GCB Kunstlexikon
LACKKUNST
kunsthandwerkliche Technik, bei der der aus dem Lackbaum gewonnene Saft in vielen hauchdünnen Schichten übereinander aufgetragen wird. Dieser Saft, der fast säure- und hitzebeständig ist, wird in China seit Ende des 2. Jahrtausends v. Chr. zum Schutz und Schmuck von Gebrauchsgegenständen (aus Holz, Gewebe, Leder) und in der Holzarchitekturverwendet; auch diente er als Bindemittel für Farben. Die Chinesen entwickelten dieses Verfahren zu hoher Kunst, in der sie zeitweise von ihren „Schülern“, den Koreanern und Japanern, übertroffen wurden. Von Ostasien gelangte die Lackkunstnach Hinter- und Vorderindien und Persien.China: Bereits in der Shang-Zeit ist die Verwendung von Lack als Einlage im Dekor von Sakralbronzen belegt. Die Grabausstattungender späteren Chou-Zeit enthalten zahlreiche, mit Malereien in braunrotem oder schwarzem Lack (Lackmalerei) geschmückteGebrauchsgegenstände, welche die Dekormotive der gleichzeitigen tauschierten Sakralbronzen aufnehmen und häufig figürlicheDarstellungen oder Vogelmotive zeigen. In der Han-Zeit wird daneben die Technik des gravierten Dekors mit Einlagen vonEdelmetall oder Perlmutt angewendet; die Stücke tragen z. T. Inschriften, in welchen neben Herstellungsort und -datum auchdie Handwerker und Werkstattleiter genannt werden. In Lolang, einer Militärkolonie der Han-Zeit in Korea, wurde im Grab des WangKuang (1. Jh. n. Chr.) u.a. ein besonders qualitätvoller Lackkorb mit farbiger Figurenmalerei geborgen. Belege für diehochentwickelte und in manchen Dekorelementen persisch beeinflußte Lackkunst der T´ang-Zeit finden sich v.a. in dem japanischenSchatzhaus Shosoin. Zahlreiche buddhist. Plastiken dieser Periode wurden in Trockenlacktechnik hergestellt. In der Sung-Zeit erlebten die an die ausgewogenen Gefäßformen der Keramik erinnernden monochromen Lackarbeiten ein hohes Niveau, daneben gab es Lackarbeiten in Ritzlacktechnik mit graviertem Dekor, der mit Silber oder Gold ausgerieben wurde. in der Yüan- und Ming-Zeitentstanden die besten Arbeiten in Schnitzlacktechnik mit in Schwarz- oder Rotlack geschnittenem Reliefdekor mit figürlichenoder floralen Motiven, wobei andersfarbige untere Lackschichten in den tiefen Schnittflächen sichtbar werden und die Konturendes Dekors hervorheben. In der K´ang-hsi-Ära (1662-1722) setzte eine Lackproduktion für Möbe l und Stellschirmeein, bei der wie beim Holzschnitt die Motive aus dem Lack geschnitten wurden und der so freigelegte Kreidegrund mit schmalenSchwarzlackstegen farbig bemalt wurde. Diese nach der Koromandelküste (einem Abschnit t der Ostküste Indiens mit Umschlaghafenfür den Transport nach Europa) benannten Koromandel-Lacke beeinflußten die europäische Entwicklung. Unter Ch`ienlung erfuhren dieSchnitzlacke einen Aufschwung; deren Dekor läßt ähnlich wie beim gleichzeitigen Porzellan eine Vorliebe für bildhafteDarstellungen erkennen . Im 18. Jh. wurde Lack auch auf Metall und Porzellan angebracht.In Korea verlief die Entwicklung nach chinesischem Vorbild; die hervorragendsten Beispiele sind mit Perlmutteinlagen (Najonchilgi)v.a. aus dem 16. Jh. Weiterhin waren die Kore aner Meister in der Herstellung von