GCB Kunstlexikon
GABRIELE MÜNTER
KUNSTWERKE GABRIELE MÜNTER
Gabriele Munter | Luz d’Oliveira Belchior | Descrição: Pintora e fotógrafa, e uma das poucas figuras femininas ligadas ao desenvolvimento do expressionismo alemão. Estudante, colaboradora e namorada de Wassily Kandinsky , durante os anos que antecederam a Primeira Guerra Mundial. participou ativamente de vários movimentos de arte de Munique e Der Blaue Reiter (O Cavaleiro Azul) | 2014, 2:48 Min. | YouTube
VIDEO | FILM GABRIELE MÜNTER
Gabriele Münters letzte Jahre | Retterin des „Blauen Reiter“ | Zwischen Spessart und Karwendel | Bayrischer Rundfunk | Sie muss die Kunst sehr geliebt haben. 1957 schenkte Gabriele Münter ihre vor den Nazis versteckten Werke von Wassily Kandinsky und anderen Mitgliedern der Künstlergruppe „Blauer Reiter“ dem Münchner Lenbachhaus. Das Museum wurde dadurch weltberühmt. Münter selbst aber verbrachte ihre letzten Jahre verarmt in ihrem Haus in Murnau | Eine Spurensuche | Autorin: Sandra Wiest | 2017, 12:29 Min. | YouTube
BIOGRAFIE GABRIELE MÜNTER
1877 | Berlin | 1962 | Murnau
Gabriele Münters Vater wandert während des Freiheitskrieges 1848 nach Amerika aus und kehrt 1864, wegen der Unruhen der Sezessionskriege, mit der Familie nach Deutschland zurück. Dort kommt Gabriele Münter als jüngstes Kind nach drei Geschwistern zur Welt
1878 Die Familie siedelt nach Herford über
1884 Umzug der Familie nach Bad Oeynhausen und im gleichen Jahr nach Koblenz
1886 Tod des Vaters
1897 Münter wird auf Anraten ihres Bruders Carl von der Familie zum Zeichenstudium nach Düsseldorf geschickt, kehrt aber wegen Krankheit und Tod der Mutter nach Koblenz zurück
1898 – 1900 nach kurzer Wiederaufnahme des Studiums in Düsseldorf längere Besuche bei der amerikanischen Verwandtschaft, wo zahlreiche Zeichnungen entstehen
1899 schenken ihr die Verwandten in den USA eine Rollfilmkamera und sie beginnt, regelmäßig zu fotografieren
1901 Fortsetzung des Studiums in München | Da Frauen an der Akademie nicht zugelassen sind, belegt sie Kurse an der Damenakademie des Künstlerinnen-Vereins | Wechsel an das Schulatelier der Grafiker Heinrich Wolff und Ernst Neumann | Wechsel an die Kunstschule Phalanx
1902 Kurs in Freilichtmalerei bei Kandinsky in Kochel am See
1903 Malklasse im oberpfälzischen Kallmünz | Zwischen ihr und ihrem Lehrer entsteht ein Liebesverhältnis, das die beiden geheim halten, da Kandinsky mit seiner Kusine verheiratet ist, von der er sich erst 1911 scheiden lässt
Ab 1904 unternehmen Münter und Kandinsky ausgedehnte Reisen u. a. nach Tunesien, in die Niederlande, Italien und Frankreich
1906 In Rapallo entstehen, wie auf den Reisen zuvor, zahlreiche Spachtelstudien der Umgebung, aber auch größere Stillleben | Münter lernt in den Bildern der Fauves die Möglichkeit des Verzichts auf ein Kolorit kennen | Auch bei ihr verlieren die Farben ihre Abhängigkeit von den Gegenständen, sie reduziert die Formen radikal auf klare, leuchtende Farbflächen
Von 1906 bis 1907 leben Münter und Kandinsky ein Jahr lang in Paris | In Sèvres malt Münter zahlreiche Ölstudien im nachimpressionistischen Stil | 1907 stellt sie erstmals sechs solcher Bilder im „Salon des Indépendants“ aus | Im Herbst zeigt der „Salon d’automne“ in Paris einige ihrer Holz- und Linolschnitte
1908 Reise ins bayerische Umland und Entdeckung von Murnau am Staffelsee | Dort intensive gemeinsame Arbeitszeit mit den Malerkollegen Marianne von Werefkin und Alexej von Jawlensky
1909 Aus den Kontakten im Künstlerkreis um den Salon von Werefkin und Jawlensky in der Giselastraße in Schwabing entsteht die „Neue Künstlervereinigung München“ | Münter erwirbt auf Drängen Kandinskys das in Murnau für die Sommermonate gemietete Haus (auch „Russenhaus“ genannt), welches besonders im Sommer zu ihrem Refugium wird | Die erste Ausstellung der NKVM mit 128 Werken findet im Dezember 1909 in der „Modernen Galerie Thannhauser” in München statt | Mit 21 Arbeiten steuert Gabriele Münter die größte Werkgruppe bei | Das Publikum reagiert empört auf die ungewöhnlichen Bilder der Avantgarde und es ist die Anekdote überliefert, Thannhauser habe sich bei den Künstlern beschwert, er müsse jeden Abend die Bilder abtrocknen, die das Publikum angespuckt habe
1910 Bei Thannhauser findet die zweite Ausstellung der NKVM statt, diesmal mit erweiterter internationaler Beteiligung – vor allem von französischen Künstlern, wie Braque, Derain, van Dongen und Picasso | Münter zeigt sieben größere Gemälde
1911 Am Neujahrstag lernen Münter und Kandinsky Franz Marc kennen | Kandinsky legt wegen zunehmender Spannungen den Vorsitz der NKVM nieder | Münter lernt August Macke kennen und trifft sich häufiger mit ihm | Planung der Kunstzeitschrift „Almanach“ in engem Kontakt zu Marc | Im Oktober Redaktionssitzung mit Marcs und Mackes | Im November beteiligt sich Münter in der Gruppe der NVKM an der wichtigen IV. Ausstellung der „Neuen Berliner Secession“, Berlin – neben u.a. Nolde, Melzer, Kirchner Schmidt-Rottluff und Pechstein | Als die Jury der NKVM für die 3. Ausstellung Kandinskys große Komposition V aus formal Gründen zurückweist, treten er, Münter und Marc aus der Vereinigung aus und gründen mit Alfred Kubin die Gruppe des „Blauen Reiters“ | In Eile wird eine Gegenschau zur Winterschau der NKVM organisiert. Diese „Erste Ausstellung der Redaktion der Blaue Reiter“ umfasst 43 Werke von Bloch, den Brüdern Burljuk, Campendonk, Delauny, Epstein, Kahler, Kandinsky, Macke, Marc, Münter, Niestlé und Arnold Schönberg
1912 Galerie Hans Goltz, München: „Zweite Ausstellung der Redaktion Der Blaue Reiter. Schwarz-Weiß“, mit Paul Klee, Alfred Kubin, aber auch Mitgliedern der „Brücke“, wie Erich Heckel, Ernst Ludwig Kirchner, Max Pechstein und Emil Nolde | Münter schickt die beiden großen Bilder „Nach Tisch“ und „Kahnfahrt“ auf den „Salon des Artistes Indépendants“ in Paris
1913 Bisher größte Einzelausstellung Gabriele Münters in der „Sturm“-Galerie von Herwarth Walden, Berlin, mit 84 Gemälden von 1904 – 1913 | Auch am „Ersten Deutschen Herbstsalon“ in Waldens Galerie, einer wichtigen Ausstellung internationaler Avantgarde, nimmt Münter mit 6 größeren Gemälden teil
1914 Kandinsky flieht nach Kriegsausbruch nach Moskau
1915 Münter zieht nach Stockholm, um im neutralen Ausland auf Kandinsky und die versprochene Eheschließung zu warten | Teilnahme an einer Sammelausstellung bei „Gummesons Konsthandel“ mit Lilly Lindström, Artur Bianchini und Thyra Kleen | Außerdem 35. „Sturm“-Ausstellung, Berlin: Umfangreiche Retrospektive „Gabriele Münter“ mit 53 Werken | Kandinsky trifft im Dezember in Stockholm ein
1916 Im Februar Einzelausstellung Kandinskys in „Gummesons Konsthandel“ | Im März dort Münters Separatausstellung | Kandinsky widmet ihr eine Katalogbroschüre, in der er die von ihm besonders geschätzten Eigenarten ihrer Malerei herausstreicht | Nach seiner Abreise im März sieht Münter ihn nie wieder | Bis Oktober schreibt sie 45 Briefe an Kandinsky | Sie fertigt Porträts zum Gelderwerb
1917 Liljevachs Konsthall Stockholm große Ausstellung des „Vereins schwedischer Künstlerinnen“ und „der Vereinigung Bildender Künstlerinnen Österreichs“, wo Münter 31 Bilder, meist größere Werke aus der skandinavischen Periode zeigt
1918 „Den Frie Udstilling“, Kopenhagen: Mit 100 Gemälden, 20 Hinterglasbildern und Druckgrafiken bisher größte Einzelausstellung Gabriele Münters
1919 Münters Bemühungen um Porträtaufträge und andere Einnahmequellen scheitern | Große Einsamkeit | Die finanzielle Lage wird immer verzweifelter
1920 Rückkehr nach Murnau, wo sie teilweise in großer Zurückgezogenheit lebt und einen künstlerischen Stillstand empfindet | Münter erfährt, dass Kandinsky noch lebt, mit einer jungen Russin verheiratet ist und mit ihr einen Sohn hat
1922 Seit Ende 1920 hat Münter über einen Unterhändler Kontakt zu Kandinsky, der seine in München eingelagerten Bilder zurückbekommen möchte | Seit Februar lässt sie sich durch einen Anwalt vertreten und hofft auf eine persönliche Aussprache mit Kandinsky, die jedoch nie stattfindet.
