GCB Kunstlexikon
GLASMALEREI
künstlerische Gestaltung zweidimensionaler Glasflächen. Glasgemälde sind farbige oder weiße Fensterverglasungen mit Ornamentensowie figürlichen und abstrakten Kompositionen oder kleinere nicht unmittelbar in ein Fenster eingepasste Bildscheiben. In neuerer Zeit wird der Begriff besondersin Hobbykreisen auch auf die Bemalung von Hohlgläsern ausgedehnt. Ausgangsmaterial: Traditionell sind geblasene Gläser in Form von Platten, neutral, in der Masse durchgefärbt oder nur schichtweise gefärbt (Überfangglas). Im 19. Jahrhundert kommt außerdem gegossenesund gewalztes Glas (Kathedralglas, Opaleszentglas) zur Anwendung. Die klassische Glasmalerei ist musivisch, ihre Werke bauen sich aus einer Vielzahl verschiedenfarbener, bisweilen auch nur neutraler Glasstückeauf. Dem Entwurf (Riß) folgt eine maßstabgetreue Werkzeichnung auf Holz, Papier, Karton, etc. Nach ihr werden die Glasstücke zugeschnitten und bemalt. Als Malfarbe dient das Schwarzlot, eine bräunlichschwarze Farbe aus pulverisiertem Bleiglas und einem Metalloxid, mit der man Umrisse zieht, schattiert und lasiert. Ist die Malschicht getrocknet, kann sie mit Pinsel und Federkiel zusätzlich bearbeitet werden (Stupfen, Radieren u. ä.). Anschließend wird sie im Ofen dem Trägerglas aufgeschmolzen (ca. 600°). Nach Abkühlung werden die Glasstücke in Bleistege mit H-Profil montiert und die Schnittlinien verlötet. Das Bleinetz ist dabei nicht nur technische Notwendigkeit, sondern hat eine ästhetische Funktion als Träger der Linearkomposition. Um 1300 kommen als zusätzliche Malfarbe das Silbergelb und später das Eisenrot auf. Von großer Tragweite erweist sich im 16. Jh. das Einführen der im Bereich der Hohlglasmalerei längst bekannten Email- oder Schmelzfarben sowie im 19. Jahrhundert die Entwicklung einer ganzen Palette matter und transparenter Farben. Durch sie wird farbiges Malen auf Glas möglich, so dass sich das Bleinetz mehr und mehr erübrigt.
Bereits die Römer kannten gegossenes und geblasenes Fensterglas, das sie in zum Teil dekorativ ausgebildete Rahmen aus Holz, Stuck u. a. (claustra, transennae) steckten. Die christliche Kunst trug zur Verbreitung der glasversetzten Gitter bei. Der Islam übernahm sie und entfaltete darin besondere Pracht. Das eigtl. Bildfenster aus Blei und Glas ist indes eine Erfindung des abendländischen MA,, ausgebildet wohl schon im 9. Jahrhundert. Von da bis um 1100 erscheint es, von der technischen Entwicklung her gesehen, in einer Art Frühform: Fensterfragmente mit dem Kopf eines Heiligen aus dem Reichskloster Lorsch/Bergstraße (Hess. Landes-Mus., Darmstadt), mit dem kleinen Kopf aus einer szen. Darstellung in der Abtei Schwarzach/Oberrhein und einem Kopf Christi aus Weißenburg/Elsaß (Musee de l’OEuvre Notre-Dame, Straßburg) sowie als Hauptwerk die Prophetenfenster im Augsburger Dom um 1100 (ältester erhaltener Glasmalerei-Zyklus der Welt). In der Romanik, die im deutschsprachigen Raum weit ins 13. Jh. reicht, wird der Denkmälerbestand dichter. Hauptwerke befinden sich u. a. in den Kathedralen von Le Mans, Chartres, Poitiers und Straßburg, in der Abteikirche St. Denis, der Kathedrale von Canterbury, St Kunibert in Köln, der Barfüßerkirche in Erfurt, der Elisabethkirche, Marburg. Hinzu kommen die Fenster der Prämonstratenserkirche in Arnstein/Lahn mit einem Porträt ihres Schöpfers GERLACHUS (Sammlung Graf v. Kanitz, Leihgabe im Westfäl. Landes-Museum, Münster). Die roman. Fenster sind licht, betonen die Fläche und zeigen eine Fülle fein ausgemalter Details.In der Gotik öffnet sich der Kirchenraum in großen diaphanen (durchscheinenden) Wänden aus Farbglas, die zur Belehrung der Gläubigen dienen; häufige Themen: Christus mit seinen Vorfahren (Wurzel Jesse), A. T. und N. T. im Spannungsverhältnis zw. Vorgegebenem und Ergänzung zur Fülle in Vollkommenheit (Typologien), Heiligenlegenden und Einzelfiguren von Heiligen unter hohen Baldachinen entsprechend dem ikonograph. Gesamtprogramm des Baues. Den größten Anteil an der gotischen Glasmalerei hat Frankreich, das im 14. Jahrhundert die Führung aber an Deutschland, Österreich und England abgibt: Kathedralen von Chartres und Reims, Ste. Chapelle in Paris , Münster in Freiburg/Br., Dome in Regensburg und Köln, Kloster Königsfelden/Schweiz, Kathedralen Canterbury und York. Neben den figürl. entstehen auch reine Ornamentfenster. Zu ihrer Ausbreitung trug maßgebend der Mönchsorden der Zisterzienser bei. Da ihm die Ordensregel verbot, seine Kirchen mit farbigen Bildern zu schmücken, beschränkten sich die Mönche lange Zeit auf Grisaillefenster mit Flechtbandmuster und Blattornamenten, Formen, die zum Teil an vormittelalterliche Fenstergitter erinnern: Stift Heiligenkreuz bei Wien um 1220-95, Dom zu Altenberg bei Köln ab l259.