Möbeln in Lacktechnik.In Japan unterscheidet man neben der seltenen Art de s Trockenlacks (Kanshitsu) für Plastiken 3 Haupttechniken: 1. flächigeLackmalerei (Maki-e, Negoro-nuri), 2. Sch nitzlacke, 3. Einlegearbeiten. Lackmalerei: Für das Maki-e („Streubild“) läßt sich keine chinesische Herkunft nachweisen. Auf geglättetenGrundierungsschichten wird in farblosem Lack ein Dekor vorgezeichnet und noch feucht mit Gold- oder Silberstaub bestreut (ab 18. Jh.auch mit pulverisiertem Farblack). Wurde dieses Bild nur mir Transparentlack & uuml;berfangen und poliert, nannte man es Hiramaki-e („Flachstreubild“), denn es blieb leicht über die umgebende Lac kfläche erhoben. Eine verfeinerte Technikwar das Togidashi-e, bei dem man den Goldlackdekor mehrfach mit Schwarzla ck überzog, der dann mit Holzkohle so lange abgeschliffen wurde, bis das Bild wieder eben auf der Oberfläche er schien. Beim Takamaki-e („hohes Streubild“) formteman den Dekor (aus mit Holzkohle oder Tonstaub gemischtem Lack) zu ei nem Relief, das dann überlackiert und bestreut wurde.Diese Technik entstand erst Ende der Kamakura-Zeit. Eine weiter e Technik war das Nashiji, bei dem man – zur Grundierung oder als eigenständigen Dekor – unregelmäßige Goldflo cken in versch. Winkeln in eine feuchte Lackschicht einsetzte. Durch wechselnde Legierung des Goldes sowie Größe u nd Einstreudichte des Pulvers erzielte man versch. Farbnuancen. Eine gekonnteVerwendung all dieser Techniken zeichnet die „Higashiyama-Lacke“ aus (14. Jh.). „Kodaiji-Lacke“ (16. Jh.) verzichten auf komplizierteTechniken und erstreben flächi g-dekorative Kontraste. „Namban-Lacke“ stellen Europäer dar oder wurden in deren Auftragfür den Wxport ges chaffen, wirkten aber auch auf japanische Lacke zurück. Bed. Goldlacke (Kaga-makie) entstanden in Kanazawa unter Iga rashi Doho I. und II. Seit dem 7. Jh. war die Lackmalerei (Tamamushi-Schrein) bekannt, die jedoch bis zum 17 Jh. hinterden Einstreutechniken zurücktrat. Im 14. Jh. entwickelte sich die Technik des Negoro-nuri, bei der eine obere roteLackschicht stellenweise so abpoliert wird, dass der darunterliegende Schwarzlack zum Vorschein kommt und wie durch Alterabgegriffen wirkt. Schnitzlackarbeiten (Tsuishu) sollen seit Ende 15. Jh. hergestellt worden und bis ins 19. Jh. kaum von chines. Vorbildern unterscheidbar gewesen sein. Eine vereinfachte Methode war das Kamakura-bori.Einlegearbeiten in Perlmutt kannte man seit der Nara-Zeit (8. Jh.). Koetsu und Korin kombinierten Perlmutt- undBleieinlagen. Gold- und Silberfolie (heidatsu) wurde besond ers häufig in der Muromachi-Zeit (14./15. Jh.) verwendet. Seitder Edo-Zeit wurden auch Korallen, Schmucksteine, Elfenbein u.a. eigelegt. Bes. bekannt hierfür ist Ritsuo. I. a. war dieLackherstellung in Japan nicht – wie in China – Aufgabe großer M anufakturen, sondern lag in Händen einzelner „Familien“, diesich häufig durch Adoption begabter Nachfahren fortse tzten; so die Koami (bis ins 19. Jh.), die Igarashi (bis 17. Jh.) undKoma (Edo-Zeit). Die Lackkunst erlebte eine letzte Blüte im 18. Jh. mit den reizvoll lackierten Inro. In der Meiji-Zeitfinden sich nur noch sehr wenige Künstler alten Stils, u.a. Zeshin. Europa: Seit dem ausgehenden MA. erfreute sich die ostasiatische Lackkunst in Europa großer Beliebtheit. Im 17. Jh. wurden Lackarbeiten (Koromandelschirme, Möbel und Gerät) in großen Mengen eingeführt, und man begann, diese Arbeit ennachzuahmen, ohe jedoch das Geheimnis der Zusammensetzung von östlichen Lacken zu kennen. So wurden meistens „u nechte“ Lackebenutzt, die aus Harzen und Ölen hergestellt wurden. War die europ. Chinamode anfänglich von Dekor – und Form-Imitationenbestimmt, so fand man im 18. Jh. mehr zu einer europäischen Wiedergabe der ostasiatischen Vorstell ungswelt. BarockesLackmobiliar, wie Schreibsekretäre und Kleinmöbel (Standuhren, Sitzmöbel, Teetische, Spie gel, u.a.), sogarganze Zimmereinrichtungen, wurden in großer Zahl in Großbritannien, den Niederlanden, Deutschland und Italien angefertigt.Die Unterschiede zwischen englischen und niederländischen Arbeitensind schwer feststellbar; Frankreich trat erst gegen1730 führend in der Lackkunst hervor: Die Familie Martin, derenArbeiten z.T. unter der Bezeichnung „Vernis Martin“bekannt sind, arbeitete nicht nur für den franz&oml;sischen Hof, sondern auch für den preußischen König. InItalien war das Ze ntrum der Lackkunst Venedig, während in Deutschland bed. Lackwerkstätten in Berlin, Dresden (M. Schnell, geb. um 1675, g est. um 1740) und München bestanden. Um die Mitte des 18. Jh. begann sich im Zusammenhangmit der Verwendung neuer Werkst offe (Blech und Pappe) allmählich eine eigenständige Lackkunst herauszubilden, diemit Ostasien nichts mehr gemeinsam hat te. Großbritannien wurde mit diesen Lackwaren führend. Sie waren nach zeitgenössischemGeschmack, etwa der Blumenmaler ei auf Porzellan vergleichbar, dekoriert. Ein solches erfolgreiches Unternehmen führteJ. H. Stobwasser in Braunschweig, das bis ins 19. Jh. bestand. Als Japan 1868 sein Land dem Welthandel öffnete, kamen viele japanische Lackarbeiten ins Ausland. In Groß britannien, Paris,Deutschland und den USA wurden sie gesammelt. Das Hamburg. Museum für Kunst und Gewerbe und das Kölner Museumfür Ostasiatische Kunst bewahren die besten Sammlungen in Deutschland.
LACKKUNST
kunsthandwerkliche Technik, bei der der aus dem Lackbaum gewonnene Saft in vielen hauchdünnen Schichten übereinander aufgetragen wird. Dieser Saft, der fast säure- und hitzebeständig ist, wird in China seit Ende des 2. Jahrtausends v. Chr. zum Schutz und Schmuck von Gebrauchsgegenständen (aus Holz, Gewebe, Leder) und in der Holzarchitekturverwendet; auch diente er als Bindemittel für Farben. Die Chinesen entwickelten dieses Verfahren zu hoher Kunst, in der sie zeitweise von ihren „Schülern“, den Koreanern und Japanern, übertroffen wurden. Von Ostasien gelangte die Lackkunstnach Hinter- und Vorderindien und Persien.China: Bereits in der Shang-Zeit ist die Verwendung von Lack als Einlage im Dekor von Sakralbronzen belegt. Die Grabausstattungender späteren Chou-Zeit enthalten zahlreiche, mit Malereien in braunrotem oder schwarzem Lack (Lackmalerei) geschmückteGebrauchsgegenstände, welche die Dekormotive der gleichzeitigen tauschierten Sakralbronzen aufnehmen und häufig figürlicheDarstellungen oder Vogelmotive zeigen. In