GCB Kunstlexikon
ZEICHNUNG
Gestaltung auf der Fläche (v. a. durch Linien), die formalen Eigenwert hat.
Träger der Zeichnung sind Pergament, Papier, auch farbig oder farbig grundiert, seltener Pappe, Leinwand, Holz, Bein, Rinde, Stein, Verputz, Glas (Glasmalerei) u. a.
Man unterscheidet trockene und flüssige Zeichenmittel. Trockene Zeichenmittel sind: Silberstift (vorherrschend im 15./16. Jahrhundert), Bleigriffel (vom Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert), Bleistift (Graphit, seit dem frühen 19. Jahrhundert überwiegend verwendet), Kohle, Holzkohle (tiefschwarzer körniger Strich, eines der ältesten Zeichenmittel, erst seit Ende des 15. Jahrhunderts durch Fixierung haltbar gemacht, bis heute gebräuchlich), schwarze Kreide, fälschlich als Kreide bezeichnet („Steinkreide“ mit schwarzgrauem oder braungrauem mattem Strich, besonders im 15.-17. Jahrhundert, und „Kunstkreide“ mit tiefschwarzem, weichem Strich, seit dem 18. Jh. gebräuchlich), weiße Kreide (verschiedene Naturkreiden, zum „Höhen“ der Zeichnung), Rötel (seit Leonardo da Vinci), Pastell (farbige Kunstkreiden, im 16., 18. und seit dem späten 19. Jahrhundert beliebt).
Flüssige Zeichenmittel sind: Gallustinte (schwarz, mit der Zeit braun werdend), Pigmenttinte (meist Bister, aus Kienruß, braun), chinesische Tusche (schwarz bis grau), farbige Tinten, Sepia (graubraun, erst seit dem 18. Jh. für Zeichnungen verwendet), Deckweiß (zum Höhen), Aquarellfarben u. a.
Zum Auftragen der flüssigen Zeichenmittel dienen Federn (Rohrfeder, Federkiel, seit dem 19. Jh. Metallfeder) und Pinsel. Mit dem spitzen Pinsel können feine Linien wie mit der Feder gezeichnet werden (dunkle Zeichnung, weiße Höhung; im 16. Jahrhundert besonders in Deutschland beliebt). Der seit dem 16. Jahrhundert bevorzugte breite Pinsel wird entweder allein verwendet (maler. Pinsel- Zeichnung, dem Aquarell nahe) oder zur Ergänzung von Feder- und Stift- Zeichnungen (dunkel lavierend, farbig tönend oder weiß höhend).
Auf Zeichnungen beruhen die graphische Verfahren wie Kupferstich, Radierung, Holzschnitt, Lithographie.
Geschichte
Die Zeichnung ist die älteste Kunstübung überhaupt. Von den Höhlen- Zeichnungen der Eiszeitkunst an hatte sie in der Frühzeit als gezeichnete (oder geritzte) Darstellung auf verschiedenen Materialien die Bedeutung magischer Verbildlichung und war Vorstufe der Malerei bis in historischer Zeit. In diesen Zusammenhang gehören auch die zeichnerischen Flachreliefs des Alten Orients. Die Binnenzeichnung war bei der Liebe der Orientalen zum Detail bei diesen Reliefs zur Andeutung von Schmuck, Stoffdekor usw. recht beliebt. – Vorzeichnungen von evtl. nicht ausgeführten Steinmetzarbeiten lassen sich selten nachweisen: Sie setzen „Musterbücher“ voraus, die aber nicht erhalten sind. Außerdem gab es noch Zeichnungen als Ritzungen in Tontafeln (z. B. in Fara). Ägyptische Zeichnungen, die nur eingeschränkt als eigenständige Kunstform anzusehen sind, sind v. a. als Papyrusillustrationen (Totenbuch) und auf Ostraka überliefert; Ostraka- Zeichnungen umfassen einen weitgespannten Themenkreis, v. a. Szenen aus dem ägyptischen Alltagsleben, die aus der großen Kunst der Tempel und Gräber nicht bekannt sind. Als Entwurf und Vorzeichnung für Malereien und Reliefs an Grabwänden spielte die Zeichnung eine wichtige Rolle.Seit der griechischen Antike hatte die Zeichnung die Bedeutung eines Hilfsmittels oder einer Schwesterkunst der Malerei. Die griechische Vasenmalerei, die Pinsel- und Ritz-Zeichnung ist, lässt den hohen Stand der damaligen Zeichen-Kunst erkennen. Neue Aufgaben bot der Zeichnung seit der Spätantike die Buchillustration. Ein HW sind die Feder- Zeichnungen des Utrecht-Psalters (9. Jh.).