Seit dem 14. Jahrhundert zeichnen sich ähnlich wie in der Malerei Tendenzen zur Eroberung des Bildraumes ab: typisch für die Vollendung einer 1. Phase die Turmarchitekturen der großen Wiener Werkstatt in der 2. Hälfte des 14. Jh. (u. a. Herzogenfenster in St. Stephan in Wien). Die Figuren gewinnen Realitätscharakter und werden plastisch durchgeformt. Einzigartig in seiner Prägnanz ragt in der 2. Hälfte des 15. Jh. das Werk des Straßburgers P. Hemmel von Andlau hervor. Bei ihm und seinen Zeitgenossen wird ersichtlich, wie Malerei und Graphik Einfluss auf die Glasmalerei gewinnen, durch Vorbilder und Vorlagen sowie Entwürfe und Kartons. M. Wolgemut, A. Dürer, H. Baldung, H. v. Kulmbach und H. Holbein haben für Glasmalerei-Werkstätten gearbeitet. In Italien setzte diese Bindung bereits in der 1. Hälfte des 15. Jh. ein: Fenster im Dom zu Florenz nach A. Del Castagno, P. Uccello, L. Ghiberti und Donatello.
In den Niederlanden, Frankreich und England entstehen während der Renaissance prunkvolle monumentale Glasmalereien, die die Grenzen der gebauten Architektur durch ihre Bildräume aufzuheben scheinen: St. Michel in Brüssel (Entwurf B. Van Orley u. a,), St. Janskerk in Gouda (D. und W. Crabeth), Kapelle des King’s College in Cambridge (Entwurf D. VELLERT). In den deutschsprachigen Ländern bewirken Humanismus und Reformation, dass sich der Wunsch nach hellen Kirchenräumen durchsetzt. Die G. tritt in den Dienst der Profanarchitektur, was die Kabinettscheibe hervorbringt. Dies ist eine an keine konkrete Bauaufgabe gebundene, zumindest formal austauschbare Scheibe, die meist in Neutralverglasung aus Rauten und Butzen eingelassen wird. Im 14. Jahrhundert wächst sie aus der Monumental-Glasmalerei hervor, wobei ein Zweig mit Grisaillemalerei (mit Schwarzlot, Silbergelb und Eisenrot auf hellem Glas) arbeitet, der andere die musiv. Technik fortführt, um später auf Emailfarben überzugehen. Gefördert durch die in der Schweiz und Süd-Deutschland verbreitete Sitte der Fenster- und Wappenschenkung, wird das Wappen zum Hauptthema. Man bestellt Wappenscheiben in stolzem Selbstverständnis zur Dokumentation und Repräsentation. Für offizielle Stiftungen entsteht in der Schweiz der Typus der Standes- und Ämterscheibe; schulemachend die Standesscheiben des Zürchers L. Zeiner für den Tagsatzungssaal in Baden/Schweiz 1500-1501. Eine Parallele im mehr volkstümlichen Bereich findet sich bis ins 19. Jahrhundert in Nord-Deutschland in den Fensterbierscheiben, Geschenke, die man anlässlich eines Neubaus dem Bauherrn überbringt. Dieser lädt dafür beim Einsetzen der Fenster zu einem Fest, dem Fensterbier, ein.
