrians-villa in Tivoli).
Die im Mittelalter selbständig beginnende Gartenkunst des Abendlandes arbeitete und plante geometrisch. Die Gärten waren oft von Gebäuden eingeschlossen (hortus conclusus) wie sie von got. Miniaturen und Tafelbildern bekannt sind. Der Klostergarten war v. a. Kräuter-und Arzneigarten.
Mit der italienischen Renaissance lebte die Bedeutung der Glasmalerei in der Architektur wieder auf. Im Zusammenhang mit der Villenkultur entstand der regelmäßig angelegte Ziergarten mit Bassins, Hecken und Beeten. Unter Ausnutzung natürl. Bodenformen und Quellen wurde das Geiände terrassiert, man baute Stützmauern und Treppen, legte Wasserspiele und Laubengänge an, streng geschnittene Buchsbaumhecken, immergrüne Gehölze undeinzeln stehende Zypressen und Pinien (Villa d’Es-te in Tivoli, Boboli-Garten, Florenz).
Barock. Die G. derital. Renaissance hatte schon die Urform des frz. Barockgartens vorgebildet, jedoch waren Französische Gärten aufwendiger und konsequenter auf die Schloßarchitektur ausgerichtet. Ihre Gestaltungsziele waren: geometrisch-axiale Prospekte, als Repräsentationsgarten auf die Gebäude bezogen, streng getrennt von der natürl. Umgebung, lediglich durch Fernsichten, die von Alleen und Wassergräben betont wurden, perspektivisch erweitert. Der symmetrisch um eine Mittelachse angeordnete und mit Bosketts und Broderieparterres, Bassins und Kanälen versehene frz. Barockgarten wurde, im 17. Jh. von A. LE NÖTRE formuliert, bald Vorbild für Schloßparkanlagen in ganz Europa (England: Hampton Court, Dtl.: Herrenhausen, Ludwigsburg, Würzburg, Schleißheim, Nymphenburg, Brühl u.a., Österreich: Belvedere und Schönbrunn, Wien).
In England entwickelte sich im Laufe des 18. Jh. der Landschaftsgarten (Englischer Garten) als Gegenbewegung zum frz. Garten des Absolutismus. Der von W. KENT und Lord BURLINGTON erdachte Landschaftsgarten war mit Bauwerken ausgestattet, die sentimentale Gefühle ausdrücken sollten (künstl. Ruinen, Einsiede-leien, Denkmäler) ; seine Gestalt war der Natur angenähert, jedoch von festen Regeln bestimmt. Durch gestaltende Eingriffe in die Landschaft über den Garten hinaus und durch Alleen, Blickpunkte und Ausholzungen wurde die Grenze zw. Garten und freier Landschaft verwischt (Rousham House von W. Kent, Stourhead Gar-den in Wiltshire). In Deutschland entstanden im 18. Jh. die Parkanlagen in Wörlitz bei Dessau, der Englische Garten in München, die Parks des Fürsten PÜCKLER in Muskau (Schlesien). Der Einbeziehung großer landschaftl. Teile in die Gestaltung der Gärten jener Zeit verdanken viele Ortsbilder (Potsdam, Muskau, Branitz bei Cottbus, Berlin, Hannover, München) wesentliche Veränderungen und Verschönerungen. Der Englische Garten war z. T. bis zum Ende des 19. Jh. gebräuchlich, er wurde im Historismus durch Rückgriffe auf die regelmäßigen Gartenanlagen der Renaissance und des Barock verdrängt.
Durch die Zunahme an Zivilisation entstanden der Gartenkunst im 20. Jh. neue Aufgaben auf wirtschaftl., sozialen und hygienischen Gebieten, die auch die formale Gestaltung beeinflußten.