Im Mittelalter zeichneten die reisenden Maler, Bildhauer und Baumeister ihre Vorbilder in Musterbücher. Sonst gab es nur die Vor-Zeichnung unter Wand- oder Tafelbildern. Die Entwurfs-Zeichnung, den Riss, verwendeten bis ins späte Mittelalter nur die Baumeister. Zu nennen ist auch die angewandte Zeichnung im Kunsthandwerk wie Gravur, Niello, Ätzung.
Erst mit der italienischen Frührenaissance wird die Zeichnung als Studie (nach der Natur, besonders Pisanello) und Entwurf (Skizze oder ausführliche Zeichnungen für ein Werk) bedeutsam. In Deutschland, wo sich in spätgotischer Zeit die Kunst der Zeichnung in enger Verbindung mit der Druckgraphik entwickelte, erreichte sie ihre höchste Vollendung mit Albrecht Dürer und Hans Holbein, in der italienischen Hochrenaissance mit Leonardo da Vinci, Michelangelo und Raffael. Leonardo da Vinci öffnete der Zeichnung neue Wege in seinen wissenschaftlichen Traktaten. Im Manierismus wurde das „ldeal der selbstgültigen Linie“, das „disegno interno“, als die treffendste Möglichkeit geistiger Äußerung entwickelt. Die Zeichnung erlangte damit ihre bisher höchste Wertschätzung. Die Barockkünstler gaben der „malerischen Zeichnung“ (mit weichen Stiften und größerem Pinsel) schon etwas von der Wirkung des gemalten Bildes. Daraus ergab sich, wie v.a. bei Rembrandt, ein Eigenwert der Zeichnung, die nun als selbständiges Kunstwerk geschätzt wurde. Zu hervorragender Plastizität gelangte Peter Paul Rubens.
Im ausgehenden 18. Jahrhundert entstanden für die weitere Entwicklung so wichtige und zugleich unterschiedliche Zeichnungen wie die von F. de Goya, J. H. Füssli, W. Blake. Den Klassizismus repräsentieren J. L. David und J. A. D. Ingres, die deutsche Romantik P. O. Runge und C. D. Friedrich; deutlich hiervon unterschieden waren die Nazarener. Die französische Entwicklung in nachnapoleon. Zeit wurde bestimmt durch T. Gericault und E. Delacroix. Die aus der englischen Kunst übernommene Karikatur findet ihren Höhepunkt im Schaffen von H. Daumier. Die größte Begabung unter den deutschen Zeichnern um die Mitte des 19. Jh. ist A. v. Menzel, nicht zuletzt durch seine Buchillustrationen. Gleichzeitig begann die Entwicklung der Bildergeschichten (R. Toepffer, W. Busch), die zu den Comics führten. Ausgeprägte individuelle Leistungen der Folgezeit finden sich bei A. Feuerbach, H. v. Marees, W. Leibl, M. Klinger, Käthe Kollwitz, nach der Jahrhundertwende bei M. Liebermann, L. Corinth und M. Slevogt. Bei den französischen Impressionisten ist besonders E. Degas zu nennen.