Die Wappen begleiten Heilige und allegorische Figuren; darüber, manchmal auch als Zentralthema, erscheinen bibl. Szenen, antike Fabeln, Monats- und Berufsbilder. Dem Verlangen nach Vorlagen kommt man durch eine reiche Riß-Produktion und die Herausgabe von Musterbüchern und Bilderbibeln nach; häufig kopiert wurden J. Amman, C. Murer, M. Merian, T. Stimmer, M. Van Heemskerck u.a. Im 17. und 18. Jh. erlahmen Formenkraft und Brillanz, das Interesse an der Glasmalerei schwindet. Sie verkümmert auf dem Kontinent, während sie in England und Irland eigene Blüten treibt: J. Reynolds als Entwerfer, R. Hand, J. Pearson, T. Jervais als Glasmaler.
Im 19. Jahrhundert erfährt die Glasmalerei, getragen von wissenschaftlichem Interesse und romantischer Mittelalter-Verehrung, neue Belebung, wobei die praktischen Impulse zunächst von der Porzellanmalerei ausgehen: S. und G. S. Mohn sowie A. Koth-Gasser in Wien, Porzellanmanufaktur Sevres bei Paris. HW in der Franzensburg in Laxenberg bei Wien, der Grabkapelle der Orleans bei Dreux und im Kölner Dom (Bayern-Fenster aus der 1827 gegr. königlichen Glasmalerei-Anstalt in München). Im Gegensatz. zu den bildmäßig gestalteten Fenstern setzt sich in der 2.Hälfte des 19. Jh. eine restaurative Richtung im Sinn der Neugotik durch. Nachhaltig ist der Einfluss des Engländers W. Morris, dessen Firma mit E. Burne-Jones als Hauptentwerfer sehr viele Verglasungen ausführte. Zu einer eigenen Interpretation der Glasmalerei kommt der Jugendstil: kostbar dekorativ und schillernd die Werke von L. C. Tiffany in den USA, E. Grasset und J. Gruber in Frankreich, H. Christiansen in Deutschland, verschlüsselt und mystisch die des Westfalen M. Lechter, der Polen J. Mehoffer und S. Wyspianski. Nach 1910-20 verebbt die Bewegung. Zukunftsweisend treten die geometr. Kompositionen des Amerikaners F. Lloyd Wright hervor, der in J. Thorn-Prikker bald ein europäisches Gegengewicht erhält. Mit architekturorientierten Schöpfungen, bei denen nicht die malerische Wirkung, sondern den Bau interpretierende Strukturen maßgebend sind, leitet sich von ihm eine progressive, international anerkannte moderne deutsche Richtung ab: G. Meistermann L. Schaff-Rath, J. Schreiter, J. Klos, J. Poensgen u. a. Mehr nach der Malerei richtet sich die Glasmalerei in Frankreich: M. Chagall, F. Leger, A. Manessier. Allg. aktuell, besonders auch in den USA, ist das freie Glasbild (autonomous panel; vergleichbar der historischen Kabinettscheibe).
GLASMALEREI
künstlerische Gestaltung zweidimensionaler Glasflächen. Glasgemälde sind farbige oder weiße Fensterverglasungen mit Ornamentensowie figürlichen und abstrakten Kompositionen oder kleinere nicht unmittelbar in ein Fenster eingepasste Bildscheiben. In neuerer Zeit wird der Begriff besondersin Hobbykreisen auch auf die Bemalung von Hohlgläsern ausgedehnt. Ausgangsmaterial: Traditionell sind geblasene Gläser in Form von Platten, neutral, in der Masse durchgefärbt oder nur schichtweise gefärbt (Überfangglas). Im 19. Jahrhundert kommt außerdem gegossenesund gewalztes Glas (Kathedralglas, Opaleszentglas) zur Anwendung. Die klassische Glasmalerei ist musivisch, ihre Werke bauen sich aus einer Vielzahl verschiedenfarbener, bisweilen auch nur neutraler Glasstückeauf. Dem Entwurf (Riß) folgt eine maßstabgetreue Werkzeichnung auf Holz, Papier, Karton, etc. Nach ihr werden die Glasstücke zugeschnitten und bemalt. Als Malfarbe dient das Schwarzlot, eine bräunlichschwarze Farbe aus pulverisiertem Bleiglas und einem Metalloxid, mit der man Umrisse zieht, schattiert und lasiert. Ist die Malschicht getrocknet, kann sie mit Pinsel und Federkiel zusätzlich bearbeitet werden (Stupfen, Radieren u. ä.). Anschließend wird sie im Ofen dem Trägerglas aufgeschmolzen (ca. 600°). Nach Abkühlung werden die Glasstücke in Bleistege mit H-Profil montiert und die Schnittlinien verlötet. Das Bleinetz ist dabei nicht nur technische Notwendigkeit, sondern hat eine ästhetische Funktion als Träger der Linearkomposition. Um 1300 kommen als zusätzliche Malfarbe das Silbergelb und später das Eisenrot auf. Von großer Tragweite erweist sich im 16. Jh. das Einführen der im Bereich der Hohlglasmalerei längst bekannten Email- oder Schmelzfarben sowie im 19. Jahrhundert die Entwicklung einer ganzen Palette matter und transparenter Farben. Durch sie wird farbiges Malen auf Glas möglich, so dass sich das Bleinetz mehr und mehr erübrigt.