1925 „Kölnischer Kunstverein“: Umfangreiche Ausstellung von 65 Gemälden und Zeichnungen Münters unter dem Titel „Gabriele Münter-Kandinsky“
1926 – 1928 Im Kreis der Avantgarde-Künstlerinnen und Schriftstellerinnen in Berlin lebt Münter wieder etwas auf | Es entstehen in großer Zahl ihre berühmten Bleistiftzeichnungen, zumeist von weiblichen Modellen, die mit ihren unnachahmlich knappen großzügigen Linien das Wesentliche der Person festhalten
1927 Berliner Ausstellung „Die schaffende Frau in der bildenden Kunst“, die einen Überblick über das Werk von u.a. Käthe Kollwitz, Elli Heimann und Charlotte Behrend-Corinth gibt | Münter ist dort mit fünf neueren Gemälden vertreten, nur ihr Bild „Mann im Sessel“ stammt noch aus der Vorkriegszeit | Besuch bei Marianne von Werefkin in Ascona, jedoch kommt es mit dem dortigen Künstlerkreis wegen ihrer Verbitterung über Kandinsky schnell zu persönlichen Differenzen | Erste Begegnung mit dem Kunsthistoriker und Philosophen Dr. Johannes Eichner in Berlin
1929 Eichner besucht Münter für einige Wochen in Murnau | Sie fahren gemeinsam nach München, um Museen und die im gleichen Jahr eröffnete Städtische Galerie im Lenbachhaus zu besuchen
1930 Münter entschließt sich zu einer festen Partnerschaft mit Eichner | Seine altmeisterliche Kunstauffassung entspricht nicht ihrer und seine Versuche, ihren Malstil zu beeinflussen, führen immer wieder zu Spannungen
1933 Erste große Einzelausstellung seit 1926 im Paula Modersohn-Becker-Haus in Bremen unter dem Titel „Gabriele Münter. 1908 – 1933“ | Sie umfasst 50 Gemälde | Münter wird nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten, um sich ihre Verkaufs- und Ausstellungsmöglichkeiten zu erhalten, Mitglied in der „Reichskammer der bildenden Künste“ | Sie bemüht sich, auf Vorschlag Eichners, um Anpassung an das Stildiktat und malt gefällige Stillleben und Blumenbilder
1936 Das Murnauer Haus geht in Eichners Eigentum über
1937 Das Heimatmuseum in Herford veranstaltet zum 60. Geburtstag eine große Ausstellung mit 56 Bildern | Auch im Münchner Kunstverein wird eine Auswahl ihrer Werke gezeigt | Die Besucherzahlen sind gering, die Lage ist angespannt | Am letzten Tag kommt es zu einem Auftritt des Staatsministers Wagner, der sich über die Präsentation solcher Kunst empört | Münter begleitet ihre Separatausstellung nach Stuttgart in die Galerie Valentien, wo das kulturelle Klima noch liberaler ist | 35 Werke werden neben Werken von Macke und Schlemmer gezeigt | Die Presseresonanz ist positiv | Für zwölf Jahre wird dies die letzte größere Ausstellung Münters sein | Ihr Bilder-Angebot für die regimetreue „Große Deutsche Kunstausstellung“ wird zurückgewiesen | In der Ausstellung „Entartete Kunst“ ist ihr Werk nicht vertreten, da dort nur Arbeiten aus Museumsbesitz gezeigt werden | Eichners Bemühungen um Aufträge oder Ausstellungsbeteiligungen scheitern
1940 – 1946 Münter und Eichner leben zurückgezogen | Sie malt hauptsächlich Blumenstillleben, die sie hin und wieder verkauft oder gegen Waren eintauscht | Kandinsky stirbt 1944 | Nach dem Einzug der amerikanischen Truppen wird das Haus 1945 mehrmals durchsucht | Doch die im Keller versteckten Bilder Kandinskys und aus dem Kreis des Blauen Reiters werden nicht entdeckt
1947 – 1948 Neben Eichner schreiben auch Paul Ferdinand Schmidt und Fritz Nemitz über Gabriele Münter und leiten so ihre Wiederentdeckung ein
1949 Die große „Blaue Reiter“-Ausstellung im „Haus der Kunst“ in München stellt eines der bedeutendsten Ausstellungsereignisse der Nachkriegszeit dar | Mit ihr wird die Kunst von Kandinsky, Marc, Klee, Münter, Macke, Kubin und anderen nach jahrelanger Verfemung und Vergessenheit rehabilitiert und als Kunst der „Klassischen Moderne“ ins allgemeine Bewusstsein aufgenommen
1950 Eichner erreicht eine große Retrospektive ihres Werkes mit dem Titel „Gabriele Münter. Werke aus fünf Jahrzehnten“ mit 22 Stationen in Deutschland | Münters Rolle als Vorreiterin der Moderne wird erkannt, was der 73jährigen einen letzten Schaffensaufschwung verschafft | Sie beteiligt sich an der ersten großen Ausstellung des „Deutschen Künstlerbundes“ in Berlin und vertritt mit Carl Hofer, Karl Schmitt-Rottluff die ältere Generation | Auf der 25. Biennale in Venedig werden drei Gemälde Münters ausgestellt
1951 Die Ausstellung „Gabriele Münter. Werke aus fünf Jahrzehnten“ wird in Hannover in Kombination mit „Paula Modersohn-Becker“ als Doppelausstellung gezeigt und erstmals durch einen umfangreichen Katalog dokumentiert | Münter pflegt Eichner nach einem Unfall für mehrere Wochen und stürzt dann selbst | Seither ist sie in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt | Sie produziert viele der von ihren Sammlern geschätzten Blumenstillleben in Öl auf Papier
1954 Stangl zeigt in seiner Münchner Galerie die aufsehenerregende Ausstellung „Kandinsky. Marc. Münter. Unbekannte Werke“
1955 Münter ist auf der I. documenta in Kassel vertreten, die einen Überblick der Kunst von 1905 bis 1955 gibt
1956 Münter erhält den „Kunstpreis der Stadt München für Malerei“
1957 Anlässlich ihres 80. Geburtstages schenkt Münter den von ihr verwahrten Nachlass von Wassily
Kandinsky – 90 Ölbilder, mehr als 330 Aquarelle, Temperablätter und Zeichnungen, 29
Skizzenbücher, 24 Hinterglasbilder und fast sein vollständiges druckgraphisches Werk – der
Städtischen Galerie im Lenbachhaus in München | Dazu gibt sie 25 eigene Gemälde, zahlreiche
Zeichnungen und druckgraphische Arbeiten sowie Werke der Künstlerfreunde Marc, Klee
und Kubin | Die Städtische Galerie im Lenbachhaus wird so zu einem Zentrum für die Kunst des „Blauen Reiters“ | Kurz vor Münters 80. Geburtstag wird im Lenbachhaus die Doppelausstellung „Kandinsky und Gabriele Münter. Werke aus fünf Jahrzehnten“ ausgerichtet. Es werden 177 bisher unbekannte Arbeiten Kandinskys und 61 von Münter präsentiert | An ihrem Geburtstag erhält Münter die „Goldene Ehrenmünze“ der Stadt München sowie das Große Bundesverdienstkreuz | Im gleichen Jahr erscheint Eichners Buch ”Kandinsky und Gabriele Münter. Von Ursprüngen moderner Kunst”
1958 – 1961 Eichner stirbt 1958 überraschend an einem Hirnschlag | Münter lebt in Murnau nun noch zurückgezogener | Durch Vermittlung von Konrad Roethel werden amerikanische Kunsthändler auf Münter aufmerksam, die sie mehrfach in Murnau besuchen | 1960 wird eine von Roethel zusammengestellte Ausstellung mit 70 Gemälden Münters von 1906 bis 1959 im Kunstamt Charlottenburg in Berlin gezeigt | Im Sommer 1960 ist bei Dalzell Hatfield in Los Angeles die erste Münter-Ausstellung in den USA zu sehen | 1961 zeigen die Leonard Hutton Galleries erstmal eine Auswahl mit Werken Münters von 1908 bis 1917
1962 Am 19. Mai stirbt die Künstlerin, 85-jährig, in ihrem Haus in Murnau | Nach ihrem Willen wird 1966 die „Gabriele Münter- und Hans Eichner-Stiftung“ mit Sitz in der Städtischen Galerie München ins Leben gerufen | In diese Stiftung geht nicht nur Münters künstlerischer Nachlass, sondern auch der gesamte erhaltene schriftliche Nachlass von ihr und Kandinsky ein