der Han-Zeit wird daneben die Technik des gravierten Dekors mit Einlagen vonEdelmetall oder Perlmutt angewendet; die Stücke tragen z. T. Inschriften, in welchen neben Herstellungsort und -datum auchdie Handwerker und Werkstattleiter genannt werden. In Lolang, einer Militärkolonie der Han-Zeit in Korea, wurde im Grab des WangKuang (1. Jh. n. Chr.) u.a. ein besonders qualitätvoller Lackkorb mit farbiger Figurenmalerei geborgen. Belege für diehochentwickelte und in manchen Dekorelementen persisch beeinflußte Lackkunst der T´ang-Zeit finden sich v.a. in dem japanischenSchatzhaus Shosoin. Zahlreiche buddhist. Plastiken dieser Periode wurden in Trockenlacktechnik hergestellt. In der Sung-Zeit erlebten die an die ausgewogenen Gefäßformen der Keramik erinnernden monochromen Lackarbeiten ein hohes Niveau, daneben gab es Lackarbeiten in Ritzlacktechnik mit graviertem Dekor, der mit Silber oder Gold ausgerieben wurde. in der Yüan- und Ming-Zeitentstanden die besten Arbeiten in Schnitzlacktechnik mit in Schwarz- oder Rotlack geschnittenem Reliefdekor mit figürlichenoder floralen Motiven, wobei andersfarbige untere Lackschichten in den tiefen Schnittflächen sichtbar werden und die Konturendes Dekors hervorheben. In der K´ang-hsi-Ära (1662-1722) setzte eine Lackproduktion für Möbe l und Stellschirmeein, bei der wie beim Holzschnitt die Motive aus dem Lack geschnitten wurden und der so freigelegte Kreidegrund mit schmalenSchwarzlackstegen farbig bemalt wurde. Diese nach der Koromandelküste (einem Abschnit t der Ostküste Indiens mit Umschlaghafenfür den Transport nach Europa) benannten Koromandel-Lacke beeinflußten die europäische Entwicklung. Unter Ch`ienlung erfuhren dieSchnitzlacke einen Aufschwung; deren Dekor läßt ähnlich wie beim gleichzeitigen Porzellan eine Vorliebe für bildhafteDarstellungen erkennen . Im 18. Jh. wurde Lack auch auf Metall und Porzellan angebracht.In Korea verlief die Entwicklung nach chinesischem Vorbild; die hervorragendsten Beispiele sind mit Perlmutteinlagen (Najonchilgi)v.a. aus dem 16. Jh. Weiterhin waren die Kore aner Meister in der Herstellung von Möbeln in Lacktechnik.In Japan unterscheidet man neben der seltenen Art de s Trockenlacks (Kanshitsu) für Plastiken 3 Haupttechniken: 1. flächigeLackmalerei (Maki-e, Negoro-nuri), 2. Sch nitzlacke, 3. Einlegearbeiten. Lackmalerei: Für das Maki-e („Streubild“) läßt sich keine chinesische Herkunft nachweisen. Auf geglättetenGrundierungsschichten wird in farblosem Lack ein Dekor vorgezeichnet und noch feucht mit Gold- oder Silberstaub bestreut (ab 18. Jh.auch mit pulverisiertem Farblack). Wurde dieses Bild nur mir Transparentlack & uuml;berfangen und poliert, nannte man es Hiramaki-e („Flachstreubild“), denn es blieb leicht über die umgebende Lac kfläche erhoben. Eine verfeinerte Technikwar das Togidashi-e, bei dem man den Goldlackdekor mehrfach mit Schwarzla ck überzog, der dann mit Holzkohle so lange abgeschliffen wurde, bis das Bild wieder eben auf der Oberfläche er schien. Beim Takamaki-e („hohes Streubild“) formteman den Dekor (aus mit Holzkohle oder Tonstaub gemischtem Lack) zu ei nem Relief, das dann überlackiert und bestreut wurde.Diese