Bereits die Römer kannten gegossenes und geblasenes Fensterglas, das sie in zum Teil dekorativ ausgebildete Rahmen aus Holz, Stuck u. a. (claustra, transennae) steckten. Die christliche Kunst trug zur Verbreitung der glasversetzten Gitter bei. Der Islam übernahm sie und entfaltete darin besondere Pracht. Das eigtl. Bildfenster aus Blei und Glas ist indes eine Erfindung des abendländischen MA,, ausgebildet wohl schon im 9. Jahrhundert. Von da bis um 1100 erscheint es, von der technischen Entwicklung her gesehen, in einer Art Frühform: Fensterfragmente mit dem Kopf eines Heiligen aus dem Reichskloster Lorsch/Bergstraße (Hess. Landes-Mus., Darmstadt), mit dem kleinen Kopf aus einer szen. Darstellung in der Abtei Schwarzach/Oberrhein und einem Kopf Christi aus Weißenburg/Elsaß (Musee de l’OEuvre Notre-Dame, Straßburg) sowie als Hauptwerk die Prophetenfenster im Augsburger Dom um 1100 (ältester erhaltener Glasmalerei-Zyklus der Welt). In der Romanik, die im deutschsprachigen Raum weit ins 13. Jh. reicht, wird der Denkmälerbestand dichter. Hauptwerke befinden sich u. a. in den Kathedralen von Le Mans, Chartres, Poitiers und Straßburg, in der Abteikirche St. Denis, der Kathedrale von Canterbury, St Kunibert in Köln, der Barfüßerkirche in Erfurt, der Elisabethkirche, Marburg. Hinzu kommen die Fenster der Prämonstratenserkirche in Arnstein/Lahn mit einem Porträt ihres Schöpfers GERLACHUS (Sammlung Graf v. Kanitz, Leihgabe im Westfäl. Landes-Museum, Münster). Die roman. Fenster sind licht, betonen die Fläche und zeigen eine Fülle fein ausgemalter Details.In der Gotik öffnet sich der Kirchenraum in großen diaphanen (durchscheinenden) Wänden aus Farbglas, die zur Belehrung der Gläubigen dienen; häufige Themen: Christus mit seinen Vorfahren (Wurzel Jesse), A. T. und N. T. im Spannungsverhältnis zw. Vorgegebenem und Ergänzung zur Fülle in Vollkommenheit (Typologien), Heiligenlegenden und Einzelfiguren von Heiligen unter hohen Baldachinen entsprechend dem ikonograph. Gesamtprogramm des Baues. Den größten Anteil an der gotischen Glasmalerei hat Frankreich, das im 14. Jahrhundert die Führung aber an Deutschland, Österreich und England abgibt: Kathedralen von Chartres und Reims, Ste. Chapelle in Paris , Münster in Freiburg/Br., Dome in Regensburg und Köln, Kloster Königsfelden/Schweiz, Kathedralen Canterbury und York. Neben den figürl. entstehen auch reine Ornamentfenster. Zu ihrer Ausbreitung trug maßgebend der Mönchsorden der Zisterzienser bei. Da ihm die Ordensregel verbot, seine Kirchen mit farbigen Bildern zu schmücken, beschränkten sich die Mönche lange Zeit auf Grisaillefenster mit Flechtbandmuster und Blattornamenten, Formen, die zum Teil an vormittelalterliche Fenstergitter erinnern: Stift Heiligenkreuz bei Wien um 1220-95, Dom zu Altenberg bei Köln ab l259.
