GCB Kunstlexikon
KERAMIK
Gegenstände aus Ton, die durch Trocknen und Brennen in einem Ofen dauerhaft gehärtet werden. Die Art der Keramik wird durch die Zusammensetzung des Tones, die Verarbeitungsweise, die Brenntemperatur und die verwendeten Glasuren festgelegt. Da Keramik bei einer niedrigeren Temperatur als Porzellan gebrannt wird, erfolgt keine Verglasung.
Arten und Verfahren
Steingut (Irdenware) ist porös und wird normalerweise bei niedrigen Temperaturen von 900 bis 1200°C gebrannt. Je nach Art des Tones wird Steingut beim Brennen rot, braun oder schwarz. Erst durch eine Glasur wird es wasserfest. Steinzeug (Töpferware) wird bei Temperaturen von 1200 bis 1280°C gebrannt. Es ist nicht porös, sehr hart, keramisch mit dem Porzellan verwandt, wasserfest und wesentlich widerstandsfähiger als Steingut. Der Ton wird weiß, grau oder rot. Baukeramik ist die Sammelbezeichnung für alle aus tonigen Rohstoffen hergestellten grobkeramischen Baumaterialien wie Ziegel, Klinker, Dachziegel, Schamotte, Bau- und Bodenplatten sowie keramische Rohre. Terrakotta werden unglasierte Tonwaren genannt.
Vorbereiten des Tones und Techniken der Formgebung
Der Keramiker kann grobkörnige Bestandteile aus der Tonmasse entfernen, um eine zarte Mattierung zu erreichen oder er kann eine bestimmte Menge grobkörnigen Materials hinzufügen, damit der Gegenstand beim Brennen seine Form besser hält. Keramiker, die feinkörnige Tone verwenden, „härten“ den Ton gerne, indem sie grobkörnige Stoffe wie Sand, Steinchen, zerkleinerte Muschelschalen oder Topfscherben (gebrannten und gemahlenen Ton) zugeben, bevor sie ihn zu einer formbaren Masse kneten. Der Ton lässt sich flach ausrollen und dann an die Innen- oder Außenseite einer Form drücken. Diese Form kann ein Stein oder ein Korb sein, oder auch eine Form aus Ton oder Gips. Flüssiger Ton wird in Gipsformen gegossen. Ein Gefäß kann mit Hilfe der Aufbautechnik im Spiralgang geformt werden: hierfür wird der Ton zwischen den Handflächen zu langen Strängen gerollt, die einzelnen Stränge werden zu einem Ring, zur Bodenplatte, geformt, und die Gefäßwände werden durch aufeinandergelegte Stränge gebildet. Auch eine Tonkugel kann mit den Fingern in die gewünschte Form gebracht werden. Die wichtigste Technik ist aber das Drehen auf der Töpferscheibe.Diese (im 4.Jahrtausend v.Chr. erfunden) ermöglicht es, einen Tonklumpen zu einem gleichmäßigen Gefäß zu formen. Das ursprünglich handbetriebene Gerät wurde in Europa im 16.Jahrhundert mit einem Schwungrad versehen, das mit den Füßen angetrieben werden konnte, im 19.Jahrhundert kam ein Fußpedal hinzu. Der Töpfer hatte so beide Hände zum Drehen frei. Im 20.Jahrhundert erreichte man durch einen Elektromotor höhere und zugleich regelmäßigere Drehgeschwindigkeiten.
Trocknen und Brennen
Damit sich der Ton rissfrei brennen lässt, muss er vor dem Brennen an der Luft getrocknet werden. Weiche Tonwaren werden bei Temperaturen von 650 bis 750°C bei offenem Feuer gebrannt. Einfache Keramik wird heute noch so hergestellt. Die ersten Brennöfen wurden im 6.Jahrtausend v.Chr. benutzt. Der Brennvorgang muss sorgfältig überwacht werden. Verschiedene Effekte lassen sich durch eine Oxidationsflamme (durch Belüftung wird eine hohe Flamme erzeugt) oder durch Verminderung der Sauerstoffzufuhr (teilweises Absperren des in den Brennofen einströmenden Sauerstoffs) erreichen (Reduktionsflamme). Ein stark eisenhaltiger Ton wird z.B. in einem oxidierenden Feuer rot gebrannt, während er in einem Reduzierfeuer grau oder schwarz wird; im Reduzierfeuer wird das rote Eisenoxid des Tones (FeO2) chemisch in schwarzes Eisenoxid (Fe2O3) umgewandelt, da der Ton ein Sauerstoffatom an das sauerstoffarme Feuer abgibt.
Verzierung
Ein Gegenstand kann vor oder nach dem Brennen verziert werden. Wenn der Ton halb trocken und leicht erhärtet ist („lederhart“), lassen sich Verzierungen einritzen oder er kann mit einem Prägestempel bearbeitet werden. Partien können ausgeschnitten werden, um dem Gefäß eine durchbrochene Oberfläche zu geben. Die Gefäßwände können durch Abschmirgeln und Polieren geglättet werden, so dass raue Partikel nach innen gedrückt und die Tonpartikel so angeordnet werden, dass die Gefäßoberfläche glatt und glänzend wird. Zur Oberflächenbehandlung kann auch Tonschlicker (flüssiger Ton, aus dem grobe Partikel herausgefiltert wurden) verwendet werden: das vollkommen durchgetrocknete oder halb trockene Gefäß wird in weichen Tonschlicker getaucht (dem manchmal auch Farbe zugesetzt wird). Der Schlicker kann auch aufgepinselt, auf das Gefäß aufgegossen oder mit einer Spritze aufgetragen werden. Mit einem spitzen Werkzeug, das durch den Schlicker hindurchkratzt und den harten Ton freilegt, lassen sich Muster einzeichnen. Diese Technik ist unter dem Namen Sgraffito bekannt.
Glasuren
Glasuren bestehen aus Glas bildenden Mineralien (Kieselsäure oder Bor), die mit Härtern (z.B. Ton) und Schmelzmitteln (wie Blei oder Soda) vermischt sind. Die Glasur kann entweder auf das noch ungebrannte Gefäß oder nach einem ersten Brand (Biskuitbrand) aufgetragen werden. Anschließend wird die Glasur auf den Gegenstand aufgebrannt. Die Glasurbestandteile schmelzen hierbei zu einer glasähnlichen Schicht. Manche Glasuren heben die Farbe des Grundwerkstoffes hervor, andere überdecken sie. Alkalische Glasuren, die in Kleinasien oft verwendet werden, sind glänzend und häufig transparent. Sie bestehen überwiegend aus Kieselsäure und Soda. Bleiglasuren sind transparent und bestehen traditionell aus einem Schmelz aus Sand, Sulfit oder Bleioxid. Sie wurden von den Römern, Chinesen und europäischen Töpfern im Mittelalter für Steingut verwendet und sind auch heute noch in Europa üblich. Matte weiße Bleiglasuren wurden von islamischen Töpfern im Mittelalter eingeführt. Sie wurden auf spanischer Lüsterkeramik (Keramiküberzug aus Metalloxiden), Majolika (italienische zinnglasierte Keramik), europäischer und Delfter Fayence (feine Keramik mit weißer aus Blei- und Zinnoxiden und Pottaschesilicat hergestellter Glasur) verwendet (Schmelzware). Schließlich wurden in China und Japan solche Glasuren für den europäischen Markt hergestellt. Metalloxide liefern farbige Glasuren. Durch Kupfer wird eine Bleiglasur grün und eine alkalische Glasur türkisfarben; in einem Reduzierofen wird Kupfer rot. Durch Eisen entsteht Gelb, Braun, Graugrün, Blau – und zusammen mit bestimmten Mineralien – Rot. Feldspate (Naturgestein aus Aluminiumsilicaten) werden für Steinzeug- und Porzellanglasuren verwendet, da sie erst bei hohen Temperaturen schmelzen. Die Effekte von bestimmten Glasuren auf den verschiedenen Tonen hängen sowohl von der Zusammensetzung der beiden als auch von der Regulierung des Glasurofens ab.
Unterglasur- und Aufglasurmalerei
Keramik lässt sich vor oder nach dem Brennen auch bemalen. In der Jungsteinzeit wurden Ocker und andere Erdpigmente auf unglasierte Keramik aufgetragen. Metalloxide in oder unter der Glasur erfordern höhere Temperaturen, um die Farben auf der Glasur oder auf dem Gefäß zu fixieren. Hierzu zählen Kupfergrün, Cobaltblau, Manganpurpur und Antimongelb. Wird Email (feingemahlene Pigmente auf einer gebrannten Glasur) verwendet, muss das Gefäß in einem Muffelofen (abgedeckte, indirekte Flamme) bei niedriger Temperatur gebrannt werden, damit das Email mit der Glasur verschmilzt. Oft wird das Verfahren der Transferdrucke angewendet, um Handelsware zu dekorieren. Hierbei werden mit Oxiden Muster auf Papier gedruckt und in noch nassem Zustand auf das Gefäß übertragen, wobei das Papier im Brennofen wegbrennt. Heute zieht man Techniken wie die Lithographie und die Photographie zur Hilfe heran.
Stilgeschichte der Keramik (Töpferkunst)
China
Im jungsteinzeitlichen China fertigte man Aufbaukeramik in der Spiralgangtechnik an, anschließend wurde die Keramikform mit einer Schaufel glatt geklopft; gegen Ende dieser Epoche (2.Jahrtausend v.Chr.) wurden Gefäße von Hand aufgebaut und dann auf der Töpferscheibe fertig gestellt. In Gansu im Nordwesten Chinas verzierte man Gefäße aus der Pan-Shan-Kultur aus feinkörnigem Ton, die rötlich braun gebrannt waren, mit dem Pinsel mit mineralischen Pigmenten. Diese Keramik stammt aus der Zeit um 2600 v.Chr. Der frühe chinesische Brennofen war der einfache Rundofen. Durch Schlitze in der Bodenfläche konnten die Flammen und die Hitze aufsteigen. Longshan-Keramik aus dem mittelchinesischen Flachland wurde auf der Töpferscheibe geformt. Die chinesischen Keramikgefäße aus der Jungsteinzeit umfassen eine Vielfalt von Formen: Dreifüße, Krüge, Urnen, Tassen, Amphoren und tiefe Trinkbecher.
Die Shang-Zeit
Die jungsteinzeitliche Keramik wurde zum Vorbild für Bronzegefäße aus der Shang-Zeit (um 1600 bis 1022 v.Chr.); man hat Shang-Keramikformen aus hochwertigem Ton, die für den Bronzeguss verwendet wurden, gefunden. Die Shang-Keramik besteht aus vier Haupttypen. Der erste Typ war eine Fortführung der jungsteinzeitlichen funktionellen Keramik aus grobkörnigem grauen Ton, die mit eingedrückten Kordeln oder mit eingeschnittenen geometrischen Mustern verziert ist; der zweite bestand aus dunkelgrauen Nachahmungen von Bronzegefäßen; der dritte aus weißer Keramik mit feiner eingeschnittener Verzierung, die den Bronzedekorationen ähnelt; und der vierte aus glasiertem Steinzeug.
Zhou-Zeit bis zur Epoche der Sechs Dynastien
Abgesehen von der weißen Keramik wurden alle Shang-Typen in der Zhou-Zeit (um 1022 bis 256 v.Chr.) fortgesetzt. Grobes rotes Steingut mit Bleiglasur kam in der Zeit der Krieg führenden Staaten (403-221 v.Chr.) auf; diese Keramik ähnelte ebenfalls den Bronzegefäßen. Im Süden wurde Steinzeug mit einer blassen braunen Glasur in kunstvollen Formen gestaltet.1974 wurde die Terrakotta-Armee von Shih Huang-Ti, dem ersten Kaiser der Ch’in-Dynastie (221-206 v.Chr.) entdeckt – eine kaiserliche Garde von über 6000 lebensgroßen Soldaten und Pferden, die in militärischer Formation begraben waren. Diese Entdeckung eröffnete neue Dimensionen für die heutigen Erkenntnisse über die Kunst der frühen chinesischen Keramik. Diese stattlichen, idealisierten Darstellungen (jede weist unterschiedliche Details in der Kleidung auf) wurden aus grobkörnigem grauen Ton geformt, wobei die Köpfe und Hände separat gebrannt (bei einer hohen, der Steingutherstellung entsprechenden Temperatur) und später angesetzt wurden.Grabfiguren und andere Beigaben mit modellierter und gemalter Verzierung wurden auch in der Han-Dynastie (206 v.Chr. bis 220 n.Chr.) weiterhin angefertigt; hierzu zählen Häuser, menschliche Figuren und sogar Öfen. Es entstand auch graues Steinzeug mit einer dicken grünen Glasur und rötliches Steingut. In der Zeit der Sechs Dynastien (220-589 n.Chr.) kam allmählich das Celadon auf (eine transparente Glasur mit Eisenpigmenten, die in einem Reduzierofen gebrannt wird und dort grau, blassblau, grün oder bräunlich olivfarben wird). Celadon hieß Yue-Keramik (grüne Keramik) und war in geringerem Maß als die frühe Keramik von dem Aussehen gegossener Bronze beeinflusst.
Tang- und Sung-Dynastie
Grabbeigaben und Steinzeug wurden auch während der Tang-Dynastie (618-907) weiterhin angefertigt, wobei aus Zentralasien stammende Einflüsse deutlich wurden. Schalen und Schüsseln mit eingeritzter Dekoration wurden nach Indien, Südostasien und in den Nahen Osten ausgeführt. Diese Epoche ist jedoch durch zwei wichtige Keramikarten gekennzeichnet: eine war feines weißes Steingut, das mit Bleiglasur in einem gesprenkelten Muster in leuchtendem Gelb und Grüntönen überzogen wurde. Die zweite, die wichtigste Neuerung der Töpfer in der Tang-Zeit, war das Porzellan, aus dem dünne, sehr feine Schalen und Vasen mit durchsichtigen, bläulichen oder grünlichen Glasuren angefertigt wurden.In der Sung-Dynastie (960-1279), der größten Epoche der chinesischen Keramik wie auch aller anderen Künste, wurde das Porzellan weiter verfeinert.
Korea
Chinesische Keramik und chinesisches Porzellan haben stets einen starken Einfluss in Korea ausgeübt, aber koreanische Töpfer führten verfeinerte Variationen von chinesischen Vorbildern ein. In Gräbern fand man graues Steinzeug, das typisch für die Silla-Dynastie (57 v.Chr. bis 935 n.Chr.) war. Von der Sung-Zeit beeinflusste Celadon-Keramik ist charakteristisch für die Koryo-Dynastie (918-1392). Die Koreaner haben ihre eigene und auch die chinesische Keramik nach Japan eingeführt.
Japan
Die frühesten Keramiken aus der Jungsteinzeit in Japan, der Jomon-Zeit (um 10000 bis ca. 300 v.Chr.), wurden von Hand geformt, meistens in der Aufbautechnik im Spiralgang. Das Dekor wurde mit Kordeln und anderen Textilstrukturen eingedrückt, gebrannt wurde mit offenem Feuer bei niedriger Temperatur. Die Farben waren entweder rötlich oder reichten von Grau bis Schwarz. Einige Kultfiguren und Gebrauchsgefäße waren poliert oder mit rotem Eisenoxid überzogen. In Japan hat man Keramik der Yayoi-Kultur (um 300 v.Chr. bis ca. 250 n.Chr.) gefunden, die aus einer mongolischen Kultur stammt und von Korea auf die japanische Insel Kyushu gelangt ist. Die Yayoi benutzten die Töpferscheibe für die Herstellung ihres gelben und hellbraunen Steingutes, dessen glatte Oberfläche manchmal hellrot bemalt war.In dieser Epoche benutzte man in Japan zwei Ofentypen, die auch heute noch in Gebrauch sind: Der eine ist koreanischen Ursprungs; er wird in einen Berghang gebaut, hat bis zu 20Brennkammern, und das Brennen kann bis zu zwei Wochen dauern. Der zweite Ofentyp hat eine flaschenähnliche Form; hierbei wird die Keramik mit Hilfe eines Holzfeuers am Ausgang eines abgedeckten Grabens gebrannt, die Gefäße befinden sich in einer runden ummauerten Kammer am Ende des Feuergrabens; abgesehen von einer Öffnung für den Rauchabzug ist der Ofen oben abgedeckt.In den riesigen Grabstätten der japanischen Kaiser hat man Keramik aus der späteren Kofun- oder Tumulus-(Hügelgrab-)Zeit gefunden (250-552 n.Chr.). Sie wird als Haji-Keramik bezeichnet und ähnelt der Yayoi-Keramik. Einzigartig waren die haniwa, unglasierte rötliche Steingut-Figuren, die um die Gräber angeordnet waren: Häuser, Boote, Tiere, Frauen, Jäger, Musikanten und Krieger. Die Figuren haben zwar nicht die beeindruckende Größe der königlichen Armee des Ch’in-Kaisers, bestechen jedoch durch ihre Lebendigkeit. Sué ist ein anderer Keramiktyp aus dieser Epoche: Hierbei handelt es sich um graues Steinzeug, das in einem in den Berghang gebauten Ofen gebrannt und mit natürlicher Aschenglasur (die sich beim Brennen bildet, wenn die Asche des Holzfeuers auf die Gefäße fällt) verziert wurde. Diese Glasurart stammt ursprünglich aus Korea und wurde das Merkmal späterer japanischer Keramik aus Tamba, Tokoname, Bizen und Shigaraki. Auf diese Weise wurden Töpfe, Flaschen, Teller und Tassen angefertigt.
Von der Nara- bis zur Kamakura-Zeit
In der Nara-Zeit (710-784) wird der starke Einfluss des chinesischen Tang-Stiles bei der japanischen Hochtemperatur-Keramik deutlich. Einige Glasuren waren einfarbig grün oder gelblich braun, andere waren zweifarbig grün und weiß, und einige wenige hatten auch eine dreifarbige Glasur auf rauem gräulichen Tonuntergrund. Die Muster in der Glasur bestanden aus Streifen und Punkten, allerdings nicht so verfeinert wie die Tang-Keramik. Die meisten Fundstücke sind im kaiserlichen Schatzhaus Shosoin in Nara erhalten.Zu Beginn der Heian-Zeit (794-894) wurden natürliche Ascheglasuren weiter fortentwickelt, auch Celadon-Keramik kam nun in Japan auf. Gegen Ende der Heian- oder Fujiwara-Zeit (894-1185) rissen die Beziehungen zu China ab und die Keramikqualität ging zurück. Sobald die Kontakte mit dem China der Sung-Zeit in der Kamakura-Periode (1185-1333) wieder hergestellt waren, blühte die Keramikindustrie wieder auf; diesmal war Seto bei Nagoya das Zentrum der Herstellung. Ki-seto oder gelbe Seto-Keramik, die heute noch hergestellt wird, war von der weit verbreiteten Celadon-Keramik aus der Song-Zeit beeinflusst. Die japanische Ausführung wurde jedoch in Oxidationsöfen gebrannt, die Glasuren erhielten dadurch gelbe und bernsteinfarbene Töne. In der Fujiwara-Zeit entstand auch das Tokoname, eine einfache Keramik für den täglichen Gebrauch.