AUSBILDUNG GABRIELE MÜNTER
1897 Privatunterricht beim Genre- und Porträtmaler Ernst Bosch und für kurze Zeit Besuch der Damenkunstschule von Willy Spatz in Düsseldorf
1901 Fortsetzung des Studiums an der Damenakademie des Künstlerinnen-Vereins in München, zunächst in der Anfängerklasse von Maximilian Dasio und der Aktklasse von Angelo Jank | Mit dem Unterricht an der Damenakademie unzufrieden, wechselt sie an das Schulatelier der Grafiker Heinrich Wolff und Ernst Neumann und widmet sich der Drucktechnik des Holzschnitts | Im Winter 1901 Besuch einer Ausstellung der Künstlergruppe „Phalanx“ und nach Begeisterung für die Werke des Bildhauers Wilhelm Hüsgens der Entschluss, auch die Bildhauerei zu erlernen | Sie wechselt an Hüsgens und Waldemar Heckers kleine, fortschrittliche Kunstschule „Phalanx“, die zu der von Wassily Kandinsky gegründeten Künstlervereinigung gleichen Namens gehört | Münter schreibt sich in die Bildhauerklasse ein, beginnt, Frauenakte anzufertigen und Aktzeichenunterricht bei Kandinsky zu nehmen | Er gibt auch den Malkurs, bei dem sie sich erstmals mit der Technik der Malerei und dem Einsatz von Farbe beschäftigt
1902 Kurs in Freilichtmalerei bei Kandinsky in Kochel am See
1903 Malklasse im oberpfälzischen Kallmünz | Münter malt meist kleinformatige Landschaftsbilder im spätimpressionistischen Stil, bei denen sie die Farbe pastos aufträgt | Von Kandinsky lernte sie die Spachteltechnik mit gestückeltem Farbauftrag
1906 Münter mietet für einen Monat alleine ein Zimmer in der Rue Madame, wo sie an der Académie Grande Chaumière bei Théophile Steinlen einen Zeichenkurs besucht
1908 vorübergehender Besuch einer Schule zum Kopfzeichnen in Berlin
Murnau Unterricht in Hinterglasmalerei beim Glasmaler Ludwig Rambold
AUSZEICHNUNGEN GABRIELE MÜNTER
1956 „Kunstpreis der Stadt München für Malerei“
1957 „Goldene Ehrenmünze“ der Stadt München
1957 Großes Bundesverdienstkreuz
Namensgeberin für den „Gabriele Münter Preis“ für Künstlerinnen im Bereich Bildender Kunst des Frauenmuseums Bonn
1994 300-Pfennig-Briefmarke der Deutschen Bundespost im Rahmen der Serie „Deutsche Malerei des 20. Jahrhunderts“ – Motiv: A. von Jawlensky und M. von Werefkin auf einer Wiese bei Murnau
SAMMLUNGEN AUSWAHL GABRIELE MÜNTER
National:
Kunstmuseum Walter | Augsburg
Osthaus Museum Hagen
Schlossmuseum Murnau | Murnau am Staffelsee
Sprengel Museum | Hannover
Städtische Galerie im Lenbachhaus | München
Von der Heydt-Museum | Wuppertal
Museum Gunzenhauser | Chemnitz
International:
Art Institute of Chicago | Chicago, USA
Museum of Modern Art | MoMA | New York | USA
Museo Thyssen-Bornemisza | Madrid | Spanien
Cleveland Museum of Art | Cleveland | USA
National Gallery of Art | Washington D.C. | USA
Guggenheim Museum New York | New York | USA
San Diego Museum of Art | San Diego | USA
The Princeton University Art Museum | Princeton | New Jersey | USA
Milwaukee Art Museum | Wisconsin | USA
EINZELAUSSTELLUNGEN AUSWAHL GABRIELE MÜNTER
1913 „Sturm“-Galerie von Herwarth Walden, Berlin: XI. „Sturm“-Ausstellung. 84 Gemälde von 1904 – 1913
1915 35. „Sturm“-Ausstellung, Berlin: Umfangreiche Retrospektive „Gabriele Münter“ mit 53 Werken
1918 „Den Frie Udstilling“, Kopenhagen: Mit 100 Gemälden, 20 Hinterglasbildern und Druckgrafiken bisher größte Einzelausstellung Gabriele Münters.
1925 „Kölnischer Kunstverein“: Umfangreiche Ausstellung von 65 Gemälden und Zeichnungen Münters unter dem Titel „Gabriele Münter-Kandinsky“
1933 Paula Modersohn-Becker-Haus, Bremen: Große Einzelausstellung (50 Gemälde) mit dem Titel „Gabriele Münter. 1908 – 1933“
1937 Heimatmuseum in Herford: Große Ausstellung zum 60. Geburtstag mit 56 Bildern
1950 Große Retrospektive mit dem Titel „Gabriele Münter. Werke aus fünf Jahrzehnten“ mit 22 Stationen in Deutschland
1951 Bremer Kunsthalle: „Gabriele Münter. Werke aus fünf Jahrzehnten“
1960 Kunstamt Cahrlottenburg, Berlin: Ausstellung mit 70 Gemälden Münters von 1906 bis 1959
1960 Dalzell Hatfield, Los Angeles: Erste Münter-Ausstellung in den USA
1961 Leonard Hutton Galleries: Auswahl mit Werken Münters von 1908 bis 1917
GRUPPENAUSSTELLUNGEN AUSWAHL GABRIELE MÜNTER
1907 erstmals sechs Bilder im „Salon des Indépendants“ und einige ihrer Holz- und Linolschnitte im „Salon d’automne“ in Paris
1908 „Salon Lenoble“ Köln: 64 impressionistische Gemälde. Gleichzeitig sind dort Bilder von Karl Hofer, Graphiken von Klingner, Greiner und Liebermann zu sehen
1909 Galerie Thannhauser München: 1. Ausstellung der „Neuen Künstlervereinigung München“, 10 Gemälde und 11 Druckgrafiken
1910 Galerie Thannhauser: 2. Ausstellung der NKVM, Münter zeigt sieben größere Gemälde
1911 Berlin: IV. Ausstellung der „Neuen Berliner Sezession“
1911 Galerie Thannhauser: „Erste Ausstellung der Redaktion der Blaue Reiter“
1912 Galerie Hans Goltz, München: „Zweite Ausstellung der Redaktion Der Blaue Reiter. Schwarz-Weiß“
1912 „Salon des Artistes Indépendants“, Paris
1913 „Sturm“-Galerie, Berlin: „Erster Deutscher Herbstsalon“, 6 größere Gemälde
1915 „Gummesons Konsthandel“: Sammelausstellung mit Lilly Lindström, Artur Bianchini und Thyra Kleen
1917 Liljevachs Konsthall, Stockholm: Große Ausstellung des „Vereins schwedischer Künstlerinnen“ und „der Vereinigung Bildender Künstlerinnen Österreichs“, wo Münter 31 Bilder, meist größere Werke aus der skandinavischen Periode zeigt
1927 Berliner Ausstellung „Die schaffende Frau in der bildenden Kunst“: Münter mit 5 neueren Gemälden neben u.a. Käthe Kollwitz, Elli Heimann und Charlotte Behrend-Corinth
1937 Galerie Valentien, Stuttgart: 35 Gemälde neben Werken von Macke und Schlemmer
1949 „Haus der Kunst“, München: Die große „Blaue Reiter“-Ausstellung
1951 Kestner-Gesellschaft Hannover: „Gabriele Münter. Werke aus fünf Jahrzehnten“ in Kombination mit „Paula Modersohn-Becker“ als Doppelausstellung
1950 25. Biennale in Venedig: 3 Gemälde Münters
1954 Stangl, München: „Kandinsky. Marc. Münter. Unbekannte Werke“
1955 I. documenta in Kassel
1957 Lenbachhaus, München: Doppelausstellung „Kandinsky und Gabriele Münter. Werke aus fünf Jahrzehnten“
WERKBESCHREIBUNG GABRIELE MÜNTER
Kallmünz 1903 – Paris 1907
Zunächst ausschließlich Zeichnung | Begabung, Gegenstände in großzügigen Umrissen zu erfassen | Erste Versuche in der Ölmalerei in Kandinskys Malklasse der Phalanx-Schule 1901/1902 | Erlernt Spachteltechnik, in der beide in den nächsten Jahren in spätimpressionistischer Weise arbeiten | Erste Studien dieser Art in Kallmünz 1903 | pastoser, klein gestückelter Farbauftrag | gedämpft naturalistische Palette | Nach Kallmünzer Zeichnungen auch erste Serie von Farbholzschnitten | Auch während der Reisejahre 1904 bis 1908 behält Münter die Spachteltechnik im Wesentlichen bei | Kultivierung der Farbauswahl | oft flimmernder Farbauftrag | Kölner Zeitung bezeichnet sie 1908 noch als „reine Impressionistin echt pariserischen Stils“