Technik entstand erst Ende der Kamakura-Zeit. Eine weiter e Technik war das Nashiji, bei dem man – zur Grundierung oder als eigenständigen Dekor – unregelmäßige Goldflo cken in versch. Winkeln in eine feuchte Lackschicht einsetzte. Durch wechselnde Legierung des Goldes sowie Größe u nd Einstreudichte des Pulvers erzielte man versch. Farbnuancen. Eine gekonnteVerwendung all dieser Techniken zeichnet die „Higashiyama-Lacke“ aus (14. Jh.). „Kodaiji-Lacke“ (16. Jh.) verzichten auf komplizierteTechniken und erstreben flächi g-dekorative Kontraste. „Namban-Lacke“ stellen Europäer dar oder wurden in deren Auftragfür den Wxport ges chaffen, wirkten aber auch auf japanische Lacke zurück. Bed. Goldlacke (Kaga-makie) entstanden in Kanazawa unter Iga rashi Doho I. und II. Seit dem 7. Jh. war die Lackmalerei (Tamamushi-Schrein) bekannt, die jedoch bis zum 17 Jh. hinterden Einstreutechniken zurücktrat. Im 14. Jh. entwickelte sich die Technik des Negoro-nuri, bei der eine obere roteLackschicht stellenweise so abpoliert wird, dass der darunterliegende Schwarzlack zum Vorschein kommt und wie durch Alterabgegriffen wirkt. Schnitzlackarbeiten (Tsuishu) sollen seit Ende 15. Jh. hergestellt worden und bis ins 19. Jh. kaum von chines. Vorbildern unterscheidbar gewesen sein. Eine vereinfachte Methode war das Kamakura-bori.Einlegearbeiten in Perlmutt kannte man seit der Nara-Zeit (8. Jh.). Koetsu und Korin kombinierten Perlmutt- undBleieinlagen. Gold- und Silberfolie (heidatsu) wurde besond ers häufig in der Muromachi-Zeit (14./15. Jh.) verwendet. Seitder Edo-Zeit wurden auch Korallen, Schmucksteine, Elfenbein u.a. eigelegt. Bes. bekannt hierfür ist Ritsuo. I. a. war dieLackherstellung in Japan nicht – wie in China – Aufgabe großer M anufakturen, sondern lag in Händen einzelner „Familien“, diesich häufig durch Adoption begabter Nachfahren fortse tzten; so die Koami (bis ins 19. Jh.), die Igarashi (bis 17. Jh.) undKoma (Edo-Zeit). Die Lackkunst erlebte eine letzte Blüte im 18. Jh. mit den reizvoll lackierten Inro. In der Meiji-Zeitfinden sich nur noch sehr wenige Künstler alten Stils, u.a. Zeshin. Europa: Seit dem ausgehenden MA. erfreute sich die ostasiatische Lackkunst in Europa großer Beliebtheit. Im 17. Jh. wurden Lackarbeiten (Koromandelschirme, Möbel und Gerät) in großen Mengen eingeführt, und man begann, diese Arbeit ennachzuahmen, ohe jedoch das Geheimnis der Zusammensetzung von östlichen Lacken zu kennen. So wurden meistens „u nechte“ Lackebenutzt, die aus Harzen und Ölen hergestellt wurden. War die europ. Chinamode anfänglich von Dekor – und Form-Imitationenbestimmt, so fand man im 18. Jh. mehr zu einer europäischen Wiedergabe der ostasiatischen Vorstell ungswelt. BarockesLackmobiliar, wie Schreibsekretäre und Kleinmöbel (Standuhren, Sitzmöbel, Teetische, Spie gel, u.a.), sogarganze Zimmereinrichtungen, wurden in großer Zahl in Großbritannien, den Niederlanden, Deutschland und Italien angefertigt.Die Unterschiede zwischen englischen und niederländischen Arbeitensind schwer feststellbar; Frankreich trat erst gegen1730 führend in der Lackkunst hervor: Die Familie Martin, derenArbeiten z.T. unter der Bezeichnung „Vernis