Muromachi- und Momoyama-Zeit
Obwohl die Shoguns der Familie Ashikaga, die während der Muromachi-Zeit (1338-1573) regierten, die Keramikkunst nicht förderten, lieferte die Tradition der Teezeremonie, deren Anfänge in dieser Epoche liegen, einen Anreiz zur Herstellung von Gefäßen, die bei diesem Ritual bis heute verwendet werden. Jede Form hatte ihre bestimmte Funktion und Bezeichnung.Eine begehrte Art der Teegefäße aus Steinzeug war das temmoku mit einer dicken violettbraunen Glasur, das auch heute noch weit verbreitet ist. In den Brennöfen in Seto wurde so feine Keramik hergestellt, dass man auch Keramik aus anderen Brennereien Seto-Keramik nannte. Noch berühmter war die Raku-Keramik, die auch heute noch von der 14.Generation derselben Familie angefertigt wird. Die Raku-Teezeremoniegeräte (sowie andere Gefäße und Kacheln) werden handgeformt; die unregelmäßige Form folgt einer vorgeschriebenen asymmetrischen Formgebung. Die Glasur wird in mehreren dünnen Schichten aufgepinselt, und das Gefäß bei niedriger Temperatur gebrannt. Sobald die Glasur geschmolzen ist, wird das Gefäß mit Zangen aus dem Ofen genommen; es kühlt rasch ab, und durch den Temperaturschock reißt die Glasur. Keramiker aus aller Welt bewundern die Raku-Keramik wegen ihrer derben Form und ihrer sanften dunklen Bleiglasur, die manchmal in dicken Tropfen am Gefäß hinunterläuft. Sehr begehrt für die Teezeremonie war auch die Oribe-Keramik, die sich durch braune Eisenoxidmalerei auszeichnet, deren Motive von der Textilgestaltung übernommen wurden, und auf die eine unregelmäßige, verlaufende, transparente grüne Glasur aufgespritzt wird.Ein weiterer Typ der Momoyama-Zeit war die Karatsu-Keramik, die von der koreanischen Yi-Keramik beeinflusst war. Beim e-Karatsu („Bild“-Karatsu) wurden freihändig gezeichnete geometrische und florale Muster auf einen weißlichen Tonschlicker aufgemalt. Karatsu bezeichnet mehrere Stile mit unterschiedlichen Dekors. Bizen-Keramik hatte ihre Blütezeit in der Momoyama-Periode und wird auch heute noch hergestellt; es handelt sich hier um ein hartes Steinzeug, das im Prinzip ziegelrot ist, aber durch vermehrte oder verminderte Sauerstoffzufuhr während des Brennens unregelmäßige Farben annimmt. Es ist unglasiert, abgesehen von der Glasur, die sich durch herunterfallende Asche bildet oder die durch Anhäufung von Asche oder Stroh rund um die Gefäße im Ofen entsteht.
Die Edo-Periode und nachfolgende Perioden
Zu Beginn der Edo-Periode wurden bei Arita im Norden der Insel Kyushu, das heute noch ein bedeutendes Zentrum der Keramikherstellung ist, Porzellanerdevorkommen entdeckt. Dank dieser Vorkommen konnten japanische Keramiker nun ihr eigenes reinweißes Hartporzellan herstellen. Gegen Ende der Edo-Periode (1800-1867) ging das Imari-Porzellan zurück. Das Kakiemon-(Persimone-)Porzellan aus Arita war ein wesentlich feineres Porzellan, auch wenn die Motive denen des Imari-Porzellans ähnelten. Nabeshima-Porzellan, das auch eine sehr gute Qualität aufwies und dessen Muster Seidentextilien nachempfunden waren, blieb den Mitgliedern dieser Familie und ihren Freunden vorbehalten; erst in der Meiji-Zeit (1868-1912) kam es in den Handel und wurde auch imitiert. Während der Edo-Periode war im Osten Japans Kutani das Zentrum der Porzellanherstellung. Kutani-Gefäße hatten eine gräuliche Farbe aufgrund von Unreinheiten im Ton, und ihre Muster traten deutlicher hervor als beim Arita- oder Imari-Porzellan. Kyoto, das ein Zentrum der Emailkeramik gewesen war, wurde im 19.Jahrhundert für sein Porzellan berühmt. Während der Edo-Periode waren in Japan etwa 10000Brennöfen in Betrieb (siehe Porzellan).Mit der Meiji-Keramik kamen neue Einflüsse aus Europa auf, aber eigene Volkstraditionen fanden in Japan weiterhin viel Beachtung. Auch im 20.Jahrhundert arbeiten Keramiker weiterhin in den traditionellen Zentren, im selben Stil wie ihre Vorfahren, mit denselben Tonen, die sie an Ort und Stelle vorfinden. Japans berühmtester Keramiker des 20.Jahrhunderts war Hamada Shoji, der nicht nur für seine Keramik, sondern auch als einflussreiche Persönlichkeit für die Wiederbelebung des Kunsthandwerkes berühmt war. Hamada verwendete hauptsächlich Eisen- und Ascheglasuren auf Steinzeug und erzielte so olivgrüne, graue, braune und schwarze Glasurtöne. Er signierte seine Gefäße nicht (wohl aber die Holzformen).
Präkolumbische Kulturen
Die altamerikanische Keramik, die nicht nur als Gebrauchsgegenstand diente, sondern auch für Rituale und Beisetzungen bestimmt war, hat ein hohes kunsthandwerkliches Niveau erreicht. Die Gefäße wurden in der Aufbautechnik im Spiralgang angefertigt, handgeformt oder gegossen; die Töpferscheibe war nicht bekannt. Zur Dekoration wurde der Tonschlicker mit pflanzlichen und mineralischen Pigmenten bemalt.
Südamerika
In Ausgrabungsstätten in Ecuador hat man Keramik aus der Zeit um 3200 v.Chr. gefunden, die bedeutendsten Keramikstile stammen jedoch aus Peru. Dort folgte dem Chavín-Stil (Blütezeit 800-400 v.Chr.; siehe Chavín de Huantar) mit seinen Jaguarmotiven in der klassischen Periode (1.Jahrtausend n.Chr.) einer der schönsten präkolumbischen Keramikstile: die Keramik der Moche-Kultur an der nordperuanischen Pazifikküste. Hierbei handelt es sich einmal um gegossene erdfarbene Gefäße, die mit lebendig geschilderten Darstellungen in Rot bemalt sind, und um Gefäße, die mit sehr feinem Porträtrelief modelliert wurden. Beide Formen hatten den für peruanische Keramik typischen Bügelausguss, einen hohlen, über dem Gefäß angebrachten Handgriff mit einem senkrechten Ausguss in der Mitte. Im Süden wurden in der Nazca-Kultur mehrfarbige Gefäße mit Doppelausguss und komplexen, stilisierten Tiermotiven hergestellt.
Mittelamerika
Die frühesten mexikanischen Keramik-Gebrauchsgegenstände stammen aus der frühen Periode zwischen 1500 und 1000 v.Chr. aus dem Tiefland von Mexiko. In Teotihuacán im Hochland wurden mehrfarbige, dreifüßige Gefäße mit Hilfe von Gießformen hergestellt. In der postklassischen Zeit besetzten die Tolteken das Hochland und stellten typische Keramik her, die rot auf cremefarben oder orange auf rotbraun bemalt war. In der Folgezeit übernahmen die Azteken zunächst abstrakte Dekorationen aus früheren Epochen und fertigten anschließend rote und orange Schalen an, die mit Vögeln und anderen lebendigen Formen dekoriert waren. Zapoteken und die Mixteken stellten Tier-, Menschen- und Götterfiguren in hochpolierter Keramik her, die die spätere mexikanische Keramik beeinflusst hat.Die Maya-Keramik erreichte eine Vielfalt und Qualität, die in der mittelamerikanischen Keramik einzigartig war. In der klassischen Periode fertigten die Maya u.a. zierliche Figuren und mehrfarbige zylindrische Gefäße mit Szenen und Reliefdarstellungen an, die denen der Maya-Manuskripte ähneln, sowie Keramik mit aus Modeln geformten Täfelchen und gepressten und modellierten Darstellungen des täglichen Lebens.
Historisches Nordamerika
Im Mississippi-Tal fertigten die Kulturen des 1.Jahrtausends v.Chr. bemalte, modellierte und eingekerbte Keramik. Im Südwesten Nordamerikas entstand bei den Vorfahren der Puebloindianer feine Keramik, vor allem die rot auf erdfarbenem Grund bemalte Keramik (um 600 bis 900 n.Chr.) der Hohokam und die mehrfarbige Keramik der Anasazi (ab 1300), die beide mit Menschen- und Tierfiguren verziert waren; sowie die prächtige und sehr typische Mimbres-Keramik (1000-1200) der Mogollon-Kultur mit schwarzen geometrischen Mustern, Vögeln, Fledermäusen, Fröschen und Zeremoniedarstellungen auf weißem Untergrund.
Keramik in der westlichen Welt
Die Geschichte der westlichen Keramik umfasst die Keramik des Nahen und Mittleren Ostens, des Mittelmeerraumes im Altertum, der islamischen Welt im Mittelalter und die Keramik Europas vom Mittelalter bis heute.
Der Nahe Osten im Altertum
Die nach dem heutigen Stand früheste Keramik aus dem Nahen Osten wurde in Çatal Hüyük in Anatolien gefunden und stammt aus der Zeit um 6500 v.Chr. An dieser Ausgrabungsstätte (in der Nähe des heutigen Çumra in der Türkei) fand man außer Terrakotta-Kultstatuen und bemalten Tonstatuetten auch Keramik, die gemalte Dekorationen in rotem Ocker auf weichem Tonschlicker aufwies. Andere Fundstücke waren einfarbig: rotbraun, hellgrau, beige oder ziegelrot. Diese Keramik wurde in der Spiralgang-Aufbautechnik geformt, dann glattgeklopft und poliert; einige Gefäße haben auch Schnittdekors aus einfachen waagerechten Linien. Sie wurden entweder in einem Brotofen oder in einem geschlossenen Brennofen gebrannt, der eine separate Brennkammer aufwies.
Persien und Mesopotamien
Die frühesten Funde bemalter Keramik aus dem Norden Mesopotamiens stammen aus der Zeit kurz vor dem 5.Jahrtausend v.Chr. In Samarra wurden stilisierte Menschen- und Tierfiguren mit Farben bemalt, die von Rot bis Braun und Schwarz reichten und auf einen erdfarbenen Untergrund aufgetragen wurden. Später wurde in Tell Halaf mehrfarbige, noch hochwertigere Keramik hergestellt, da die Töpfer die Regulierung ihrer Brennöfen besser beherrschten.Etwa zur gleichen Zeit malten persische Töpfer geometrische Muster auf Gefäße, die mit einem hellen Tonschlicker überzogen waren. Im 4.Jahrtausend v.Chr. verwendete man bereits die Töpferscheibe. Von Norden wanderten Völkergruppen nach Persien ein und brachten rote und graue einfarbige Keramik mit. Zur Blütezeit der Obeid-Periode (4.Jahrtausend v.Chr.) gab es in der Gegend um Susa eine Keramikindustrie, die zahlreiche Trinkgefäße und Schalen aus verfeinertem Ton herstellte. Sie waren mit einem grünlich gelben Tonschlicker überzogen und in einem freien Stil mit geometrischen Formen, Pflanzen, Vögeln, anderen Tieren und stabförmigen Personen bemalt.Glasierte Keramik wurde etwa ab 1500 v.Chr. hergestellt. Die schönsten mesopotamischen Keramiken waren keine Gebrauchsgegenstände, sondern glasierte Ziegel, die für Fassadenverkleidungen verwendet wurden. Diese Tradition existierte seit dem 3.Jahrtausend v.Chr. in Uruk (heute Irak), wo man Säulen und Nischen mit einem geometrischen Mosaik aus farbigen, nagelähnlichen Keramikkegeln überzog. In Babylonien verzierte man während der Kassiten-Herrschaft (Mitte des 2.Jahrtausends v.Chr.) Tempel und Paläste mit unglasierter Terrakotta-Keramik. In Khorsabad, der Hauptstadt des assyrischen Herrschers SargonII. (Regierungszeit 722-705 v.Chr.), befindet sich ein Tempeleingang, der mit geformten glasierten Ziegeln verziert ist, die Tierprozessionen darstellen. Diese Technik erreichte ihren Höhepunkt in Babylon im 6.Jahrhundert v.Chr. Dort wurde der berühmte Prozessionsweg mit glasierten Ziegeln eingefasst, die mit Schnitzereien und Gussformen von über 700Rindern, Drachen und Löwen verziert waren. Anschließend wurden sie farbig glasiert. Siehe mesopotamische Kunst und Architektur; iranische Kunst und Architektur
Ägypten
Im 5.Jahrtausend v.Chr. fertigten ägyptische Töpfer dünnwandige, dunkle, hochpolierte Keramik mit feiner Kordeldekoration an. Die bemalte Keramik aus dem 4.Jahrtausend mit geometrischen Figuren und Tierfiguren auf rotem, braunem und erdfarbenem Untergrund hatte ein weniger hohes Niveau. Zur Zeit der Dynastien war Ägypten für seine glasierten Keramiken berühmt. Sie wurden um 2000 v.Chr. zum ersten Mal hergestellt und zeigen eine dunkelgrüne oder dunkelblaue Glasur auf einem Ton, der viel pulveriges Quarz enthält. Ägyptische Kunsthandwerker fertigten Perlen und Schmuck, Schalen, Skarabäen und Ushabtis (kleine Dienerfiguren, die mit den Toten begraben wurden) aus glasierter Keramik an.
Mittelmeerraum, Griechenland und Rom
Die Keramik von den Mittelmeerinseln und den Inseln in der Ägäis aus der späten Bronzezeit (1500-1050 v.Chr.) und der frühen Eisenzeit (1050-750 v.Chr.) und die Keramik von Kreta und Zypern zeugt von einer großen Vorstellungskraft der Künstler, die zweifarbige Keramik mit geometrischen, abstrakten und figürlichen Motiven bemalten. Bedeutend ist die Typenvielfalt der griechischen Keramik, die sich zum Teil bis in die Gegenwart erhalten hat.
Griechenland
Das Formen und Bemalen von Keramik war im antiken Griechenland ein bedeutendes Kunsthandwerk. Der Ton, der vor Ort vorhanden war, ließ sich ohne Schwierigkeiten auf der Töpferscheibe formen, und jede Gefäßform hatte in der griechischen Gesellschaft und bei den Zeremonien einen ganz bestimmten Namen und eine ganz bestimmte Funktion: unter einer amphora verstand man ein hohes Gefäß mit zwei Henkeln, in dem Wein-, Getreide-, Öl- oder Honigvorräte aufbewahrt wurden; die hydria war ein Wasserkrug mit drei Henkeln; der lecythus war eine Ölflasche mit einem langen, schmalen Hals für Opfergaben bei Bestattungen; unter einem kylix verstand man eine zweihenklige Trinkschale auf einem Fuß; die oinochoe war ein Weinkrug mit einem verengten Ausguss und der krater eine große Schale zum Mischen von Wein und Wasser. Nicht verzierte schwarze Keramik wurde in der gesamten griechischen und hellenistischen Epoche benutzt; die Formen ähnelten entweder der dekorierten Keramik oder den Gefäßen aus Metall. Beide Stile haben die römische Keramik beeinflusst.Auch in der Bronzezeit nutzten die Griechen die Möglichkeiten des Oxydations- und des Reduktionsofens aus und stellten Keramik mit glänzendem schwarzen Tonschlicker auf cremefarbenem, bräunlichem oder orangefarbenem Untergrund her; der Farbton hing von dem verwendeten Ton ab. Zu Beginn wurde die Keramik mit abstrakten Mustern verziert. In der mittleren Bronzezeit (2000-1500 v.Chr.) tauchten dann figürliche Darstellungen auf. In der späten Bronzezeit finden sich auf Gefäßen aus Mykene Darstellungen von Pflanzen, Lebewesen aus dem Meer und Fabelwesen; diese Töpfer hatten zu Beginn kretischen Einfluss erfahren. Um 1000 v.Chr. ersetzte der geometrische Stil den mykenischen Stil, erfuhr aber im 6.Jahrhundert v.Chr. seinen Niedergang. Auf der Dipylon-Begräbnisstätte in Athen hat man hohe Krater im geometrischen Stil gefunden, die Ornamentbänder, Krieger und Prozessionsfiguren aufweisen, die in waagerechten Reihen angeordnet sind; sie stammen aus der Zeit um 750 v.Chr.Attische Töpfer führten im frühen 6.Jahrhundert den schwarzfigurigen Stil ein. Aufgemalte schwarze Formen verzierten den polierten roten Tongrund, wobei Detailverzierungen mit dem Messer durch das Schwarz hindurch angebracht wurden. Weiß und Violett wurden zur Darstellung der Gewänder und für Hauttöne verwendet. Es fanden sich weiterhin Darstellungen von Prozessionen und Wagen, ebenso Tiere und androgyne Figuren, die manchmal von geometrischen oder pflanzlichen Motiven umrahmt wurden. Ab dem 6.Jahrhundert wurden bei der Dekoration die Menschen wesentlich mehr hervorgehoben als die Tiere. Oft wiederkehrende Motive waren Menschen und Götter bei der Arbeit, Schlachten und Tafelrunden, Musikanten, Hochzeiten und andere Zeremonien, sowie Frauen beim Spiel oder beim Ankleiden. Manchmal wurden auch die Namen von Ereignissen oder von heldenhaften Persönlichkeiten genannt. Szenen aus der Mythologie und aus der Literatur kamen immer häufiger vor. Man hat Namen und Stile von bestimmten Töpfern und Malern zuordnen können, auch wenn sie ihre Werke nicht signierten.Der rotfigurige Stil kam zum ersten Mal um etwa 530 v.Chr. auf; besonders weit verbreitet war er zwischen 510 und 430. Der Hintergrund wurde schwarz bemalt, wobei die Figuren auf dem rotbraunen Tongrund ausgespart wurden; Details auf den Figuren wurden in Schwarz aufgemalt, was dem Zeichner eine größere Freiheit ließ. Die Farbe wurde auch verdünnt, um Tonabstufungen zu erzielen. Abmischungen von Rot und Weiß kamen selten vor, manchmal wurde für Detaildarstellungen von Metall und Schmuck Gold aufgetragen. Anatomische Einzelheiten wurden realistischer wiedergegeben und ab 480 war dies auch bei Gestik und Ausdruck der Fall. Athen und Korinth waren die Zentren der rotfigurigen Keramik, der Stil breitete sich aber auf die griechischen Inseln aus. Im 4.Jahrhundert v.Chr. ging die Qualität jedoch zurück. Ein neuer griechischer Stil war das Zeichnen auf weißem Grund, Farben wurden dann wie bei der Monumentalmalerei hinzugefügt. Diese Gefäße waren jedoch für den häuslichen Gebrauch ungeeignet. Siehe griechische Kunst und Architektur
Rom
Bei den Römern war hochpoliertes rotes Steingut üblich. Der rote Hochglanzstil entstand im östlichen Mittelmeerraum in der späten hellenistischen Periode. Hierbei wurde das Gefäß in eine Lösung aus feinen, stark kieselsäurehaltigen Partikeln getaucht (die beim Polieren eine glänzendere Oberfläche ergab) und im Oxidationsverfahren gebrannt. Die Gefäße wurden in Tonformen geformt, in deren Ränder man mit einer Rolle sich wiederholende Muster eindrückte, oder in die andere Muster und Figuren eingestempelt waren. Deshalb bestand die Verzierung auf der Keramik dann aus Mustern, die sich aus der Oberfläche erhoben. Weitere Details wurden auch von Hand in die Form geschnitzt. Daher wird dieser Stil terra sigillata („gestempelte Erde“) genannt. Zahlreiche Muster und Formen waren von Metallarbeiten und der Glasschneidekunst beeinflusst. Arretium (heute Arezzo) war das Zentrum für rotglänzende Keramik mit Reliefdekor. In verschiedenen Gegenden des römischen Reiches wurde Arezzo-Keramik hergestellt, aber je weiter sich die Werkstatt von der Hauptstadt entfernte, desto geringer wurde die Qualität.Die schwarzglänzende Keramik der Griechen verbreitete sich ebenfalls im Römischen Reich. Auf manchen Stücken wurde der feuchte Ton eingedrückt, so dass ein punktartiges Muster entstand; andere Funde waren mit weißem Tonschlicker oder mit Pigmenten verziert. Die römischen Töpfer fertigten auch Bleiglasuren an, durch Zugabe von Metalloxiden konnten sie nun farbige Glasuren erzielen. Bleiglasiertes Steingut war dann auch die meistvertretene Keramikart im mittelalterlichen Europa.