Murnau 1908 – 1909
Durchbruch zu neuer Sehweise und persönlichen Ausdrucksmitteln | Fühlen des Inhalts | Abstraktion | produktivste Schaffensjahre | Fülle von Ölstudien von Ort und Umgebung mit flüssigem, befreitem Pinselstrich | Unabhängigkeit der reinen Farbe vom Naturvorbild | Vernachlässigung oder Aufgabe der Perspektive zugunsten der Fläche | Wegweisung durch die Volkskunst – unbekümmerte Formvereinfachung in der bäuerlichen Hinterglasmalerei mit leuchtenden Farben und schwarzen Umrissen | Münter entwickelt Technik der schwarzen Konturen kombiniert mit den Erkenntnissen des „Cloisonnismus“ (Gauguin) für ihre Flächenmalerei weiter
Murnau und München 1910 – 1911
Große Festigkeit und Geschlossenheit der Komposition | glatte Farbflächendurch knappe schwarze Konturen zu konzentrierten Bildgefügen verspannt | Werke von starker formaler Kraft und lapidarer Eindringlichkeit | Abstraktion vom Naturvorbild, ohne die gegenständlichen Themen zu verlassen | zunehmende Formverschmelzung, die in großen Stillleben wie „Dunkles Stillleben“ und „Stillleben mit Heiligem Georg“ 1911 einen Höhepunkt erreicht | In einigen Landschaftsbildern deutlicher Stilwandel gegenüber der farbstarken Flächenmalerei der vorangehenden Zeit | gedämpfte Grauwerte und auffallende Kargheit der malerischen Mittel | neuer Einsatz der linearen Kontur | Verwandlung des Naturvorbilds zu expressiver Zeichenhaftigkeit
München und Murnau 1912 – 1914
Deutlicher Rückgang der malerischen Produktion | große Diversifikation der stilistischen Mittel | In Stillleben lösen neue, weltliche Gegenstände, wie „Schwarze Maske mit Rosa“ und „Stillleben mit Königin“, die mystisch- verklärten religiösen Ensembles ab | künstliche, süße Farbigkeit | neue stilistische Einflüsse , besonders französischer Kunst | unruhig vibrierender – fast wieder impressionistischer – Pinselstrich | 1914 vermehrt abstrakte Studien in hellen Braun- und Bunttönen, häufig aus Stilllebenmotiven entwickelt
Skandinavische Periode 1915 – 1920
Deutlicher stilistischer Wandel gegenüber der Periode des „Blauen Reiters“ | Abstrakte Studien und „impressionistisch“ empfundene Motive der Stockholmer Landschaft | Einfluss schwedischer Matisse-Schüler mit fauvistischen Gestaltungsprinzipien bald unverkennbar | 1916 große figürliche Interieurs oder Straßenszenen, z.B. „Musik“, „Im Uhrmacherladen“, „Brunnen in Stockholm“ | Anklänge an dekorativen Expressionismus von Matisse – insbesondere an seine rhythmische Linienführung | In Stillleben häufig autobiografische Versatzstücke (Uhren, Tagebücher, eigene Bilder) | auffallend blasse Farbigkeit – wie auch bei Kandinskys 1916 in Schweden entstandenen Gemälden | auch Stil der Radierungen von 1916 ist mit Kandinskys feinlinigen „Bagatellen“ verwandt | 1917 nochmals großer Zyklus sinnbildhafter Porträts | mit Wechsel nach Kopenhagen (Winter 1917) lässt Produktion deutlich nach | überwiegend weibliche Porträts erreichen nicht mehr die Qualität der schwedischen Bildnisse | 1919 Bornholm Ansichten der Ruine Hammershus, der Wälder oder Klippen
Dreißiger Jahre – neu auflebende Malkultur
Rückbesinnung auf eigene expressionistische Tradition | Neuimpulse durch Paris-Aufenthalt 1929/1930 und Reise nach Südfrankreich | Führung von Arbeitsheften nach dem Vorbild von Paul Klee | nach Rückkehr in Murnau 1931 Periode großer Produktivität | häufig umschließen flüssige Konturen leuchtende Farbflächen | Farbauftrag und Komposition homogener als in der Frühzeit | Blumenstillleben besonderer Zweig ihres Oeuvres | Mitte der dreißiger Jahre – auf Anraten Hans Eichners – zunehmend traditionellere, „volkstümliche“ Malweise | In Kalendertagebüchern häufig Hinweise auf die Beteiligung Eichners an ihren Arbeiten
Vierziger und fünfziger Jahre
Während der Kriegsjahre deutlicher Produktionsrückgang | neben Porträts im volkstümlich-realistischen Stil, meist zu Verkaufszwecken gemalt, überwiegend Blumenstillleben | Münter kopiert eigene Bilder aus der Zeit des „Blauen Reiters“ | In den fünfziger Jahren führt sie ihre Blumenstillleben zu einer letzten Reife | bei Sammlern zunehmend geschätzt | häufig mit Spielzeugfiguren kombiniert | Blumenbilder Münters bis ins hohe Alter von unverwüstlicher Lebendigkeit | Abstrakte „Improvisationen“ neue Gruppe im Spätwerk Münters | Ableitungen geometrischer Formen werden in verschiedenen Farben kombiniert
STICHWORTE GABRIELE MÜNTER
Spätimpressionismus | Expressionismus | Abstraktion | Spontane Malerei | Farbenpracht | Intensität des Blicks | Fähigkeit zur Vereinfachung des real Gesehenen | Landschaftsmalerei | Umrisslinien und flächenhafte Farbe | Neue Künstlervereinigung München (N.K.V.M.) | Der Blaue Reiter | Wassily Kandinsky | Murnau | Hinterglasbilder | Russenhaus | Stockholm | Skandinavische Periode | Johannes Eichner | Lenbachhaus | Gabriele Münter- und Johannes Eichner-Stiftung
ZITATE GABRIELE MÜNTER
„Alles ist Beichte, jede Äußerung ist Bekenntnis.“ | Gabriele Münter
„Alle meine Bilder stellen Momente meines Lebens dar.“ | Gabriele Münter
„Du bist hoffnungslos als Schüler – man kann dir nichts beibringen. Du kannst nur machen, was in dir gewachsen ist. Du hast alles von Natur. Was ich für dich tun kann, ist, dein Talent zu hüten und zu pflegen, dass nichts Falsches dazukommt.“ | Wassily Kandinsky über Gabriele Münter
„Das war dann ein neues künstlerisches Erlebnis, wie Kandinsky ganz anders als die anderen Lehrer eingehend gründlich erklärte und mich ansah wie einen bewusst strebenden Menschen, der sich Aufgaben und Ziele stellen kann. Das war mir neu und machte Eindruck.“ | Gabriele Münter
„1908 fand ich hier am Staffelsee in kurzer Spätsommerzeit bei höchstem Arbeitsschwung zu der mir gemäßen Weise von Malerei. Von nun an bemühte ich mich nicht mehr um nachrechenbare, ‘richtige’ Form der Dinge, und doch habe ich nie die Natur überwunden, zerschlagen oder gar verhöhnen wollen. Ich stellte die Welt dar, wie sie mir wesentlich schien, wie sie mich packte.“ | Gabriele Münter
„Es liegt eine besondere Kühnheit und ein ungewöhnlicher Strebensernst in diesen ohne jede Rücksicht auf die Durchschnittsanschauung geschaffenen Bildern.“ | Kritik 1908 anlässlich der Gabriele Münter-Sonderschau in der Kölner Galerie Lenoble
„Es ist erstaunlich, wie schnell Mlle. Münter sich einen wahrhaft beneidenswerten Platz erobert hat. Sie entfaltet … – unverwechselbar in ihrer Art, die Dinge zu sehen – eine weibliche Sensibilität, vermischt mit einer eigenwilligen Herbheit.“ | 1908 Fachpresse Paris
„Als wir die Vereinigung gründeten, sträubte ich mich aus Bescheidenheit, als Mitgründer zu unterschreiben u. doch waren Erbslöh und Kanoldt nicht älter in der Kunst als ich – sie schienen mir aber viel fertiger
u. waren selbstbewusster. K. zwang mich, zu unterschreiben. Ich hielt mich auch für viel zu
wenig, eine Künstlervereinigung zu gründen, zusammen mit bedeutenden Malern – Diese Haltung