Martin“bekannt sind, arbeitete nicht nur für den franz&oml;sischen Hof, sondern auch für den preußischen König. InItalien war das Ze ntrum der Lackkunst Venedig, während in Deutschland bed. Lackwerkstätten in Berlin, Dresden (M. Schnell, geb. um 1675, g est. um 1740) und München bestanden. Um die Mitte des 18. Jh. begann sich im Zusammenhangmit der Verwendung neuer Werkst offe (Blech und Pappe) allmählich eine eigenständige Lackkunst herauszubilden, diemit Ostasien nichts mehr gemeinsam hat te. Großbritannien wurde mit diesen Lackwaren führend. Sie waren nach zeitgenössischemGeschmack, etwa der Blumenmaler ei auf Porzellan vergleichbar, dekoriert. Ein solches erfolgreiches Unternehmen führteJ. H. Stobwasser in Braunschweig, das bis ins 19. Jh. bestand. Als Japan 1868 sein Land dem Welthandel öffnete, kamen viele japanische Lackarbeiten ins Ausland. In Groß britannien, Paris,Deutschland und den USA wurden sie gesammelt. Das Hamburg. Museum für Kunst und Gewerbe und das Kölner Museumfür Ostasiatische Kunst bewahren die besten Sammlungen in Deutschland.
LACKKUNST
kunsthandwerkliche Technik, bei der der aus dem Lackbaum gewonnene Saft in vielen hauchdünnen Schichten übereinander aufgetragen wird. Dieser Saft, der fast säure- und hitzebeständig ist, wird in China seit Ende des 2. Jahrtausends v. Chr. zum Schutz und Schmuck von Gebrauchsgegenständen (aus Holz, Gewebe, Leder) und in der Holzarchitekturverwendet; auch diente er als Bindemittel für Farben. Die Chinesen entwickelten dieses Verfahren zu hoher Kunst, in der sie zeitweise von ihren „Schülern“, den Koreanern und Japanern, übertroffen wurden. Von Ostasien gelangte die Lackkunstnach Hinter- und Vorderindien und Persien.China: Bereits in der Shang-Zeit ist die Verwendung von Lack als Einlage im Dekor von Sakralbronzen belegt. Die Grabausstattungender späteren Chou-Zeit enthalten zahlreiche, mit Malereien in braunrotem oder schwarzem Lack (Lackmalerei) geschmückteGebrauchsgegenstände, welche die Dekormotive der gleichzeitigen tauschierten Sakralbronzen aufnehmen und häufig figürlicheDarstellungen oder Vogelmotive zeigen. In der Han-Zeit wird daneben die Technik des gravierten Dekors mit Einlagen vonEdelmetall oder Perlmutt angewendet; die Stücke tragen z. T. Inschriften, in welchen neben Herstellungsort und -datum auchdie Handwerker und Werkstattleiter genannt werden. In Lolang, einer Militärkolonie der Han-Zeit in Korea, wurde im Grab des WangKuang (1. Jh. n. Chr.) u.a. ein besonders qualitätvoller Lackkorb mit farbiger Figurenmalerei geborgen. Belege für diehochentwickelte und in manchen Dekorelementen persisch beeinflußte Lackkunst der T´ang-Zeit finden sich v.a. in dem japanischenSchatzhaus Shosoin. Zahlreiche buddhist. Plastiken dieser Periode wurden in Trockenlacktechnik hergestellt. In der Sung-Zeit erlebten die an die ausgewogenen Gefäßformen der Keramik erinnernden monochromen Lackarbeiten ein hohes Niveau, daneben gab es Lackarbeiten in Ritzlacktechnik mit graviertem Dekor, der mit Silber oder Gold ausgerieben wurde. in der Yüan- und Ming-Zeitentstanden die besten Arbeiten in Schnitzlacktechnik mit in Schwarz- oder Rotlack geschnittenem Reliefdekor mit