Islamische Keramik
Die ersten islamischen Töpfer der Omaijaden-Dynastie (661-750 n.Chr.) übernahmen die traditionellen Stile des Nahen und Mittleren Ostens: die blau- und grünglasierte Quarzkeramik, die in Ägypten schon seit der Römerzeit bekannt war; die alkalisch glasierte Keramik aus Syrien, Mesopotamien und dem Iran, die seit den Achämeniden (6. bis 4.Jahrhundert v.Chr.) bekannt war; und die römische, bleiglasierte Keramik, die von byzantinischen Töpfern fortgeführt wurde. Dazu führten drei aufeinander folgende Wellen chinesischen Einflusses zu Veränderungen in der islamischen Keramik: im 9. bis 11.Jahrhundert das Tang-Steinzeug, im 12. bis 14.Jahrhundert die weiße Sung-Keramik und im 15. bis 19.Jahrhundert die blauweiße Ming-Keramik.
Mittelalterliche arabische Stile
Im 9.Jahrhundert hielten die Kalifen der Abbassiden-Dynastie ihre Kunsthandwerker dazu an, die importierte Tang-Keramik mit Hilfe von Ton und Glasuren aus dem eigenen Land nachzuahmen. Die arabischen Töpfer entwickelten bald ihren eigenen Stil: Zunächst wurde unglasierte Keramik mit geformten, gestanzten und aufgesetzten Reliefdekorationen hergestellt, dann mit Unterglasur-Sgraffito-Mustern und weißen bleiglasierten Schalen mit aufgemalten Blumen und schließlich die Lüstermalerei. Beim Lüsterstil handelt es sich um Steingut mit einer fast durchsichtigen weißen Bleiglasur, die zunächst vorgebrannt wird, dann mit metallenen Pigmenten bemalt und erneut im Reduktionsofen gebrannt wird. Die so erzielten Muster ergeben metallische rote, bronzene, kalkfarbige und gelbe Farbtöne.Als die Töpfer im 10.Jahrhundert vom Irak in die westliche islamische Welt zogen, nahmen sie die Lüstertechnik mit. Genau wie bei der Bleiglasur gelangte sie über das maurische Spanien nach Europa. Auch in Ägypten unter der Fatimiden-Dynastie (969-1171) und im Iran trifft man diese Technik an.
Iran und Türkei
Während der Seldschuken-Dynastie, die Iran, Irak, Kleinasien und Syrien im 12. und 13.Jahrhundert regierte, wurde ein Ersatz für das Porzellan gefunden; die iranischen Städte Rayy und Kashan wurden die Zentren der Herstellung weißer Keramik. Eine weitere schöne Seldschuken-Keramik war das Mina’i, eine Email-Aufglasur-Keramik, deren Feinheit der Buchmalerei gleichkam. Die Töpfer aus Kashan verwendeten nach den Eroberungszügen durch die Mongolen im 13.Jahrhundert grüne Glasuren, die vom chinesischen Celadon beeinflusst waren. Im 9.Jahrhundert kamen im Iran kobaltblaue Glasuren auf. Vom 14. bis 18.Jahrhundert verwendete man sie erneut, da blauweiße Keramik bei chinesischen und europäischen Auftraggebern sehr beliebt war.Iznik war das Zentrum der türkischen Keramik. Bereits vor der Eroberung der Region durch die ottomanischen Türken stellte man dort mit Tonschlicker bemalte Keramik her, die von Persien und Afghanistan beeinflusst war. Später, zwischen 1490 und 1700, hatte die Iznik-Keramik ein Dekor, das unter eine dünne transparente Glasur auf einen lockeren weißen Untergrund aufgetragen wurde; die ersten Muster waren kobaltblau, dann türkis und violett und schließlich rot.Unter der Safawiden-Dynastie entstand zeitgleich mit der Iznik-Keramik die Kubachi-Keramik, wahrscheinlich aber im Nordwesten Irans und nicht in der Stadt Kubachi, in der sie gefunden wurde. Charakteristische Kubachi-Keramik waren große mehrfarbige Teller mit Bemalung unter der Craquelé-Glasur. Bei der Gombroon-Keramik, die im 16. und 17.Jahrhundert vom Persischen Golf nach Europa und nach dem Fernen Osten exportiert wurde, schnitt man Ornamente in den durchscheinenden weißen Steingut-Untergrund.Im Allgemeinen wurde islamische Keramik in Modellierformen angefertigt. Die Gestaltung ging entweder auf chinesische Vorbilder oder auf Formen der Metallarbeit zurück. Der kreativste Stil, abgesehen von der Lüsterkeramik, war die Herstellung von Kacheln zum Ausschmücken der Moscheen.
Europa vor 1800
Majolika, Fayence und Delfter Fayencen
Bei den Majolika-Tonwaren wurde die Bemalung auf der weißen Glasur weiterentwickelt, die verwendeten Farben waren Gelb, Orange, Grün, Türkis, Blau, Violettbraun und Schwarz. Oft kamen noch eine transparente Aufglasur und eingeschnittene und modellierte Reliefdekorationen hinzu. Diese Tonwaren wurden im 15. und 16.Jahrhundert in vielen Städten Italiens hergestellt und hatten wenig Ähnlichkeit mit der spanischen Keramik, von der ihr Name herstammen soll (Majolika: aus Mallorca herkommend). Ab 1600 wurden die französische Ausführung dieser zinnglasierten Keramik und die französische und belgische Keramik des 16. und 17.Jahrhunderts, die von der Majolika beeinflusst war, als faience bezeichnet. In Deutschland hatte sie ihre Blütezeit bis zum 18.Jahrhundert und wurde Fayence genannt. Nachdem das Zentrum der Herstellung in der Mitte des 17.Jahrhunderts von Antwerpen nach Delft verlegt wurde, kam die Bezeichnung Delfter Fayencen auf. Englische „Delfter Fayencen“ wurden in London, Liverpool, Bristol und Dublin hergestellt, bis sie um 1770 allmählich durch bleiglasiertes Steingut ersetzt wurden.Keramik mit Zinnglasur blieb in Europa bis zum frühen 19.Jahrhundert weit verbreitet. Nach dem Biskuitbrand wurde das Gefäß in eine basische Bleiglasur getaucht, der Zinnoxid (das die Glasur undurchlässig und weiß macht) zugesetzt wurde. So entstand ein dichtes Weiß, das die Farbe des Tongrundes vollkommen überdeckte und eine Oberfläche lieferte, auf die jede Glasurfarbe aufgetragen werden konnte, die mäßige bis hohe Steingut-Temperaturen aushielt. Silber und Gold wurden für spanische Lüstermalerei verwendet; sie wurden auf die gebrannte Glasur aufgetragen und in einem Niedrigtemperatur-Reduktionsofen erneut gebrannt. Im 18.Jahrhundert wurde die vorgebrannte Zinnglasur mit Aufglasurschmelz bemalt, und anschließend wurde die Keramik in einem Muffelofen fertig gebrannt.Die Versuche, chinesisches Ming-Porzellan zu imitieren, das seit der ersten Hälfte des 17.Jahrhunderts nach Europa ausgeführt wurde, führten zur Blütezeit der Delfter Fayencen (1630-1700). Die Keramik wurde dünnwandiger, die Bemalung feiner. Umrisse in Manganviolett wurden vor dem Biskuitbrand auf den Tongrund aufgezeichnet; danach wurden das Unterglasurblau und die abschließende Blei- und Zinnglasur aufgetragen. Auf diese Weise entstanden Kacheln, Teller, Krüge und Vasen; die verschiedenen Delfter Porzellanmarken wurden sogar von chinesischen Kunsthandwerkern nachgeahmt.
Steinzeug und bleiglasiertes Steingut
Das europäische Steinzeug wurde in Deutschland Ende des 14.Jahrhunderts entwickelt. Es hatte eine Salzglasur: Salz wurde in den Ofen gegeben, und das Soda des Salzes bildete eine glasige Schicht auf der Gefäßoberfläche. Die Hafnerkeramik, Tonwaren mit Bleiglasur, war im 16. und 17.Jahrhundert weit verbreitet; viele dieser Gefäße ahmten Metallkrüge und -kannen nach. Das traditionelle englische Steingut wurde mit Tonschlicker und Bleiglasuren verziert, wie die bäuerliche Keramik aus Mitteleuropa, die Auswanderer mit nach Amerika nahmen.Englisches Steinzeug wurde erst nach dem späten 17.Jahrhundert in großen Stückzahlen hergestellt. Das beste weiße Staffordshire-Steinzeug mit Salzglasur entstand zwischen 1720 und 1760. Staffordshire war ebenfalls das Zentrum für das beliebte bleiglasierte Steingut, das aus einer Mischung von weißem Ton aus Devonshire hergestellt wurde. 1754 begann der englische Keramiker Josiah Wedgwood, Versuche mit farbigem Steingut anzustellen. Er gründete seine eigene Fabrik, arbeitete aber häufig mit anderen Keramikern zusammen, die den Transferdruck anwendeten (um 1750 von der Worcester Porcelain Company eingeführt). Er stellte auch andere Keramiktypen her: rotes Steinzeug; Basaltware, ein unglasiertes schwarzes Steinzeug; sowie Jasperware aus weißem Steingut-Ton, der durch Zugabe von Metalloxiden gefärbt war. Jasperware wurde meistens mit weißen Reliefporträts oder mit griechischen Szenen aus der Klassik dekoriert. Der wichtigste Beitrag von Wedgwood zur europäischen Keramik war jedoch seine feine Perlware, ein äußerst blasses Steingut, dessen Glasur einen leicht bläulichen Schimmer hatte.
19. und 20. Jahrhundert
Im 19. Jahrhundert waren Transferdruck-Keramik aus Serienfertigung und reliefverzierte Keramik in England und auf dem europäischen Festland weit verbreitet. Diese Stile dehnten sich auch in die Vereinigten Staaten aus, ebenso wie die manganbraunen Rockingham-Glasuren, die zu Beginn des 19. Jahrhunderts in England entstanden. Diese Glasuren waren in den Töpfereien von New Jersey und Ohio sehr beliebt. Keramik aus Serienfertigung ersetzte allmählich die bis dahin vorherrschende amerikanische volkstümliche Töpferei, das robuste Steinzeug mit Salzglasur.Obwohl ab circa 1860 auch die industriell hergestellte Keramik eine gute Qualität aufwies, kam es gegen Ende des 19. Jahrhunderts zu einer Rückbesinnung auf handwerkliche Qualitäten, woran die englische Arts-and-Crafts-Bewegung maßgeblichen Anteil hatte. Sie beeinflusste Werkstätten in ganz Europa, die Jugendstilkeramik herstellten. In Frankreich war Edmond Lachenal bedeutend, der auch Keramik im japanischen Stil schuf. Keramiker, die mit Schulen wie dem Bauhaus, an dem auch Keramik gelehrt wurde, verbunden waren, wirken bis heute gestalterisch auf die Herstellung von Industriekeramik. Bedeutend für die sachliche handwerkliche zeitgenössische Keramik, die ihre Ursprünge in den zwanziger Jahren hat, sind das Geschirr und die Vasen von Hedwig Bollmann in Dessau. Dabei war die Ausbildung von Keramikern an der heute noch existierenden Kunstgewerbeschule Burg Giebichenstein bei Halle bedeutend. Dort wurde auch Wilfriede Maass ausgebildet, die seit den siebziger Jahren eine bedeutende Keramikwerkstatt in Ostberlin führt, die berühmt geworden ist für die Vasen und Schalen, die von zeitgenössischen Künstlern bemalt werden. Eine süddeutsche Keramikerfamilie, die besonders durch ihrer Glasuren aus Metalloxiden bekannt geworden ist, ist die Werkstatt Hohlt bei Wasserburg, die heute von Görge Hohlt geleitet wird.
KERAMIK
Gegenstände aus Ton, die durch Trocknen und Brennen in einem Ofen dauerhaft gehärtet werden. Die Art der Keramik wird durch die Zusammensetzung des Tones, die Verarbeitungsweise, die Brenntemperatur und die verwendeten Glasuren festgelegt. Da Keramik bei einer niedrigeren Temperatur als Porzellan gebrannt wird, erfolgt keine Verglasung.
Arten und Verfahren
Steingut (Irdenware) ist porös und wird normalerweise bei niedrigen Temperaturen von 900 bis 1200°C gebrannt. Je nach Art des Tones wird Steingut beim Brennen rot, braun oder schwarz. Erst durch eine Glasur wird es wasserfest. Steinzeug (Töpferware) wird bei Temperaturen von 1200 bis 1280°C gebrannt. Es ist nicht porös, sehr hart, keramisch mit dem Porzellan verwandt, wasserfest und wesentlich widerstandsfähiger als Steingut. Der Ton wird weiß, grau oder rot. Baukeramik ist die Sammelbezeichnung für alle aus tonigen Rohstoffen hergestellten grobkeramischen Baumaterialien wie Ziegel, Klinker, Dachziegel, Schamotte, Bau- und Bodenplatten sowie keramische Rohre. Terrakotta werden unglasierte Tonwaren genannt.
Vorbereiten des Tones und Techniken der Formgebung
Der Keramiker kann grobkörnige Bestandteile aus der Tonmasse entfernen, um eine zarte Mattierung zu erreichen oder er kann eine bestimmte Menge grobkörnigen Materials hinzufügen, damit der Gegenstand beim Brennen seine Form besser hält. Keramiker, die feinkörnige Tone verwenden, „härten“ den Ton gerne, indem sie grobkörnige Stoffe wie Sand, Steinchen, zerkleinerte Muschelschalen oder Topfscherben (gebrannten und gemahlenen Ton) zugeben, bevor sie ihn zu einer formbaren Masse kneten. Der Ton lässt sich flach ausrollen und dann an die Innen- oder Außenseite einer Form drücken. Diese Form kann ein Stein oder ein Korb sein, oder auch eine Form aus Ton oder Gips. Flüssiger Ton wird in Gipsformen gegossen. Ein Gefäß kann mit Hilfe der Aufbautechnik im Spiralgang geformt werden: hierfür wird der Ton zwischen den Handflächen zu langen Strängen gerollt, die einzelnen Stränge werden zu einem Ring, zur Bodenplatte, geformt, und die Gefäßwände werden durch aufeinandergelegte Stränge gebildet. Auch eine Tonkugel kann mit den Fingern in die gewünschte Form gebracht werden. Die wichtigste Technik ist aber das Drehen auf der Töpferscheibe.Diese (im 4.Jahrtausend v.Chr. erfunden) ermöglicht es, einen Tonklumpen zu einem gleichmäßigen Gefäß zu formen. Das ursprünglich handbetriebene Gerät wurde in Europa im 16.Jahrhundert mit einem Schwungrad versehen, das mit den Füßen angetrieben werden konnte, im 19.Jahrhundert kam ein Fußpedal hinzu. Der Töpfer hatte so beide Hände zum Drehen frei. Im 20.Jahrhundert erreichte man durch einen Elektromotor höhere und zugleich regelmäßigere Drehgeschwindigkeiten.
Trocknen und Brennen
Damit sich der Ton rissfrei brennen lässt, muss er vor dem Brennen an der Luft getrocknet werden. Weiche Tonwaren werden bei Temperaturen von 650 bis 750°C bei offenem Feuer gebrannt. Einfache Keramik wird heute noch so hergestellt. Die ersten Brennöfen wurden im 6.Jahrtausend v.Chr. benutzt. Der Brennvorgang muss sorgfältig überwacht werden. Verschiedene Effekte lassen sich durch eine Oxidationsflamme (durch Belüftung wird eine hohe Flamme erzeugt) oder durch Verminderung der Sauerstoffzufuhr (teilweises Absperren des in den Brennofen einströmenden Sauerstoffs) erreichen (Reduktionsflamme). Ein stark eisenhaltiger Ton wird z.B. in einem oxidierenden Feuer rot gebrannt, während er in einem Reduzierfeuer grau oder schwarz wird; im Reduzierfeuer wird das rote Eisenoxid des Tones (FeO2) chemisch in schwarzes Eisenoxid (Fe2O3) umgewandelt, da der Ton ein Sauerstoffatom an das sauerstoffarme Feuer abgibt.
Verzierung
Ein Gegenstand kann vor oder nach dem Brennen verziert werden. Wenn der Ton halb trocken und leicht erhärtet ist („lederhart“), lassen sich Verzierungen einritzen oder er kann mit einem Prägestempel bearbeitet werden. Partien können ausgeschnitten werden, um dem Gefäß eine durchbrochene Oberfläche zu geben. Die Gefäßwände können durch Abschmirgeln und Polieren geglättet werden, so dass raue Partikel nach innen gedrückt und die Tonpartikel so angeordnet werden, dass die Gefäßoberfläche glatt und glänzend wird. Zur Oberflächenbehandlung kann auch Tonschlicker (flüssiger Ton, aus dem grobe Partikel herausgefiltert wurden) verwendet werden: das vollkommen durchgetrocknete oder halb trockene Gefäß wird in weichen Tonschlicker getaucht (dem manchmal auch Farbe zugesetzt wird). Der Schlicker kann auch aufgepinselt, auf das Gefäß aufgegossen oder mit einer Spritze aufgetragen werden. Mit einem spitzen Werkzeug, das durch den Schlicker hindurchkratzt und den harten Ton freilegt, lassen sich Muster einzeichnen. Diese Technik ist unter dem Namen Sgraffito bekannt.
