GCB Kunstlexikon
HOLZSCHNITT
Die Kunst, eine Zeichnung in eine Holzplatte (Holzstock) zu schneiden sowie der von dieser auf Papier abgezogene Druck. Auf der geglätteten, meist mit einer dünnen Kreideschicht überzogenen Oberfläche eines etwa 2 cm dicken Holzstocks wird das Bild zuerst vorgezeichnet und dann von dem Formschneider, der, wie der Zeichner (im Mittelalter „Reißer“), auch der entwerfende Künstler selbst sein kann, mit dem Messer, später auch Stichel so viel Holz ausgehoben, daß die übrigbleibenden Stege oder Flächen das Bild abdrucken können (Schwarzschnitt).
Abgedruckt wurde mit der Hand oder einem Lederballen, dem „Reiber“, später mit der Druckerpresse auf Papier (Hochdruck, im Unterschied zum Tiefdruck des Kupferstiches und dem Flachdruck der Lithographie).Als Holzstöcke dienten bis zum 18. Jahrhundert in der Längsrichtung des Stammes geschnittene und mit dem Schneidemesser bearbeitete Langholzplatten aus Birn- oder Nußbaum, in der Frühzeit auch Eibenholz. Für den im 19. Jh. bevorzugten Holzstich wurde Hirnholz (meist Buchsbaum) verwendet. Von 2 oder mehr Platten gedruckt werden der Farbholzschnitt, der Clairob-scur-Holzschnitt und der Camaieu-Holzschnitt. Beim Weißschnitt werden die Linien der Zeichnung vertieft geschnitten und erscheinen deshalb weiß gegen schwarzen Grund. Neben dem Holzschnitt wurde in der Frühzeit auch der Metallschnitt gepflegt, dessen Drucke, soweit es sich nicht um Abarten wie Schrotschnitt oder Teigdruck handelt, sich von Holzschnittdrucken nicht unterscheiden.
EUROPA
Aus dem Orient, wo schon im Altertum Holzmodel zum Bedrucken von Stoffen verwendet wurden, gelangte die Technik des Holzschnitts im MA. nach dem Westen.
Die Holzschneidekunst wurde durch die gleichzeitige Ausbreitung des Papiers als Bedruckstoff in der 2. Hälfte des 14. Jh. schnell verbreitet. Mit dem Aufstieg des Kleinbürgertums in den Städten wurde der Holzschnitt dank seiner Verbreitungsmöglichkeit und Billigkeit volkstümlich. Der Holzschnitt war für die Auflage von Drucken in gewünschter Anzahl geeignet, weil der Holzstock schnell gerissen und fast unbegrenzt strapaziert werden konnte. Anfangs diente er der Schaffung von Einblattdrucken, Kalenderbildern und Spielkarten, bald auch zur Zusammensetzung von Blockbüchern. Zeichner und Schneider gehörten anfänglich verschiedenen Zünften an und arbeiteten anonym.
15.und 16. Jahrhundert
Nach Erfindung der Buchdruckerkunst bot sich der Holzschnitt als Hochdruckverfahren für die Buchillustratoren an. „Der Ackermann aus Böhmen“ des Johannes von Tepl, in Bamberg bei A. Pfister 1460 gedruckt, eröffnete die Wiegendrucke mit Holzschnittillustrationen. Zu den erwähnenswerten Werken gehört die 1479 bei H. Quentell in Köln erschienene Bibel, deren Holzstöcke 1483 A. Koberger wieder verwendete. Eine stärkere Modellierung durch die Binnenzeichnung findet sich in den Drucken Kobergers und den beiden 1491 und 1493 erschienenen Riesenwerken des von M. WOLGEMUT und W. PLEYDENWURFF „mit Figuren werklich gezierten“ Schatzbehälters des S. Fridolin und der „Weltchronik“ des H. Schedel.
Die ersten französischen Holzschnitt-Bücher erschienen 1478 in Lyon. Zu den besten Pariser Erzeugnissen gehört die zweibändige „Mer des hystoires“ (1488-89) des P. LE ROUGE, zu den volkstümlichsten die „Danse macabre“ des G. MARCHANT (1491/92). Ein beliebter Gegenstand des Buch-Holzschnitts waren die Livres d’heures (Stundenbuch).