Seit dem 14. Jahrhundert zeichnen sich ähnlich wie in der Malerei Tendenzen zur Eroberung des Bildraumes ab: typisch für die Vollendung einer 1. Phase die Turmarchitekturen der großen Wiener Werkstatt in der 2. Hälfte des 14. Jh. (u. a. Herzogenfenster in St. Stephan in Wien). Die Figuren gewinnen Realitätscharakter und werden plastisch durchgeformt. Einzigartig in seiner Prägnanz ragt in der 2. Hälfte des 15. Jh. das Werk des Straßburgers P. Hemmel von Andlau hervor. Bei ihm und seinen Zeitgenossen wird ersichtlich, wie Malerei und Graphik Einfluss auf die Glasmalerei gewinnen, durch Vorbilder und Vorlagen sowie Entwürfe und Kartons. M. Wolgemut, A. Dürer, H. Baldung, H. v. Kulmbach und H. Holbein haben für Glasmalerei-Werkstätten gearbeitet. In Italien setzte diese Bindung bereits in der 1. Hälfte des 15. Jh. ein: Fenster im Dom zu Florenz nach A. Del Castagno, P. Uccello, L. Ghiberti und Donatello.
In den Niederlanden, Frankreich und England entstehen während der Renaissance prunkvolle monumentale Glasmalereien, die die Grenzen der gebauten Architektur durch ihre Bildräume aufzuheben scheinen: St. Michel in Brüssel (Entwurf B. Van Orley u. a,), St. Janskerk in Gouda (D. und W. Crabeth), Kapelle des King’s College in Cambridge (Entwurf D. VELLERT). In den deutschsprachigen Ländern bewirken Humanismus und Reformation, dass sich der Wunsch nach hellen Kirchenräumen durchsetzt. Die G. tritt in den Dienst der Profanarchitektur, was die Kabinettscheibe hervorbringt. Dies ist eine an keine konkrete Bauaufgabe gebundene, zumindest formal austauschbare Scheibe, die meist in Neutralverglasung aus Rauten und Butzen eingelassen wird. Im 14. Jahrhundert wächst sie aus der Monumental-Glasmalerei hervor, wobei ein Zweig mit Grisaillemalerei (mit Schwarzlot, Silbergelb und Eisenrot auf hellem Glas) arbeitet, der andere die musiv. Technik fortführt, um später auf Emailfarben überzugehen. Gefördert durch die in der Schweiz und Süd-Deutschland verbreitete Sitte der Fenster- und Wappenschenkung, wird das Wappen zum Hauptthema. Man bestellt Wappenscheiben in stolzem Selbstverständnis zur Dokumentation und Repräsentation. Für offizielle Stiftungen entsteht in der Schweiz der Typus der Standes- und Ämterscheibe; schulemachend die Standesscheiben des Zürchers L. Zeiner für den Tagsatzungssaal in Baden/Schweiz 1500-1501. Eine Parallele im mehr volkstümlichen Bereich findet sich bis ins 19. Jahrhundert in Nord-Deutschland in den Fensterbierscheiben, Geschenke, die man anlässlich eines Neubaus dem Bauherrn überbringt. Dieser lädt dafür beim Einsetzen der Fenster zu einem Fest, dem Fensterbier, ein.
Die Wappen begleiten Heilige und allegorische Figuren; darüber, manchmal auch als Zentralthema, erscheinen bibl. Szenen, antike Fabeln, Monats- und Berufsbilder. Dem Verlangen nach Vorlagen kommt man durch eine reiche Riß-Produktion und die Herausgabe von Musterbüchern und Bilderbibeln nach; häufig kopiert wurden J. Amman, C. Murer, M. Merian, T. Stimmer, M. Van Heemskerck u.a. Im 17. und 18. Jh. erlahmen Formenkraft und Brillanz, das Interesse an der Glasmalerei schwindet. Sie verkümmert auf dem Kontinent, während sie in England und Irland eigene Blüten treibt: J. Reynolds als Entwerfer, R. Hand, J. Pearson, T. Jervais als Glasmaler.