figürlichenoder floralen Motiven, wobei andersfarbige untere Lackschichten in den tiefen Schnittflächen sichtbar werden und die Konturendes Dekors hervorheben. In der K´ang-hsi-Ära (1662-1722) setzte eine Lackproduktion für Möbe l und Stellschirmeein, bei der wie beim Holzschnitt die Motive aus dem Lack geschnitten wurden und der so freigelegte Kreidegrund mit schmalenSchwarzlackstegen farbig bemalt wurde. Diese nach der Koromandelküste (einem Abschnit t der Ostküste Indiens mit Umschlaghafenfür den Transport nach Europa) benannten Koromandel-Lacke beeinflußten die europäische Entwicklung. Unter Ch`ienlung erfuhren dieSchnitzlacke einen Aufschwung; deren Dekor läßt ähnlich wie beim gleichzeitigen Porzellan eine Vorliebe für bildhafteDarstellungen erkennen . Im 18. Jh. wurde Lack auch auf Metall und Porzellan angebracht.In Korea verlief die Entwicklung nach chinesischem Vorbild; die hervorragendsten Beispiele sind mit Perlmutteinlagen (Najonchilgi)v.a. aus dem 16. Jh. Weiterhin waren die Kore aner Meister in der Herstellung von Möbeln in Lacktechnik.In Japan unterscheidet man neben der seltenen Art de s Trockenlacks (Kanshitsu) für Plastiken 3 Haupttechniken: 1. flächigeLackmalerei (Maki-e, Negoro-nuri), 2. Sch nitzlacke, 3. Einlegearbeiten. Lackmalerei: Für das Maki-e („Streubild“) läßt sich keine chinesische Herkunft nachweisen. Auf geglättetenGrundierungsschichten wird in farblosem Lack ein Dekor vorgezeichnet und noch feucht mit Gold- oder Silberstaub bestreut (ab 18. Jh.auch mit pulverisiertem Farblack). Wurde dieses Bild nur mir Transparentlack & uuml;berfangen und poliert, nannte man es Hiramaki-e („Flachstreubild“), denn es blieb leicht über die umgebende Lac kfläche erhoben. Eine verfeinerte Technikwar das Togidashi-e, bei dem man den Goldlackdekor mehrfach mit Schwarzla ck überzog, der dann mit Holzkohle so lange abgeschliffen wurde, bis das Bild wieder eben auf der Oberfläche er schien. Beim Takamaki-e („hohes Streubild“) formteman den Dekor (aus mit Holzkohle oder Tonstaub gemischtem Lack) zu ei nem Relief, das dann überlackiert und bestreut wurde.Diese Technik entstand erst Ende der Kamakura-Zeit. Eine weiter e Technik war das Nashiji, bei dem man – zur Grundierung oder als eigenständigen Dekor – unregelmäßige Goldflo cken in versch. Winkeln in eine feuchte Lackschicht einsetzte. Durch wechselnde Legierung des Goldes sowie Größe u nd Einstreudichte des Pulvers erzielte man versch. Farbnuancen. Eine gekonnteVerwendung all dieser Techniken zeichnet die „Higashiyama-Lacke“ aus (14. Jh.). „Kodaiji-Lacke“ (16. Jh.) verzichten auf komplizierteTechniken und erstreben flächi g-dekorative Kontraste. „Namban-Lacke“ stellen Europäer dar oder wurden in deren Auftragfür den Wxport ges chaffen, wirkten aber auch auf japanische Lacke zurück. Bed. Goldlacke (Kaga-makie) entstanden in Kanazawa unter Iga rashi Doho I. und II. Seit dem 7. Jh. war die Lackmalerei (Tamamushi-Schrein) bekannt, die jedoch bis zum 17 Jh. hinterden Einstreutechniken zurücktrat. Im 14. Jh. entwickelte sich die Technik des Negoro-nuri, bei der eine obere roteLackschicht stellenweise so abpoliert wird, dass der darunterliegende Schwarzlack