In Italien setzten die Holzschnitt-Bücher mit den 1467 in Rom von U. Hahn aus Ingolstadt gedruckten „Meditationes“ des Turrecremata ein. E. RATDOLT aus Augsburg brachte die Holzschnitt-Illustration nach Venedig, wo neben dem Schwarzschnitt besonders der Weißschnitt gepflegt wurde. Unter den einheimischen Druckern wurde auch A. Manutius von ihm beeinflußt; die 1499 gedruckte „Hypneroto-machia Poliphili“ ist das Meisterwerk dieser Gattung. Den venezian. Formschnitten ebenbürtig sind die Florentiner, bes. in den Büchern des P. Pacini.
In Deutschland brachte A. DÜRER den Holzschnitt zu höchster Vollendung. In den Frühwerken, wie der „Apokalypse“ (1498), erreichte er eine bisher ungekannte Ausdruckskraft des linearen Stils, in den späteren ging er auf ruhigere Formgebung und gleichmäßigere Flächenfüllung aus. Seinem Vorbild folgten H. L. SCHÄUFELEIN, W. TRAUT, H. WECHTLIN, H. SPRINGINKLEE, E. SCHÖN; auch die hauptsächlich als Kupferstecher tätigen Kleinmeister. Die Arbeit an den großen von Kaiser Maximilian in Auftrag gegebenen Holzschnitt-Werken, wie der „Ehrenpforte“ und dem „Triumphzug“, verband Dürer mit den Augsburger Meistern, besonders H. BURGKMAIR und J. BREU.
Zu den eindrucksvollsten Arbeiten gehören die frühen Holzschnitte von L. CRANACH D. Ä. sowie die Blätter von H. BALDUNG und A. ALTDORFER, der mit dichteren Strichlagen maler. Wirkungen erreichte; ihm folgte W. HUBER. Einen ähnlichen Stil pflegten in der Schweiz URS GRAF und N. MANUEL. Die Holzschnitte H. HOLBEINS D. J., besonders die von H. LÜTZELBURGER geschnittenen Folgen des „Totentanzes“ (Lyon 1538) und der Bilder zur Bibel sind Höchstleistungen des Feinschnitts. In den Niederlanden gehören hierher besonders J. C. VAN AMSTERDAM und LUCAS VAN LEYDEN. Eine Nachblüte erlebte der Holzschnitt Mitte des 16.Jh. in den Arbeiten des Nürnbergers V. SOLIS und der Schweizer J. AMMAN und T. STIMMER.
Nach Augsburg brachte Radolt aus Venedig die Kunst des Farbholzschnitts. In Venedig pflegte U. DA CARPI den farbigen Holzschnitt ohne Schwarzplatte (Clairobscur-Holzschnitt). Hier kam auch der reproduzierende Holzschnitt, gefördert von TIZIAN, auf, dessen Schüler Zeichnungen des Meisters frei übertrugen. Die meist großformatigen Drucke sindgleichwohl als „Tizian-Holzschnitte“ bekannt, so auch die Folge des „Trionfo della Fede“. An Tizians Stil schloß sich D. CAMPAGNOLA an. Auch andere namhafte Künstler nahmen den Holzschnitt für Reproduktionszwecke in Anspruch, wobei dem Kopisten eine gewisse Selbständigkeit eingeräumt wurde.
17.und 18. Jahrhundert
Auf den Original-Holzschnitt, der im 17.und 18. Jh. durch den Kupferstich verdrängt wurde, griffen vereinzelt immer wieder Künstler zurück. So sind von dem Rembrandtschüler J. LIEVENS 9 Blätter erhalten, die in ihrer Unmittelbarkeit vermuten lassen, der Künstler habe sie selbst geschnitten. Ende des 18. Jahrhunderts wurde der Holzschnitt bei den deutschen Romantikern wieder beliebt. Die soziale Stellung der Holzschneider hob sich; sie signierten jetzt neben dem Zeichner. In den „Münchner Bilderbogen“ (M. v. SCHWIND) und den „Fliegenden Blättern“ (C. SPITZWEG, W. BUSCH) lebte diese Kunst im 19. Jh. volkstümlich weiter.