Nach 1880 kann der Beginn der modernen Zeichnung mit G. Seurat, V. van Gogh, H. de Toulouse-Lautrec und P. Cezanne angesetzt werden. Hier nimmt die Autonomie der Zeichnung über die Eigenschaft als Studie oder Skizze hinaus spürbar zu. Neugewonnene Ausdrucksmittel erlauben das spontane Erfassen der sichtbaren Wirklichkeit (im Fauvismus H. Matisse; im deutschen Expressionismus Ernst Ludwig Kirchner, Max Beckmann) ebenso wie das unmittelbare Aufschreiben (Automatismus) der aus dem Unbewussten kommenden Formen (Surrealismus : M. Ernst, J. Miró; Futurismus: U. Boccioni; abstrakte Kunst: W. Kandinsky, J. Pollock, Wols). In der gleichen Weise wie die Malerei spiegelt die Zeichnung eine neue, hinter der Oberflächengestalt des Dinges suchende Weltsicht (Kubismus: P. Picasso, G. Braque; Blauer Reiter: A. Macke, F. Marc), mit gegenständliche Prägnanz wird sie Medium der Zeitkritik (G. Grosz, O. Dix), zur Zeichensprache neuer Mythen gelangen Paul Klee und J. Dubuffet. Von den Künstlern der Pop Art ragen D. Hockney und T. Wesselmann hervor. Die junge Generation der Kritischen Realisten bevorzugt die Bleistiftzeichnung als Mittel der Wirklichkeitserfassung.
ZEICHNUNG
Gestaltung auf der Fläche (v. a. durch Linien), die formalen Eigenwert hat.
Träger der Zeichnung sind Pergament, Papier, auch farbig oder farbig grundiert, seltener Pappe, Leinwand, Holz, Bein, Rinde, Stein, Verputz, Glas (Glasmalerei) u. a.
Man unterscheidet trockene und flüssige Zeichenmittel. Trockene Zeichenmittel sind: Silberstift (vorherrschend im 15./16. Jahrhundert), Bleigriffel (vom Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert), Bleistift (Graphit, seit dem frühen 19. Jahrhundert überwiegend verwendet), Kohle, Holzkohle (tiefschwarzer körniger Strich, eines der ältesten Zeichenmittel, erst seit Ende des 15. Jahrhunderts durch Fixierung haltbar gemacht, bis heute gebräuchlich), schwarze Kreide, fälschlich als Kreide bezeichnet („Steinkreide“ mit schwarzgrauem oder braungrauem mattem Strich, besonders im 15.-17. Jahrhundert, und „Kunstkreide“ mit tiefschwarzem, weichem Strich, seit dem 18. Jh. gebräuchlich), weiße Kreide (verschiedene Naturkreiden, zum „Höhen“ der Zeichnung), Rötel (seit Leonardo da Vinci), Pastell (farbige Kunstkreiden, im 16., 18. und seit dem späten 19. Jahrhundert beliebt).
Flüssige Zeichenmittel sind: Gallustinte (schwarz, mit der Zeit braun werdend), Pigmenttinte (meist Bister, aus Kienruß, braun), chinesische Tusche (schwarz bis grau), farbige Tinten, Sepia (graubraun, erst seit dem 18. Jh. für Zeichnungen verwendet), Deckweiß (zum Höhen), Aquarellfarben u. a.
Zum Auftragen der flüssigen Zeichenmittel dienen Federn (Rohrfeder, Federkiel, seit dem 19. Jh. Metallfeder) und Pinsel. Mit dem spitzen Pinsel können feine Linien wie mit der Feder gezeichnet werden (dunkle Zeichnung, weiße Höhung; im 16. Jahrhundert besonders in Deutschland beliebt). Der seit dem 16. Jahrhundert bevorzugte breite Pinsel wird entweder allein verwendet (maler. Pinsel- Zeichnung, dem Aquarell nahe) oder zur Ergänzung von Feder- und Stift- Zeichnungen (dunkel lavierend, farbig tönend oder weiß höhend).
Auf Zeichnungen beruhen die graphische Verfahren wie Kupferstich, Radierung, Holzschnitt, Lithographie.