Glasuren
Glasuren bestehen aus Glas bildenden Mineralien (Kieselsäure oder Bor), die mit Härtern (z.B. Ton) und Schmelzmitteln (wie Blei oder Soda) vermischt sind. Die Glasur kann entweder auf das noch ungebrannte Gefäß oder nach einem ersten Brand (Biskuitbrand) aufgetragen werden. Anschließend wird die Glasur auf den Gegenstand aufgebrannt. Die Glasurbestandteile schmelzen hierbei zu einer glasähnlichen Schicht. Manche Glasuren heben die Farbe des Grundwerkstoffes hervor, andere überdecken sie. Alkalische Glasuren, die in Kleinasien oft verwendet werden, sind glänzend und häufig transparent. Sie bestehen überwiegend aus Kieselsäure und Soda. Bleiglasuren sind transparent und bestehen traditionell aus einem Schmelz aus Sand, Sulfit oder Bleioxid. Sie wurden von den Römern, Chinesen und europäischen Töpfern im Mittelalter für Steingut verwendet und sind auch heute noch in Europa üblich. Matte weiße Bleiglasuren wurden von islamischen Töpfern im Mittelalter eingeführt. Sie wurden auf spanischer Lüsterkeramik (Keramiküberzug aus Metalloxiden), Majolika (italienische zinnglasierte Keramik), europäischer und Delfter Fayence (feine Keramik mit weißer aus Blei- und Zinnoxiden und Pottaschesilicat hergestellter Glasur) verwendet (Schmelzware). Schließlich wurden in China und Japan solche Glasuren für den europäischen Markt hergestellt. Metalloxide liefern farbige Glasuren. Durch Kupfer wird eine Bleiglasur grün und eine alkalische Glasur türkisfarben; in einem Reduzierofen wird Kupfer rot. Durch Eisen entsteht Gelb, Braun, Graugrün, Blau – und zusammen mit bestimmten Mineralien – Rot. Feldspate (Naturgestein aus Aluminiumsilicaten) werden für Steinzeug- und Porzellanglasuren verwendet, da sie erst bei hohen Temperaturen schmelzen. Die Effekte von bestimmten Glasuren auf den verschiedenen Tonen hängen sowohl von der Zusammensetzung der beiden als auch von der Regulierung des Glasurofens ab.
Unterglasur- und Aufglasurmalerei
Keramik lässt sich vor oder nach dem Brennen auch bemalen. In der Jungsteinzeit wurden Ocker und andere Erdpigmente auf unglasierte Keramik aufgetragen. Metalloxide in oder unter der Glasur erfordern höhere Temperaturen, um die Farben auf der Glasur oder auf dem Gefäß zu fixieren. Hierzu zählen Kupfergrün, Cobaltblau, Manganpurpur und Antimongelb. Wird Email (feingemahlene Pigmente auf einer gebrannten Glasur) verwendet, muss das Gefäß in einem Muffelofen (abgedeckte, indirekte Flamme) bei niedriger Temperatur gebrannt werden, damit das Email mit der Glasur verschmilzt. Oft wird das Verfahren der Transferdrucke angewendet, um Handelsware zu dekorieren. Hierbei werden mit Oxiden Muster auf Papier gedruckt und in noch nassem Zustand auf das Gefäß übertragen, wobei das Papier im Brennofen wegbrennt. Heute zieht man Techniken wie die Lithographie und die Photographie zur Hilfe heran.
Stilgeschichte der Keramik (Töpferkunst)
China
Im jungsteinzeitlichen China fertigte man Aufbaukeramik in der Spiralgangtechnik an, anschließend wurde die Keramikform mit einer Schaufel glatt geklopft; gegen Ende dieser Epoche (2.Jahrtausend v.Chr.) wurden Gefäße von Hand aufgebaut und dann auf der Töpferscheibe fertig gestellt. In Gansu im Nordwesten Chinas verzierte man Gefäße aus der Pan-Shan-Kultur aus feinkörnigem Ton, die rötlich braun gebrannt waren, mit dem Pinsel mit mineralischen Pigmenten. Diese Keramik stammt aus der Zeit um 2600 v.Chr. Der frühe chinesische Brennofen war der einfache Rundofen. Durch Schlitze in der Bodenfläche konnten die Flammen und die Hitze aufsteigen. Longshan-Keramik aus dem mittelchinesischen Flachland wurde auf der Töpferscheibe geformt. Die chinesischen Keramikgefäße aus der Jungsteinzeit umfassen eine Vielfalt von Formen: Dreifüße, Krüge, Urnen, Tassen, Amphoren und tiefe Trinkbecher.
Die Shang-Zeit
Die jungsteinzeitliche Keramik wurde zum Vorbild für Bronzegefäße aus der Shang-Zeit (um 1600 bis 1022 v.Chr.); man hat Shang-Keramikformen aus hochwertigem Ton, die für den Bronzeguss verwendet wurden, gefunden. Die Shang-Keramik besteht aus vier Haupttypen. Der erste Typ war eine Fortführung der jungsteinzeitlichen funktionellen Keramik aus grobkörnigem grauen Ton, die mit eingedrückten Kordeln oder mit eingeschnittenen geometrischen Mustern verziert ist; der zweite bestand aus dunkelgrauen Nachahmungen von Bronzegefäßen; der dritte aus weißer Keramik mit feiner eingeschnittener Verzierung, die den Bronzedekorationen ähnelt; und der vierte aus glasiertem Steinzeug.
Zhou-Zeit bis zur Epoche der Sechs Dynastien
Abgesehen von der weißen Keramik wurden alle Shang-Typen in der Zhou-Zeit (um 1022 bis 256 v.Chr.) fortgesetzt. Grobes rotes Steingut mit Bleiglasur kam in der Zeit der Krieg führenden Staaten (403-221 v.Chr.) auf; diese Keramik ähnelte ebenfalls den Bronzegefäßen. Im Süden wurde Steinzeug mit einer blassen braunen Glasur in kunstvollen Formen gestaltet.1974 wurde die Terrakotta-Armee von Shih Huang-Ti, dem ersten Kaiser der Ch’in-Dynastie (221-206 v.Chr.) entdeckt – eine kaiserliche Garde von über 6000 lebensgroßen Soldaten und Pferden, die in militärischer Formation begraben waren. Diese Entdeckung eröffnete neue Dimensionen für die heutigen Erkenntnisse über die Kunst der frühen chinesischen Keramik. Diese stattlichen, idealisierten Darstellungen (jede weist unterschiedliche Details in der Kleidung auf) wurden aus grobkörnigem grauen Ton geformt, wobei die Köpfe und Hände separat gebrannt (bei einer hohen, der Steingutherstellung entsprechenden Temperatur) und später angesetzt wurden.Grabfiguren und andere Beigaben mit modellierter und gemalter Verzierung wurden auch in der Han-Dynastie (206 v.Chr. bis 220 n.Chr.) weiterhin angefertigt; hierzu zählen Häuser, menschliche Figuren und sogar Öfen. Es entstand auch graues Steinzeug mit einer dicken grünen Glasur und rötliches Steingut. In der Zeit der Sechs Dynastien (220-589 n.Chr.) kam allmählich das Celadon auf (eine transparente Glasur mit Eisenpigmenten, die in einem Reduzierofen gebrannt wird und dort grau, blassblau, grün oder bräunlich olivfarben wird). Celadon hieß Yue-Keramik (grüne Keramik) und war in geringerem Maß als die frühe Keramik von dem Aussehen gegossener Bronze beeinflusst.
Tang- und Sung-Dynastie
Grabbeigaben und Steinzeug wurden auch während der Tang-Dynastie (618-907) weiterhin angefertigt, wobei aus Zentralasien stammende Einflüsse deutlich wurden. Schalen und Schüsseln mit eingeritzter Dekoration wurden nach Indien, Südostasien und in den Nahen Osten ausgeführt. Diese Epoche ist jedoch durch zwei wichtige Keramikarten gekennzeichnet: eine war feines weißes Steingut, das mit Bleiglasur in einem gesprenkelten Muster in leuchtendem Gelb und Grüntönen überzogen wurde. Die zweite, die wichtigste Neuerung der Töpfer in der Tang-Zeit, war das Porzellan, aus dem dünne, sehr feine Schalen und Vasen mit durchsichtigen, bläulichen oder grünlichen Glasuren angefertigt wurden.In der Sung-Dynastie (960-1279), der größten Epoche der chinesischen Keramik wie auch aller anderen Künste, wurde das Porzellan weiter verfeinert.
Korea
Chinesische Keramik und chinesisches Porzellan haben stets einen starken Einfluss in Korea ausgeübt, aber koreanische Töpfer führten verfeinerte Variationen von chinesischen Vorbildern ein. In Gräbern fand man graues Steinzeug, das typisch für die Silla-Dynastie (57 v.Chr. bis 935 n.Chr.) war. Von der Sung-Zeit beeinflusste Celadon-Keramik ist charakteristisch für die Koryo-Dynastie (918-1392). Die Koreaner haben ihre eigene und auch die chinesische Keramik nach Japan eingeführt.
Japan
Die frühesten Keramiken aus der Jungsteinzeit in Japan, der Jomon-Zeit (um 10000 bis ca. 300 v.Chr.), wurden von Hand geformt, meistens in der Aufbautechnik im Spiralgang. Das Dekor wurde mit Kordeln und anderen Textilstrukturen eingedrückt, gebrannt wurde mit offenem Feuer bei niedriger Temperatur. Die Farben waren entweder rötlich oder reichten von Grau bis Schwarz. Einige Kultfiguren und Gebrauchsgefäße waren poliert oder mit rotem Eisenoxid überzogen. In Japan hat man Keramik der Yayoi-Kultur (um 300 v.Chr. bis ca. 250 n.Chr.) gefunden, die aus einer mongolischen Kultur stammt und von Korea auf die japanische Insel Kyushu gelangt ist. Die Yayoi benutzten die Töpferscheibe für die Herstellung ihres gelben und hellbraunen Steingutes, dessen glatte Oberfläche manchmal hellrot bemalt war.In dieser Epoche benutzte man in Japan zwei Ofentypen, die auch heute noch in Gebrauch sind: Der eine ist koreanischen Ursprungs; er wird in einen Berghang gebaut, hat bis zu 20Brennkammern, und das Brennen kann bis zu zwei Wochen dauern. Der zweite Ofentyp hat eine flaschenähnliche Form; hierbei wird die Keramik mit Hilfe eines Holzfeuers am Ausgang eines abgedeckten Grabens gebrannt, die Gefäße befinden sich in einer runden ummauerten Kammer am Ende des Feuergrabens; abgesehen von einer Öffnung für den Rauchabzug ist der Ofen oben abgedeckt.In den riesigen Grabstätten der japanischen Kaiser hat man Keramik aus der späteren Kofun- oder Tumulus-(Hügelgrab-)Zeit gefunden (250-552 n.Chr.). Sie wird als Haji-Keramik bezeichnet und ähnelt der Yayoi-Keramik. Einzigartig waren die haniwa, unglasierte rötliche Steingut-Figuren, die um die Gräber angeordnet waren: Häuser, Boote, Tiere, Frauen, Jäger, Musikanten und Krieger. Die Figuren haben zwar nicht die beeindruckende Größe der königlichen Armee des Ch’in-Kaisers, bestechen jedoch durch ihre Lebendigkeit. Sué ist ein anderer Keramiktyp aus dieser Epoche: Hierbei handelt es sich um graues Steinzeug, das in einem in den Berghang gebauten Ofen gebrannt und mit natürlicher Aschenglasur (die sich beim Brennen bildet, wenn die Asche des Holzfeuers auf die Gefäße fällt) verziert wurde. Diese Glasurart stammt ursprünglich aus Korea und wurde das Merkmal späterer japanischer Keramik aus Tamba, Tokoname, Bizen und Shigaraki. Auf diese Weise wurden Töpfe, Flaschen, Teller und Tassen angefertigt.
Von der Nara- bis zur Kamakura-Zeit
In der Nara-Zeit (710-784) wird der starke Einfluss des chinesischen Tang-Stiles bei der japanischen Hochtemperatur-Keramik deutlich. Einige Glasuren waren einfarbig grün oder gelblich braun, andere waren zweifarbig grün und weiß, und einige wenige hatten auch eine dreifarbige Glasur auf rauem gräulichen Tonuntergrund. Die Muster in der Glasur bestanden aus Streifen und Punkten, allerdings nicht so verfeinert wie die Tang-Keramik. Die meisten Fundstücke sind im kaiserlichen Schatzhaus Shosoin in Nara erhalten.Zu Beginn der Heian-Zeit (794-894) wurden natürliche Ascheglasuren weiter fortentwickelt, auch Celadon-Keramik kam nun in Japan auf. Gegen Ende der Heian- oder Fujiwara-Zeit (894-1185) rissen die Beziehungen zu China ab und die Keramikqualität ging zurück. Sobald die Kontakte mit dem China der Sung-Zeit in der Kamakura-Periode (1185-1333) wieder hergestellt waren, blühte die Keramikindustrie wieder auf; diesmal war Seto bei Nagoya das Zentrum der Herstellung. Ki-seto oder gelbe Seto-Keramik, die heute noch hergestellt wird, war von der weit verbreiteten Celadon-Keramik aus der Song-Zeit beeinflusst. Die japanische Ausführung wurde jedoch in Oxidationsöfen gebrannt, die Glasuren erhielten dadurch gelbe und bernsteinfarbene Töne. In der Fujiwara-Zeit entstand auch das Tokoname, eine einfache Keramik für den täglichen Gebrauch.
Muromachi- und Momoyama-Zeit
Obwohl die Shoguns der Familie Ashikaga, die während der Muromachi-Zeit (1338-1573) regierten, die Keramikkunst nicht förderten, lieferte die Tradition der Teezeremonie, deren Anfänge in dieser Epoche liegen, einen Anreiz zur Herstellung von Gefäßen, die bei diesem Ritual bis heute verwendet werden. Jede Form hatte ihre bestimmte Funktion und Bezeichnung.Eine begehrte Art der Teegefäße aus Steinzeug war das temmoku mit einer dicken violettbraunen Glasur, das auch heute noch weit verbreitet ist. In den Brennöfen in Seto wurde so feine Keramik hergestellt, dass man auch Keramik aus anderen Brennereien Seto-Keramik nannte. Noch berühmter war die Raku-Keramik, die auch heute noch von der 14.Generation derselben Familie angefertigt wird. Die Raku-Teezeremoniegeräte (sowie andere Gefäße und Kacheln) werden handgeformt; die unregelmäßige Form folgt einer vorgeschriebenen asymmetrischen Formgebung. Die Glasur wird in mehreren dünnen Schichten aufgepinselt, und das Gefäß bei niedriger Temperatur gebrannt. Sobald die Glasur geschmolzen ist, wird das Gefäß mit Zangen aus dem Ofen genommen; es kühlt rasch ab, und durch den Temperaturschock reißt die Glasur. Keramiker aus aller Welt bewundern die Raku-Keramik wegen ihrer derben Form und ihrer sanften dunklen Bleiglasur, die manchmal in dicken Tropfen am Gefäß hinunterläuft. Sehr begehrt für die Teezeremonie war auch die Oribe-Keramik, die sich durch braune Eisenoxidmalerei auszeichnet, deren Motive von der Textilgestaltung übernommen wurden, und auf die eine unregelmäßige, verlaufende, transparente grüne Glasur aufgespritzt wird.Ein weiterer Typ der Momoyama-Zeit war die Karatsu-Keramik, die von der koreanischen Yi-Keramik beeinflusst war. Beim e-Karatsu („Bild“-Karatsu) wurden freihändig gezeichnete geometrische und florale Muster auf einen weißlichen Tonschlicker aufgemalt. Karatsu bezeichnet mehrere Stile mit unterschiedlichen Dekors. Bizen-Keramik hatte ihre Blütezeit in der Momoyama-Periode und wird auch heute noch hergestellt; es handelt sich hier um ein hartes Steinzeug, das im Prinzip ziegelrot ist, aber durch vermehrte oder verminderte Sauerstoffzufuhr während des Brennens unregelmäßige Farben annimmt. Es ist unglasiert, abgesehen von der Glasur, die sich durch herunterfallende Asche bildet oder die durch Anhäufung von Asche oder Stroh rund um die Gefäße im Ofen entsteht.
Die Edo-Periode und nachfolgende Perioden
Zu Beginn der Edo-Periode wurden bei Arita im Norden der Insel Kyushu, das heute noch ein bedeutendes Zentrum der Keramikherstellung ist, Porzellanerdevorkommen entdeckt. Dank dieser Vorkommen konnten japanische Keramiker nun ihr eigenes reinweißes Hartporzellan herstellen. Gegen Ende der Edo-Periode (1800-1867) ging das Imari-Porzellan zurück. Das Kakiemon-(Persimone-)Porzellan aus Arita war ein wesentlich feineres Porzellan, auch wenn die Motive denen des Imari-Porzellans ähnelten. Nabeshima-Porzellan, das auch eine sehr gute Qualität aufwies und dessen Muster Seidentextilien nachempfunden waren, blieb den Mitgliedern dieser Familie und ihren Freunden vorbehalten; erst in der Meiji-Zeit (1868-1912) kam es in den Handel und wurde auch imitiert. Während der Edo-Periode war im Osten Japans Kutani das Zentrum der Porzellanherstellung. Kutani-Gefäße hatten eine gräuliche Farbe aufgrund von Unreinheiten im Ton, und ihre Muster traten deutlicher hervor als beim Arita- oder Imari-Porzellan. Kyoto, das ein Zentrum der Emailkeramik gewesen war, wurde im 19.Jahrhundert für sein Porzellan berühmt. Während der Edo-Periode waren in Japan etwa 10000Brennöfen in Betrieb (siehe Porzellan).Mit der Meiji-Keramik kamen neue Einflüsse aus Europa auf, aber eigene Volkstraditionen fanden in Japan weiterhin viel Beachtung. Auch im 20.Jahrhundert arbeiten Keramiker weiterhin in den traditionellen Zentren, im selben Stil wie ihre Vorfahren, mit denselben Tonen, die sie an Ort und Stelle vorfinden. Japans berühmtester Keramiker des 20.Jahrhunderts war Hamada Shoji, der nicht nur für seine Keramik, sondern auch als einflussreiche Persönlichkeit für die Wiederbelebung des Kunsthandwerkes berühmt war. Hamada verwendete hauptsächlich Eisen- und Ascheglasuren auf Steinzeug und erzielte so olivgrüne, graue, braune und schwarze Glasurtöne. Er signierte seine Gefäße nicht (wohl aber die Holzformen).
Präkolumbische Kulturen
Die altamerikanische Keramik, die nicht nur als Gebrauchsgegenstand diente, sondern auch für Rituale und Beisetzungen bestimmt war, hat ein hohes kunsthandwerkliches Niveau erreicht. Die Gefäße wurden in der Aufbautechnik im Spiralgang angefertigt, handgeformt oder gegossen; die Töpferscheibe war nicht bekannt. Zur Dekoration wurde der Tonschlicker mit pflanzlichen und mineralischen Pigmenten bemalt.
Südamerika
In Ausgrabungsstätten in Ecuador hat man Keramik aus der Zeit um 3200 v.Chr. gefunden, die bedeutendsten Keramikstile stammen jedoch aus Peru. Dort folgte dem Chavín-Stil (Blütezeit 800-400 v.Chr.; siehe Chavín de Huantar) mit seinen Jaguarmotiven in der klassischen Periode (1.Jahrtausend n.Chr.) einer der schönsten präkolumbischen Keramikstile: die Keramik der Moche-Kultur an der nordperuanischen Pazifikküste. Hierbei handelt es sich einmal um gegossene erdfarbene Gefäße, die mit lebendig geschilderten Darstellungen in Rot bemalt sind, und um Gefäße, die mit sehr feinem Porträtrelief modelliert wurden. Beide Formen hatten den für peruanische Keramik typischen Bügelausguss, einen hohlen, über dem Gefäß angebrachten Handgriff mit einem senkrechten Ausguss in der Mitte. Im Süden wurden in der Nazca-Kultur mehrfarbige Gefäße mit Doppelausguss und komplexen, stilisierten Tiermotiven hergestellt.