19. und 20. Jahrhundert
In Paris erschienen die geistreichen Zeichnungen von J. GIGOUX zum „Gil Blas“ (1835) zuerst in der Technik des Holzstichs. Auch H. DAUMIER stellte sich in seinen Holzschnitten für den „Charivari“ auf diese Technik um. Eine Nachblüte erwuchs dieser Kunst in den Werken von G. DORE.
In Deutschland griff F. W. GUBITZ zuerst auf diese Technik zurück. Ihm folgten u.a. F. L. UNZELMANN mit seinen Faksimilestichen der Illustrationen A. VON MENZELS zu F. Kuglers „Geschichte Friedrichs d. Gr.“ (1839-42). Malerische und realistische Tonstiche hoben die Bindung zwischen Satz und Buchschmuck auf.
Eine Klärung suchte man zuerst in England zu bewirken. Die von W. MORRIS eingeleitete Wiederbelebung der alten Holzschneidekunst begnügte sich nicht mit der Nachbildung italienischer Vorbilder; gegen 1890 fand sie den Weg zur japan. Kunst. W. NICHOLSON war der erste, der die Zusammenfassung aller Schatten in einer schwarzen Fläche versuchte, die Lichter in weißen Flächen dagegen stellte und nötigenfalls die Härte des Gegensatzes durch eine Tonplatte milderte. Ihm folgten in Paris um 1894 der Schweizer F. VALLOTTON, in Deutschland seit 1897 E. ORLIK. Die Bewegung verlor sich jedoch in den Anfängen des folgenden Jugendstils.
In Frankreich erhielt sie einen mächtigen Auftrieb durch P. GAUGUIN. Er schnitt in Langholzplatten, die an der Oberfläche nicht einmal glattgehobelt waren, und druckte sie mit allen Zufälligkeiten ab. Damit begründete er zugleich den Stil des expressionistischen Holzschnitts und den Brauch, daß der Künstler selbst seine Stöcke schneidet und abdruckt. Während ihm in Frankreich nur wenige Künstler, z.B. DE VLAMINCK, folgten und besonders in der Buchillustration der Linienschnitt in der Art A. MAILLOLS bevorzugt wurde, griff noch in den 90er Jahren des 19. Jh. der Norweger E. MUNCH die Technik Gauguins für Schwarz- und Farbschnitt auf. Er wirkte damit vorbildlich auf die Expressionisten, unter denen, neben F. MASEREEL, E. BARLACH, F. MARC, die Künstler der Brücke und der Bildhauer G. MARCKS die ausdrucksstärksten sind.Seit dem Kubismus wird der Holzschnitt sparsamer geübt, moderne Künstler ziehen die Lithographie oder denSiebdruck vor. Trotzdem bleibt die Tradition, wie HAP GRIESHABER bewies, lebendig.
HOLZSCHNITT
Die Kunst, eine Zeichnung in eine Holzplatte (Holzstock) zu schneiden sowie der von dieser auf Papier abgezogene Druck. Auf der geglätteten, meist mit einer dünnen Kreideschicht überzogenen Oberfläche eines etwa 2 cm dicken Holzstocks wird das Bild zuerst vorgezeichnet und dann von dem Formschneider, der, wie der Zeichner (im Mittelalter „Reißer“), auch der entwerfende Künstler selbst sein kann, mit dem Messer, später auch Stichel so viel Holz ausgehoben, daß die übrigbleibenden Stege oder Flächen das Bild abdrucken können (Schwarzschnitt).
Abgedruckt wurde mit der Hand oder einem Lederballen, dem „Reiber“, später mit der Druckerpresse auf Papier (Hochdruck, im Unterschied zum Tiefdruck des Kupferstiches und dem Flachdruck der Lithographie).Als Holzstöcke dienten bis zum 18. Jahrhundert in der Längsrichtung des Stammes geschnittene und mit dem Schneidemesser bearbeitete Langholzplatten aus Birn- oder Nußbaum, in der Frühzeit auch Eibenholz. Für den im 19. Jh. bevorzugten Holzstich wurde Hirnholz (meist Buchsbaum) verwendet. Von 2 oder mehr Platten gedruckt werden der Farbholzschnitt, der Clairob-scur-Holzschnitt und der Camaieu-Holzschnitt. Beim Weißschnitt werden die Linien der Zeichnung vertieft geschnitten und erscheinen deshalb weiß gegen schwarzen Grund. Neben dem Holzschnitt wurde in der Frühzeit auch der Metallschnitt gepflegt, dessen Drucke, soweit es sich nicht um Abarten wie Schrotschnitt oder Teigdruck handelt, sich von Holzschnittdrucken nicht unterscheiden.
