GCB Kunstlexikon
RELIEF
Werk der Bildhauerkunst, dessen Figuren nicht wie bei Vollplastiken frei im Raum stehen, sondern an Flächen mit einem Hintergrund gebunden sind. Die Kunstwerke werden überwiegend aus Stein- oder Holzplatten herausgearbeitet. Nach dem Grad der Erhebung der Formen über den Grund unterscheidet man: Flachrelief oder Basrelief und Hochrelief oder Hautrelief. Eine Sonderform ist das in der ägyptischen Kunst vorkommende versenkte Relief. In der italienischen Plastik des 15. Jahrhunderts entwickelte sich ein weiterer Relief-Stil: Das „rilievo schiacciato“ (gequetschtes Relief).
Die klassizistische Kunsttheorie hat, ausgehend vom griechischen Relief, einen strengen und einen freien (malerischen) Relief-Stil unterschieden. Im strengen Stil sind die Figuren gleichmäßig an den Grund gebunden und setzen sich klar gegen ihn ab, Überschneidungen und Verkürzungen werden vermieden. Im freien Relief-Stil bildet der Grund mit den Figuren eine räumliche Einheit. Die Darstellung nähert einem perspektivisch gemalten Bild. Eine Größenabstufung findet statt, die eine Raumwirkung durch eine Unterscheidung der stark plastisch hervortretenden Vordergrundfiguren und den flach gehaltenen Darstellungen im Hintergrund erzeugt.
AUSSEREUROPÄISCHE KULTUREN
In Ägypten erscheinen Relief-Darstellungen erstmals auf Schminkpaletten aus dem Ende der Vorgeschichte (um 3000 v. Chr.), in der Frühzeit dann auch auf Grabstelen und Opfertafeln, später auf Beamtengräbern, deren Relief-Dekoration in der 5. Dynastie einen Höhepunkt erreichte. Spätere Blütezeiten lagen in der 18./19. und in der 26. Dynastie, während in den dazwischenliegenden Zeiten die Malerei dominierte. Mit Reliefs wurden auch die Kultanlagen der Pyramiden und in der 19. und 20. Dynastie die Felsgräber der Könige (Tal der Könige) und die Götter- und Totentempel geschmückt. Man unterscheidet das erhabene Relief, bei dem der Grund um die Figuren abgearbeitet wurde, und da versenkte Relief, das in die Fläche eingetieft wurde. Beide Arten wurden im letzten Arbeitsgang bemalt. Während der Relief-Schmuck der Beamtengräber eine Fülle von Darstellungen aus dem täglichen Leben festhielt, beschränkte er sich in Königsgräbern und Tempeln auf Kultszenen, zu denen in den Tempeln des Neuen Reiches noch historische Darstellungen aus den Feldzügen der Könige traten. Seit dem 4. Jahrhundert v. Chr. wurde auch ein griechischer Einfluss auf das ägyptische Relief spürbar.
Die Relief-Kunst Vorderasiens ist, vergleichbar mit der ägyptischen Flachbildkunst, von unperspektivischer Seh- und Darstellungsweise geprägt. Nur in wenigen Ansätzen eine ist perspektivische Sehweise festzustellen. Im Unterschied zu ägyptischen Relief ist das vorderasiatische Relief immer erhoben herausgearbeitet und meistens recht flach.
Schon im Neolithikum sind Stuck- oder Hoch-Reliefs bezeugt (Jericho, Buqras, Catal Hüyük). Seit dem 4. Jahrtausend. v. Chr. gehören sie in der Großkunst (Fels-Relief, Stele, später Orthostaten-Relief) und in der Kleinkunst (Terrakotta-Relief, Intarsien, reliefierte Gefäße) zum Bestand der vorderasiatischen Kunst. Seltenere oder auf bestimmte Perioden beschränkte Relief-Träger sind die Weihplatten, Obelisken oder Kudurrus. Die oben halbrund abschließende Stele (Ausnahme: die spitzbogige Naramsin-Stele) bildet einen besonders ausgeprägten Typ: im 3. Jahrtausend v. Chr. mit Relief-Darstellungen, die in horizontale Bildstreifen angeordnet sind, im 1. Jahrtausend. v. Chr. als typischer Bildträger der Herrscherdarstellung mit meist großfiguriger Wiedergabe des Königs. Der Typ des erzählenden Reliefs, als dessen Vorläufer man die Geierstele des Eannatum von Lagasch (etwa 2500 v. Chr.) ansehen kann, erlebte dann in den Basis-Reliefs der assyrischen Orthostatenkunst eine reiche Entfaltung; Kriegszüge und Jagdszenen assyrischer Herrscher wurden z. T. in bisher nicht üblicher Darstellungsweise in kleinen, detailreichen Szenen über die ganze Fläche verteilt. Der begleitende Text stimmt dabei häufig nicht mit dem Geschehen überein.