schien für mich typisch zu sein. Ich komme mir leicht ‘wenig’ vor – und die anderen scheinen mir immer mehr.” | Gabriele Münter
„Ich habe an vielen Selbstbildnissen zur Genüge erfahren, dass ich
ein scheußliches Modell bin“ | Gabriele Münter
„Wer aufmerksam meine Gemälde betrachtet, findet in ihnen den Zeichner. Trotz aller Farbigkeit ist ein festes zeichnerisches Gerüst da. Meist zeichne ich meine Bilder mit schwarzem Pinsel auf die Pappe oder Leinwand, ehe ich an die Farbe gehe. Zugrunde liegt in der Regel eine kleine Bleistiftskizze, die ich unter dem Eindruck des Motivs gemacht habe.“ | Gabriele Münter
„Dass ich mitbestimmend war, hat wohl niemand gefunden … außer Kandinsky. Alle sahen doch in mir die malende Dame vom Dutzend. Ich war in vieler Augen doch nur eine unnötige Beigabe zu Kandinsky. Dass eine Frau ein ursprüngliches, echtes Talent haben und ein schöpferischer Mensch sein kann, wird gern vergessen.” | Gabriele Münter zum Almanach „Der Blaue Reiter“
„Gabriele Münter ist eine ungewöhnlich begabte Künstlerin. Ihre Begabung lässt sich als rein weiblich bezeichnen … Hier ist weder Schwärmerei noch die billige äußere Eleganz, weder weibliche Koketterie noch Prunken mit männlichen Allüren (keine kräftige Pinselführung, keine stark hingeworfenen Farbenhaufen). Die Bilder sind bescheiden gemalt, aus einem ehrlichen inneren Trieb entstanden. Diese Stilleben und Landschaftsbilder wollen nichts anderes sein und sind immer nur Ausdruck einer seelischen Stimmung. Die Ehrlichkeit zieht an und verrät zugleich die empfindsame Frauenseele.“ | Wassily Kandinsky
„Da ist ein selbständiger Künstler mit einem außerordentlich saftigen Malertemperament, geschlossen in der Form, voll von eigentümlicher Stimmung… Kurz gesagt: Hier ist etwas so Ungewöhnliches wie eine
Persönlichkeit kennenzulernen.“ | Ausstellungskritik im „Svenska Dagbladet“ 1916
„Nichts wäre so falsch, als Gabriele Münter um ihres Schicksals und ihrer großartigen Stiftung willen nur im Schatten Kandinskys zu sehen, in den sie sich niemals begeben hat.“ | Wolfgang Petzet, 1962 im Münchner Merkur
BIBLIOGRAFIE GABRIELE MÜNTER
Annegret Hoberg, Helmut Friedel (Hrsg.): Gabriele Münter 1877–1962. Retrospektive. Städtische Galerie im Lenbachhaus, München 1992, ISBN 3-7913-1216-2 , Ausstellungskatalog
Annegret Hoberg: Gabriele Münter. Prestel, München 2003, ISBN 3-7913-2953-7
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GABRIELE MÜNTER
KUNSTWERKE GABRIELE MÜNTER
Gabriele Munter | Luz d’Oliveira Belchior | Descrição: Pintora e fotógrafa, e uma das poucas figuras femininas ligadas ao desenvolvimento do expressionismo alemão. Estudante, colaboradora e namorada de Wassily Kandinsky , durante os anos que antecederam a Primeira Guerra Mundial. participou ativamente de vários movimentos de arte de Munique e Der Blaue Reiter (O Cavaleiro Azul) | 2014, 2:48 Min. | YouTube
VIDEO | FILM GABRIELE MÜNTER
Gabriele Münters letzte Jahre | Retterin des „Blauen Reiter“ | Zwischen Spessart und Karwendel | Bayrischer Rundfunk | Sie muss die Kunst sehr geliebt haben. 1957 schenkte Gabriele Münter ihre vor den Nazis versteckten Werke von Wassily Kandinsky und anderen Mitgliedern der Künstlergruppe „Blauer Reiter“ dem Münchner Lenbachhaus. Das Museum wurde dadurch weltberühmt. Münter selbst aber verbrachte ihre letzten Jahre verarmt in ihrem Haus in Murnau | Eine Spurensuche | Autorin: Sandra Wiest | 2017, 12:29 Min. | YouTube
BIOGRAFIE GABRIELE MÜNTER
1877 | Berlin | 1962 | Murnau
Gabriele Münters Vater wandert während des Freiheitskrieges 1848 nach Amerika aus und kehrt 1864, wegen der Unruhen der Sezessionskriege, mit der Familie nach Deutschland zurück. Dort kommt Gabriele Münter als jüngstes Kind nach drei Geschwistern zur Welt
1878 Die Familie siedelt nach Herford über
1884 Umzug der Familie nach Bad Oeynhausen und im gleichen Jahr nach Koblenz
1886 Tod des Vaters
1897 Münter wird auf Anraten ihres Bruders Carl von der Familie zum Zeichenstudium nach Düsseldorf geschickt, kehrt aber wegen Krankheit und Tod der Mutter nach Koblenz zurück
1898 – 1900 nach kurzer Wiederaufnahme des Studiums in Düsseldorf längere Besuche bei der amerikanischen Verwandtschaft, wo zahlreiche Zeichnungen entstehen
1899 schenken ihr die Verwandten in den USA eine Rollfilmkamera und sie beginnt, regelmäßig zu fotografieren
1901 Fortsetzung des Studiums in München | Da Frauen an der Akademie nicht zugelassen sind, belegt sie Kurse an der Damenakademie des Künstlerinnen-Vereins | Wechsel an das Schulatelier der Grafiker Heinrich Wolff und Ernst Neumann | Wechsel an die Kunstschule Phalanx
1902 Kurs in Freilichtmalerei bei Kandinsky in Kochel am See
1903 Malklasse im oberpfälzischen Kallmünz | Zwischen ihr und ihrem Lehrer entsteht ein Liebesverhältnis, das die beiden geheim halten, da Kandinsky mit seiner Kusine verheiratet ist, von der er sich erst 1911 scheiden lässt
Ab 1904 unternehmen Münter und Kandinsky ausgedehnte Reisen u. a. nach Tunesien, in die Niederlande, Italien und Frankreich
1906 In Rapallo entstehen, wie auf den Reisen zuvor, zahlreiche Spachtelstudien der Umgebung, aber auch größere Stillleben | Münter lernt in den Bildern der Fauves die Möglichkeit des Verzichts auf ein Kolorit kennen | Auch bei ihr verlieren die Farben ihre Abhängigkeit von den Gegenständen, sie reduziert die Formen radikal auf klare, leuchtende Farbflächen
Von 1906 bis 1907 leben Münter und Kandinsky ein Jahr lang in Paris | In Sèvres malt Münter zahlreiche Ölstudien im nachimpressionistischen Stil | 1907 stellt sie erstmals sechs solcher Bilder im „Salon des Indépendants“ aus | Im Herbst zeigt der „Salon d’automne“ in Paris einige ihrer Holz- und Linolschnitte
1908 Reise ins bayerische Umland und Entdeckung von Murnau am Staffelsee | Dort intensive gemeinsame Arbeitszeit mit den Malerkollegen Marianne von Werefkin und Alexej von Jawlensky
1909 Aus den Kontakten im Künstlerkreis um den Salon von Werefkin und Jawlensky in der Giselastraße in Schwabing entsteht die „Neue Künstlervereinigung München“ | Münter erwirbt auf Drängen Kandinskys das in Murnau für die Sommermonate gemietete Haus (auch „Russenhaus“ genannt), welches besonders im Sommer zu ihrem Refugium wird | Die erste Ausstellung der NKVM mit 128 Werken findet im Dezember 1909 in der „Modernen Galerie Thannhauser” in München statt | Mit 21 Arbeiten steuert Gabriele Münter die größte Werkgruppe bei | Das Publikum reagiert empört auf die ungewöhnlichen Bilder der Avantgarde und es ist die Anekdote überliefert, Thannhauser habe sich bei den Künstlern beschwert, er müsse jeden Abend die Bilder abtrocknen, die das Publikum angespuckt habe
1910 Bei Thannhauser findet die zweite Ausstellung der NKVM statt, diesmal mit erweiterter internationaler Beteiligung – vor allem von französischen Künstlern, wie Braque, Derain, van Dongen und Picasso | Münter zeigt sieben größere Gemälde