EUROPA
Aus dem Orient, wo schon im Altertum Holzmodel zum Bedrucken von Stoffen verwendet wurden, gelangte die Technik des Holzschnitts im MA. nach dem Westen.
Die Holzschneidekunst wurde durch die gleichzeitige Ausbreitung des Papiers als Bedruckstoff in der 2. Hälfte des 14. Jh. schnell verbreitet. Mit dem Aufstieg des Kleinbürgertums in den Städten wurde der Holzschnitt dank seiner Verbreitungsmöglichkeit und Billigkeit volkstümlich. Der Holzschnitt war für die Auflage von Drucken in gewünschter Anzahl geeignet, weil der Holzstock schnell gerissen und fast unbegrenzt strapaziert werden konnte. Anfangs diente er der Schaffung von Einblattdrucken, Kalenderbildern und Spielkarten, bald auch zur Zusammensetzung von Blockbüchern. Zeichner und Schneider gehörten anfänglich verschiedenen Zünften an und arbeiteten anonym.
15.und 16. Jahrhundert
Nach Erfindung der Buchdruckerkunst bot sich der Holzschnitt als Hochdruckverfahren für die Buchillustratoren an. „Der Ackermann aus Böhmen“ des Johannes von Tepl, in Bamberg bei A. Pfister 1460 gedruckt, eröffnete die Wiegendrucke mit Holzschnittillustrationen. Zu den erwähnenswerten Werken gehört die 1479 bei H. Quentell in Köln erschienene Bibel, deren Holzstöcke 1483 A. Koberger wieder verwendete. Eine stärkere Modellierung durch die Binnenzeichnung findet sich in den Drucken Kobergers und den beiden 1491 und 1493 erschienenen Riesenwerken des von M. WOLGEMUT und W. PLEYDENWURFF „mit Figuren werklich gezierten“ Schatzbehälters des S. Fridolin und der „Weltchronik“ des H. Schedel.
Die ersten französischen Holzschnitt-Bücher erschienen 1478 in Lyon. Zu den besten Pariser Erzeugnissen gehört die zweibändige „Mer des hystoires“ (1488-89) des P. LE ROUGE, zu den volkstümlichsten die „Danse macabre“ des G. MARCHANT (1491/92). Ein beliebter Gegenstand des Buch-Holzschnitts waren die Livres d’heures (Stundenbuch).
In Italien setzten die Holzschnitt-Bücher mit den 1467 in Rom von U. Hahn aus Ingolstadt gedruckten „Meditationes“ des Turrecremata ein. E. RATDOLT aus Augsburg brachte die Holzschnitt-Illustration nach Venedig, wo neben dem Schwarzschnitt besonders der Weißschnitt gepflegt wurde. Unter den einheimischen Druckern wurde auch A. Manutius von ihm beeinflußt; die 1499 gedruckte „Hypneroto-machia Poliphili“ ist das Meisterwerk dieser Gattung. Den venezian. Formschnitten ebenbürtig sind die Florentiner, bes. in den Büchern des P. Pacini.
In Deutschland brachte A. DÜRER den Holzschnitt zu höchster Vollendung. In den Frühwerken, wie der „Apokalypse“ (1498), erreichte er eine bisher ungekannte Ausdruckskraft des linearen Stils, in den späteren ging er auf ruhigere Formgebung und gleichmäßigere Flächenfüllung aus. Seinem Vorbild folgten H. L. SCHÄUFELEIN, W. TRAUT, H. WECHTLIN, H. SPRINGINKLEE, E. SCHÖN; auch die hauptsächlich als Kupferstecher tätigen Kleinmeister. Die Arbeit an den großen von Kaiser Maximilian in Auftrag gegebenen Holzschnitt-Werken, wie der „Ehrenpforte“ und dem „Triumphzug“, verband Dürer mit den Augsburger Meistern, besonders H. BURGKMAIR und J. BREU.