Mittelamerika
Die frühesten mexikanischen Keramik-Gebrauchsgegenstände stammen aus der frühen Periode zwischen 1500 und 1000 v.Chr. aus dem Tiefland von Mexiko. In Teotihuacán im Hochland wurden mehrfarbige, dreifüßige Gefäße mit Hilfe von Gießformen hergestellt. In der postklassischen Zeit besetzten die Tolteken das Hochland und stellten typische Keramik her, die rot auf cremefarben oder orange auf rotbraun bemalt war. In der Folgezeit übernahmen die Azteken zunächst abstrakte Dekorationen aus früheren Epochen und fertigten anschließend rote und orange Schalen an, die mit Vögeln und anderen lebendigen Formen dekoriert waren. Zapoteken und die Mixteken stellten Tier-, Menschen- und Götterfiguren in hochpolierter Keramik her, die die spätere mexikanische Keramik beeinflusst hat.Die Maya-Keramik erreichte eine Vielfalt und Qualität, die in der mittelamerikanischen Keramik einzigartig war. In der klassischen Periode fertigten die Maya u.a. zierliche Figuren und mehrfarbige zylindrische Gefäße mit Szenen und Reliefdarstellungen an, die denen der Maya-Manuskripte ähneln, sowie Keramik mit aus Modeln geformten Täfelchen und gepressten und modellierten Darstellungen des täglichen Lebens.
Historisches Nordamerika
Im Mississippi-Tal fertigten die Kulturen des 1.Jahrtausends v.Chr. bemalte, modellierte und eingekerbte Keramik. Im Südwesten Nordamerikas entstand bei den Vorfahren der Puebloindianer feine Keramik, vor allem die rot auf erdfarbenem Grund bemalte Keramik (um 600 bis 900 n.Chr.) der Hohokam und die mehrfarbige Keramik der Anasazi (ab 1300), die beide mit Menschen- und Tierfiguren verziert waren; sowie die prächtige und sehr typische Mimbres-Keramik (1000-1200) der Mogollon-Kultur mit schwarzen geometrischen Mustern, Vögeln, Fledermäusen, Fröschen und Zeremoniedarstellungen auf weißem Untergrund.
Keramik in der westlichen Welt
Die Geschichte der westlichen Keramik umfasst die Keramik des Nahen und Mittleren Ostens, des Mittelmeerraumes im Altertum, der islamischen Welt im Mittelalter und die Keramik Europas vom Mittelalter bis heute.
Der Nahe Osten im Altertum
Die nach dem heutigen Stand früheste Keramik aus dem Nahen Osten wurde in Çatal Hüyük in Anatolien gefunden und stammt aus der Zeit um 6500 v.Chr. An dieser Ausgrabungsstätte (in der Nähe des heutigen Çumra in der Türkei) fand man außer Terrakotta-Kultstatuen und bemalten Tonstatuetten auch Keramik, die gemalte Dekorationen in rotem Ocker auf weichem Tonschlicker aufwies. Andere Fundstücke waren einfarbig: rotbraun, hellgrau, beige oder ziegelrot. Diese Keramik wurde in der Spiralgang-Aufbautechnik geformt, dann glattgeklopft und poliert; einige Gefäße haben auch Schnittdekors aus einfachen waagerechten Linien. Sie wurden entweder in einem Brotofen oder in einem geschlossenen Brennofen gebrannt, der eine separate Brennkammer aufwies.
Persien und Mesopotamien
Die frühesten Funde bemalter Keramik aus dem Norden Mesopotamiens stammen aus der Zeit kurz vor dem 5.Jahrtausend v.Chr. In Samarra wurden stilisierte Menschen- und Tierfiguren mit Farben bemalt, die von Rot bis Braun und Schwarz reichten und auf einen erdfarbenen Untergrund aufgetragen wurden. Später wurde in Tell Halaf mehrfarbige, noch hochwertigere Keramik hergestellt, da die Töpfer die Regulierung ihrer Brennöfen besser beherrschten.Etwa zur gleichen Zeit malten persische Töpfer geometrische Muster auf Gefäße, die mit einem hellen Tonschlicker überzogen waren. Im 4.Jahrtausend v.Chr. verwendete man bereits die Töpferscheibe. Von Norden wanderten Völkergruppen nach Persien ein und brachten rote und graue einfarbige Keramik mit. Zur Blütezeit der Obeid-Periode (4.Jahrtausend v.Chr.) gab es in der Gegend um Susa eine Keramikindustrie, die zahlreiche Trinkgefäße und Schalen aus verfeinertem Ton herstellte. Sie waren mit einem grünlich gelben Tonschlicker überzogen und in einem freien Stil mit geometrischen Formen, Pflanzen, Vögeln, anderen Tieren und stabförmigen Personen bemalt.Glasierte Keramik wurde etwa ab 1500 v.Chr. hergestellt. Die schönsten mesopotamischen Keramiken waren keine Gebrauchsgegenstände, sondern glasierte Ziegel, die für Fassadenverkleidungen verwendet wurden. Diese Tradition existierte seit dem 3.Jahrtausend v.Chr. in Uruk (heute Irak), wo man Säulen und Nischen mit einem geometrischen Mosaik aus farbigen, nagelähnlichen Keramikkegeln überzog. In Babylonien verzierte man während der Kassiten-Herrschaft (Mitte des 2.Jahrtausends v.Chr.) Tempel und Paläste mit unglasierter Terrakotta-Keramik. In Khorsabad, der Hauptstadt des assyrischen Herrschers SargonII. (Regierungszeit 722-705 v.Chr.), befindet sich ein Tempeleingang, der mit geformten glasierten Ziegeln verziert ist, die Tierprozessionen darstellen. Diese Technik erreichte ihren Höhepunkt in Babylon im 6.Jahrhundert v.Chr. Dort wurde der berühmte Prozessionsweg mit glasierten Ziegeln eingefasst, die mit Schnitzereien und Gussformen von über 700Rindern, Drachen und Löwen verziert waren. Anschließend wurden sie farbig glasiert. Siehe mesopotamische Kunst und Architektur; iranische Kunst und Architektur
Ägypten
Im 5.Jahrtausend v.Chr. fertigten ägyptische Töpfer dünnwandige, dunkle, hochpolierte Keramik mit feiner Kordeldekoration an. Die bemalte Keramik aus dem 4.Jahrtausend mit geometrischen Figuren und Tierfiguren auf rotem, braunem und erdfarbenem Untergrund hatte ein weniger hohes Niveau. Zur Zeit der Dynastien war Ägypten für seine glasierten Keramiken berühmt. Sie wurden um 2000 v.Chr. zum ersten Mal hergestellt und zeigen eine dunkelgrüne oder dunkelblaue Glasur auf einem Ton, der viel pulveriges Quarz enthält. Ägyptische Kunsthandwerker fertigten Perlen und Schmuck, Schalen, Skarabäen und Ushabtis (kleine Dienerfiguren, die mit den Toten begraben wurden) aus glasierter Keramik an.
Mittelmeerraum, Griechenland und Rom
Die Keramik von den Mittelmeerinseln und den Inseln in der Ägäis aus der späten Bronzezeit (1500-1050 v.Chr.) und der frühen Eisenzeit (1050-750 v.Chr.) und die Keramik von Kreta und Zypern zeugt von einer großen Vorstellungskraft der Künstler, die zweifarbige Keramik mit geometrischen, abstrakten und figürlichen Motiven bemalten. Bedeutend ist die Typenvielfalt der griechischen Keramik, die sich zum Teil bis in die Gegenwart erhalten hat.
Griechenland
Das Formen und Bemalen von Keramik war im antiken Griechenland ein bedeutendes Kunsthandwerk. Der Ton, der vor Ort vorhanden war, ließ sich ohne Schwierigkeiten auf der Töpferscheibe formen, und jede Gefäßform hatte in der griechischen Gesellschaft und bei den Zeremonien einen ganz bestimmten Namen und eine ganz bestimmte Funktion: unter einer amphora verstand man ein hohes Gefäß mit zwei Henkeln, in dem Wein-, Getreide-, Öl- oder Honigvorräte aufbewahrt wurden; die hydria war ein Wasserkrug mit drei Henkeln; der lecythus war eine Ölflasche mit einem langen, schmalen Hals für Opfergaben bei Bestattungen; unter einem kylix verstand man eine zweihenklige Trinkschale auf einem Fuß; die oinochoe war ein Weinkrug mit einem verengten Ausguss und der krater eine große Schale zum Mischen von Wein und Wasser. Nicht verzierte schwarze Keramik wurde in der gesamten griechischen und hellenistischen Epoche benutzt; die Formen ähnelten entweder der dekorierten Keramik oder den Gefäßen aus Metall. Beide Stile haben die römische Keramik beeinflusst.Auch in der Bronzezeit nutzten die Griechen die Möglichkeiten des Oxydations- und des Reduktionsofens aus und stellten Keramik mit glänzendem schwarzen Tonschlicker auf cremefarbenem, bräunlichem oder orangefarbenem Untergrund her; der Farbton hing von dem verwendeten Ton ab. Zu Beginn wurde die Keramik mit abstrakten Mustern verziert. In der mittleren Bronzezeit (2000-1500 v.Chr.) tauchten dann figürliche Darstellungen auf. In der späten Bronzezeit finden sich auf Gefäßen aus Mykene Darstellungen von Pflanzen, Lebewesen aus dem Meer und Fabelwesen; diese Töpfer hatten zu Beginn kretischen Einfluss erfahren. Um 1000 v.Chr. ersetzte der geometrische Stil den mykenischen Stil, erfuhr aber im 6.Jahrhundert v.Chr. seinen Niedergang. Auf der Dipylon-Begräbnisstätte in Athen hat man hohe Krater im geometrischen Stil gefunden, die Ornamentbänder, Krieger und Prozessionsfiguren aufweisen, die in waagerechten Reihen angeordnet sind; sie stammen aus der Zeit um 750 v.Chr.Attische Töpfer führten im frühen 6.Jahrhundert den schwarzfigurigen Stil ein. Aufgemalte schwarze Formen verzierten den polierten roten Tongrund, wobei Detailverzierungen mit dem Messer durch das Schwarz hindurch angebracht wurden. Weiß und Violett wurden zur Darstellung der Gewänder und für Hauttöne verwendet. Es fanden sich weiterhin Darstellungen von Prozessionen und Wagen, ebenso Tiere und androgyne Figuren, die manchmal von geometrischen oder pflanzlichen Motiven umrahmt wurden. Ab dem 6.Jahrhundert wurden bei der Dekoration die Menschen wesentlich mehr hervorgehoben als die Tiere. Oft wiederkehrende Motive waren Menschen und Götter bei der Arbeit, Schlachten und Tafelrunden, Musikanten, Hochzeiten und andere Zeremonien, sowie Frauen beim Spiel oder beim Ankleiden. Manchmal wurden auch die Namen von Ereignissen oder von heldenhaften Persönlichkeiten genannt. Szenen aus der Mythologie und aus der Literatur kamen immer häufiger vor. Man hat Namen und Stile von bestimmten Töpfern und Malern zuordnen können, auch wenn sie ihre Werke nicht signierten.Der rotfigurige Stil kam zum ersten Mal um etwa 530 v.Chr. auf; besonders weit verbreitet war er zwischen 510 und 430. Der Hintergrund wurde schwarz bemalt, wobei die Figuren auf dem rotbraunen Tongrund ausgespart wurden; Details auf den Figuren wurden in Schwarz aufgemalt, was dem Zeichner eine größere Freiheit ließ. Die Farbe wurde auch verdünnt, um Tonabstufungen zu erzielen. Abmischungen von Rot und Weiß kamen selten vor, manchmal wurde für Detaildarstellungen von Metall und Schmuck Gold aufgetragen. Anatomische Einzelheiten wurden realistischer wiedergegeben und ab 480 war dies auch bei Gestik und Ausdruck der Fall. Athen und Korinth waren die Zentren der rotfigurigen Keramik, der Stil breitete sich aber auf die griechischen Inseln aus. Im 4.Jahrhundert v.Chr. ging die Qualität jedoch zurück. Ein neuer griechischer Stil war das Zeichnen auf weißem Grund, Farben wurden dann wie bei der Monumentalmalerei hinzugefügt. Diese Gefäße waren jedoch für den häuslichen Gebrauch ungeeignet. Siehe griechische Kunst und Architektur
Rom
Bei den Römern war hochpoliertes rotes Steingut üblich. Der rote Hochglanzstil entstand im östlichen Mittelmeerraum in der späten hellenistischen Periode. Hierbei wurde das Gefäß in eine Lösung aus feinen, stark kieselsäurehaltigen Partikeln getaucht (die beim Polieren eine glänzendere Oberfläche ergab) und im Oxidationsverfahren gebrannt. Die Gefäße wurden in Tonformen geformt, in deren Ränder man mit einer Rolle sich wiederholende Muster eindrückte, oder in die andere Muster und Figuren eingestempelt waren. Deshalb bestand die Verzierung auf der Keramik dann aus Mustern, die sich aus der Oberfläche erhoben. Weitere Details wurden auch von Hand in die Form geschnitzt. Daher wird dieser Stil terra sigillata („gestempelte Erde“) genannt. Zahlreiche Muster und Formen waren von Metallarbeiten und der Glasschneidekunst beeinflusst. Arretium (heute Arezzo) war das Zentrum für rotglänzende Keramik mit Reliefdekor. In verschiedenen Gegenden des römischen Reiches wurde Arezzo-Keramik hergestellt, aber je weiter sich die Werkstatt von der Hauptstadt entfernte, desto geringer wurde die Qualität.Die schwarzglänzende Keramik der Griechen verbreitete sich ebenfalls im Römischen Reich. Auf manchen Stücken wurde der feuchte Ton eingedrückt, so dass ein punktartiges Muster entstand; andere Funde waren mit weißem Tonschlicker oder mit Pigmenten verziert. Die römischen Töpfer fertigten auch Bleiglasuren an, durch Zugabe von Metalloxiden konnten sie nun farbige Glasuren erzielen. Bleiglasiertes Steingut war dann auch die meistvertretene Keramikart im mittelalterlichen Europa.
Islamische Keramik
Die ersten islamischen Töpfer der Omaijaden-Dynastie (661-750 n.Chr.) übernahmen die traditionellen Stile des Nahen und Mittleren Ostens: die blau- und grünglasierte Quarzkeramik, die in Ägypten schon seit der Römerzeit bekannt war; die alkalisch glasierte Keramik aus Syrien, Mesopotamien und dem Iran, die seit den Achämeniden (6. bis 4.Jahrhundert v.Chr.) bekannt war; und die römische, bleiglasierte Keramik, die von byzantinischen Töpfern fortgeführt wurde. Dazu führten drei aufeinander folgende Wellen chinesischen Einflusses zu Veränderungen in der islamischen Keramik: im 9. bis 11.Jahrhundert das Tang-Steinzeug, im 12. bis 14.Jahrhundert die weiße Sung-Keramik und im 15. bis 19.Jahrhundert die blauweiße Ming-Keramik.
Mittelalterliche arabische Stile
Im 9.Jahrhundert hielten die Kalifen der Abbassiden-Dynastie ihre Kunsthandwerker dazu an, die importierte Tang-Keramik mit Hilfe von Ton und Glasuren aus dem eigenen Land nachzuahmen. Die arabischen Töpfer entwickelten bald ihren eigenen Stil: Zunächst wurde unglasierte Keramik mit geformten, gestanzten und aufgesetzten Reliefdekorationen hergestellt, dann mit Unterglasur-Sgraffito-Mustern und weißen bleiglasierten Schalen mit aufgemalten Blumen und schließlich die Lüstermalerei. Beim Lüsterstil handelt es sich um Steingut mit einer fast durchsichtigen weißen Bleiglasur, die zunächst vorgebrannt wird, dann mit metallenen Pigmenten bemalt und erneut im Reduktionsofen gebrannt wird. Die so erzielten Muster ergeben metallische rote, bronzene, kalkfarbige und gelbe Farbtöne.Als die Töpfer im 10.Jahrhundert vom Irak in die westliche islamische Welt zogen, nahmen sie die Lüstertechnik mit. Genau wie bei der Bleiglasur gelangte sie über das maurische Spanien nach Europa. Auch in Ägypten unter der Fatimiden-Dynastie (969-1171) und im Iran trifft man diese Technik an.
Iran und Türkei
Während der Seldschuken-Dynastie, die Iran, Irak, Kleinasien und Syrien im 12. und 13.Jahrhundert regierte, wurde ein Ersatz für das Porzellan gefunden; die iranischen Städte Rayy und Kashan wurden die Zentren der Herstellung weißer Keramik. Eine weitere schöne Seldschuken-Keramik war das Mina’i, eine Email-Aufglasur-Keramik, deren Feinheit der Buchmalerei gleichkam. Die Töpfer aus Kashan verwendeten nach den Eroberungszügen durch die Mongolen im 13.Jahrhundert grüne Glasuren, die vom chinesischen Celadon beeinflusst waren. Im 9.Jahrhundert kamen im Iran kobaltblaue Glasuren auf. Vom 14. bis 18.Jahrhundert verwendete man sie erneut, da blauweiße Keramik bei chinesischen und europäischen Auftraggebern sehr beliebt war.Iznik war das Zentrum der türkischen Keramik. Bereits vor der Eroberung der Region durch die ottomanischen Türken stellte man dort mit Tonschlicker bemalte Keramik her, die von Persien und Afghanistan beeinflusst war. Später, zwischen 1490 und 1700, hatte die Iznik-Keramik ein Dekor, das unter eine dünne transparente Glasur auf einen lockeren weißen Untergrund aufgetragen wurde; die ersten Muster waren kobaltblau, dann türkis und violett und schließlich rot.Unter der Safawiden-Dynastie entstand zeitgleich mit der Iznik-Keramik die Kubachi-Keramik, wahrscheinlich aber im Nordwesten Irans und nicht in der Stadt Kubachi, in der sie gefunden wurde. Charakteristische Kubachi-Keramik waren große mehrfarbige Teller mit Bemalung unter der Craquelé-Glasur. Bei der Gombroon-Keramik, die im 16. und 17.Jahrhundert vom Persischen Golf nach Europa und nach dem Fernen Osten exportiert wurde, schnitt man Ornamente in den durchscheinenden weißen Steingut-Untergrund.Im Allgemeinen wurde islamische Keramik in Modellierformen angefertigt. Die Gestaltung ging entweder auf chinesische Vorbilder oder auf Formen der Metallarbeit zurück. Der kreativste Stil, abgesehen von der Lüsterkeramik, war die Herstellung von Kacheln zum Ausschmücken der Moscheen.