Im 19. Jahrhundert erfährt die Glasmalerei, getragen von wissenschaftlichem Interesse und romantischer Mittelalter-Verehrung, neue Belebung, wobei die praktischen Impulse zunächst von der Porzellanmalerei ausgehen: S. und G. S. Mohn sowie A. Koth-Gasser in Wien, Porzellanmanufaktur Sevres bei Paris. HW in der Franzensburg in Laxenberg bei Wien, der Grabkapelle der Orleans bei Dreux und im Kölner Dom (Bayern-Fenster aus der 1827 gegr. königlichen Glasmalerei-Anstalt in München). Im Gegensatz. zu den bildmäßig gestalteten Fenstern setzt sich in der 2.Hälfte des 19. Jh. eine restaurative Richtung im Sinn der Neugotik durch. Nachhaltig ist der Einfluss des Engländers W. Morris, dessen Firma mit E. Burne-Jones als Hauptentwerfer sehr viele Verglasungen ausführte. Zu einer eigenen Interpretation der Glasmalerei kommt der Jugendstil: kostbar dekorativ und schillernd die Werke von L. C. Tiffany in den USA, E. Grasset und J. Gruber in Frankreich, H. Christiansen in Deutschland, verschlüsselt und mystisch die des Westfalen M. Lechter, der Polen J. Mehoffer und S. Wyspianski. Nach 1910-20 verebbt die Bewegung. Zukunftsweisend treten die geometr. Kompositionen des Amerikaners F. Lloyd Wright hervor, der in J. Thorn-Prikker bald ein europäisches Gegengewicht erhält. Mit architekturorientierten Schöpfungen, bei denen nicht die malerische Wirkung, sondern den Bau interpretierende Strukturen maßgebend sind, leitet sich von ihm eine progressive, international anerkannte moderne deutsche Richtung ab: G. Meistermann L. Schaff-Rath, J. Schreiter, J. Klos, J. Poensgen u. a. Mehr nach der Malerei richtet sich die Glasmalerei in Frankreich: M. Chagall, F. Leger, A. Manessier. Allg. aktuell, besonders auch in den USA, ist das freie Glasbild (autonomous panel; vergleichbar der historischen Kabinettscheibe).
GLASMALEREI
künstlerische Gestaltung zweidimensionaler Glasflächen. Glasgemälde sind farbige oder weiße Fensterverglasungen mit Ornamentensowie figürlichen und abstrakten Kompositionen oder kleinere nicht unmittelbar in ein Fenster eingepasste Bildscheiben. In neuerer Zeit wird der Begriff besondersin Hobbykreisen auch auf die Bemalung von Hohlgläsern ausgedehnt. Ausgangsmaterial: Traditionell sind geblasene Gläser in Form von Platten, neutral, in der Masse durchgefärbt oder nur schichtweise gefärbt (Überfangglas). Im 19. Jahrhundert kommt außerdem gegossenesund gewalztes Glas (Kathedralglas, Opaleszentglas) zur Anwendung. Die klassische Glasmalerei ist musivisch, ihre Werke bauen sich aus einer Vielzahl verschiedenfarbener, bisweilen auch nur neutraler Glasstückeauf. Dem Entwurf (Riß) folgt eine maßstabgetreue Werkzeichnung auf Holz, Papier, Karton, etc. Nach ihr werden die Glasstücke zugeschnitten und bemalt. Als Malfarbe dient das Schwarzlot, eine bräunlichschwarze Farbe aus pulverisiertem Bleiglas und einem Metalloxid, mit der man Umrisse zieht, schattiert und lasiert. Ist die Malschicht getrocknet, kann sie mit Pinsel und Federkiel zusätzlich bearbeitet werden (Stupfen, Radieren u. ä.). Anschließend wird sie im Ofen dem Trägerglas aufgeschmolzen (ca. 600°). Nach Abkühlung werden die Glasstücke in Bleistege mit H-Profil montiert und die Schnittlinien verlötet. Das Bleinetz ist dabei nicht nur technische Notwendigkeit, sondern hat eine ästhetische Funktion als Träger der Linearkomposition. Um 1300 kommen als zusätzliche Malfarbe das Silbergelb und später das Eisenrot auf. Von großer Tragweite erweist sich im 16. Jh. das Einführen der im Bereich der Hohlglasmalerei längst bekannten Email- oder Schmelzfarben sowie im 19. Jahrhundert die Entwicklung einer ganzen Palette matter und transparenter Farben. Durch sie wird farbiges Malen auf Glas möglich, so dass sich das Bleinetz mehr und mehr erübrigt.