Zu den eindrucksvollsten Arbeiten gehören die frühen Holzschnitte von L. CRANACH D. Ä. sowie die Blätter von H. BALDUNG und A. ALTDORFER, der mit dichteren Strichlagen maler. Wirkungen erreichte; ihm folgte W. HUBER. Einen ähnlichen Stil pflegten in der Schweiz URS GRAF und N. MANUEL. Die Holzschnitte H. HOLBEINS D. J., besonders die von H. LÜTZELBURGER geschnittenen Folgen des „Totentanzes“ (Lyon 1538) und der Bilder zur Bibel sind Höchstleistungen des Feinschnitts. In den Niederlanden gehören hierher besonders J. C. VAN AMSTERDAM und LUCAS VAN LEYDEN. Eine Nachblüte erlebte der Holzschnitt Mitte des 16.Jh. in den Arbeiten des Nürnbergers V. SOLIS und der Schweizer J. AMMAN und T. STIMMER.
Nach Augsburg brachte Radolt aus Venedig die Kunst des Farbholzschnitts. In Venedig pflegte U. DA CARPI den farbigen Holzschnitt ohne Schwarzplatte (Clairobscur-Holzschnitt). Hier kam auch der reproduzierende Holzschnitt, gefördert von TIZIAN, auf, dessen Schüler Zeichnungen des Meisters frei übertrugen. Die meist großformatigen Drucke sindgleichwohl als „Tizian-Holzschnitte“ bekannt, so auch die Folge des „Trionfo della Fede“. An Tizians Stil schloß sich D. CAMPAGNOLA an. Auch andere namhafte Künstler nahmen den Holzschnitt für Reproduktionszwecke in Anspruch, wobei dem Kopisten eine gewisse Selbständigkeit eingeräumt wurde.
17.und 18. Jahrhundert
Auf den Original-Holzschnitt, der im 17.und 18. Jh. durch den Kupferstich verdrängt wurde, griffen vereinzelt immer wieder Künstler zurück. So sind von dem Rembrandtschüler J. LIEVENS 9 Blätter erhalten, die in ihrer Unmittelbarkeit vermuten lassen, der Künstler habe sie selbst geschnitten. Ende des 18. Jahrhunderts wurde der Holzschnitt bei den deutschen Romantikern wieder beliebt. Die soziale Stellung der Holzschneider hob sich; sie signierten jetzt neben dem Zeichner. In den „Münchner Bilderbogen“ (M. v. SCHWIND) und den „Fliegenden Blättern“ (C. SPITZWEG, W. BUSCH) lebte diese Kunst im 19. Jh. volkstümlich weiter.
19. und 20. Jahrhundert
In Paris erschienen die geistreichen Zeichnungen von J. GIGOUX zum „Gil Blas“ (1835) zuerst in der Technik des Holzstichs. Auch H. DAUMIER stellte sich in seinen Holzschnitten für den „Charivari“ auf diese Technik um. Eine Nachblüte erwuchs dieser Kunst in den Werken von G. DORE.
In Deutschland griff F. W. GUBITZ zuerst auf diese Technik zurück. Ihm folgten u.a. F. L. UNZELMANN mit seinen Faksimilestichen der Illustrationen A. VON MENZELS zu F. Kuglers „Geschichte Friedrichs d. Gr.“ (1839-42). Malerische und realistische Tonstiche hoben die Bindung zwischen Satz und Buchschmuck auf.
Eine Klärung suchte man zuerst in England zu bewirken. Die von W. MORRIS eingeleitete Wiederbelebung der alten Holzschneidekunst begnügte sich nicht mit der Nachbildung italienischer Vorbilder; gegen 1890 fand sie den Weg zur japan. Kunst. W. NICHOLSON war der erste, der die Zusammenfassung aller Schatten in einer schwarzen Fläche versuchte, die Lichter in weißen Flächen dagegen stellte und nötigenfalls die Härte des Gegensatzes durch eine Tonplatte milderte. Ihm folgten in Paris um 1894 der Schweizer F. VALLOTTON, in Deutschland seit 1897 E. ORLIK. Die Bewegung verlor sich jedoch in den Anfängen des folgenden Jugendstils.