Europa vor 1800
Majolika, Fayence und Delfter Fayencen
Bei den Majolika-Tonwaren wurde die Bemalung auf der weißen Glasur weiterentwickelt, die verwendeten Farben waren Gelb, Orange, Grün, Türkis, Blau, Violettbraun und Schwarz. Oft kamen noch eine transparente Aufglasur und eingeschnittene und modellierte Reliefdekorationen hinzu. Diese Tonwaren wurden im 15. und 16.Jahrhundert in vielen Städten Italiens hergestellt und hatten wenig Ähnlichkeit mit der spanischen Keramik, von der ihr Name herstammen soll (Majolika: aus Mallorca herkommend). Ab 1600 wurden die französische Ausführung dieser zinnglasierten Keramik und die französische und belgische Keramik des 16. und 17.Jahrhunderts, die von der Majolika beeinflusst war, als faience bezeichnet. In Deutschland hatte sie ihre Blütezeit bis zum 18.Jahrhundert und wurde Fayence genannt. Nachdem das Zentrum der Herstellung in der Mitte des 17.Jahrhunderts von Antwerpen nach Delft verlegt wurde, kam die Bezeichnung Delfter Fayencen auf. Englische „Delfter Fayencen“ wurden in London, Liverpool, Bristol und Dublin hergestellt, bis sie um 1770 allmählich durch bleiglasiertes Steingut ersetzt wurden.Keramik mit Zinnglasur blieb in Europa bis zum frühen 19.Jahrhundert weit verbreitet. Nach dem Biskuitbrand wurde das Gefäß in eine basische Bleiglasur getaucht, der Zinnoxid (das die Glasur undurchlässig und weiß macht) zugesetzt wurde. So entstand ein dichtes Weiß, das die Farbe des Tongrundes vollkommen überdeckte und eine Oberfläche lieferte, auf die jede Glasurfarbe aufgetragen werden konnte, die mäßige bis hohe Steingut-Temperaturen aushielt. Silber und Gold wurden für spanische Lüstermalerei verwendet; sie wurden auf die gebrannte Glasur aufgetragen und in einem Niedrigtemperatur-Reduktionsofen erneut gebrannt. Im 18.Jahrhundert wurde die vorgebrannte Zinnglasur mit Aufglasurschmelz bemalt, und anschließend wurde die Keramik in einem Muffelofen fertig gebrannt.Die Versuche, chinesisches Ming-Porzellan zu imitieren, das seit der ersten Hälfte des 17.Jahrhunderts nach Europa ausgeführt wurde, führten zur Blütezeit der Delfter Fayencen (1630-1700). Die Keramik wurde dünnwandiger, die Bemalung feiner. Umrisse in Manganviolett wurden vor dem Biskuitbrand auf den Tongrund aufgezeichnet; danach wurden das Unterglasurblau und die abschließende Blei- und Zinnglasur aufgetragen. Auf diese Weise entstanden Kacheln, Teller, Krüge und Vasen; die verschiedenen Delfter Porzellanmarken wurden sogar von chinesischen Kunsthandwerkern nachgeahmt.
Steinzeug und bleiglasiertes Steingut
Das europäische Steinzeug wurde in Deutschland Ende des 14.Jahrhunderts entwickelt. Es hatte eine Salzglasur: Salz wurde in den Ofen gegeben, und das Soda des Salzes bildete eine glasige Schicht auf der Gefäßoberfläche. Die Hafnerkeramik, Tonwaren mit Bleiglasur, war im 16. und 17.Jahrhundert weit verbreitet; viele dieser Gefäße ahmten Metallkrüge und -kannen nach. Das traditionelle englische Steingut wurde mit Tonschlicker und Bleiglasuren verziert, wie die bäuerliche Keramik aus Mitteleuropa, die Auswanderer mit nach Amerika nahmen.Englisches Steinzeug wurde erst nach dem späten 17.Jahrhundert in großen Stückzahlen hergestellt. Das beste weiße Staffordshire-Steinzeug mit Salzglasur entstand zwischen 1720 und 1760. Staffordshire war ebenfalls das Zentrum für das beliebte bleiglasierte Steingut, das aus einer Mischung von weißem Ton aus Devonshire hergestellt wurde. 1754 begann der englische Keramiker Josiah Wedgwood, Versuche mit farbigem Steingut anzustellen. Er gründete seine eigene Fabrik, arbeitete aber häufig mit anderen Keramikern zusammen, die den Transferdruck anwendeten (um 1750 von der Worcester Porcelain Company eingeführt). Er stellte auch andere Keramiktypen her: rotes Steinzeug; Basaltware, ein unglasiertes schwarzes Steinzeug; sowie Jasperware aus weißem Steingut-Ton, der durch Zugabe von Metalloxiden gefärbt war. Jasperware wurde meistens mit weißen Reliefporträts oder mit griechischen Szenen aus der Klassik dekoriert. Der wichtigste Beitrag von Wedgwood zur europäischen Keramik war jedoch seine feine Perlware, ein äußerst blasses Steingut, dessen Glasur einen leicht bläulichen Schimmer hatte.
19. und 20. Jahrhundert
Im 19. Jahrhundert waren Transferdruck-Keramik aus Serienfertigung und reliefverzierte Keramik in England und auf dem europäischen Festland weit verbreitet. Diese Stile dehnten sich auch in die Vereinigten Staaten aus, ebenso wie die manganbraunen Rockingham-Glasuren, die zu Beginn des 19. Jahrhunderts in England entstanden. Diese Glasuren waren in den Töpfereien von New Jersey und Ohio sehr beliebt. Keramik aus Serienfertigung ersetzte allmählich die bis dahin vorherrschende amerikanische volkstümliche Töpferei, das robuste Steinzeug mit Salzglasur.Obwohl ab circa 1860 auch die industriell hergestellte Keramik eine gute Qualität aufwies, kam es gegen Ende des 19. Jahrhunderts zu einer Rückbesinnung auf handwerkliche Qualitäten, woran die englische Arts-and-Crafts-Bewegung maßgeblichen Anteil hatte. Sie beeinflusste Werkstätten in ganz Europa, die Jugendstilkeramik herstellten. In Frankreich war Edmond Lachenal bedeutend, der auch Keramik im japanischen Stil schuf. Keramiker, die mit Schulen wie dem Bauhaus, an dem auch Keramik gelehrt wurde, verbunden waren, wirken bis heute gestalterisch auf die Herstellung von Industriekeramik. Bedeutend für die sachliche handwerkliche zeitgenössische Keramik, die ihre Ursprünge in den zwanziger Jahren hat, sind das Geschirr und die Vasen von Hedwig Bollmann in Dessau. Dabei war die Ausbildung von Keramikern an der heute noch existierenden Kunstgewerbeschule Burg Giebichenstein bei Halle bedeutend. Dort wurde auch Wilfriede Maass ausgebildet, die seit den siebziger Jahren eine bedeutende Keramikwerkstatt in Ostberlin führt, die berühmt geworden ist für die Vasen und Schalen, die von zeitgenössischen Künstlern bemalt werden. Eine süddeutsche Keramikerfamilie, die besonders durch ihrer Glasuren aus Metalloxiden bekannt geworden ist, ist die Werkstatt Hohlt bei Wasserburg, die heute von Görge Hohlt geleitet wird.
KERAMIK
Gegenstände aus Ton, die durch Trocknen und Brennen in einem Ofen dauerhaft gehärtet werden. Die Art der Keramik wird durch die Zusammensetzung des Tones, die Verarbeitungsweise, die Brenntemperatur und die verwendeten Glasuren festgelegt. Da Keramik bei einer niedrigeren Temperatur als Porzellan gebrannt wird, erfolgt keine Verglasung.
Arten und Verfahren
Steingut (Irdenware) ist porös und wird normalerweise bei niedrigen Temperaturen von 900 bis 1200°C gebrannt. Je nach Art des Tones wird Steingut beim Brennen rot, braun oder schwarz. Erst durch eine Glasur wird es wasserfest. Steinzeug (Töpferware) wird bei Temperaturen von 1200 bis 1280°C gebrannt. Es ist nicht porös, sehr hart, keramisch mit dem Porzellan verwandt, wasserfest und wesentlich widerstandsfähiger als Steingut. Der Ton wird weiß, grau oder rot. Baukeramik ist die Sammelbezeichnung für alle aus tonigen Rohstoffen hergestellten grobkeramischen Baumaterialien wie Ziegel, Klinker, Dachziegel, Schamotte, Bau- und Bodenplatten sowie keramische Rohre. Terrakotta werden unglasierte Tonwaren genannt.
Vorbereiten des Tones und Techniken der Formgebung
Der Keramiker kann grobkörnige Bestandteile aus der Tonmasse entfernen, um eine zarte Mattierung zu erreichen oder er kann eine bestimmte Menge grobkörnigen Materials hinzufügen, damit der Gegenstand beim Brennen seine Form besser hält. Keramiker, die feinkörnige Tone verwenden, „härten“ den Ton gerne, indem sie grobkörnige Stoffe wie Sand, Steinchen, zerkleinerte Muschelschalen oder Topfscherben (gebrannten und gemahlenen Ton) zugeben, bevor sie ihn zu einer formbaren Masse kneten. Der Ton lässt sich flach ausrollen und dann an die Innen- oder Außenseite einer Form drücken. Diese Form kann ein Stein oder ein Korb sein, oder auch eine Form aus Ton oder Gips. Flüssiger Ton wird in Gipsformen gegossen. Ein Gefäß kann mit Hilfe der Aufbautechnik im Spiralgang geformt werden: hierfür wird der Ton zwischen den Handflächen zu langen Strängen gerollt, die einzelnen Stränge werden zu einem Ring, zur Bodenplatte, geformt, und die Gefäßwände werden durch aufeinandergelegte Stränge gebildet. Auch eine Tonkugel kann mit den Fingern in die gewünschte Form gebracht werden. Die wichtigste Technik ist aber das Drehen auf der Töpferscheibe.Diese (im 4.Jahrtausend v.Chr. erfunden) ermöglicht es, einen Tonklumpen zu einem gleichmäßigen Gefäß zu formen. Das ursprünglich handbetriebene Gerät wurde in Europa im 16.Jahrhundert mit einem Schwungrad versehen, das mit den Füßen angetrieben werden konnte, im 19.Jahrhundert kam ein Fußpedal hinzu. Der Töpfer hatte so beide Hände zum Drehen frei. Im 20.Jahrhundert erreichte man durch einen Elektromotor höhere und zugleich regelmäßigere Drehgeschwindigkeiten.
Trocknen und Brennen
Damit sich der Ton rissfrei brennen lässt, muss er vor dem Brennen an der Luft getrocknet werden. Weiche Tonwaren werden bei Temperaturen von 650 bis 750°C bei offenem Feuer gebrannt. Einfache Keramik wird heute noch so hergestellt. Die ersten Brennöfen wurden im 6.Jahrtausend v.Chr. benutzt. Der Brennvorgang muss sorgfältig überwacht werden. Verschiedene Effekte lassen sich durch eine Oxidationsflamme (durch Belüftung wird eine hohe Flamme erzeugt) oder durch Verminderung der Sauerstoffzufuhr (teilweises Absperren des in den Brennofen einströmenden Sauerstoffs) erreichen (Reduktionsflamme). Ein stark eisenhaltiger Ton wird z.B. in einem oxidierenden Feuer rot gebrannt, während er in einem Reduzierfeuer grau oder schwarz wird; im Reduzierfeuer wird das rote Eisenoxid des Tones (FeO2) chemisch in schwarzes Eisenoxid (Fe2O3) umgewandelt, da der Ton ein Sauerstoffatom an das sauerstoffarme Feuer abgibt.
Verzierung
Ein Gegenstand kann vor oder nach dem Brennen verziert werden. Wenn der Ton halb trocken und leicht erhärtet ist („lederhart“), lassen sich Verzierungen einritzen oder er kann mit einem Prägestempel bearbeitet werden. Partien können ausgeschnitten werden, um dem Gefäß eine durchbrochene Oberfläche zu geben. Die Gefäßwände können durch Abschmirgeln und Polieren geglättet werden, so dass raue Partikel nach innen gedrückt und die Tonpartikel so angeordnet werden, dass die Gefäßoberfläche glatt und glänzend wird. Zur Oberflächenbehandlung kann auch Tonschlicker (flüssiger Ton, aus dem grobe Partikel herausgefiltert wurden) verwendet werden: das vollkommen durchgetrocknete oder halb trockene Gefäß wird in weichen Tonschlicker getaucht (dem manchmal auch Farbe zugesetzt wird). Der Schlicker kann auch aufgepinselt, auf das Gefäß aufgegossen oder mit einer Spritze aufgetragen werden. Mit einem spitzen Werkzeug, das durch den Schlicker hindurchkratzt und den harten Ton freilegt, lassen sich Muster einzeichnen. Diese Technik ist unter dem Namen Sgraffito bekannt.
Glasuren
Glasuren bestehen aus Glas bildenden Mineralien (Kieselsäure oder Bor), die mit Härtern (z.B. Ton) und Schmelzmitteln (wie Blei oder Soda) vermischt sind. Die Glasur kann entweder auf das noch ungebrannte Gefäß oder nach einem ersten Brand (Biskuitbrand) aufgetragen werden. Anschließend wird die Glasur auf den Gegenstand aufgebrannt. Die Glasurbestandteile schmelzen hierbei zu einer glasähnlichen Schicht. Manche Glasuren heben die Farbe des Grundwerkstoffes hervor, andere überdecken sie. Alkalische Glasuren, die in Kleinasien oft verwendet werden, sind glänzend und häufig transparent. Sie bestehen überwiegend aus Kieselsäure und Soda. Bleiglasuren sind transparent und bestehen traditionell aus einem Schmelz aus Sand, Sulfit oder Bleioxid. Sie wurden von den Römern, Chinesen und europäischen Töpfern im Mittelalter für Steingut verwendet und sind auch heute noch in Europa üblich. Matte weiße Bleiglasuren wurden von islamischen Töpfern im Mittelalter eingeführt. Sie wurden auf spanischer Lüsterkeramik (Keramiküberzug aus Metalloxiden), Majolika (italienische zinnglasierte Keramik), europäischer und Delfter Fayence (feine Keramik mit weißer aus Blei- und Zinnoxiden und Pottaschesilicat hergestellter Glasur) verwendet (Schmelzware). Schließlich wurden in China und Japan solche Glasuren für den europäischen Markt hergestellt. Metalloxide liefern farbige Glasuren. Durch Kupfer wird eine Bleiglasur grün und eine alkalische Glasur türkisfarben; in einem Reduzierofen wird Kupfer rot. Durch Eisen entsteht Gelb, Braun, Graugrün, Blau – und zusammen mit bestimmten Mineralien – Rot. Feldspate (Naturgestein aus Aluminiumsilicaten) werden für Steinzeug- und Porzellanglasuren verwendet, da sie erst bei hohen Temperaturen schmelzen. Die Effekte von bestimmten Glasuren auf den verschiedenen Tonen hängen sowohl von der Zusammensetzung der beiden als auch von der Regulierung des Glasurofens ab.
Unterglasur- und Aufglasurmalerei
Keramik lässt sich vor oder nach dem Brennen auch bemalen. In der Jungsteinzeit wurden Ocker und andere Erdpigmente auf unglasierte Keramik aufgetragen. Metalloxide in oder unter der Glasur erfordern höhere Temperaturen, um die Farben auf der Glasur oder auf dem Gefäß zu fixieren. Hierzu zählen Kupfergrün, Cobaltblau, Manganpurpur und Antimongelb. Wird Email (feingemahlene Pigmente auf einer gebrannten Glasur) verwendet, muss das Gefäß in einem Muffelofen (abgedeckte, indirekte Flamme) bei niedriger Temperatur gebrannt werden, damit das Email mit der Glasur verschmilzt. Oft wird das Verfahren der Transferdrucke angewendet, um Handelsware zu dekorieren. Hierbei werden mit Oxiden Muster auf Papier gedruckt und in noch nassem Zustand auf das Gefäß übertragen, wobei das Papier im Brennofen wegbrennt. Heute zieht man Techniken wie die Lithographie und die Photographie zur Hilfe heran.
Stilgeschichte der Keramik (Töpferkunst)
China
Im jungsteinzeitlichen China fertigte man Aufbaukeramik in der Spiralgangtechnik an, anschließend wurde die Keramikform mit einer Schaufel glatt geklopft; gegen Ende dieser Epoche (2.Jahrtausend v.Chr.) wurden Gefäße von Hand aufgebaut und dann auf der Töpferscheibe fertig gestellt. In Gansu im Nordwesten Chinas verzierte man Gefäße aus der Pan-Shan-Kultur aus feinkörnigem Ton, die rötlich braun gebrannt waren, mit dem Pinsel mit mineralischen Pigmenten. Diese Keramik stammt aus der Zeit um 2600 v.Chr. Der frühe chinesische Brennofen war der einfache Rundofen. Durch Schlitze in der Bodenfläche konnten die Flammen und die Hitze aufsteigen. Longshan-Keramik aus dem mittelchinesischen Flachland wurde auf der Töpferscheibe geformt. Die chinesischen Keramikgefäße aus der Jungsteinzeit umfassen eine Vielfalt von Formen: Dreifüße, Krüge, Urnen, Tassen, Amphoren und tiefe Trinkbecher.
Die Shang-Zeit
Die jungsteinzeitliche Keramik wurde zum Vorbild für Bronzegefäße aus der Shang-Zeit (um 1600 bis 1022 v.Chr.); man hat Shang-Keramikformen aus hochwertigem Ton, die für den Bronzeguss verwendet wurden, gefunden. Die Shang-Keramik besteht aus vier Haupttypen. Der erste Typ war eine Fortführung der jungsteinzeitlichen funktionellen Keramik aus grobkörnigem grauen Ton, die mit eingedrückten Kordeln oder mit eingeschnittenen geometrischen Mustern verziert ist; der zweite bestand aus dunkelgrauen Nachahmungen von Bronzegefäßen; der dritte aus weißer Keramik mit feiner eingeschnittener Verzierung, die den Bronzedekorationen ähnelt; und der vierte aus glasiertem Steinzeug.
Zhou-Zeit bis zur Epoche der Sechs Dynastien
Abgesehen von der weißen Keramik wurden alle Shang-Typen in der Zhou-Zeit (um 1022 bis 256 v.Chr.) fortgesetzt. Grobes rotes Steingut mit Bleiglasur kam in der Zeit der Krieg führenden Staaten (403-221 v.Chr.) auf; diese Keramik ähnelte ebenfalls den Bronzegefäßen. Im Süden wurde Steinzeug mit einer blassen braunen Glasur in kunstvollen Formen gestaltet.1974 wurde die Terrakotta-Armee von Shih Huang-Ti, dem ersten Kaiser der Ch’in-Dynastie (221-206 v.Chr.) entdeckt – eine kaiserliche Garde von über 6000 lebensgroßen Soldaten und Pferden, die in militärischer Formation begraben waren. Diese Entdeckung eröffnete neue Dimensionen für die heutigen Erkenntnisse über die Kunst der frühen chinesischen Keramik. Diese stattlichen, idealisierten Darstellungen (jede weist unterschiedliche Details in der Kleidung auf) wurden aus grobkörnigem grauen Ton geformt, wobei die Köpfe und Hände separat gebrannt (bei einer hohen, der Steingutherstellung entsprechenden Temperatur) und später angesetzt wurden.Grabfiguren und andere Beigaben mit modellierter und gemalter Verzierung wurden auch in der Han-Dynastie (206 v.Chr. bis 220 n.Chr.) weiterhin angefertigt; hierzu zählen Häuser, menschliche Figuren und sogar Öfen. Es entstand auch graues Steinzeug mit einer dicken grünen Glasur und rötliches Steingut. In der Zeit der Sechs Dynastien (220-589 n.Chr.) kam allmählich das Celadon auf (eine transparente Glasur mit Eisenpigmenten, die in einem Reduzierofen gebrannt wird und dort grau, blassblau, grün oder bräunlich olivfarben wird). Celadon hieß Yue-Keramik (grüne Keramik) und war in geringerem Maß als die frühe Keramik von dem Aussehen gegossener Bronze beeinflusst.