In der iranischen Kunst spielt das Relief, besonders als bauplastischer Schmuck, eine wichtige Rolle. Nach Anfängen in der Pasargadae (550 v. Chr., noch in assyrischer Tradition) bildete sich in Persepolis (500-350 v. Chr.) ein eigener Stil heraus, gekennzeichnet durch lange Reihungen gleich großer Figuren in strenger Profildarstellung, sehr flach modelliert. In der parthischen und sassanidischen Kunst wurden vorwiegend Stuck-Reliefs hergestellt, zunächst geschnitten, dann aus Modeln geformt. Außer geometrischem (Mäander) und floralem (Palmetten) Dekor wurden Tiere und Büsten in Medaillons dargestellt. In den Fels-Reliefs wurden monumentale Schöpfungen hervorgebracht. In der islamischen Epoche lebte das Stuck-Relief anfangs weiter, wurde dann aber durch Glasurfliesen verdrängt, bis im 18. Jahrhundert in Schiraz erneut die Reliefs von Persepolis kopiert wurden und eine neue Relief-Kunst inspirierten.
In der indischen Kunst bewirkte die enge Bindung der Stein- und Terrakottaplastik an die Sakralarchitektur im Hinduismus wie auch im Buddhismus und in der Jaina-Religion die Dominanz des Reliefs gegenüber der Rundplastik (ausgenommen die thematisch allseitig ausgerichteten mehrköpfigen Kultbilder). In der Höhlenarchitektur wurden seit dem 3.-2. Jahrhundert v.Chr. im Relief Figuren und Architekturformen in Imitation von Freibauten an Fassaden und in den Innenräumen skulptiert (Barabar, Bhaja). Auf den Pfeilern und Balken der Stupa-Steinzäune entstand die Form des erzählenden Reliefs mit Szenen der Buddhalegende (Bharhut, Sanchi). Der anfänglich flache Schnitt der Reliefs wandelte sich seit dem 1. Jahrhundert zum Hoch-Relief mit teils vollplastischen Partien und Durchbrüchen der Rückenplatte. Die Entfaltung des Tempelbaus in der Gupta-Zeit schuf Platz für Sockelfriese, Nischen- und Pfeiler-Reliefs, die v.a. in der späthinduistischen Kunst häufig die gesamten Wandflächen bedecken (Modhera, Halebid u.a.). Unter Akbar wurden v.a. in Fatehpur Sikri im „Haus der Rumi Sultana“ die inneren Wandflächen bis etwa 1/2 m Höhe über dem Fußboden mit Reliefs versehen, die von Vögeln, Löwen und Affen belebte, phantastische Blumen- und Waldlandschaften enthalten. Besondere plastische Blumen-Reliefs gibt es im Taj Mahal, der dazugehörigen Moschee und dem Gästehaus sowie in den Innenräumen der Forts von Agra und Delhi.
In der indojavan. Kunst kommt dem Relief größere Verbreitung und Bedeutung zu als der Vollplastik: erzählende Reliefs mit Szenen aus den buddhistischen (Borobudur, Mendut) und hinduistischen Legenden und Sagen (v.a. am Prambanan, Candi Jago, Panataran und Surawana).
Die Tempel der Khmer-Kunst, besonders in Angkor und im Banteay Srei, sind z. T. übersät von höchst eindrucksvollen, z. T. filigranartig gearbeiteten Flach-Reliefs erzählenden und ornamentalen Inhalts.
In China wurden Grabanlagen seit der Han-Zeit mit Relief-Ziegeln oder Stein-Reliefs ausgekleidet. Zwischen dem 4. und 6. Jahrhundert entfaltete sich das Relief in den buddhistischen Höhlentempeln und auf Stelen. Zuden frühesten Beispielen eines in Stein übertragenen Gemäldes zählt das des Yen Li-pen: Sockel-Relief aus dem Grab des Kaisers Tai-Tsung (7. Jh.).
Reliefs wurden in den Hochkulturen des vorkolumb. Amerika auf nahezu jedem dazu geeigneten Material, v.a. auf Stein, angebracht. Es gab Hoch- und Flach-Reliefs, getrennt und in Kombination (z. B. das Sonnentor von Tiahuanaco, Stelen und Türstürze der Maya). Mit Reliefs (Ornamenten, Figuren, bei den Maya auch Hieroglyphen) versehen wurden Gebäudefassaden, Stelen, Grabkammern, Throne, Altäre und Säulen. Eine große Rolle spielt das Relief auch in Ozeanien; hier finden sich geschnitzte Holzreliefs, v.a. als ornamentale Verzierung, z. B. an Balken und Giebeln der Kult-, Vorrats-und Männerhäuser in Melanesien und bei den Maori, auf Schilden und Paddeln der Asmat.
In Afrika wird Relief-Technik von einem Großteil der kunstschaffenden Stämme praktiziert. Reliefs finden sich auf Türen (Senufo, Baule, Bambara, Yoruba, Nupe), auf Kultgeräten, Trommeln, Masken und Skulpturen (Schmucknarben u.a.). Besondere Beachtung haben die Bronzeplatten des Palastes von Benin und die „Akwanshi“-Megalithe aus dem Gebiet des Cross River erlangt; ferner die beschnitzten Hörner der Volksgruppen im Kameruner Grasland und der Nyamwezi, die Kultbretter der Nkanu (Zaire) u. a.
EUROPA
Vorgeschichte: Die ältesten Belege für Reliefs an Felswänden und auf Steinblöcken finden sich in der Eiszeitkunst (Angles-sur-l’Anglin, Cap Blanc, Laussel). Es handelt sich dabei um Werke des Gravettien und Solutreen (etwa 25000-17000 v.Chr.), in denen Tier- und Menschendarstellungen die Hauptmotive bilden.