In Frankreich erhielt sie einen mächtigen Auftrieb durch P. GAUGUIN. Er schnitt in Langholzplatten, die an der Oberfläche nicht einmal glattgehobelt waren, und druckte sie mit allen Zufälligkeiten ab. Damit begründete er zugleich den Stil des expressionistischen Holzschnitts und den Brauch, daß der Künstler selbst seine Stöcke schneidet und abdruckt. Während ihm in Frankreich nur wenige Künstler, z.B. DE VLAMINCK, folgten und besonders in der Buchillustration der Linienschnitt in der Art A. MAILLOLS bevorzugt wurde, griff noch in den 90er Jahren des 19. Jh. der Norweger E. MUNCH die Technik Gauguins für Schwarz- und Farbschnitt auf. Er wirkte damit vorbildlich auf die Expressionisten, unter denen, neben F. MASEREEL, E. BARLACH, F. MARC, die Künstler der Brücke und der Bildhauer G. MARCKS die ausdrucksstärksten sind.Seit dem Kubismus wird der Holzschnitt sparsamer geübt, moderne Künstler ziehen die Lithographie oder denSiebdruck vor. Trotzdem bleibt die Tradition, wie HAP GRIESHABER bewies, lebendig.
HOLZSCHNITT
Die Kunst, eine Zeichnung in eine Holzplatte (Holzstock) zu schneiden sowie der von dieser auf Papier abgezogene Druck. Auf der geglätteten, meist mit einer dünnen Kreideschicht überzogenen Oberfläche eines etwa 2 cm dicken Holzstocks wird das Bild zuerst vorgezeichnet und dann von dem Formschneider, der, wie der Zeichner (im Mittelalter „Reißer“), auch der entwerfende Künstler selbst sein kann, mit dem Messer, später auch Stichel so viel Holz ausgehoben, daß die übrigbleibenden Stege oder Flächen das Bild abdrucken können (Schwarzschnitt).
Abgedruckt wurde mit der Hand oder einem Lederballen, dem „Reiber“, später mit der Druckerpresse auf Papier (Hochdruck, im Unterschied zum Tiefdruck des Kupferstiches und dem Flachdruck der Lithographie).Als Holzstöcke dienten bis zum 18. Jahrhundert in der Längsrichtung des Stammes geschnittene und mit dem Schneidemesser bearbeitete Langholzplatten aus Birn- oder Nußbaum, in der Frühzeit auch Eibenholz. Für den im 19. Jh. bevorzugten Holzstich wurde Hirnholz (meist Buchsbaum) verwendet. Von 2 oder mehr Platten gedruckt werden der Farbholzschnitt, der Clairob-scur-Holzschnitt und der Camaieu-Holzschnitt. Beim Weißschnitt werden die Linien der Zeichnung vertieft geschnitten und erscheinen deshalb weiß gegen schwarzen Grund. Neben dem Holzschnitt wurde in der Frühzeit auch der Metallschnitt gepflegt, dessen Drucke, soweit es sich nicht um Abarten wie Schrotschnitt oder Teigdruck handelt, sich von Holzschnittdrucken nicht unterscheiden.
EUROPA
Aus dem Orient, wo schon im Altertum Holzmodel zum Bedrucken von Stoffen verwendet wurden, gelangte die Technik des Holzschnitts im MA. nach dem Westen.
Die Holzschneidekunst wurde durch die gleichzeitige Ausbreitung des Papiers als Bedruckstoff in der 2. Hälfte des 14. Jh. schnell verbreitet. Mit dem Aufstieg des Kleinbürgertums in den Städten wurde der Holzschnitt dank seiner Verbreitungsmöglichkeit und Billigkeit volkstümlich. Der Holzschnitt war für die Auflage von Drucken in gewünschter Anzahl geeignet, weil der Holzstock schnell gerissen und fast unbegrenzt strapaziert werden konnte. Anfangs diente er der Schaffung von Einblattdrucken, Kalenderbildern und Spielkarten, bald auch zur Zusammensetzung von Blockbüchern. Zeichner und Schneider gehörten anfänglich verschiedenen Zünften an und arbeiteten anonym.