Geschichte
Die Zeichnung ist die älteste Kunstübung überhaupt. Von den Höhlen- Zeichnungen der Eiszeitkunst an hatte sie in der Frühzeit als gezeichnete (oder geritzte) Darstellung auf verschiedenen Materialien die Bedeutung magischer Verbildlichung und war Vorstufe der Malerei bis in historischer Zeit. In diesen Zusammenhang gehören auch die zeichnerischen Flachreliefs des Alten Orients. Die Binnenzeichnung war bei der Liebe der Orientalen zum Detail bei diesen Reliefs zur Andeutung von Schmuck, Stoffdekor usw. recht beliebt. – Vorzeichnungen von evtl. nicht ausgeführten Steinmetzarbeiten lassen sich selten nachweisen: Sie setzen „Musterbücher“ voraus, die aber nicht erhalten sind. Außerdem gab es noch Zeichnungen als Ritzungen in Tontafeln (z. B. in Fara). Ägyptische Zeichnungen, die nur eingeschränkt als eigenständige Kunstform anzusehen sind, sind v. a. als Papyrusillustrationen (Totenbuch) und auf Ostraka überliefert; Ostraka- Zeichnungen umfassen einen weitgespannten Themenkreis, v. a. Szenen aus dem ägyptischen Alltagsleben, die aus der großen Kunst der Tempel und Gräber nicht bekannt sind. Als Entwurf und Vorzeichnung für Malereien und Reliefs an Grabwänden spielte die Zeichnung eine wichtige Rolle.Seit der griechischen Antike hatte die Zeichnung die Bedeutung eines Hilfsmittels oder einer Schwesterkunst der Malerei. Die griechische Vasenmalerei, die Pinsel- und Ritz-Zeichnung ist, lässt den hohen Stand der damaligen Zeichen-Kunst erkennen. Neue Aufgaben bot der Zeichnung seit der Spätantike die Buchillustration. Ein HW sind die Feder- Zeichnungen des Utrecht-Psalters (9. Jh.).
Im Mittelalter zeichneten die reisenden Maler, Bildhauer und Baumeister ihre Vorbilder in Musterbücher. Sonst gab es nur die Vor-Zeichnung unter Wand- oder Tafelbildern. Die Entwurfs-Zeichnung, den Riss, verwendeten bis ins späte Mittelalter nur die Baumeister. Zu nennen ist auch die angewandte Zeichnung im Kunsthandwerk wie Gravur, Niello, Ätzung.
Erst mit der italienischen Frührenaissance wird die Zeichnung als Studie (nach der Natur, besonders Pisanello) und Entwurf (Skizze oder ausführliche Zeichnungen für ein Werk) bedeutsam. In Deutschland, wo sich in spätgotischer Zeit die Kunst der Zeichnung in enger Verbindung mit der Druckgraphik entwickelte, erreichte sie ihre höchste Vollendung mit Albrecht Dürer und Hans Holbein, in der italienischen Hochrenaissance mit Leonardo da Vinci, Michelangelo und Raffael. Leonardo da Vinci öffnete der Zeichnung neue Wege in seinen wissenschaftlichen Traktaten. Im Manierismus wurde das „ldeal der selbstgültigen Linie“, das „disegno interno“, als die treffendste Möglichkeit geistiger Äußerung entwickelt. Die Zeichnung erlangte damit ihre bisher höchste Wertschätzung. Die Barockkünstler gaben der „malerischen Zeichnung“ (mit weichen Stiften und größerem Pinsel) schon etwas von der Wirkung des gemalten Bildes. Daraus ergab sich, wie v.a. bei Rembrandt, ein Eigenwert der Zeichnung, die nun als selbständiges Kunstwerk geschätzt wurde. Zu hervorragender Plastizität gelangte Peter Paul Rubens.