1911 Am Neujahrstag lernen Münter und Kandinsky Franz Marc kennen | Kandinsky legt wegen zunehmender Spannungen den Vorsitz der NKVM nieder | Münter lernt August Macke kennen und trifft sich häufiger mit ihm | Planung der Kunstzeitschrift „Almanach“ in engem Kontakt zu Marc | Im Oktober Redaktionssitzung mit Marcs und Mackes | Im November beteiligt sich Münter in der Gruppe der NVKM an der wichtigen IV. Ausstellung der „Neuen Berliner Secession“, Berlin – neben u.a. Nolde, Melzer, Kirchner Schmidt-Rottluff und Pechstein | Als die Jury der NKVM für die 3. Ausstellung Kandinskys große Komposition V aus formal Gründen zurückweist, treten er, Münter und Marc aus der Vereinigung aus und gründen mit Alfred Kubin die Gruppe des „Blauen Reiters“ | In Eile wird eine Gegenschau zur Winterschau der NKVM organisiert. Diese „Erste Ausstellung der Redaktion der Blaue Reiter“ umfasst 43 Werke von Bloch, den Brüdern Burljuk, Campendonk, Delauny, Epstein, Kahler, Kandinsky, Macke, Marc, Münter, Niestlé und Arnold Schönberg
1912 Galerie Hans Goltz, München: „Zweite Ausstellung der Redaktion Der Blaue Reiter. Schwarz-Weiß“, mit Paul Klee, Alfred Kubin, aber auch Mitgliedern der „Brücke“, wie Erich Heckel, Ernst Ludwig Kirchner, Max Pechstein und Emil Nolde | Münter schickt die beiden großen Bilder „Nach Tisch“ und „Kahnfahrt“ auf den „Salon des Artistes Indépendants“ in Paris
1913 Bisher größte Einzelausstellung Gabriele Münters in der „Sturm“-Galerie von Herwarth Walden, Berlin, mit 84 Gemälden von 1904 – 1913 | Auch am „Ersten Deutschen Herbstsalon“ in Waldens Galerie, einer wichtigen Ausstellung internationaler Avantgarde, nimmt Münter mit 6 größeren Gemälden teil
1914 Kandinsky flieht nach Kriegsausbruch nach Moskau
1915 Münter zieht nach Stockholm, um im neutralen Ausland auf Kandinsky und die versprochene Eheschließung zu warten | Teilnahme an einer Sammelausstellung bei „Gummesons Konsthandel“ mit Lilly Lindström, Artur Bianchini und Thyra Kleen | Außerdem 35. „Sturm“-Ausstellung, Berlin: Umfangreiche Retrospektive „Gabriele Münter“ mit 53 Werken | Kandinsky trifft im Dezember in Stockholm ein
1916 Im Februar Einzelausstellung Kandinskys in „Gummesons Konsthandel“ | Im März dort Münters Separatausstellung | Kandinsky widmet ihr eine Katalogbroschüre, in der er die von ihm besonders geschätzten Eigenarten ihrer Malerei herausstreicht | Nach seiner Abreise im März sieht Münter ihn nie wieder | Bis Oktober schreibt sie 45 Briefe an Kandinsky | Sie fertigt Porträts zum Gelderwerb
1917 Liljevachs Konsthall Stockholm große Ausstellung des „Vereins schwedischer Künstlerinnen“ und „der Vereinigung Bildender Künstlerinnen Österreichs“, wo Münter 31 Bilder, meist größere Werke aus der skandinavischen Periode zeigt
1918 „Den Frie Udstilling“, Kopenhagen: Mit 100 Gemälden, 20 Hinterglasbildern und Druckgrafiken bisher größte Einzelausstellung Gabriele Münters
1919 Münters Bemühungen um Porträtaufträge und andere Einnahmequellen scheitern | Große Einsamkeit | Die finanzielle Lage wird immer verzweifelter
1920 Rückkehr nach Murnau, wo sie teilweise in großer Zurückgezogenheit lebt und einen künstlerischen Stillstand empfindet | Münter erfährt, dass Kandinsky noch lebt, mit einer jungen Russin verheiratet ist und mit ihr einen Sohn hat
1922 Seit Ende 1920 hat Münter über einen Unterhändler Kontakt zu Kandinsky, der seine in München eingelagerten Bilder zurückbekommen möchte | Seit Februar lässt sie sich durch einen Anwalt vertreten und hofft auf eine persönliche Aussprache mit Kandinsky, die jedoch nie stattfindet.
1925 „Kölnischer Kunstverein“: Umfangreiche Ausstellung von 65 Gemälden und Zeichnungen Münters unter dem Titel „Gabriele Münter-Kandinsky“
1926 – 1928 Im Kreis der Avantgarde-Künstlerinnen und Schriftstellerinnen in Berlin lebt Münter wieder etwas auf | Es entstehen in großer Zahl ihre berühmten Bleistiftzeichnungen, zumeist von weiblichen Modellen, die mit ihren unnachahmlich knappen großzügigen Linien das Wesentliche der Person festhalten
1927 Berliner Ausstellung „Die schaffende Frau in der bildenden Kunst“, die einen Überblick über das Werk von u.a. Käthe Kollwitz, Elli Heimann und Charlotte Behrend-Corinth gibt | Münter ist dort mit fünf neueren Gemälden vertreten, nur ihr Bild „Mann im Sessel“ stammt noch aus der Vorkriegszeit | Besuch bei Marianne von Werefkin in Ascona, jedoch kommt es mit dem dortigen Künstlerkreis wegen ihrer Verbitterung über Kandinsky schnell zu persönlichen Differenzen | Erste Begegnung mit dem Kunsthistoriker und Philosophen Dr. Johannes Eichner in Berlin
1929 Eichner besucht Münter für einige Wochen in Murnau | Sie fahren gemeinsam nach München, um Museen und die im gleichen Jahr eröffnete Städtische Galerie im Lenbachhaus zu besuchen
1930 Münter entschließt sich zu einer festen Partnerschaft mit Eichner | Seine altmeisterliche Kunstauffassung entspricht nicht ihrer und seine Versuche, ihren Malstil zu beeinflussen, führen immer wieder zu Spannungen
1933 Erste große Einzelausstellung seit 1926 im Paula Modersohn-Becker-Haus in Bremen unter dem Titel „Gabriele Münter. 1908 – 1933“ | Sie umfasst 50 Gemälde | Münter wird nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten, um sich ihre Verkaufs- und Ausstellungsmöglichkeiten zu erhalten, Mitglied in der „Reichskammer der bildenden Künste“ | Sie bemüht sich, auf Vorschlag Eichners, um Anpassung an das Stildiktat und malt gefällige Stillleben und Blumenbilder
1936 Das Murnauer Haus geht in Eichners Eigentum über
1937 Das Heimatmuseum in Herford veranstaltet zum 60. Geburtstag eine große Ausstellung mit 56 Bildern | Auch im Münchner Kunstverein wird eine Auswahl ihrer Werke gezeigt | Die Besucherzahlen sind gering, die Lage ist angespannt | Am letzten Tag kommt es zu einem Auftritt des Staatsministers Wagner, der sich über die Präsentation solcher Kunst empört | Münter begleitet ihre Separatausstellung nach Stuttgart in die Galerie Valentien, wo das kulturelle Klima noch liberaler ist | 35 Werke werden neben Werken von Macke und Schlemmer gezeigt | Die Presseresonanz ist positiv | Für zwölf Jahre wird dies die letzte größere Ausstellung Münters sein | Ihr Bilder-Angebot für die regimetreue „Große Deutsche Kunstausstellung“ wird zurückgewiesen | In der Ausstellung „Entartete Kunst“ ist ihr Werk nicht vertreten, da dort nur Arbeiten aus Museumsbesitz gezeigt werden | Eichners Bemühungen um Aufträge oder Ausstellungsbeteiligungen scheitern
1940 – 1946 Münter und Eichner leben zurückgezogen | Sie malt hauptsächlich Blumenstillleben, die sie hin und wieder verkauft oder gegen Waren eintauscht | Kandinsky stirbt 1944 | Nach dem Einzug der amerikanischen Truppen wird das Haus 1945 mehrmals durchsucht | Doch die im Keller versteckten Bilder Kandinskys und aus dem Kreis des Blauen Reiters werden nicht entdeckt
1947 – 1948 Neben Eichner schreiben auch Paul Ferdinand Schmidt und Fritz Nemitz über Gabriele Münter und leiten so ihre Wiederentdeckung ein