Die Gartenkunst des Islam wurde von der hellenistischen Spätantike und von Persien beeinflußt: Wasserspiele, berankte Pergolen, Bäume, Plattenwege, Blütensträucher. Die islam. Gartenkunst breitete sich durch die Mauren nach Spanien aus (Granada, Alhambra) und beeinflußte durch die Mongolen auch die G. in Indien. Kaiser BABUR (1526 bis 1530) führte in Indien den von einer Mauer umgrenzten Garten (persisch „Bagh“) ein, der sich durch die strikte Symmetrie der Anlage auszeichnet. Die von geometr. Blumenbeeten und Zypressen flankierten Wasserläufe markieren die oft von Wasserfällen unterbrochenen Sichtachsen (Schloßgärten in Delhi).
In China gehörte das Bauen von Gärten zu den ältesten künstlerischen Aktivitäten. Der kaiserliche Garten war als Paradiesgarten und Abbild eines geordneten Universums konzipiert. Er wurde mit künstl. See und die Paradiesinsel repräsentierendem Berg ausgestattet (besterhaltenes Beispiel: „I-ho-yüan“-Sommerpalast und der Pei-hai-Park in Peking). Eine säkularisierte Form des Paradiesgartens stellte der als Refugium und Ort des sozialen Kontaktes zwischen Angehörigen der gebildeten Elite dienende Literatengarten dar. In ihm wurde die Landschaft alsModell einer natürlich gewachsenen Welt ästhetisiert (Literatengarten in Suchou).
Japanische Gartenkunst: Der japanische Garten entwickelte sich wie der chines. vor einem religiös-zeremoniellen Hintergrund. Er ist nicht Lebensraum, sondern Blickraum; Er gleicht einem Gemälde mit vorgetäuschter Tiefe, kann aber auch echte Tiefe aufweisen, wenn es sich um einen Park mit wechselnden, im Gehen erfaßbaren Bildeinheiten handelt (Umwandlungsstil). Besteht der Garten nur aus einem schmalen Streifen parallel zum Haus, dessen Komposition in allg. verkleinernden Proportionen nur vom Zimmer oder der Veranda aus betrachtet wird, so schafft man die Illusion der Tiefe durch eine Wasserfläche im Vordergrund, Dreiecksgruppen von Steinen oder kleine Steine von bizarrer Form, die kleine Bäume groß und kugelig geschnittene Sträucher wie Hügel wirken lassen. Stets soll der Garten ein Bild der Landschaft in ihrer Ganzheit sein.
Man unterscheidet Hügelgärten, in denen Steine, Erdaufschüttungen oder gerundet geschnittene Sträucher die Berge darstellen, flache Gärten, die kaum aus der Ebene aufragen, oft nur mit einem Rinnsal und Steinen, und Wald-Wasser-Gärten, manchmal mit Inseln bei parkähnl. Ausmaßen, auch „Landschaftsgärten zum Spazierengehen“ genannt. – Entwicklungsgeschichtlich unterteilt man 3 Perioden:
1) Der chinesisch beeinflußte See-Insel-Garten der Heian-Zeit (794 bis 1185) mit See und blühender bewachsener Insel, der uns nur auf Querrollen jener Zeit überliefert ist.
2) Die Abtshausgärten seit dem 15./16. Jh. nehmen nur wenig Raum ein. Sie werden nicht betreten, sondern nur vom Haus aus betrachtet: Mauer, Hecke oder dichtstehende Bäume bilden den Hintergrund.
3) Teehausgärten (seit dem letzten Drittel 16. Jh.) sind schmale Streifen als Zugang zum Teehaus, sie sollen dem, der sie durchschreitet, das Gefühl von Einsamkeit geben und seine innere Sammlung fördem: ohne blühende Pflanzen, mit „weggeworfenen Steinen“ am Wegesrand, Steinlaterne und niedrigem Wasserbecken.
Wassergehört in jede Gartenlandschaft und wird selbst in dem zur Kontemplation bestimmten „trockenen Garten“ durch wellenliniggeharkten Sand, Moosflächen, Kiesel oder felsige Ufer dargestellt. Zur Bepflanzung dienen immergrüne Pflanzen, um dem jahreszeitlichen Wechsel wenig unterworfen zu sein. Daher spielen Blüten nur eine bescheidene Rolle. Steine und Bäume sind nach bestimmtenRegeln gesetzt und haben ihrem Platz und ihrer kosmischen Symbolik entsprechende Namen.