Tang- und Sung-Dynastie
Grabbeigaben und Steinzeug wurden auch während der Tang-Dynastie (618-907) weiterhin angefertigt, wobei aus Zentralasien stammende Einflüsse deutlich wurden. Schalen und Schüsseln mit eingeritzter Dekoration wurden nach Indien, Südostasien und in den Nahen Osten ausgeführt. Diese Epoche ist jedoch durch zwei wichtige Keramikarten gekennzeichnet: eine war feines weißes Steingut, das mit Bleiglasur in einem gesprenkelten Muster in leuchtendem Gelb und Grüntönen überzogen wurde. Die zweite, die wichtigste Neuerung der Töpfer in der Tang-Zeit, war das Porzellan, aus dem dünne, sehr feine Schalen und Vasen mit durchsichtigen, bläulichen oder grünlichen Glasuren angefertigt wurden.In der Sung-Dynastie (960-1279), der größten Epoche der chinesischen Keramik wie auch aller anderen Künste, wurde das Porzellan weiter verfeinert.
Korea
Chinesische Keramik und chinesisches Porzellan haben stets einen starken Einfluss in Korea ausgeübt, aber koreanische Töpfer führten verfeinerte Variationen von chinesischen Vorbildern ein. In Gräbern fand man graues Steinzeug, das typisch für die Silla-Dynastie (57 v.Chr. bis 935 n.Chr.) war. Von der Sung-Zeit beeinflusste Celadon-Keramik ist charakteristisch für die Koryo-Dynastie (918-1392). Die Koreaner haben ihre eigene und auch die chinesische Keramik nach Japan eingeführt.
Japan
Die frühesten Keramiken aus der Jungsteinzeit in Japan, der Jomon-Zeit (um 10000 bis ca. 300 v.Chr.), wurden von Hand geformt, meistens in der Aufbautechnik im Spiralgang. Das Dekor wurde mit Kordeln und anderen Textilstrukturen eingedrückt, gebrannt wurde mit offenem Feuer bei niedriger Temperatur. Die Farben waren entweder rötlich oder reichten von Grau bis Schwarz. Einige Kultfiguren und Gebrauchsgefäße waren poliert oder mit rotem Eisenoxid überzogen. In Japan hat man Keramik der Yayoi-Kultur (um 300 v.Chr. bis ca. 250 n.Chr.) gefunden, die aus einer mongolischen Kultur stammt und von Korea auf die japanische Insel Kyushu gelangt ist. Die Yayoi benutzten die Töpferscheibe für die Herstellung ihres gelben und hellbraunen Steingutes, dessen glatte Oberfläche manchmal hellrot bemalt war.In dieser Epoche benutzte man in Japan zwei Ofentypen, die auch heute noch in Gebrauch sind: Der eine ist koreanischen Ursprungs; er wird in einen Berghang gebaut, hat bis zu 20Brennkammern, und das Brennen kann bis zu zwei Wochen dauern. Der zweite Ofentyp hat eine flaschenähnliche Form; hierbei wird die Keramik mit Hilfe eines Holzfeuers am Ausgang eines abgedeckten Grabens gebrannt, die Gefäße befinden sich in einer runden ummauerten Kammer am Ende des Feuergrabens; abgesehen von einer Öffnung für den Rauchabzug ist der Ofen oben abgedeckt.In den riesigen Grabstätten der japanischen Kaiser hat man Keramik aus der späteren Kofun- oder Tumulus-(Hügelgrab-)Zeit gefunden (250-552 n.Chr.). Sie wird als Haji-Keramik bezeichnet und ähnelt der Yayoi-Keramik. Einzigartig waren die haniwa, unglasierte rötliche Steingut-Figuren, die um die Gräber angeordnet waren: Häuser, Boote, Tiere, Frauen, Jäger, Musikanten und Krieger. Die Figuren haben zwar nicht die beeindruckende Größe der königlichen Armee des Ch’in-Kaisers, bestechen jedoch durch ihre Lebendigkeit. Sué ist ein anderer Keramiktyp aus dieser Epoche: Hierbei handelt es sich um graues Steinzeug, das in einem in den Berghang gebauten Ofen gebrannt und mit natürlicher Aschenglasur (die sich beim Brennen bildet, wenn die Asche des Holzfeuers auf die Gefäße fällt) verziert wurde. Diese Glasurart stammt ursprünglich aus Korea und wurde das Merkmal späterer japanischer Keramik aus Tamba, Tokoname, Bizen und Shigaraki. Auf diese Weise wurden Töpfe, Flaschen, Teller und Tassen angefertigt.
Von der Nara- bis zur Kamakura-Zeit
In der Nara-Zeit (710-784) wird der starke Einfluss des chinesischen Tang-Stiles bei der japanischen Hochtemperatur-Keramik deutlich. Einige Glasuren waren einfarbig grün oder gelblich braun, andere waren zweifarbig grün und weiß, und einige wenige hatten auch eine dreifarbige Glasur auf rauem gräulichen Tonuntergrund. Die Muster in der Glasur bestanden aus Streifen und Punkten, allerdings nicht so verfeinert wie die Tang-Keramik. Die meisten Fundstücke sind im kaiserlichen Schatzhaus Shosoin in Nara erhalten.Zu Beginn der Heian-Zeit (794-894) wurden natürliche Ascheglasuren weiter fortentwickelt, auch Celadon-Keramik kam nun in Japan auf. Gegen Ende der Heian- oder Fujiwara-Zeit (894-1185) rissen die Beziehungen zu China ab und die Keramikqualität ging zurück. Sobald die Kontakte mit dem China der Sung-Zeit in der Kamakura-Periode (1185-1333) wieder hergestellt waren, blühte die Keramikindustrie wieder auf; diesmal war Seto bei Nagoya das Zentrum der Herstellung. Ki-seto oder gelbe Seto-Keramik, die heute noch hergestellt wird, war von der weit verbreiteten Celadon-Keramik aus der Song-Zeit beeinflusst. Die japanische Ausführung wurde jedoch in Oxidationsöfen gebrannt, die Glasuren erhielten dadurch gelbe und bernsteinfarbene Töne. In der Fujiwara-Zeit entstand auch das Tokoname, eine einfache Keramik für den täglichen Gebrauch.
Muromachi- und Momoyama-Zeit
Obwohl die Shoguns der Familie Ashikaga, die während der Muromachi-Zeit (1338-1573) regierten, die Keramikkunst nicht förderten, lieferte die Tradition der Teezeremonie, deren Anfänge in dieser Epoche liegen, einen Anreiz zur Herstellung von Gefäßen, die bei diesem Ritual bis heute verwendet werden. Jede Form hatte ihre bestimmte Funktion und Bezeichnung.Eine begehrte Art der Teegefäße aus Steinzeug war das temmoku mit einer dicken violettbraunen Glasur, das auch heute noch weit verbreitet ist. In den Brennöfen in Seto wurde so feine Keramik hergestellt, dass man auch Keramik aus anderen Brennereien Seto-Keramik nannte. Noch berühmter war die Raku-Keramik, die auch heute noch von der 14.Generation derselben Familie angefertigt wird. Die Raku-Teezeremoniegeräte (sowie andere Gefäße und Kacheln) werden handgeformt; die unregelmäßige Form folgt einer vorgeschriebenen asymmetrischen Formgebung. Die Glasur wird in mehreren dünnen Schichten aufgepinselt, und das Gefäß bei niedriger Temperatur gebrannt. Sobald die Glasur geschmolzen ist, wird das Gefäß mit Zangen aus dem Ofen genommen; es kühlt rasch ab, und durch den Temperaturschock reißt die Glasur. Keramiker aus aller Welt bewundern die Raku-Keramik wegen ihrer derben Form und ihrer sanften dunklen Bleiglasur, die manchmal in dicken Tropfen am Gefäß hinunterläuft. Sehr begehrt für die Teezeremonie war auch die Oribe-Keramik, die sich durch braune Eisenoxidmalerei auszeichnet, deren Motive von der Textilgestaltung übernommen wurden, und auf die eine unregelmäßige, verlaufende, transparente grüne Glasur aufgespritzt wird.Ein weiterer Typ der Momoyama-Zeit war die Karatsu-Keramik, die von der koreanischen Yi-Keramik beeinflusst war. Beim e-Karatsu („Bild“-Karatsu) wurden freihändig gezeichnete geometrische und florale Muster auf einen weißlichen Tonschlicker aufgemalt. Karatsu bezeichnet mehrere Stile mit unterschiedlichen Dekors. Bizen-Keramik hatte ihre Blütezeit in der Momoyama-Periode und wird auch heute noch hergestellt; es handelt sich hier um ein hartes Steinzeug, das im Prinzip ziegelrot ist, aber durch vermehrte oder verminderte Sauerstoffzufuhr während des Brennens unregelmäßige Farben annimmt. Es ist unglasiert, abgesehen von der Glasur, die sich durch herunterfallende Asche bildet oder die durch Anhäufung von Asche oder Stroh rund um die Gefäße im Ofen entsteht.
Die Edo-Periode und nachfolgende Perioden
Zu Beginn der Edo-Periode wurden bei Arita im Norden der Insel Kyushu, das heute noch ein bedeutendes Zentrum der Keramikherstellung ist, Porzellanerdevorkommen entdeckt. Dank dieser Vorkommen konnten japanische Keramiker nun ihr eigenes reinweißes Hartporzellan herstellen. Gegen Ende der Edo-Periode (1800-1867) ging das Imari-Porzellan zurück. Das Kakiemon-(Persimone-)Porzellan aus Arita war ein wesentlich feineres Porzellan, auch wenn die Motive denen des Imari-Porzellans ähnelten. Nabeshima-Porzellan, das auch eine sehr gute Qualität aufwies und dessen Muster Seidentextilien nachempfunden waren, blieb den Mitgliedern dieser Familie und ihren Freunden vorbehalten; erst in der Meiji-Zeit (1868-1912) kam es in den Handel und wurde auch imitiert. Während der Edo-Periode war im Osten Japans Kutani das Zentrum der Porzellanherstellung. Kutani-Gefäße hatten eine gräuliche Farbe aufgrund von Unreinheiten im Ton, und ihre Muster traten deutlicher hervor als beim Arita- oder Imari-Porzellan. Kyoto, das ein Zentrum der Emailkeramik gewesen war, wurde im 19.Jahrhundert für sein Porzellan berühmt. Während der Edo-Periode waren in Japan etwa 10000Brennöfen in Betrieb (siehe Porzellan).Mit der Meiji-Keramik kamen neue Einflüsse aus Europa auf, aber eigene Volkstraditionen fanden in Japan weiterhin viel Beachtung. Auch im 20.Jahrhundert arbeiten Keramiker weiterhin in den traditionellen Zentren, im selben Stil wie ihre Vorfahren, mit denselben Tonen, die sie an Ort und Stelle vorfinden. Japans berühmtester Keramiker des 20.Jahrhunderts war Hamada Shoji, der nicht nur für seine Keramik, sondern auch als einflussreiche Persönlichkeit für die Wiederbelebung des Kunsthandwerkes berühmt war. Hamada verwendete hauptsächlich Eisen- und Ascheglasuren auf Steinzeug und erzielte so olivgrüne, graue, braune und schwarze Glasurtöne. Er signierte seine Gefäße nicht (wohl aber die Holzformen).
Präkolumbische Kulturen
Die altamerikanische Keramik, die nicht nur als Gebrauchsgegenstand diente, sondern auch für Rituale und Beisetzungen bestimmt war, hat ein hohes kunsthandwerkliches Niveau erreicht. Die Gefäße wurden in der Aufbautechnik im Spiralgang angefertigt, handgeformt oder gegossen; die Töpferscheibe war nicht bekannt. Zur Dekoration wurde der Tonschlicker mit pflanzlichen und mineralischen Pigmenten bemalt.
Südamerika
In Ausgrabungsstätten in Ecuador hat man Keramik aus der Zeit um 3200 v.Chr. gefunden, die bedeutendsten Keramikstile stammen jedoch aus Peru. Dort folgte dem Chavín-Stil (Blütezeit 800-400 v.Chr.; siehe Chavín de Huantar) mit seinen Jaguarmotiven in der klassischen Periode (1.Jahrtausend n.Chr.) einer der schönsten präkolumbischen Keramikstile: die Keramik der Moche-Kultur an der nordperuanischen Pazifikküste. Hierbei handelt es sich einmal um gegossene erdfarbene Gefäße, die mit lebendig geschilderten Darstellungen in Rot bemalt sind, und um Gefäße, die mit sehr feinem Porträtrelief modelliert wurden. Beide Formen hatten den für peruanische Keramik typischen Bügelausguss, einen hohlen, über dem Gefäß angebrachten Handgriff mit einem senkrechten Ausguss in der Mitte. Im Süden wurden in der Nazca-Kultur mehrfarbige Gefäße mit Doppelausguss und komplexen, stilisierten Tiermotiven hergestellt.
Mittelamerika
Die frühesten mexikanischen Keramik-Gebrauchsgegenstände stammen aus der frühen Periode zwischen 1500 und 1000 v.Chr. aus dem Tiefland von Mexiko. In Teotihuacán im Hochland wurden mehrfarbige, dreifüßige Gefäße mit Hilfe von Gießformen hergestellt. In der postklassischen Zeit besetzten die Tolteken das Hochland und stellten typische Keramik her, die rot auf cremefarben oder orange auf rotbraun bemalt war. In der Folgezeit übernahmen die Azteken zunächst abstrakte Dekorationen aus früheren Epochen und fertigten anschließend rote und orange Schalen an, die mit Vögeln und anderen lebendigen Formen dekoriert waren. Zapoteken und die Mixteken stellten Tier-, Menschen- und Götterfiguren in hochpolierter Keramik her, die die spätere mexikanische Keramik beeinflusst hat.Die Maya-Keramik erreichte eine Vielfalt und Qualität, die in der mittelamerikanischen Keramik einzigartig war. In der klassischen Periode fertigten die Maya u.a. zierliche Figuren und mehrfarbige zylindrische Gefäße mit Szenen und Reliefdarstellungen an, die denen der Maya-Manuskripte ähneln, sowie Keramik mit aus Modeln geformten Täfelchen und gepressten und modellierten Darstellungen des täglichen Lebens.
Historisches Nordamerika
Im Mississippi-Tal fertigten die Kulturen des 1.Jahrtausends v.Chr. bemalte, modellierte und eingekerbte Keramik. Im Südwesten Nordamerikas entstand bei den Vorfahren der Puebloindianer feine Keramik, vor allem die rot auf erdfarbenem Grund bemalte Keramik (um 600 bis 900 n.Chr.) der Hohokam und die mehrfarbige Keramik der Anasazi (ab 1300), die beide mit Menschen- und Tierfiguren verziert waren; sowie die prächtige und sehr typische Mimbres-Keramik (1000-1200) der Mogollon-Kultur mit schwarzen geometrischen Mustern, Vögeln, Fledermäusen, Fröschen und Zeremoniedarstellungen auf weißem Untergrund.
Keramik in der westlichen Welt
Die Geschichte der westlichen Keramik umfasst die Keramik des Nahen und Mittleren Ostens, des Mittelmeerraumes im Altertum, der islamischen Welt im Mittelalter und die Keramik Europas vom Mittelalter bis heute.
Der Nahe Osten im Altertum
Die nach dem heutigen Stand früheste Keramik aus dem Nahen Osten wurde in Çatal Hüyük in Anatolien gefunden und stammt aus der Zeit um 6500 v.Chr. An dieser Ausgrabungsstätte (in der Nähe des heutigen Çumra in der Türkei) fand man außer Terrakotta-Kultstatuen und bemalten Tonstatuetten auch Keramik, die gemalte Dekorationen in rotem Ocker auf weichem Tonschlicker aufwies. Andere Fundstücke waren einfarbig: rotbraun, hellgrau, beige oder ziegelrot. Diese Keramik wurde in der Spiralgang-Aufbautechnik geformt, dann glattgeklopft und poliert; einige Gefäße haben auch Schnittdekors aus einfachen waagerechten Linien. Sie wurden entweder in einem Brotofen oder in einem geschlossenen Brennofen gebrannt, der eine separate Brennkammer aufwies.
Persien und Mesopotamien
Die frühesten Funde bemalter Keramik aus dem Norden Mesopotamiens stammen aus der Zeit kurz vor dem 5.Jahrtausend v.Chr. In Samarra wurden stilisierte Menschen- und Tierfiguren mit Farben bemalt, die von Rot bis Braun und Schwarz reichten und auf einen erdfarbenen Untergrund aufgetragen wurden. Später wurde in Tell Halaf mehrfarbige, noch hochwertigere Keramik hergestellt, da die Töpfer die Regulierung ihrer Brennöfen besser beherrschten.Etwa zur gleichen Zeit malten persische Töpfer geometrische Muster auf Gefäße, die mit einem hellen Tonschlicker überzogen waren. Im 4.Jahrtausend v.Chr. verwendete man bereits die Töpferscheibe. Von Norden wanderten Völkergruppen nach Persien ein und brachten rote und graue einfarbige Keramik mit. Zur Blütezeit der Obeid-Periode (4.Jahrtausend v.Chr.) gab es in der Gegend um Susa eine Keramikindustrie, die zahlreiche Trinkgefäße und Schalen aus verfeinertem Ton herstellte. Sie waren mit einem grünlich gelben Tonschlicker überzogen und in einem freien Stil mit geometrischen Formen, Pflanzen, Vögeln, anderen Tieren und stabförmigen Personen bemalt.Glasierte Keramik wurde etwa ab 1500 v.Chr. hergestellt. Die schönsten mesopotamischen Keramiken waren keine Gebrauchsgegenstände, sondern glasierte Ziegel, die für Fassadenverkleidungen verwendet wurden. Diese Tradition existierte seit dem 3.Jahrtausend v.Chr. in Uruk (heute Irak), wo man Säulen und Nischen mit einem geometrischen Mosaik aus farbigen, nagelähnlichen Keramikkegeln überzog. In Babylonien verzierte man während der Kassiten-Herrschaft (Mitte des 2.Jahrtausends v.Chr.) Tempel und Paläste mit unglasierter Terrakotta-Keramik. In Khorsabad, der Hauptstadt des assyrischen Herrschers SargonII. (Regierungszeit 722-705 v.Chr.), befindet sich ein Tempeleingang, der mit geformten glasierten Ziegeln verziert ist, die Tierprozessionen darstellen. Diese Technik erreichte ihren Höhepunkt in Babylon im 6.Jahrhundert v.Chr. Dort wurde der berühmte Prozessionsweg mit glasierten Ziegeln eingefasst, die mit Schnitzereien und Gussformen von über 700Rindern, Drachen und Löwen verziert waren. Anschließend wurden sie farbig glasiert. Siehe mesopotamische Kunst und Architektur; iranische Kunst und Architektur
Ägypten
Im 5.Jahrtausend v.Chr. fertigten ägyptische Töpfer dünnwandige, dunkle, hochpolierte Keramik mit feiner Kordeldekoration an. Die bemalte Keramik aus dem 4.Jahrtausend mit geometrischen Figuren und Tierfiguren auf rotem, braunem und erdfarbenem Untergrund hatte ein weniger hohes Niveau. Zur Zeit der Dynastien war Ägypten für seine glasierten Keramiken berühmt. Sie wurden um 2000 v.Chr. zum ersten Mal hergestellt und zeigen eine dunkelgrüne oder dunkelblaue Glasur auf einem Ton, der viel pulveriges Quarz enthält. Ägyptische Kunsthandwerker fertigten Perlen und Schmuck, Schalen, Skarabäen und Ushabtis (kleine Dienerfiguren, die mit den Toten begraben wurden) aus glasierter Keramik an.