15.und 16. Jahrhundert
Nach Erfindung der Buchdruckerkunst bot sich der Holzschnitt als Hochdruckverfahren für die Buchillustratoren an. „Der Ackermann aus Böhmen“ des Johannes von Tepl, in Bamberg bei A. Pfister 1460 gedruckt, eröffnete die Wiegendrucke mit Holzschnittillustrationen. Zu den erwähnenswerten Werken gehört die 1479 bei H. Quentell in Köln erschienene Bibel, deren Holzstöcke 1483 A. Koberger wieder verwendete. Eine stärkere Modellierung durch die Binnenzeichnung findet sich in den Drucken Kobergers und den beiden 1491 und 1493 erschienenen Riesenwerken des von M. WOLGEMUT und W. PLEYDENWURFF „mit Figuren werklich gezierten“ Schatzbehälters des S. Fridolin und der „Weltchronik“ des H. Schedel.
Die ersten französischen Holzschnitt-Bücher erschienen 1478 in Lyon. Zu den besten Pariser Erzeugnissen gehört die zweibändige „Mer des hystoires“ (1488-89) des P. LE ROUGE, zu den volkstümlichsten die „Danse macabre“ des G. MARCHANT (1491/92). Ein beliebter Gegenstand des Buch-Holzschnitts waren die Livres d’heures (Stundenbuch).
In Italien setzten die Holzschnitt-Bücher mit den 1467 in Rom von U. Hahn aus Ingolstadt gedruckten „Meditationes“ des Turrecremata ein. E. RATDOLT aus Augsburg brachte die Holzschnitt-Illustration nach Venedig, wo neben dem Schwarzschnitt besonders der Weißschnitt gepflegt wurde. Unter den einheimischen Druckern wurde auch A. Manutius von ihm beeinflußt; die 1499 gedruckte „Hypneroto-machia Poliphili“ ist das Meisterwerk dieser Gattung. Den venezian. Formschnitten ebenbürtig sind die Florentiner, bes. in den Büchern des P. Pacini.
In Deutschland brachte A. DÜRER den Holzschnitt zu höchster Vollendung. In den Frühwerken, wie der „Apokalypse“ (1498), erreichte er eine bisher ungekannte Ausdruckskraft des linearen Stils, in den späteren ging er auf ruhigere Formgebung und gleichmäßigere Flächenfüllung aus. Seinem Vorbild folgten H. L. SCHÄUFELEIN, W. TRAUT, H. WECHTLIN, H. SPRINGINKLEE, E. SCHÖN; auch die hauptsächlich als Kupferstecher tätigen Kleinmeister. Die Arbeit an den großen von Kaiser Maximilian in Auftrag gegebenen Holzschnitt-Werken, wie der „Ehrenpforte“ und dem „Triumphzug“, verband Dürer mit den Augsburger Meistern, besonders H. BURGKMAIR und J. BREU.
Zu den eindrucksvollsten Arbeiten gehören die frühen Holzschnitte von L. CRANACH D. Ä. sowie die Blätter von H. BALDUNG und A. ALTDORFER, der mit dichteren Strichlagen maler. Wirkungen erreichte; ihm folgte W. HUBER. Einen ähnlichen Stil pflegten in der Schweiz URS GRAF und N. MANUEL. Die Holzschnitte H. HOLBEINS D. J., besonders die von H. LÜTZELBURGER geschnittenen Folgen des „Totentanzes“ (Lyon 1538) und der Bilder zur Bibel sind Höchstleistungen des Feinschnitts. In den Niederlanden gehören hierher besonders J. C. VAN AMSTERDAM und LUCAS VAN LEYDEN. Eine Nachblüte erlebte der Holzschnitt Mitte des 16.Jh. in den Arbeiten des Nürnbergers V. SOLIS und der Schweizer J. AMMAN und T. STIMMER.