1949 Die große „Blaue Reiter“-Ausstellung im „Haus der Kunst“ in München stellt eines der bedeutendsten Ausstellungsereignisse der Nachkriegszeit dar | Mit ihr wird die Kunst von Kandinsky, Marc, Klee, Münter, Macke, Kubin und anderen nach jahrelanger Verfemung und Vergessenheit rehabilitiert und als Kunst der „Klassischen Moderne“ ins allgemeine Bewusstsein aufgenommen
1950 Eichner erreicht eine große Retrospektive ihres Werkes mit dem Titel „Gabriele Münter. Werke aus fünf Jahrzehnten“ mit 22 Stationen in Deutschland | Münters Rolle als Vorreiterin der Moderne wird erkannt, was der 73jährigen einen letzten Schaffensaufschwung verschafft | Sie beteiligt sich an der ersten großen Ausstellung des „Deutschen Künstlerbundes“ in Berlin und vertritt mit Carl Hofer, Karl Schmitt-Rottluff die ältere Generation | Auf der 25. Biennale in Venedig werden drei Gemälde Münters ausgestellt
1951 Die Ausstellung „Gabriele Münter. Werke aus fünf Jahrzehnten“ wird in Hannover in Kombination mit „Paula Modersohn-Becker“ als Doppelausstellung gezeigt und erstmals durch einen umfangreichen Katalog dokumentiert | Münter pflegt Eichner nach einem Unfall für mehrere Wochen und stürzt dann selbst | Seither ist sie in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt | Sie produziert viele der von ihren Sammlern geschätzten Blumenstillleben in Öl auf Papier
1954 Stangl zeigt in seiner Münchner Galerie die aufsehenerregende Ausstellung „Kandinsky. Marc. Münter. Unbekannte Werke“
1955 Münter ist auf der I. documenta in Kassel vertreten, die einen Überblick der Kunst von 1905 bis 1955 gibt
1956 Münter erhält den „Kunstpreis der Stadt München für Malerei“
1957 Anlässlich ihres 80. Geburtstages schenkt Münter den von ihr verwahrten Nachlass von Wassily
Kandinsky – 90 Ölbilder, mehr als 330 Aquarelle, Temperablätter und Zeichnungen, 29
Skizzenbücher, 24 Hinterglasbilder und fast sein vollständiges druckgraphisches Werk – der
Städtischen Galerie im Lenbachhaus in München | Dazu gibt sie 25 eigene Gemälde, zahlreiche
Zeichnungen und druckgraphische Arbeiten sowie Werke der Künstlerfreunde Marc, Klee
und Kubin | Die Städtische Galerie im Lenbachhaus wird so zu einem Zentrum für die Kunst des „Blauen Reiters“ | Kurz vor Münters 80. Geburtstag wird im Lenbachhaus die Doppelausstellung „Kandinsky und Gabriele Münter. Werke aus fünf Jahrzehnten“ ausgerichtet. Es werden 177 bisher unbekannte Arbeiten Kandinskys und 61 von Münter präsentiert | An ihrem Geburtstag erhält Münter die „Goldene Ehrenmünze“ der Stadt München sowie das Große Bundesverdienstkreuz | Im gleichen Jahr erscheint Eichners Buch ”Kandinsky und Gabriele Münter. Von Ursprüngen moderner Kunst”
1958 – 1961 Eichner stirbt 1958 überraschend an einem Hirnschlag | Münter lebt in Murnau nun noch zurückgezogener | Durch Vermittlung von Konrad Roethel werden amerikanische Kunsthändler auf Münter aufmerksam, die sie mehrfach in Murnau besuchen | 1960 wird eine von Roethel zusammengestellte Ausstellung mit 70 Gemälden Münters von 1906 bis 1959 im Kunstamt Charlottenburg in Berlin gezeigt | Im Sommer 1960 ist bei Dalzell Hatfield in Los Angeles die erste Münter-Ausstellung in den USA zu sehen | 1961 zeigen die Leonard Hutton Galleries erstmal eine Auswahl mit Werken Münters von 1908 bis 1917
1962 Am 19. Mai stirbt die Künstlerin, 85-jährig, in ihrem Haus in Murnau | Nach ihrem Willen wird 1966 die „Gabriele Münter- und Hans Eichner-Stiftung“ mit Sitz in der Städtischen Galerie München ins Leben gerufen | In diese Stiftung geht nicht nur Münters künstlerischer Nachlass, sondern auch der gesamte erhaltene schriftliche Nachlass von ihr und Kandinsky ein
AUSBILDUNG GABRIELE MÜNTER
1897 Privatunterricht beim Genre- und Porträtmaler Ernst Bosch und für kurze Zeit Besuch der Damenkunstschule von Willy Spatz in Düsseldorf
1901 Fortsetzung des Studiums an der Damenakademie des Künstlerinnen-Vereins in München, zunächst in der Anfängerklasse von Maximilian Dasio und der Aktklasse von Angelo Jank | Mit dem Unterricht an der Damenakademie unzufrieden, wechselt sie an das Schulatelier der Grafiker Heinrich Wolff und Ernst Neumann und widmet sich der Drucktechnik des Holzschnitts | Im Winter 1901 Besuch einer Ausstellung der Künstlergruppe „Phalanx“ und nach Begeisterung für die Werke des Bildhauers Wilhelm Hüsgens der Entschluss, auch die Bildhauerei zu erlernen | Sie wechselt an Hüsgens und Waldemar Heckers kleine, fortschrittliche Kunstschule „Phalanx“, die zu der von Wassily Kandinsky gegründeten Künstlervereinigung gleichen Namens gehört | Münter schreibt sich in die Bildhauerklasse ein, beginnt, Frauenakte anzufertigen und Aktzeichenunterricht bei Kandinsky zu nehmen | Er gibt auch den Malkurs, bei dem sie sich erstmals mit der Technik der Malerei und dem Einsatz von Farbe beschäftigt
1902 Kurs in Freilichtmalerei bei Kandinsky in Kochel am See
1903 Malklasse im oberpfälzischen Kallmünz | Münter malt meist kleinformatige Landschaftsbilder im spätimpressionistischen Stil, bei denen sie die Farbe pastos aufträgt | Von Kandinsky lernte sie die Spachteltechnik mit gestückeltem Farbauftrag
1906 Münter mietet für einen Monat alleine ein Zimmer in der Rue Madame, wo sie an der Académie Grande Chaumière bei Théophile Steinlen einen Zeichenkurs besucht
1908 vorübergehender Besuch einer Schule zum Kopfzeichnen in Berlin
Murnau Unterricht in Hinterglasmalerei beim Glasmaler Ludwig Rambold
AUSZEICHNUNGEN GABRIELE MÜNTER
1956 „Kunstpreis der Stadt München für Malerei“
1957 „Goldene Ehrenmünze“ der Stadt München
1957 Großes Bundesverdienstkreuz
Namensgeberin für den „Gabriele Münter Preis“ für Künstlerinnen im Bereich Bildender Kunst des Frauenmuseums Bonn
1994 300-Pfennig-Briefmarke der Deutschen Bundespost im Rahmen der Serie „Deutsche Malerei des 20. Jahrhunderts“ – Motiv: A. von Jawlensky und M. von Werefkin auf einer Wiese bei Murnau
SAMMLUNGEN AUSWAHL GABRIELE MÜNTER
National:
Kunstmuseum Walter | Augsburg
Osthaus Museum Hagen
Schlossmuseum Murnau | Murnau am Staffelsee
Sprengel Museum | Hannover
Städtische Galerie im Lenbachhaus | München
Von der Heydt-Museum | Wuppertal
Museum Gunzenhauser | Chemnitz
International:
Art Institute of Chicago | Chicago, USA
Museum of Modern Art | MoMA | New York | USA
Museo Thyssen-Bornemisza | Madrid | Spanien
Cleveland Museum of Art | Cleveland | USA
National Gallery of Art | Washington D.C. | USA
Guggenheim Museum New York | New York | USA
San Diego Museum of Art | San Diego | USA
The Princeton University Art Museum | Princeton | New Jersey | USA
Milwaukee Art Museum | Wisconsin | USA
EINZELAUSSTELLUNGEN AUSWAHL GABRIELE MÜNTER
1913 „Sturm“-Galerie von Herwarth Walden, Berlin: XI. „Sturm“-Ausstellung. 84 Gemälde von 1904 – 1913
1915 35. „Sturm“-Ausstellung, Berlin: Umfangreiche Retrospektive „Gabriele Münter“ mit 53 Werken
1918 „Den Frie Udstilling“, Kopenhagen: Mit 100 Gemälden, 20 Hinterglasbildern und Druckgrafiken bisher größte Einzelausstellung Gabriele Münters.