Im ausgehenden 18. Jahrhundert entstanden für die weitere Entwicklung so wichtige und zugleich unterschiedliche Zeichnungen wie die von F. de Goya, J. H. Füssli, W. Blake. Den Klassizismus repräsentieren J. L. David und J. A. D. Ingres, die deutsche Romantik P. O. Runge und C. D. Friedrich; deutlich hiervon unterschieden waren die Nazarener. Die französische Entwicklung in nachnapoleon. Zeit wurde bestimmt durch T. Gericault und E. Delacroix. Die aus der englischen Kunst übernommene Karikatur findet ihren Höhepunkt im Schaffen von H. Daumier. Die größte Begabung unter den deutschen Zeichnern um die Mitte des 19. Jh. ist A. v. Menzel, nicht zuletzt durch seine Buchillustrationen. Gleichzeitig begann die Entwicklung der Bildergeschichten (R. Toepffer, W. Busch), die zu den Comics führten. Ausgeprägte individuelle Leistungen der Folgezeit finden sich bei A. Feuerbach, H. v. Marees, W. Leibl, M. Klinger, Käthe Kollwitz, nach der Jahrhundertwende bei M. Liebermann, L. Corinth und M. Slevogt. Bei den französischen Impressionisten ist besonders E. Degas zu nennen.
Nach 1880 kann der Beginn der modernen Zeichnung mit G. Seurat, V. van Gogh, H. de Toulouse-Lautrec und P. Cezanne angesetzt werden. Hier nimmt die Autonomie der Zeichnung über die Eigenschaft als Studie oder Skizze hinaus spürbar zu. Neugewonnene Ausdrucksmittel erlauben das spontane Erfassen der sichtbaren Wirklichkeit (im Fauvismus H. Matisse; im deutschen Expressionismus Ernst Ludwig Kirchner, Max Beckmann) ebenso wie das unmittelbare Aufschreiben (Automatismus) der aus dem Unbewussten kommenden Formen (Surrealismus : M. Ernst, J. Miró; Futurismus: U. Boccioni; abstrakte Kunst: W. Kandinsky, J. Pollock, Wols). In der gleichen Weise wie die Malerei spiegelt die Zeichnung eine neue, hinter der Oberflächengestalt des Dinges suchende Weltsicht (Kubismus: P. Picasso, G. Braque; Blauer Reiter: A. Macke, F. Marc), mit gegenständliche Prägnanz wird sie Medium der Zeitkritik (G. Grosz, O. Dix), zur Zeichensprache neuer Mythen gelangen Paul Klee und J. Dubuffet. Von den Künstlern der Pop Art ragen D. Hockney und T. Wesselmann hervor. Die junge Generation der Kritischen Realisten bevorzugt die Bleistiftzeichnung als Mittel der Wirklichkeitserfassung.
ZEICHNUNG
Gestaltung auf der Fläche (v. a. durch Linien), die formalen Eigenwert hat.
Träger der Zeichnung sind Pergament, Papier, auch farbig oder farbig grundiert, seltener Pappe, Leinwand, Holz, Bein, Rinde, Stein, Verputz, Glas (Glasmalerei) u. a.
Man unterscheidet trockene und flüssige Zeichenmittel. Trockene Zeichenmittel sind: Silberstift (vorherrschend im 15./16. Jahrhundert), Bleigriffel (vom Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert), Bleistift (Graphit, seit dem frühen 19. Jahrhundert überwiegend verwendet), Kohle, Holzkohle (tiefschwarzer körniger Strich, eines der ältesten Zeichenmittel, erst seit Ende des 15. Jahrhunderts durch Fixierung haltbar gemacht, bis heute gebräuchlich), schwarze Kreide, fälschlich als Kreide bezeichnet („Steinkreide“ mit schwarzgrauem oder braungrauem mattem Strich, besonders im 15.-17. Jahrhundert, und „Kunstkreide“ mit tiefschwarzem, weichem Strich, seit dem 18. Jh. gebräuchlich), weiße Kreide (verschiedene Naturkreiden, zum „Höhen“ der Zeichnung), Rötel (seit Leonardo da Vinci), Pastell (farbige Kunstkreiden, im 16., 18. und seit dem späten 19. Jahrhundert beliebt).