Nach Augsburg brachte Radolt aus Venedig die Kunst des Farbholzschnitts. In Venedig pflegte U. DA CARPI den farbigen Holzschnitt ohne Schwarzplatte (Clairobscur-Holzschnitt). Hier kam auch der reproduzierende Holzschnitt, gefördert von TIZIAN, auf, dessen Schüler Zeichnungen des Meisters frei übertrugen. Die meist großformatigen Drucke sindgleichwohl als „Tizian-Holzschnitte“ bekannt, so auch die Folge des „Trionfo della Fede“. An Tizians Stil schloß sich D. CAMPAGNOLA an. Auch andere namhafte Künstler nahmen den Holzschnitt für Reproduktionszwecke in Anspruch, wobei dem Kopisten eine gewisse Selbständigkeit eingeräumt wurde.
17.und 18. Jahrhundert
Auf den Original-Holzschnitt, der im 17.und 18. Jh. durch den Kupferstich verdrängt wurde, griffen vereinzelt immer wieder Künstler zurück. So sind von dem Rembrandtschüler J. LIEVENS 9 Blätter erhalten, die in ihrer Unmittelbarkeit vermuten lassen, der Künstler habe sie selbst geschnitten. Ende des 18. Jahrhunderts wurde der Holzschnitt bei den deutschen Romantikern wieder beliebt. Die soziale Stellung der Holzschneider hob sich; sie signierten jetzt neben dem Zeichner. In den „Münchner Bilderbogen“ (M. v. SCHWIND) und den „Fliegenden Blättern“ (C. SPITZWEG, W. BUSCH) lebte diese Kunst im 19. Jh. volkstümlich weiter.
19. und 20. Jahrhundert
In Paris erschienen die geistreichen Zeichnungen von J. GIGOUX zum „Gil Blas“ (1835) zuerst in der Technik des Holzstichs. Auch H. DAUMIER stellte sich in seinen Holzschnitten für den „Charivari“ auf diese Technik um. Eine Nachblüte erwuchs dieser Kunst in den Werken von G. DORE.
In Deutschland griff F. W. GUBITZ zuerst auf diese Technik zurück. Ihm folgten u.a. F. L. UNZELMANN mit seinen Faksimilestichen der Illustrationen A. VON MENZELS zu F. Kuglers „Geschichte Friedrichs d. Gr.“ (1839-42). Malerische und realistische Tonstiche hoben die Bindung zwischen Satz und Buchschmuck auf.
Eine Klärung suchte man zuerst in England zu bewirken. Die von W. MORRIS eingeleitete Wiederbelebung der alten Holzschneidekunst begnügte sich nicht mit der Nachbildung italienischer Vorbilder; gegen 1890 fand sie den Weg zur japan. Kunst. W. NICHOLSON war der erste, der die Zusammenfassung aller Schatten in einer schwarzen Fläche versuchte, die Lichter in weißen Flächen dagegen stellte und nötigenfalls die Härte des Gegensatzes durch eine Tonplatte milderte. Ihm folgten in Paris um 1894 der Schweizer F. VALLOTTON, in Deutschland seit 1897 E. ORLIK. Die Bewegung verlor sich jedoch in den Anfängen des folgenden Jugendstils.
In Frankreich erhielt sie einen mächtigen Auftrieb durch P. GAUGUIN. Er schnitt in Langholzplatten, die an der Oberfläche nicht einmal glattgehobelt waren, und druckte sie mit allen Zufälligkeiten ab. Damit begründete er zugleich den Stil des expressionistischen Holzschnitts und den Brauch, daß der Künstler selbst seine Stöcke schneidet und abdruckt. Während ihm in Frankreich nur wenige Künstler, z.B. DE VLAMINCK, folgten und besonders in der Buchillustration der Linienschnitt in der Art A. MAILLOLS bevorzugt wurde, griff noch in den 90er Jahren des 19. Jh. der Norweger E. MUNCH die Technik Gauguins für Schwarz- und Farbschnitt auf. Er wirkte damit vorbildlich auf die Expressionisten, unter denen, neben F. MASEREEL, E. BARLACH, F. MARC, die Künstler der Brücke und der Bildhauer G. MARCKS die ausdrucksstärksten sind.Seit dem Kubismus wird der Holzschnitt sparsamer geübt, moderne Künstler ziehen die Lithographie oder denSiebdruck vor. Trotzdem bleibt die Tradition, wie HAP GRIESHABER bewies, lebendig.