Reliefs sind aus der Antike durch eine Vielzahl von Denkmälern belegt; sie kamen in Verbindung mit einem Bauwerk, als Einzel-Relief (Grab-, Weih-Relief) oder auf Geräten und Gefäßen vor. Die Entwicklung führt von reiner Profildarstellung zu einer fast vollplastisch-perspektiv. Auffassung der Figuren. In der Architektur waren Reliefs an verschiedenen Bauten und deren Zonen angebracht: an Toren und Portalen (Löwentor in Mykene, 13. Jh. v. Chr., das früheste Beispiel eines monumentalen Stein-Reliefs in der abendländischen Architektur), an Tempeln als Metopen, Fries oder, z. T. vollplastisch, im Giebelfeld, seltener an Säulen und Architrav; an Altären (Ara Pacis Augustae) und anderen Monumenten finden sich reliefierte Sockelfriese; römische Triumphbögen, Ehrensäulen und Grabmäler waren mit Reliefs geschmückt; v.a. die Sarkophage wurden Hauptträger römischer Relief-Kunst seit dem ausgehenden 2. Jahrhundert n. Chr. Freistehende Relief-Platten sind ebenfalls schon in myken. Zeit durch die Grabstelen vom Gräberrund in Mykene bekannt. Groß ist die Zahl überlieferter grch. Weih- und Grab-Reliefs, v.a. aus dem 6. – 4. Jahrhundert v. Chr. Gefäße und Geräte aus Stein, Metall (Bronze) und Keramik wurden in der gesamten Antike mit Reliefs geschmückt; die Blüte dieser Kunstgattung lag im Hellenismus und der frühen röm. Kaiserzeit.
Mittelalter und Neuzeit. Bis um 1000 brachte die abendländische Plastik nur Reliefs hervor; auch danach war das Relief das bevorzugte plastische Kunstwerk: Bogenfelder der Kirchenportale, Chorschranken (Hildesheim, Bamberg), Türflügel in Holz (Köln, S. Maria im Kapitol) oder Bronze (Augsburg, Hildesheim, Nowgorod; Pisa), Lettner, Taufstein und -kesselsowie Elfenbein- und Goldschmiedearbeiten. In der Frührenaissance knüpften Donatello und J. Della Quercia an den antiken Relief-Stil an. Das „rilievo schiacciato“ handhabten virtuos Desiderio Da Setti-Gnano und FRANCESCO DI GIORGIO MARTINI. Das Terrakotta-Relief mit bunten Glasuren wurde in der Werkstatt der Familie DELLA ROBBIA gepflegt. Die Reliefs MICHELANGELOS in Florenz und JACOPO SANSOVINOS in Venedig bedeuten den Höhepunkt des Renaissance-Reliefs, die des GIAMBOLOGNA sind typisch für die Relief-Auffassung des Manierismus. Zu den berühmtesten Reliefs gehört das von Michelangelo „Paradiestür“ genannte Portal am Baptisterium in Florenz, das der florentinischen Meister Lorenzo Ghiberti schuf. Die Bildhauer des Barock, bei denen das Relief an Bedeutung verlor, arbeiteten im malerischen Stil, die des Klassizismus unter Einfluss missverstandener griechischer Vorbilder im strengen Relief-Stil mit scharf umrissenen Gestalten vor leerem Grund (B. THORVALDSEN). A. RODIN schuf malerische Reliefs im Sinn des Jugendstils („Höllenpforte“). In der zeitgenössischen Kunst und Architektur nimmt das Relief keinen bedeutenden Platz ein.
RELIEF
Werk der Bildhauerkunst, dessen Figuren nicht wie bei Vollplastiken frei im Raum stehen, sondern an Flächen mit einem Hintergrund gebunden sind. Die Kunstwerke werden überwiegend aus Stein- oder Holzplatten herausgearbeitet. Nach dem Grad der Erhebung der Formen über den Grund unterscheidet man: Flachrelief oder Basrelief und Hochrelief oder Hautrelief. Eine Sonderform ist das in der ägyptischen Kunst vorkommende versenkte Relief. In der italienischen Plastik des 15. Jahrhunderts entwickelte sich ein weiterer Relief-Stil: Das „rilievo schiacciato“ (gequetschtes Relief).
Die klassizistische Kunsttheorie hat, ausgehend vom griechischen Relief, einen strengen und einen freien (malerischen) Relief-Stil unterschieden. Im strengen Stil sind die Figuren gleichmäßig an den Grund gebunden und setzen sich klar gegen ihn ab, Überschneidungen und Verkürzungen werden vermieden. Im freien Relief-Stil bildet der Grund mit den Figuren eine räumliche Einheit. Die Darstellung nähert einem perspektivisch gemalten Bild. Eine Größenabstufung findet statt, die eine Raumwirkung durch eine Unterscheidung der stark plastisch hervortretenden Vordergrundfiguren und den flach gehaltenen Darstellungen im Hintergrund erzeugt.