Bereits die Römer kannten gegossenes und geblasenes Fensterglas, das sie in zum Teil dekorativ ausgebildete Rahmen aus Holz, Stuck u. a. (claustra, transennae) steckten. Die christliche Kunst trug zur Verbreitung der glasversetzten Gitter bei. Der Islam übernahm sie und entfaltete darin besondere Pracht. Das eigtl. Bildfenster aus Blei und Glas ist indes eine Erfindung des abendländischen MA,, ausgebildet wohl schon im 9. Jahrhundert. Von da bis um 1100 erscheint es, von der technischen Entwicklung her gesehen, in einer Art Frühform: Fensterfragmente mit dem Kopf eines Heiligen aus dem Reichskloster Lorsch/Bergstraße (Hess. Landes-Mus., Darmstadt), mit dem kleinen Kopf aus einer szen. Darstellung in der Abtei Schwarzach/Oberrhein und einem Kopf Christi aus Weißenburg/Elsaß (Musee de l’OEuvre Notre-Dame, Straßburg) sowie als Hauptwerk die Prophetenfenster im Augsburger Dom um 1100 (ältester erhaltener Glasmalerei-Zyklus der Welt). In der Romanik, die im deutschsprachigen Raum weit ins 13. Jh. reicht, wird der Denkmälerbestand dichter. Hauptwerke befinden sich u. a. in den Kathedralen von Le Mans, Chartres, Poitiers und Straßburg, in der Abteikirche St. Denis, der Kathedrale von Canterbury, St Kunibert in Köln, der Barfüßerkirche in Erfurt, der Elisabethkirche, Marburg. Hinzu kommen die Fenster der Prämonstratenserkirche in Arnstein/Lahn mit einem Porträt ihres Schöpfers GERLACHUS (Sammlung Graf v. Kanitz, Leihgabe im Westfäl. Landes-Museum, Münster). Die roman. Fenster sind licht, betonen die Fläche und zeigen eine Fülle fein ausgemalter Details.In der Gotik öffnet sich der Kirchenraum in großen diaphanen (durchscheinenden) Wänden aus Farbglas, die zur Belehrung der Gläubigen dienen; häufige Themen: Christus mit seinen Vorfahren (Wurzel Jesse), A. T. und N. T. im Spannungsverhältnis zw. Vorgegebenem und Ergänzung zur Fülle in Vollkommenheit (Typologien), Heiligenlegenden und Einzelfiguren von Heiligen unter hohen Baldachinen entsprechend dem ikonograph. Gesamtprogramm des Baues. Den größten Anteil an der gotischen Glasmalerei hat Frankreich, das im 14. Jahrhundert die Führung aber an Deutschland, Österreich und England abgibt: Kathedralen von Chartres und Reims, Ste. Chapelle in Paris , Münster in Freiburg/Br., Dome in Regensburg und Köln, Kloster Königsfelden/Schweiz, Kathedralen Canterbury und York. Neben den figürl. entstehen auch reine Ornamentfenster. Zu ihrer Ausbreitung trug maßgebend der Mönchsorden der Zisterzienser bei. Da ihm die Ordensregel verbot, seine Kirchen mit farbigen Bildern zu schmücken, beschränkten sich die Mönche lange Zeit auf Grisaillefenster mit Flechtbandmuster und Blattornamenten, Formen, die zum Teil an vormittelalterliche Fenstergitter erinnern: Stift Heiligenkreuz bei Wien um 1220-95, Dom zu Altenberg bei Köln ab l259.
Seit dem 14. Jahrhundert zeichnen sich ähnlich wie in der Malerei Tendenzen zur Eroberung des Bildraumes ab: typisch für die Vollendung einer 1. Phase die Turmarchitekturen der großen Wiener Werkstatt in der 2. Hälfte des 14. Jh. (u. a. Herzogenfenster in St. Stephan in Wien). Die Figuren gewinnen Realitätscharakter und werden plastisch durchgeformt. Einzigartig in seiner Prägnanz ragt in der 2. Hälfte des 15. Jh. das Werk des Straßburgers P. Hemmel von Andlau hervor. Bei ihm und seinen Zeitgenossen wird ersichtlich, wie Malerei und Graphik Einfluss auf die Glasmalerei gewinnen, durch Vorbilder und Vorlagen sowie Entwürfe und Kartons. M. Wolgemut, A. Dürer, H. Baldung, H. v. Kulmbach und H. Holbein haben für Glasmalerei-Werkstätten gearbeitet. In Italien setzte diese Bindung bereits in der 1. Hälfte des 15. Jh. ein: Fenster im Dom zu Florenz nach A. Del Castagno, P. Uccello, L. Ghiberti und Donatello.