Mittelmeerraum, Griechenland und Rom
Die Keramik von den Mittelmeerinseln und den Inseln in der Ägäis aus der späten Bronzezeit (1500-1050 v.Chr.) und der frühen Eisenzeit (1050-750 v.Chr.) und die Keramik von Kreta und Zypern zeugt von einer großen Vorstellungskraft der Künstler, die zweifarbige Keramik mit geometrischen, abstrakten und figürlichen Motiven bemalten. Bedeutend ist die Typenvielfalt der griechischen Keramik, die sich zum Teil bis in die Gegenwart erhalten hat.
Griechenland
Das Formen und Bemalen von Keramik war im antiken Griechenland ein bedeutendes Kunsthandwerk. Der Ton, der vor Ort vorhanden war, ließ sich ohne Schwierigkeiten auf der Töpferscheibe formen, und jede Gefäßform hatte in der griechischen Gesellschaft und bei den Zeremonien einen ganz bestimmten Namen und eine ganz bestimmte Funktion: unter einer amphora verstand man ein hohes Gefäß mit zwei Henkeln, in dem Wein-, Getreide-, Öl- oder Honigvorräte aufbewahrt wurden; die hydria war ein Wasserkrug mit drei Henkeln; der lecythus war eine Ölflasche mit einem langen, schmalen Hals für Opfergaben bei Bestattungen; unter einem kylix verstand man eine zweihenklige Trinkschale auf einem Fuß; die oinochoe war ein Weinkrug mit einem verengten Ausguss und der krater eine große Schale zum Mischen von Wein und Wasser. Nicht verzierte schwarze Keramik wurde in der gesamten griechischen und hellenistischen Epoche benutzt; die Formen ähnelten entweder der dekorierten Keramik oder den Gefäßen aus Metall. Beide Stile haben die römische Keramik beeinflusst.Auch in der Bronzezeit nutzten die Griechen die Möglichkeiten des Oxydations- und des Reduktionsofens aus und stellten Keramik mit glänzendem schwarzen Tonschlicker auf cremefarbenem, bräunlichem oder orangefarbenem Untergrund her; der Farbton hing von dem verwendeten Ton ab. Zu Beginn wurde die Keramik mit abstrakten Mustern verziert. In der mittleren Bronzezeit (2000-1500 v.Chr.) tauchten dann figürliche Darstellungen auf. In der späten Bronzezeit finden sich auf Gefäßen aus Mykene Darstellungen von Pflanzen, Lebewesen aus dem Meer und Fabelwesen; diese Töpfer hatten zu Beginn kretischen Einfluss erfahren. Um 1000 v.Chr. ersetzte der geometrische Stil den mykenischen Stil, erfuhr aber im 6.Jahrhundert v.Chr. seinen Niedergang. Auf der Dipylon-Begräbnisstätte in Athen hat man hohe Krater im geometrischen Stil gefunden, die Ornamentbänder, Krieger und Prozessionsfiguren aufweisen, die in waagerechten Reihen angeordnet sind; sie stammen aus der Zeit um 750 v.Chr.Attische Töpfer führten im frühen 6.Jahrhundert den schwarzfigurigen Stil ein. Aufgemalte schwarze Formen verzierten den polierten roten Tongrund, wobei Detailverzierungen mit dem Messer durch das Schwarz hindurch angebracht wurden. Weiß und Violett wurden zur Darstellung der Gewänder und für Hauttöne verwendet. Es fanden sich weiterhin Darstellungen von Prozessionen und Wagen, ebenso Tiere und androgyne Figuren, die manchmal von geometrischen oder pflanzlichen Motiven umrahmt wurden. Ab dem 6.Jahrhundert wurden bei der Dekoration die Menschen wesentlich mehr hervorgehoben als die Tiere. Oft wiederkehrende Motive waren Menschen und Götter bei der Arbeit, Schlachten und Tafelrunden, Musikanten, Hochzeiten und andere Zeremonien, sowie Frauen beim Spiel oder beim Ankleiden. Manchmal wurden auch die Namen von Ereignissen oder von heldenhaften Persönlichkeiten genannt. Szenen aus der Mythologie und aus der Literatur kamen immer häufiger vor. Man hat Namen und Stile von bestimmten Töpfern und Malern zuordnen können, auch wenn sie ihre Werke nicht signierten.Der rotfigurige Stil kam zum ersten Mal um etwa 530 v.Chr. auf; besonders weit verbreitet war er zwischen 510 und 430. Der Hintergrund wurde schwarz bemalt, wobei die Figuren auf dem rotbraunen Tongrund ausgespart wurden; Details auf den Figuren wurden in Schwarz aufgemalt, was dem Zeichner eine größere Freiheit ließ. Die Farbe wurde auch verdünnt, um Tonabstufungen zu erzielen. Abmischungen von Rot und Weiß kamen selten vor, manchmal wurde für Detaildarstellungen von Metall und Schmuck Gold aufgetragen. Anatomische Einzelheiten wurden realistischer wiedergegeben und ab 480 war dies auch bei Gestik und Ausdruck der Fall. Athen und Korinth waren die Zentren der rotfigurigen Keramik, der Stil breitete sich aber auf die griechischen Inseln aus. Im 4.Jahrhundert v.Chr. ging die Qualität jedoch zurück. Ein neuer griechischer Stil war das Zeichnen auf weißem Grund, Farben wurden dann wie bei der Monumentalmalerei hinzugefügt. Diese Gefäße waren jedoch für den häuslichen Gebrauch ungeeignet. Siehe griechische Kunst und Architektur
Rom
Bei den Römern war hochpoliertes rotes Steingut üblich. Der rote Hochglanzstil entstand im östlichen Mittelmeerraum in der späten hellenistischen Periode. Hierbei wurde das Gefäß in eine Lösung aus feinen, stark kieselsäurehaltigen Partikeln getaucht (die beim Polieren eine glänzendere Oberfläche ergab) und im Oxidationsverfahren gebrannt. Die Gefäße wurden in Tonformen geformt, in deren Ränder man mit einer Rolle sich wiederholende Muster eindrückte, oder in die andere Muster und Figuren eingestempelt waren. Deshalb bestand die Verzierung auf der Keramik dann aus Mustern, die sich aus der Oberfläche erhoben. Weitere Details wurden auch von Hand in die Form geschnitzt. Daher wird dieser Stil terra sigillata („gestempelte Erde“) genannt. Zahlreiche Muster und Formen waren von Metallarbeiten und der Glasschneidekunst beeinflusst. Arretium (heute Arezzo) war das Zentrum für rotglänzende Keramik mit Reliefdekor. In verschiedenen Gegenden des römischen Reiches wurde Arezzo-Keramik hergestellt, aber je weiter sich die Werkstatt von der Hauptstadt entfernte, desto geringer wurde die Qualität.Die schwarzglänzende Keramik der Griechen verbreitete sich ebenfalls im Römischen Reich. Auf manchen Stücken wurde der feuchte Ton eingedrückt, so dass ein punktartiges Muster entstand; andere Funde waren mit weißem Tonschlicker oder mit Pigmenten verziert. Die römischen Töpfer fertigten auch Bleiglasuren an, durch Zugabe von Metalloxiden konnten sie nun farbige Glasuren erzielen. Bleiglasiertes Steingut war dann auch die meistvertretene Keramikart im mittelalterlichen Europa.
Islamische Keramik
Die ersten islamischen Töpfer der Omaijaden-Dynastie (661-750 n.Chr.) übernahmen die traditionellen Stile des Nahen und Mittleren Ostens: die blau- und grünglasierte Quarzkeramik, die in Ägypten schon seit der Römerzeit bekannt war; die alkalisch glasierte Keramik aus Syrien, Mesopotamien und dem Iran, die seit den Achämeniden (6. bis 4.Jahrhundert v.Chr.) bekannt war; und die römische, bleiglasierte Keramik, die von byzantinischen Töpfern fortgeführt wurde. Dazu führten drei aufeinander folgende Wellen chinesischen Einflusses zu Veränderungen in der islamischen Keramik: im 9. bis 11.Jahrhundert das Tang-Steinzeug, im 12. bis 14.Jahrhundert die weiße Sung-Keramik und im 15. bis 19.Jahrhundert die blauweiße Ming-Keramik.
Mittelalterliche arabische Stile
Im 9.Jahrhundert hielten die Kalifen der Abbassiden-Dynastie ihre Kunsthandwerker dazu an, die importierte Tang-Keramik mit Hilfe von Ton und Glasuren aus dem eigenen Land nachzuahmen. Die arabischen Töpfer entwickelten bald ihren eigenen Stil: Zunächst wurde unglasierte Keramik mit geformten, gestanzten und aufgesetzten Reliefdekorationen hergestellt, dann mit Unterglasur-Sgraffito-Mustern und weißen bleiglasierten Schalen mit aufgemalten Blumen und schließlich die Lüstermalerei. Beim Lüsterstil handelt es sich um Steingut mit einer fast durchsichtigen weißen Bleiglasur, die zunächst vorgebrannt wird, dann mit metallenen Pigmenten bemalt und erneut im Reduktionsofen gebrannt wird. Die so erzielten Muster ergeben metallische rote, bronzene, kalkfarbige und gelbe Farbtöne.Als die Töpfer im 10.Jahrhundert vom Irak in die westliche islamische Welt zogen, nahmen sie die Lüstertechnik mit. Genau wie bei der Bleiglasur gelangte sie über das maurische Spanien nach Europa. Auch in Ägypten unter der Fatimiden-Dynastie (969-1171) und im Iran trifft man diese Technik an.
Iran und Türkei
Während der Seldschuken-Dynastie, die Iran, Irak, Kleinasien und Syrien im 12. und 13.Jahrhundert regierte, wurde ein Ersatz für das Porzellan gefunden; die iranischen Städte Rayy und Kashan wurden die Zentren der Herstellung weißer Keramik. Eine weitere schöne Seldschuken-Keramik war das Mina’i, eine Email-Aufglasur-Keramik, deren Feinheit der Buchmalerei gleichkam. Die Töpfer aus Kashan verwendeten nach den Eroberungszügen durch die Mongolen im 13.Jahrhundert grüne Glasuren, die vom chinesischen Celadon beeinflusst waren. Im 9.Jahrhundert kamen im Iran kobaltblaue Glasuren auf. Vom 14. bis 18.Jahrhundert verwendete man sie erneut, da blauweiße Keramik bei chinesischen und europäischen Auftraggebern sehr beliebt war.Iznik war das Zentrum der türkischen Keramik. Bereits vor der Eroberung der Region durch die ottomanischen Türken stellte man dort mit Tonschlicker bemalte Keramik her, die von Persien und Afghanistan beeinflusst war. Später, zwischen 1490 und 1700, hatte die Iznik-Keramik ein Dekor, das unter eine dünne transparente Glasur auf einen lockeren weißen Untergrund aufgetragen wurde; die ersten Muster waren kobaltblau, dann türkis und violett und schließlich rot.Unter der Safawiden-Dynastie entstand zeitgleich mit der Iznik-Keramik die Kubachi-Keramik, wahrscheinlich aber im Nordwesten Irans und nicht in der Stadt Kubachi, in der sie gefunden wurde. Charakteristische Kubachi-Keramik waren große mehrfarbige Teller mit Bemalung unter der Craquelé-Glasur. Bei der Gombroon-Keramik, die im 16. und 17.Jahrhundert vom Persischen Golf nach Europa und nach dem Fernen Osten exportiert wurde, schnitt man Ornamente in den durchscheinenden weißen Steingut-Untergrund.Im Allgemeinen wurde islamische Keramik in Modellierformen angefertigt. Die Gestaltung ging entweder auf chinesische Vorbilder oder auf Formen der Metallarbeit zurück. Der kreativste Stil, abgesehen von der Lüsterkeramik, war die Herstellung von Kacheln zum Ausschmücken der Moscheen.
Europa vor 1800
Majolika, Fayence und Delfter Fayencen
Bei den Majolika-Tonwaren wurde die Bemalung auf der weißen Glasur weiterentwickelt, die verwendeten Farben waren Gelb, Orange, Grün, Türkis, Blau, Violettbraun und Schwarz. Oft kamen noch eine transparente Aufglasur und eingeschnittene und modellierte Reliefdekorationen hinzu. Diese Tonwaren wurden im 15. und 16.Jahrhundert in vielen Städten Italiens hergestellt und hatten wenig Ähnlichkeit mit der spanischen Keramik, von der ihr Name herstammen soll (Majolika: aus Mallorca herkommend). Ab 1600 wurden die französische Ausführung dieser zinnglasierten Keramik und die französische und belgische Keramik des 16. und 17.Jahrhunderts, die von der Majolika beeinflusst war, als faience bezeichnet. In Deutschland hatte sie ihre Blütezeit bis zum 18.Jahrhundert und wurde Fayence genannt. Nachdem das Zentrum der Herstellung in der Mitte des 17.Jahrhunderts von Antwerpen nach Delft verlegt wurde, kam die Bezeichnung Delfter Fayencen auf. Englische „Delfter Fayencen“ wurden in London, Liverpool, Bristol und Dublin hergestellt, bis sie um 1770 allmählich durch bleiglasiertes Steingut ersetzt wurden.Keramik mit Zinnglasur blieb in Europa bis zum frühen 19.Jahrhundert weit verbreitet. Nach dem Biskuitbrand wurde das Gefäß in eine basische Bleiglasur getaucht, der Zinnoxid (das die Glasur undurchlässig und weiß macht) zugesetzt wurde. So entstand ein dichtes Weiß, das die Farbe des Tongrundes vollkommen überdeckte und eine Oberfläche lieferte, auf die jede Glasurfarbe aufgetragen werden konnte, die mäßige bis hohe Steingut-Temperaturen aushielt. Silber und Gold wurden für spanische Lüstermalerei verwendet; sie wurden auf die gebrannte Glasur aufgetragen und in einem Niedrigtemperatur-Reduktionsofen erneut gebrannt. Im 18.Jahrhundert wurde die vorgebrannte Zinnglasur mit Aufglasurschmelz bemalt, und anschließend wurde die Keramik in einem Muffelofen fertig gebrannt.Die Versuche, chinesisches Ming-Porzellan zu imitieren, das seit der ersten Hälfte des 17.Jahrhunderts nach Europa ausgeführt wurde, führten zur Blütezeit der Delfter Fayencen (1630-1700). Die Keramik wurde dünnwandiger, die Bemalung feiner. Umrisse in Manganviolett wurden vor dem Biskuitbrand auf den Tongrund aufgezeichnet; danach wurden das Unterglasurblau und die abschließende Blei- und Zinnglasur aufgetragen. Auf diese Weise entstanden Kacheln, Teller, Krüge und Vasen; die verschiedenen Delfter Porzellanmarken wurden sogar von chinesischen Kunsthandwerkern nachgeahmt.
Steinzeug und bleiglasiertes Steingut
Das europäische Steinzeug wurde in Deutschland Ende des 14.Jahrhunderts entwickelt. Es hatte eine Salzglasur: Salz wurde in den Ofen gegeben, und das Soda des Salzes bildete eine glasige Schicht auf der Gefäßoberfläche. Die Hafnerkeramik, Tonwaren mit Bleiglasur, war im 16. und 17.Jahrhundert weit verbreitet; viele dieser Gefäße ahmten Metallkrüge und -kannen nach. Das traditionelle englische Steingut wurde mit Tonschlicker und Bleiglasuren verziert, wie die bäuerliche Keramik aus Mitteleuropa, die Auswanderer mit nach Amerika nahmen.Englisches Steinzeug wurde erst nach dem späten 17.Jahrhundert in großen Stückzahlen hergestellt. Das beste weiße Staffordshire-Steinzeug mit Salzglasur entstand zwischen 1720 und 1760. Staffordshire war ebenfalls das Zentrum für das beliebte bleiglasierte Steingut, das aus einer Mischung von weißem Ton aus Devonshire hergestellt wurde. 1754 begann der englische Keramiker Josiah Wedgwood, Versuche mit farbigem Steingut anzustellen. Er gründete seine eigene Fabrik, arbeitete aber häufig mit anderen Keramikern zusammen, die den Transferdruck anwendeten (um 1750 von der Worcester Porcelain Company eingeführt). Er stellte auch andere Keramiktypen her: rotes Steinzeug; Basaltware, ein unglasiertes schwarzes Steinzeug; sowie Jasperware aus weißem Steingut-Ton, der durch Zugabe von Metalloxiden gefärbt war. Jasperware wurde meistens mit weißen Reliefporträts oder mit griechischen Szenen aus der Klassik dekoriert. Der wichtigste Beitrag von Wedgwood zur europäischen Keramik war jedoch seine feine Perlware, ein äußerst blasses Steingut, dessen Glasur einen leicht bläulichen Schimmer hatte.
19. und 20. Jahrhundert
Im 19. Jahrhundert waren Transferdruck-Keramik aus Serienfertigung und reliefverzierte Keramik in England und auf dem europäischen Festland weit verbreitet. Diese Stile dehnten sich auch in die Vereinigten Staaten aus, ebenso wie die manganbraunen Rockingham-Glasuren, die zu Beginn des 19. Jahrhunderts in England entstanden. Diese Glasuren waren in den Töpfereien von New Jersey und Ohio sehr beliebt. Keramik aus Serienfertigung ersetzte allmählich die bis dahin vorherrschende amerikanische volkstümliche Töpferei, das robuste Steinzeug mit Salzglasur.Obwohl ab circa 1860 auch die industriell hergestellte Keramik eine gute Qualität aufwies, kam es gegen Ende des 19. Jahrhunderts zu einer Rückbesinnung auf handwerkliche Qualitäten, woran die englische Arts-and-Crafts-Bewegung maßgeblichen Anteil hatte. Sie beeinflusste Werkstätten in ganz Europa, die Jugendstilkeramik herstellten. In Frankreich war Edmond Lachenal bedeutend, der auch Keramik im japanischen Stil schuf. Keramiker, die mit Schulen wie dem Bauhaus, an dem auch Keramik gelehrt wurde, verbunden waren, wirken bis heute gestalterisch auf die Herstellung von Industriekeramik. Bedeutend für die sachliche handwerkliche zeitgenössische Keramik, die ihre Ursprünge in den zwanziger Jahren hat, sind das Geschirr und die Vasen von Hedwig Bollmann in Dessau. Dabei war die Ausbildung von Keramikern an der heute noch existierenden Kunstgewerbeschule Burg Giebichenstein bei Halle bedeutend. Dort wurde auch Wilfriede Maass ausgebildet, die seit den siebziger Jahren eine bedeutende Keramikwerkstatt in Ostberlin führt, die berühmt geworden ist für die Vasen und Schalen, die von zeitgenössischen Künstlern bemalt werden. Eine süddeutsche Keramikerfamilie, die besonders durch ihrer Glasuren aus Metalloxiden bekannt geworden ist, ist die Werkstatt Hohlt bei Wasserburg, die heute von Görge Hohlt geleitet wird.