AUSSEREUROPÄISCHE KULTUREN
In Ägypten erscheinen Relief-Darstellungen erstmals auf Schminkpaletten aus dem Ende der Vorgeschichte (um 3000 v. Chr.), in der Frühzeit dann auch auf Grabstelen und Opfertafeln, später auf Beamtengräbern, deren Relief-Dekoration in der 5. Dynastie einen Höhepunkt erreichte. Spätere Blütezeiten lagen in der 18./19. und in der 26. Dynastie, während in den dazwischenliegenden Zeiten die Malerei dominierte. Mit Reliefs wurden auch die Kultanlagen der Pyramiden und in der 19. und 20. Dynastie die Felsgräber der Könige (Tal der Könige) und die Götter- und Totentempel geschmückt. Man unterscheidet das erhabene Relief, bei dem der Grund um die Figuren abgearbeitet wurde, und da versenkte Relief, das in die Fläche eingetieft wurde. Beide Arten wurden im letzten Arbeitsgang bemalt. Während der Relief-Schmuck der Beamtengräber eine Fülle von Darstellungen aus dem täglichen Leben festhielt, beschränkte er sich in Königsgräbern und Tempeln auf Kultszenen, zu denen in den Tempeln des Neuen Reiches noch historische Darstellungen aus den Feldzügen der Könige traten. Seit dem 4. Jahrhundert v. Chr. wurde auch ein griechischer Einfluss auf das ägyptische Relief spürbar.
Die Relief-Kunst Vorderasiens ist, vergleichbar mit der ägyptischen Flachbildkunst, von unperspektivischer Seh- und Darstellungsweise geprägt. Nur in wenigen Ansätzen eine ist perspektivische Sehweise festzustellen. Im Unterschied zu ägyptischen Relief ist das vorderasiatische Relief immer erhoben herausgearbeitet und meistens recht flach.
Schon im Neolithikum sind Stuck- oder Hoch-Reliefs bezeugt (Jericho, Buqras, Catal Hüyük). Seit dem 4. Jahrtausend. v. Chr. gehören sie in der Großkunst (Fels-Relief, Stele, später Orthostaten-Relief) und in der Kleinkunst (Terrakotta-Relief, Intarsien, reliefierte Gefäße) zum Bestand der vorderasiatischen Kunst. Seltenere oder auf bestimmte Perioden beschränkte Relief-Träger sind die Weihplatten, Obelisken oder Kudurrus. Die oben halbrund abschließende Stele (Ausnahme: die spitzbogige Naramsin-Stele) bildet einen besonders ausgeprägten Typ: im 3. Jahrtausend v. Chr. mit Relief-Darstellungen, die in horizontale Bildstreifen angeordnet sind, im 1. Jahrtausend. v. Chr. als typischer Bildträger der Herrscherdarstellung mit meist großfiguriger Wiedergabe des Königs. Der Typ des erzählenden Reliefs, als dessen Vorläufer man die Geierstele des Eannatum von Lagasch (etwa 2500 v. Chr.) ansehen kann, erlebte dann in den Basis-Reliefs der assyrischen Orthostatenkunst eine reiche Entfaltung; Kriegszüge und Jagdszenen assyrischer Herrscher wurden z. T. in bisher nicht üblicher Darstellungsweise in kleinen, detailreichen Szenen über die ganze Fläche verteilt. Der begleitende Text stimmt dabei häufig nicht mit dem Geschehen überein.
In der iranischen Kunst spielt das Relief, besonders als bauplastischer Schmuck, eine wichtige Rolle. Nach Anfängen in der Pasargadae (550 v. Chr., noch in assyrischer Tradition) bildete sich in Persepolis (500-350 v. Chr.) ein eigener Stil heraus, gekennzeichnet durch lange Reihungen gleich großer Figuren in strenger Profildarstellung, sehr flach modelliert. In der parthischen und sassanidischen Kunst wurden vorwiegend Stuck-Reliefs hergestellt, zunächst geschnitten, dann aus Modeln geformt. Außer geometrischem (Mäander) und floralem (Palmetten) Dekor wurden Tiere und Büsten in Medaillons dargestellt. In den Fels-Reliefs wurden monumentale Schöpfungen hervorgebracht. In der islamischen Epoche lebte das Stuck-Relief anfangs weiter, wurde dann aber durch Glasurfliesen verdrängt, bis im 18. Jahrhundert in Schiraz erneut die Reliefs von Persepolis kopiert wurden und eine neue Relief-Kunst inspirierten.
In der indischen Kunst bewirkte die enge Bindung der Stein- und Terrakottaplastik an die Sakralarchitektur im Hinduismus wie auch im Buddhismus und in der Jaina-Religion die Dominanz des Reliefs gegenüber der Rundplastik (ausgenommen die thematisch allseitig ausgerichteten mehrköpfigen Kultbilder). In der Höhlenarchitektur wurden seit dem 3.-2. Jahrhundert v.Chr. im Relief Figuren und Architekturformen in Imitation von Freibauten an Fassaden und in den Innenräumen skulptiert (Barabar, Bhaja). Auf den Pfeilern und Balken der Stupa-Steinzäune entstand die Form des erzählenden Reliefs mit Szenen der Buddhalegende (Bharhut, Sanchi). Der anfänglich flache Schnitt der Reliefs wandelte sich seit dem 1. Jahrhundert zum Hoch-Relief mit teils vollplastischen Partien und Durchbrüchen der Rückenplatte. Die Entfaltung des Tempelbaus in der Gupta-Zeit schuf Platz für Sockelfriese, Nischen- und Pfeiler-Reliefs, die v.a. in der späthinduistischen Kunst häufig die gesamten Wandflächen bedecken (Modhera, Halebid u.a.). Unter Akbar wurden v.a. in Fatehpur Sikri im „Haus der Rumi Sultana“ die inneren Wandflächen bis etwa 1/2 m Höhe über dem Fußboden mit Reliefs versehen, die von Vögeln, Löwen und Affen belebte, phantastische Blumen- und Waldlandschaften enthalten. Besondere plastische Blumen-Reliefs gibt es im Taj Mahal, der dazugehörigen Moschee und dem Gästehaus sowie in den Innenräumen der Forts von Agra und Delhi.