In den Niederlanden, Frankreich und England entstehen während der Renaissance prunkvolle monumentale Glasmalereien, die die Grenzen der gebauten Architektur durch ihre Bildräume aufzuheben scheinen: St. Michel in Brüssel (Entwurf B. Van Orley u. a,), St. Janskerk in Gouda (D. und W. Crabeth), Kapelle des King’s College in Cambridge (Entwurf D. VELLERT). In den deutschsprachigen Ländern bewirken Humanismus und Reformation, dass sich der Wunsch nach hellen Kirchenräumen durchsetzt. Die G. tritt in den Dienst der Profanarchitektur, was die Kabinettscheibe hervorbringt. Dies ist eine an keine konkrete Bauaufgabe gebundene, zumindest formal austauschbare Scheibe, die meist in Neutralverglasung aus Rauten und Butzen eingelassen wird. Im 14. Jahrhundert wächst sie aus der Monumental-Glasmalerei hervor, wobei ein Zweig mit Grisaillemalerei (mit Schwarzlot, Silbergelb und Eisenrot auf hellem Glas) arbeitet, der andere die musiv. Technik fortführt, um später auf Emailfarben überzugehen. Gefördert durch die in der Schweiz und Süd-Deutschland verbreitete Sitte der Fenster- und Wappenschenkung, wird das Wappen zum Hauptthema. Man bestellt Wappenscheiben in stolzem Selbstverständnis zur Dokumentation und Repräsentation. Für offizielle Stiftungen entsteht in der Schweiz der Typus der Standes- und Ämterscheibe; schulemachend die Standesscheiben des Zürchers L. Zeiner für den Tagsatzungssaal in Baden/Schweiz 1500-1501. Eine Parallele im mehr volkstümlichen Bereich findet sich bis ins 19. Jahrhundert in Nord-Deutschland in den Fensterbierscheiben, Geschenke, die man anlässlich eines Neubaus dem Bauherrn überbringt. Dieser lädt dafür beim Einsetzen der Fenster zu einem Fest, dem Fensterbier, ein.
Die Wappen begleiten Heilige und allegorische Figuren; darüber, manchmal auch als Zentralthema, erscheinen bibl. Szenen, antike Fabeln, Monats- und Berufsbilder. Dem Verlangen nach Vorlagen kommt man durch eine reiche Riß-Produktion und die Herausgabe von Musterbüchern und Bilderbibeln nach; häufig kopiert wurden J. Amman, C. Murer, M. Merian, T. Stimmer, M. Van Heemskerck u.a. Im 17. und 18. Jh. erlahmen Formenkraft und Brillanz, das Interesse an der Glasmalerei schwindet. Sie verkümmert auf dem Kontinent, während sie in England und Irland eigene Blüten treibt: J. Reynolds als Entwerfer, R. Hand, J. Pearson, T. Jervais als Glasmaler.
Im 19. Jahrhundert erfährt die Glasmalerei, getragen von wissenschaftlichem Interesse und romantischer Mittelalter-Verehrung, neue Belebung, wobei die praktischen Impulse zunächst von der Porzellanmalerei ausgehen: S. und G. S. Mohn sowie A. Koth-Gasser in Wien, Porzellanmanufaktur Sevres bei Paris. HW in der Franzensburg in Laxenberg bei Wien, der Grabkapelle der Orleans bei Dreux und im Kölner Dom (Bayern-Fenster aus der 1827 gegr. königlichen Glasmalerei-Anstalt in München). Im Gegensatz. zu den bildmäßig gestalteten Fenstern setzt sich in der 2.Hälfte des 19. Jh. eine restaurative Richtung im Sinn der Neugotik durch. Nachhaltig ist der Einfluss des Engländers W. Morris, dessen Firma mit E. Burne-Jones als Hauptentwerfer sehr viele Verglasungen ausführte. Zu einer eigenen Interpretation der Glasmalerei kommt der Jugendstil: kostbar dekorativ und schillernd die Werke von L. C. Tiffany in den USA, E. Grasset und J. Gruber in Frankreich, H. Christiansen in Deutschland, verschlüsselt und mystisch die des Westfalen M. Lechter, der Polen J. Mehoffer und S. Wyspianski. Nach 1910-20 verebbt die Bewegung. Zukunftsweisend treten die geometr. Kompositionen des Amerikaners F. Lloyd Wright hervor, der in J. Thorn-Prikker bald ein europäisches Gegengewicht erhält. Mit architekturorientierten Schöpfungen, bei denen nicht die malerische Wirkung, sondern den Bau interpretierende Strukturen maßgebend sind, leitet sich von ihm eine progressive, international anerkannte moderne deutsche Richtung ab: G. Meistermann L. Schaff-Rath, J. Schreiter, J. Klos, J. Poensgen u. a. Mehr nach der Malerei richtet sich die Glasmalerei in Frankreich: M. Chagall, F. Leger, A. Manessier. Allg. aktuell, besonders auch in den USA, ist das freie Glasbild (autonomous panel; vergleichbar der historischen Kabinettscheibe).