Flüssige Zeichenmittel sind: Gallustinte (schwarz, mit der Zeit braun werdend), Pigmenttinte (meist Bister, aus Kienruß, braun), chinesische Tusche (schwarz bis grau), farbige Tinten, Sepia (graubraun, erst seit dem 18. Jh. für Zeichnungen verwendet), Deckweiß (zum Höhen), Aquarellfarben u. a.
Zum Auftragen der flüssigen Zeichenmittel dienen Federn (Rohrfeder, Federkiel, seit dem 19. Jh. Metallfeder) und Pinsel. Mit dem spitzen Pinsel können feine Linien wie mit der Feder gezeichnet werden (dunkle Zeichnung, weiße Höhung; im 16. Jahrhundert besonders in Deutschland beliebt). Der seit dem 16. Jahrhundert bevorzugte breite Pinsel wird entweder allein verwendet (maler. Pinsel- Zeichnung, dem Aquarell nahe) oder zur Ergänzung von Feder- und Stift- Zeichnungen (dunkel lavierend, farbig tönend oder weiß höhend).
Auf Zeichnungen beruhen die graphische Verfahren wie Kupferstich, Radierung, Holzschnitt, Lithographie.
Geschichte
Die Zeichnung ist die älteste Kunstübung überhaupt. Von den Höhlen- Zeichnungen der Eiszeitkunst an hatte sie in der Frühzeit als gezeichnete (oder geritzte) Darstellung auf verschiedenen Materialien die Bedeutung magischer Verbildlichung und war Vorstufe der Malerei bis in historischer Zeit. In diesen Zusammenhang gehören auch die zeichnerischen Flachreliefs des Alten Orients. Die Binnenzeichnung war bei der Liebe der Orientalen zum Detail bei diesen Reliefs zur Andeutung von Schmuck, Stoffdekor usw. recht beliebt. – Vorzeichnungen von evtl. nicht ausgeführten Steinmetzarbeiten lassen sich selten nachweisen: Sie setzen „Musterbücher“ voraus, die aber nicht erhalten sind. Außerdem gab es noch Zeichnungen als Ritzungen in Tontafeln (z. B. in Fara). Ägyptische Zeichnungen, die nur eingeschränkt als eigenständige Kunstform anzusehen sind, sind v. a. als Papyrusillustrationen (Totenbuch) und auf Ostraka überliefert; Ostraka- Zeichnungen umfassen einen weitgespannten Themenkreis, v. a. Szenen aus dem ägyptischen Alltagsleben, die aus der großen Kunst der Tempel und Gräber nicht bekannt sind. Als Entwurf und Vorzeichnung für Malereien und Reliefs an Grabwänden spielte die Zeichnung eine wichtige Rolle.Seit der griechischen Antike hatte die Zeichnung die Bedeutung eines Hilfsmittels oder einer Schwesterkunst der Malerei. Die griechische Vasenmalerei, die Pinsel- und Ritz-Zeichnung ist, lässt den hohen Stand der damaligen Zeichen-Kunst erkennen. Neue Aufgaben bot der Zeichnung seit der Spätantike die Buchillustration. Ein HW sind die Feder- Zeichnungen des Utrecht-Psalters (9. Jh.).
Im Mittelalter zeichneten die reisenden Maler, Bildhauer und Baumeister ihre Vorbilder in Musterbücher. Sonst gab es nur die Vor-Zeichnung unter Wand- oder Tafelbildern. Die Entwurfs-Zeichnung, den Riss, verwendeten bis ins späte Mittelalter nur die Baumeister. Zu nennen ist auch die angewandte Zeichnung im Kunsthandwerk wie Gravur, Niello, Ätzung.