In der indojavan. Kunst kommt dem Relief größere Verbreitung und Bedeutung zu als der Vollplastik: erzählende Reliefs mit Szenen aus den buddhistischen (Borobudur, Mendut) und hinduistischen Legenden und Sagen (v.a. am Prambanan, Candi Jago, Panataran und Surawana).
Die Tempel der Khmer-Kunst, besonders in Angkor und im Banteay Srei, sind z. T. übersät von höchst eindrucksvollen, z. T. filigranartig gearbeiteten Flach-Reliefs erzählenden und ornamentalen Inhalts.
In China wurden Grabanlagen seit der Han-Zeit mit Relief-Ziegeln oder Stein-Reliefs ausgekleidet. Zwischen dem 4. und 6. Jahrhundert entfaltete sich das Relief in den buddhistischen Höhlentempeln und auf Stelen. Zuden frühesten Beispielen eines in Stein übertragenen Gemäldes zählt das des Yen Li-pen: Sockel-Relief aus dem Grab des Kaisers Tai-Tsung (7. Jh.).
Reliefs wurden in den Hochkulturen des vorkolumb. Amerika auf nahezu jedem dazu geeigneten Material, v.a. auf Stein, angebracht. Es gab Hoch- und Flach-Reliefs, getrennt und in Kombination (z. B. das Sonnentor von Tiahuanaco, Stelen und Türstürze der Maya). Mit Reliefs (Ornamenten, Figuren, bei den Maya auch Hieroglyphen) versehen wurden Gebäudefassaden, Stelen, Grabkammern, Throne, Altäre und Säulen. Eine große Rolle spielt das Relief auch in Ozeanien; hier finden sich geschnitzte Holzreliefs, v.a. als ornamentale Verzierung, z. B. an Balken und Giebeln der Kult-, Vorrats-und Männerhäuser in Melanesien und bei den Maori, auf Schilden und Paddeln der Asmat.
In Afrika wird Relief-Technik von einem Großteil der kunstschaffenden Stämme praktiziert. Reliefs finden sich auf Türen (Senufo, Baule, Bambara, Yoruba, Nupe), auf Kultgeräten, Trommeln, Masken und Skulpturen (Schmucknarben u.a.). Besondere Beachtung haben die Bronzeplatten des Palastes von Benin und die „Akwanshi“-Megalithe aus dem Gebiet des Cross River erlangt; ferner die beschnitzten Hörner der Volksgruppen im Kameruner Grasland und der Nyamwezi, die Kultbretter der Nkanu (Zaire) u. a.
EUROPA
Vorgeschichte: Die ältesten Belege für Reliefs an Felswänden und auf Steinblöcken finden sich in der Eiszeitkunst (Angles-sur-l’Anglin, Cap Blanc, Laussel). Es handelt sich dabei um Werke des Gravettien und Solutreen (etwa 25000-17000 v.Chr.), in denen Tier- und Menschendarstellungen die Hauptmotive bilden.
Reliefs sind aus der Antike durch eine Vielzahl von Denkmälern belegt; sie kamen in Verbindung mit einem Bauwerk, als Einzel-Relief (Grab-, Weih-Relief) oder auf Geräten und Gefäßen vor. Die Entwicklung führt von reiner Profildarstellung zu einer fast vollplastisch-perspektiv. Auffassung der Figuren. In der Architektur waren Reliefs an verschiedenen Bauten und deren Zonen angebracht: an Toren und Portalen (Löwentor in Mykene, 13. Jh. v. Chr., das früheste Beispiel eines monumentalen Stein-Reliefs in der abendländischen Architektur), an Tempeln als Metopen, Fries oder, z. T. vollplastisch, im Giebelfeld, seltener an Säulen und Architrav; an Altären (Ara Pacis Augustae) und anderen Monumenten finden sich reliefierte Sockelfriese; römische Triumphbögen, Ehrensäulen und Grabmäler waren mit Reliefs geschmückt; v.a. die Sarkophage wurden Hauptträger römischer Relief-Kunst seit dem ausgehenden 2. Jahrhundert n. Chr. Freistehende Relief-Platten sind ebenfalls schon in myken. Zeit durch die Grabstelen vom Gräberrund in Mykene bekannt. Groß ist die Zahl überlieferter grch. Weih- und Grab-Reliefs, v.a. aus dem 6. – 4. Jahrhundert v. Chr. Gefäße und Geräte aus Stein, Metall (Bronze) und Keramik wurden in der gesamten Antike mit Reliefs geschmückt; die Blüte dieser Kunstgattung lag im Hellenismus und der frühen röm. Kaiserzeit.