zum Vorschein kommt und wie durch Alterabgegriffen wirkt. Schnitzlackarbeiten (Tsuishu) sollen seit Ende 15. Jh. hergestellt worden und bis ins 19. Jh. kaum von chines. Vorbildern unterscheidbar gewesen sein. Eine vereinfachte Methode war das Kamakura-bori.Einlegearbeiten in Perlmutt kannte man seit der Nara-Zeit (8. Jh.). Koetsu und Korin kombinierten Perlmutt- undBleieinlagen. Gold- und Silberfolie (heidatsu) wurde besond ers häufig in der Muromachi-Zeit (14./15. Jh.) verwendet. Seitder Edo-Zeit wurden auch Korallen, Schmucksteine, Elfenbein u.a. eigelegt. Bes. bekannt hierfür ist Ritsuo. I. a. war dieLackherstellung in Japan nicht – wie in China – Aufgabe großer M anufakturen, sondern lag in Händen einzelner „Familien“, diesich häufig durch Adoption begabter Nachfahren fortse tzten; so die Koami (bis ins 19. Jh.), die Igarashi (bis 17. Jh.) undKoma (Edo-Zeit). Die Lackkunst erlebte eine letzte Blüte im 18. Jh. mit den reizvoll lackierten Inro. In der Meiji-Zeitfinden sich nur noch sehr wenige Künstler alten Stils, u.a. Zeshin. Europa: Seit dem ausgehenden MA. erfreute sich die ostasiatische Lackkunst in Europa großer Beliebtheit. Im 17. Jh. wurden Lackarbeiten (Koromandelschirme, Möbel und Gerät) in großen Mengen eingeführt, und man begann, diese Arbeit ennachzuahmen, ohe jedoch das Geheimnis der Zusammensetzung von östlichen Lacken zu kennen. So wurden meistens „u nechte“ Lackebenutzt, die aus Harzen und Ölen hergestellt wurden. War die europ. Chinamode anfänglich von Dekor – und Form-Imitationenbestimmt, so fand man im 18. Jh. mehr zu einer europäischen Wiedergabe der ostasiatischen Vorstell ungswelt. BarockesLackmobiliar, wie Schreibsekretäre und Kleinmöbel (Standuhren, Sitzmöbel, Teetische, Spie gel, u.a.), sogarganze Zimmereinrichtungen, wurden in großer Zahl in Großbritannien, den Niederlanden, Deutschland und Italien angefertigt.Die Unterschiede zwischen englischen und niederländischen Arbeitensind schwer feststellbar; Frankreich trat erst gegen1730 führend in der Lackkunst hervor: Die Familie Martin, derenArbeiten z.T. unter der Bezeichnung „Vernis Martin“bekannt sind, arbeitete nicht nur für den franz&oml;sischen Hof, sondern auch für den preußischen König. InItalien war das Ze ntrum der Lackkunst Venedig, während in Deutschland bed. Lackwerkstätten in Berlin, Dresden (M. Schnell, geb. um 1675, g est. um 1740) und München bestanden. Um die Mitte des 18. Jh. begann sich im Zusammenhangmit der Verwendung neuer Werkst offe (Blech und Pappe) allmählich eine eigenständige Lackkunst herauszubilden, diemit Ostasien nichts mehr gemeinsam hat te. Großbritannien wurde mit diesen Lackwaren führend. Sie waren nach zeitgenössischemGeschmack, etwa der Blumenmaler ei auf Porzellan vergleichbar, dekoriert. Ein solches erfolgreiches Unternehmen führteJ. H. Stobwasser in Braunschweig, das bis ins 19. Jh. bestand. Als Japan 1868 sein Land dem Welthandel öffnete, kamen viele japanische Lackarbeiten ins Ausland. In Groß britannien, Paris,Deutschland und den USA wurden sie gesammelt. Das Hamburg. Museum für Kunst und Gewerbe und das Kölner Museumfür Ostasiatische Kunst bewahren die besten Sammlungen in Deutschland.