Erst mit der italienischen Frührenaissance wird die Zeichnung als Studie (nach der Natur, besonders Pisanello) und Entwurf (Skizze oder ausführliche Zeichnungen für ein Werk) bedeutsam. In Deutschland, wo sich in spätgotischer Zeit die Kunst der Zeichnung in enger Verbindung mit der Druckgraphik entwickelte, erreichte sie ihre höchste Vollendung mit Albrecht Dürer und Hans Holbein, in der italienischen Hochrenaissance mit Leonardo da Vinci, Michelangelo und Raffael. Leonardo da Vinci öffnete der Zeichnung neue Wege in seinen wissenschaftlichen Traktaten. Im Manierismus wurde das „ldeal der selbstgültigen Linie“, das „disegno interno“, als die treffendste Möglichkeit geistiger Äußerung entwickelt. Die Zeichnung erlangte damit ihre bisher höchste Wertschätzung. Die Barockkünstler gaben der „malerischen Zeichnung“ (mit weichen Stiften und größerem Pinsel) schon etwas von der Wirkung des gemalten Bildes. Daraus ergab sich, wie v.a. bei Rembrandt, ein Eigenwert der Zeichnung, die nun als selbständiges Kunstwerk geschätzt wurde. Zu hervorragender Plastizität gelangte Peter Paul Rubens.
Im ausgehenden 18. Jahrhundert entstanden für die weitere Entwicklung so wichtige und zugleich unterschiedliche Zeichnungen wie die von F. de Goya, J. H. Füssli, W. Blake. Den Klassizismus repräsentieren J. L. David und J. A. D. Ingres, die deutsche Romantik P. O. Runge und C. D. Friedrich; deutlich hiervon unterschieden waren die Nazarener. Die französische Entwicklung in nachnapoleon. Zeit wurde bestimmt durch T. Gericault und E. Delacroix. Die aus der englischen Kunst übernommene Karikatur findet ihren Höhepunkt im Schaffen von H. Daumier. Die größte Begabung unter den deutschen Zeichnern um die Mitte des 19. Jh. ist A. v. Menzel, nicht zuletzt durch seine Buchillustrationen. Gleichzeitig begann die Entwicklung der Bildergeschichten (R. Toepffer, W. Busch), die zu den Comics führten. Ausgeprägte individuelle Leistungen der Folgezeit finden sich bei A. Feuerbach, H. v. Marees, W. Leibl, M. Klinger, Käthe Kollwitz, nach der Jahrhundertwende bei M. Liebermann, L. Corinth und M. Slevogt. Bei den französischen Impressionisten ist besonders E. Degas zu nennen.
Nach 1880 kann der Beginn der modernen Zeichnung mit G. Seurat, V. van Gogh, H. de Toulouse-Lautrec und P. Cezanne angesetzt werden. Hier nimmt die Autonomie der Zeichnung über die Eigenschaft als Studie oder Skizze hinaus spürbar zu. Neugewonnene Ausdrucksmittel erlauben das spontane Erfassen der sichtbaren Wirklichkeit (im Fauvismus H. Matisse; im deutschen Expressionismus Ernst Ludwig Kirchner, Max Beckmann) ebenso wie das unmittelbare Aufschreiben (Automatismus) der aus dem Unbewussten kommenden Formen (Surrealismus : M. Ernst, J. Miró; Futurismus: U. Boccioni; abstrakte Kunst: W. Kandinsky, J. Pollock, Wols). In der gleichen Weise wie die Malerei spiegelt die Zeichnung eine neue, hinter der Oberflächengestalt des Dinges suchende Weltsicht (Kubismus: P. Picasso, G. Braque; Blauer Reiter: A. Macke, F. Marc), mit gegenständliche Prägnanz wird sie Medium der Zeitkritik (G. Grosz, O. Dix), zur Zeichensprache neuer Mythen gelangen Paul Klee und J. Dubuffet. Von den Künstlern der Pop Art ragen D. Hockney und T. Wesselmann hervor. Die junge Generation der Kritischen Realisten bevorzugt die Bleistiftzeichnung als Mittel der Wirklichkeitserfassung.