Mittelalter und Neuzeit. Bis um 1000 brachte die abendländische Plastik nur Reliefs hervor; auch danach war das Relief das bevorzugte plastische Kunstwerk: Bogenfelder der Kirchenportale, Chorschranken (Hildesheim, Bamberg), Türflügel in Holz (Köln, S. Maria im Kapitol) oder Bronze (Augsburg, Hildesheim, Nowgorod; Pisa), Lettner, Taufstein und -kesselsowie Elfenbein- und Goldschmiedearbeiten. In der Frührenaissance knüpften Donatello und J. Della Quercia an den antiken Relief-Stil an. Das „rilievo schiacciato“ handhabten virtuos Desiderio Da Setti-Gnano und FRANCESCO DI GIORGIO MARTINI. Das Terrakotta-Relief mit bunten Glasuren wurde in der Werkstatt der Familie DELLA ROBBIA gepflegt. Die Reliefs MICHELANGELOS in Florenz und JACOPO SANSOVINOS in Venedig bedeuten den Höhepunkt des Renaissance-Reliefs, die des GIAMBOLOGNA sind typisch für die Relief-Auffassung des Manierismus. Zu den berühmtesten Reliefs gehört das von Michelangelo „Paradiestür“ genannte Portal am Baptisterium in Florenz, das der florentinischen Meister Lorenzo Ghiberti schuf. Die Bildhauer des Barock, bei denen das Relief an Bedeutung verlor, arbeiteten im malerischen Stil, die des Klassizismus unter Einfluss missverstandener griechischer Vorbilder im strengen Relief-Stil mit scharf umrissenen Gestalten vor leerem Grund (B. THORVALDSEN). A. RODIN schuf malerische Reliefs im Sinn des Jugendstils („Höllenpforte“). In der zeitgenössischen Kunst und Architektur nimmt das Relief keinen bedeutenden Platz ein.
RELIEF
Werk der Bildhauerkunst, dessen Figuren nicht wie bei Vollplastiken frei im Raum stehen, sondern an Flächen mit einem Hintergrund gebunden sind. Die Kunstwerke werden überwiegend aus Stein- oder Holzplatten herausgearbeitet. Nach dem Grad der Erhebung der Formen über den Grund unterscheidet man: Flachrelief oder Basrelief und Hochrelief oder Hautrelief. Eine Sonderform ist das in der ägyptischen Kunst vorkommende versenkte Relief. In der italienischen Plastik des 15. Jahrhunderts entwickelte sich ein weiterer Relief-Stil: Das „rilievo schiacciato“ (gequetschtes Relief).
Die klassizistische Kunsttheorie hat, ausgehend vom griechischen Relief, einen strengen und einen freien (malerischen) Relief-Stil unterschieden. Im strengen Stil sind die Figuren gleichmäßig an den Grund gebunden und setzen sich klar gegen ihn ab, Überschneidungen und Verkürzungen werden vermieden. Im freien Relief-Stil bildet der Grund mit den Figuren eine räumliche Einheit. Die Darstellung nähert einem perspektivisch gemalten Bild. Eine Größenabstufung findet statt, die eine Raumwirkung durch eine Unterscheidung der stark plastisch hervortretenden Vordergrundfiguren und den flach gehaltenen Darstellungen im Hintergrund erzeugt.
AUSSEREUROPÄISCHE KULTUREN
In Ägypten erscheinen Relief-Darstellungen erstmals auf Schminkpaletten aus dem Ende der Vorgeschichte (um 3000 v. Chr.), in der Frühzeit dann auch auf Grabstelen und Opfertafeln, später auf Beamtengräbern, deren Relief-Dekoration in der 5. Dynastie einen Höhepunkt erreichte. Spätere Blütezeiten lagen in der 18./19. und in der 26. Dynastie, während in den dazwischenliegenden Zeiten die Malerei dominierte. Mit Reliefs wurden auch die Kultanlagen der Pyramiden und in der 19. und 20. Dynastie die Felsgräber der Könige (Tal der Könige) und die Götter- und Totentempel geschmückt. Man unterscheidet das erhabene Relief, bei dem der Grund um die Figuren abgearbeitet wurde, und da versenkte Relief, das in die Fläche eingetieft wurde. Beide Arten wurden im letzten Arbeitsgang bemalt. Während der Relief-Schmuck der Beamtengräber eine Fülle von Darstellungen aus dem täglichen Leben festhielt, beschränkte er sich in Königsgräbern und Tempeln auf Kultszenen, zu denen in den Tempeln des Neuen Reiches noch historische Darstellungen aus den Feldzügen der Könige traten. Seit dem 4. Jahrhundert v. Chr. wurde auch ein griechischer Einfluss auf das ägyptische Relief spürbar.
Die Relief-Kunst Vorderasiens ist, vergleichbar mit der ägyptischen Flachbildkunst, von unperspektivischer Seh- und Darstellungsweise geprägt. Nur in wenigen Ansätzen eine ist perspektivische Sehweise festzustellen. Im Unterschied zu ägyptischen Relief ist das vorderasiatische Relief immer erhoben herausgearbeitet und meistens recht flach.
Schon im Neolithikum sind Stuck- oder Hoch-Reliefs bezeugt (Jericho, Buqras, Catal Hüyük). Seit dem 4. Jahrtausend. v. Chr. gehören sie in der Großkunst (Fels-Relief, Stele, später Orthostaten-Relief) und in der Kleinkunst (Terrakotta-Relief, Intarsien, reliefierte Gefäße) zum Bestand der vorderasiatischen Kunst. Seltenere oder auf bestimmte Perioden beschränkte Relief-Träger sind die Weihplatten, Obelisken oder Kudurrus. Die oben halbrund abschließende Stele (Ausnahme: die spitzbogige Naramsin-Stele) bildet einen besonders ausgeprägten Typ: im 3. Jahrtausend v. Chr. mit Relief-Darstellungen, die in horizontale Bildstreifen angeordnet sind, im 1. Jahrtausend. v. Chr. als typischer Bildträger der Herrscherdarstellung mit meist großfiguriger Wiedergabe des Königs. Der Typ des erzählenden Reliefs, als dessen Vorläufer man die Geierstele des Eannatum von Lagasch (etwa 2500 v. Chr.) ansehen kann, erlebte dann in den Basis-Reliefs der assyrischen Orthostatenkunst eine reiche Entfaltung; Kriegszüge und Jagdszenen assyrischer Herrscher wurden z. T. in bisher nicht üblicher Darstellungsweise in kleinen, detailreichen Szenen über die ganze Fläche verteilt. Der begleitende Text stimmt dabei häufig nicht mit dem Geschehen überein.
In der iranischen Kunst spielt das Relief, besonders als bauplastischer Schmuck, eine wichtige Rolle. Nach Anfängen in der Pasargadae (550 v. Chr., noch in assyrischer Tradition) bildete sich in Persepolis (500-350 v. Chr.) ein eigener Stil heraus, gekennzeichnet durch lange Reihungen gleich großer Figuren in strenger Profildarstellung, sehr flach modelliert. In der parthischen und sassanidischen Kunst wurden vorwiegend Stuck-Reliefs hergestellt, zunächst geschnitten, dann aus Modeln geformt. Außer geometrischem (Mäander) und floralem (Palmetten) Dekor wurden Tiere und Büsten in Medaillons dargestellt. In den Fels-Reliefs wurden monumentale Schöpfungen hervorgebracht. In der islamischen Epoche lebte das Stuck-Relief anfangs weiter, wurde dann aber durch Glasurfliesen verdrängt, bis im 18. Jahrhundert in Schiraz erneut die Reliefs von Persepolis kopiert wurden und eine neue Relief-Kunst inspirierten.
In der indischen Kunst bewirkte die enge Bindung der Stein- und Terrakottaplastik an die Sakralarchitektur im Hinduismus wie auch im Buddhismus und in der Jaina-Religion die Dominanz des Reliefs gegenüber der Rundplastik (ausgenommen die thematisch allseitig ausgerichteten mehrköpfigen Kultbilder). In der Höhlenarchitektur wurden seit dem 3.-2. Jahrhundert v.Chr. im Relief Figuren und Architekturformen in Imitation von Freibauten an Fassaden und in den Innenräumen skulptiert (Barabar, Bhaja). Auf den Pfeilern und Balken der Stupa-Steinzäune entstand die Form des erzählenden Reliefs mit Szenen der Buddhalegende (Bharhut, Sanchi). Der anfänglich flache Schnitt der Reliefs wandelte sich seit dem 1. Jahrhundert zum Hoch-Relief mit teils vollplastischen Partien und Durchbrüchen der Rückenplatte. Die Entfaltung des Tempelbaus in der Gupta-Zeit schuf Platz für Sockelfriese, Nischen- und Pfeiler-Reliefs, die v.a. in der späthinduistischen Kunst häufig die gesamten Wandflächen bedecken (Modhera, Halebid u.a.). Unter Akbar wurden v.a. in Fatehpur Sikri im „Haus der Rumi Sultana“ die inneren Wandflächen bis etwa 1/2 m Höhe über dem Fußboden mit Reliefs versehen, die von Vögeln, Löwen und Affen belebte, phantastische Blumen- und Waldlandschaften enthalten. Besondere plastische Blumen-Reliefs gibt es im Taj Mahal, der dazugehörigen Moschee und dem Gästehaus sowie in den Innenräumen der Forts von Agra und Delhi.
In der indojavan. Kunst kommt dem Relief größere Verbreitung und Bedeutung zu als der Vollplastik: erzählende Reliefs mit Szenen aus den buddhistischen (Borobudur, Mendut) und hinduistischen Legenden und Sagen (v.a. am Prambanan, Candi Jago, Panataran und Surawana).
Die Tempel der Khmer-Kunst, besonders in Angkor und im Banteay Srei, sind z. T. übersät von höchst eindrucksvollen, z. T. filigranartig gearbeiteten Flach-Reliefs erzählenden und ornamentalen Inhalts.
In China wurden Grabanlagen seit der Han-Zeit mit Relief-Ziegeln oder Stein-Reliefs ausgekleidet. Zwischen dem 4. und 6. Jahrhundert entfaltete sich das Relief in den buddhistischen Höhlentempeln und auf Stelen. Zuden frühesten Beispielen eines in Stein übertragenen Gemäldes zählt das des Yen Li-pen: Sockel-Relief aus dem Grab des Kaisers Tai-Tsung (7. Jh.).
Reliefs wurden in den Hochkulturen des vorkolumb. Amerika auf nahezu jedem dazu geeigneten Material, v.a. auf Stein, angebracht. Es gab Hoch- und Flach-Reliefs, getrennt und in Kombination (z. B. das Sonnentor von Tiahuanaco, Stelen und Türstürze der Maya). Mit Reliefs (Ornamenten, Figuren, bei den Maya auch Hieroglyphen) versehen wurden Gebäudefassaden, Stelen, Grabkammern, Throne, Altäre und Säulen. Eine große Rolle spielt das Relief auch in Ozeanien; hier finden sich geschnitzte Holzreliefs, v.a. als ornamentale Verzierung, z. B. an Balken und Giebeln der Kult-, Vorrats-und Männerhäuser in Melanesien und bei den Maori, auf Schilden und Paddeln der Asmat.
In Afrika wird Relief-Technik von einem Großteil der kunstschaffenden Stämme praktiziert. Reliefs finden sich auf Türen (Senufo, Baule, Bambara, Yoruba, Nupe), auf Kultgeräten, Trommeln, Masken und Skulpturen (Schmucknarben u.a.). Besondere Beachtung haben die Bronzeplatten des Palastes von Benin und die „Akwanshi“-Megalithe aus dem Gebiet des Cross River erlangt; ferner die beschnitzten Hörner der Volksgruppen im Kameruner Grasland und der Nyamwezi, die Kultbretter der Nkanu (Zaire) u. a.
EUROPA
Vorgeschichte: Die ältesten Belege für Reliefs an Felswänden und auf Steinblöcken finden sich in der Eiszeitkunst (Angles-sur-l’Anglin, Cap Blanc, Laussel). Es handelt sich dabei um Werke des Gravettien und Solutreen (etwa 25000-17000 v.Chr.), in denen Tier- und Menschendarstellungen die Hauptmotive bilden.
Reliefs sind aus der Antike durch eine Vielzahl von Denkmälern belegt; sie kamen in Verbindung mit einem Bauwerk, als Einzel-Relief (Grab-, Weih-Relief) oder auf Geräten und Gefäßen vor. Die Entwicklung führt von reiner Profildarstellung zu einer fast vollplastisch-perspektiv. Auffassung der Figuren. In der Architektur waren Reliefs an verschiedenen Bauten und deren Zonen angebracht: an Toren und Portalen (Löwentor in Mykene, 13. Jh. v. Chr., das früheste Beispiel eines monumentalen Stein-Reliefs in der abendländischen Architektur), an Tempeln als Metopen, Fries oder, z. T. vollplastisch, im Giebelfeld, seltener an Säulen und Architrav; an Altären (Ara Pacis Augustae) und anderen Monumenten finden sich reliefierte Sockelfriese; römische Triumphbögen, Ehrensäulen und Grabmäler waren mit Reliefs geschmückt; v.a. die Sarkophage wurden Hauptträger römischer Relief-Kunst seit dem ausgehenden 2. Jahrhundert n. Chr. Freistehende Relief-Platten sind ebenfalls schon in myken. Zeit durch die Grabstelen vom Gräberrund in Mykene bekannt. Groß ist die Zahl überlieferter grch. Weih- und Grab-Reliefs, v.a. aus dem 6. – 4. Jahrhundert v. Chr. Gefäße und Geräte aus Stein, Metall (Bronze) und Keramik wurden in der gesamten Antike mit Reliefs geschmückt; die Blüte dieser Kunstgattung lag im Hellenismus und der frühen röm. Kaiserzeit.
Mittelalter und Neuzeit. Bis um 1000 brachte die abendländische Plastik nur Reliefs hervor; auch danach war das Relief das bevorzugte plastische Kunstwerk: Bogenfelder der Kirchenportale, Chorschranken (Hildesheim, Bamberg), Türflügel in Holz (Köln, S. Maria im Kapitol) oder Bronze (Augsburg, Hildesheim, Nowgorod; Pisa), Lettner, Taufstein und -kesselsowie Elfenbein- und Goldschmiedearbeiten. In der Frührenaissance knüpften Donatello und J. Della Quercia an den antiken Relief-Stil an. Das „rilievo schiacciato“ handhabten virtuos Desiderio Da Setti-Gnano und FRANCESCO DI GIORGIO MARTINI. Das Terrakotta-Relief mit bunten Glasuren wurde in der Werkstatt der Familie DELLA ROBBIA gepflegt. Die Reliefs MICHELANGELOS in Florenz und JACOPO SANSOVINOS in Venedig bedeuten den Höhepunkt des Renaissance-Reliefs, die des GIAMBOLOGNA sind typisch für die Relief-Auffassung des Manierismus. Zu den berühmtesten Reliefs gehört das von Michelangelo „Paradiestür“ genannte Portal am Baptisterium in Florenz, das der florentinischen Meister Lorenzo Ghiberti schuf. Die Bildhauer des Barock, bei denen das Relief an Bedeutung verlor, arbeiteten im malerischen Stil, die des Klassizismus unter Einfluss missverstandener griechischer Vorbilder im strengen Relief-Stil mit scharf umrissenen Gestalten vor leerem Grund (B. THORVALDSEN). A. RODIN schuf malerische Reliefs im Sinn des Jugendstils („Höllenpforte“). In der zeitgenössischen Kunst und Architektur nimmt das Relief keinen bedeutenden Platz ein.