1925 „Kölnischer Kunstverein“: Umfangreiche Ausstellung von 65 Gemälden und Zeichnungen Münters unter dem Titel „Gabriele Münter-Kandinsky“
1933 Paula Modersohn-Becker-Haus, Bremen: Große Einzelausstellung (50 Gemälde) mit dem Titel „Gabriele Münter. 1908 – 1933“
1937 Heimatmuseum in Herford: Große Ausstellung zum 60. Geburtstag mit 56 Bildern
1950 Große Retrospektive mit dem Titel „Gabriele Münter. Werke aus fünf Jahrzehnten“ mit 22 Stationen in Deutschland
1951 Bremer Kunsthalle: „Gabriele Münter. Werke aus fünf Jahrzehnten“
1960 Kunstamt Cahrlottenburg, Berlin: Ausstellung mit 70 Gemälden Münters von 1906 bis 1959
1960 Dalzell Hatfield, Los Angeles: Erste Münter-Ausstellung in den USA
1961 Leonard Hutton Galleries: Auswahl mit Werken Münters von 1908 bis 1917
GRUPPENAUSSTELLUNGEN AUSWAHL GABRIELE MÜNTER
1907 erstmals sechs Bilder im „Salon des Indépendants“ und einige ihrer Holz- und Linolschnitte im „Salon d’automne“ in Paris
1908 „Salon Lenoble“ Köln: 64 impressionistische Gemälde. Gleichzeitig sind dort Bilder von Karl Hofer, Graphiken von Klingner, Greiner und Liebermann zu sehen
1909 Galerie Thannhauser München: 1. Ausstellung der „Neuen Künstlervereinigung München“, 10 Gemälde und 11 Druckgrafiken
1910 Galerie Thannhauser: 2. Ausstellung der NKVM, Münter zeigt sieben größere Gemälde
1911 Berlin: IV. Ausstellung der „Neuen Berliner Sezession“
1911 Galerie Thannhauser: „Erste Ausstellung der Redaktion der Blaue Reiter“
1912 Galerie Hans Goltz, München: „Zweite Ausstellung der Redaktion Der Blaue Reiter. Schwarz-Weiß“
1912 „Salon des Artistes Indépendants“, Paris
1913 „Sturm“-Galerie, Berlin: „Erster Deutscher Herbstsalon“, 6 größere Gemälde
1915 „Gummesons Konsthandel“: Sammelausstellung mit Lilly Lindström, Artur Bianchini und Thyra Kleen
1917 Liljevachs Konsthall, Stockholm: Große Ausstellung des „Vereins schwedischer Künstlerinnen“ und „der Vereinigung Bildender Künstlerinnen Österreichs“, wo Münter 31 Bilder, meist größere Werke aus der skandinavischen Periode zeigt
1927 Berliner Ausstellung „Die schaffende Frau in der bildenden Kunst“: Münter mit 5 neueren Gemälden neben u.a. Käthe Kollwitz, Elli Heimann und Charlotte Behrend-Corinth
1937 Galerie Valentien, Stuttgart: 35 Gemälde neben Werken von Macke und Schlemmer
1949 „Haus der Kunst“, München: Die große „Blaue Reiter“-Ausstellung
1951 Kestner-Gesellschaft Hannover: „Gabriele Münter. Werke aus fünf Jahrzehnten“ in Kombination mit „Paula Modersohn-Becker“ als Doppelausstellung
1950 25. Biennale in Venedig: 3 Gemälde Münters
1954 Stangl, München: „Kandinsky. Marc. Münter. Unbekannte Werke“
1955 I. documenta in Kassel
1957 Lenbachhaus, München: Doppelausstellung „Kandinsky und Gabriele Münter. Werke aus fünf Jahrzehnten“
WERKBESCHREIBUNG GABRIELE MÜNTER
Kallmünz 1903 – Paris 1907
Zunächst ausschließlich Zeichnung | Begabung, Gegenstände in großzügigen Umrissen zu erfassen | Erste Versuche in der Ölmalerei in Kandinskys Malklasse der Phalanx-Schule 1901/1902 | Erlernt Spachteltechnik, in der beide in den nächsten Jahren in spätimpressionistischer Weise arbeiten | Erste Studien dieser Art in Kallmünz 1903 | pastoser, klein gestückelter Farbauftrag | gedämpft naturalistische Palette | Nach Kallmünzer Zeichnungen auch erste Serie von Farbholzschnitten | Auch während der Reisejahre 1904 bis 1908 behält Münter die Spachteltechnik im Wesentlichen bei | Kultivierung der Farbauswahl | oft flimmernder Farbauftrag | Kölner Zeitung bezeichnet sie 1908 noch als „reine Impressionistin echt pariserischen Stils“
Murnau 1908 – 1909
Durchbruch zu neuer Sehweise und persönlichen Ausdrucksmitteln | Fühlen des Inhalts | Abstraktion | produktivste Schaffensjahre | Fülle von Ölstudien von Ort und Umgebung mit flüssigem, befreitem Pinselstrich | Unabhängigkeit der reinen Farbe vom Naturvorbild | Vernachlässigung oder Aufgabe der Perspektive zugunsten der Fläche | Wegweisung durch die Volkskunst – unbekümmerte Formvereinfachung in der bäuerlichen Hinterglasmalerei mit leuchtenden Farben und schwarzen Umrissen | Münter entwickelt Technik der schwarzen Konturen kombiniert mit den Erkenntnissen des „Cloisonnismus“ (Gauguin) für ihre Flächenmalerei weiter
Murnau und München 1910 – 1911
Große Festigkeit und Geschlossenheit der Komposition | glatte Farbflächendurch knappe schwarze Konturen zu konzentrierten Bildgefügen verspannt | Werke von starker formaler Kraft und lapidarer Eindringlichkeit | Abstraktion vom Naturvorbild, ohne die gegenständlichen Themen zu verlassen | zunehmende Formverschmelzung, die in großen Stillleben wie „Dunkles Stillleben“ und „Stillleben mit Heiligem Georg“ 1911 einen Höhepunkt erreicht | In einigen Landschaftsbildern deutlicher Stilwandel gegenüber der farbstarken Flächenmalerei der vorangehenden Zeit | gedämpfte Grauwerte und auffallende Kargheit der malerischen Mittel | neuer Einsatz der linearen Kontur | Verwandlung des Naturvorbilds zu expressiver Zeichenhaftigkeit
München und Murnau 1912 – 1914
Deutlicher Rückgang der malerischen Produktion | große Diversifikation der stilistischen Mittel | In Stillleben lösen neue, weltliche Gegenstände, wie „Schwarze Maske mit Rosa“ und „Stillleben mit Königin“, die mystisch- verklärten religiösen Ensembles ab | künstliche, süße Farbigkeit | neue stilistische Einflüsse , besonders französischer Kunst | unruhig vibrierender – fast wieder impressionistischer – Pinselstrich | 1914 vermehrt abstrakte Studien in hellen Braun- und Bunttönen, häufig aus Stilllebenmotiven entwickelt
Skandinavische Periode 1915 – 1920
Deutlicher stilistischer Wandel gegenüber der Periode des „Blauen Reiters“ | Abstrakte Studien und „impressionistisch“ empfundene Motive der Stockholmer Landschaft | Einfluss schwedischer Matisse-Schüler mit fauvistischen Gestaltungsprinzipien bald unverkennbar | 1916 große figürliche Interieurs oder Straßenszenen, z.B. „Musik“, „Im Uhrmacherladen“, „Brunnen in Stockholm“ | Anklänge an dekorativen Expressionismus von Matisse – insbesondere an seine rhythmische Linienführung | In Stillleben häufig autobiografische Versatzstücke (Uhren, Tagebücher, eigene Bilder) | auffallend blasse Farbigkeit – wie auch bei Kandinskys 1916 in Schweden entstandenen Gemälden | auch Stil der Radierungen von 1916 ist mit Kandinskys feinlinigen „Bagatellen“ verwandt | 1917 nochmals großer Zyklus sinnbildhafter Porträts | mit Wechsel nach Kopenhagen (Winter 1917) lässt Produktion deutlich nach | überwiegend weibliche Porträts erreichen nicht mehr die Qualität der schwedischen Bildnisse | 1919 Bornholm Ansichten der Ruine Hammershus, der Wälder oder Klippen
Dreißiger Jahre – neu auflebende Malkultur
Rückbesinnung auf eigene expressionistische Tradition | Neuimpulse durch Paris-Aufenthalt 1929/1930 und Reise nach Südfrankreich | Führung von Arbeitsheften nach dem Vorbild von Paul Klee | nach Rückkehr in Murnau 1931 Periode großer Produktivität | häufig umschließen flüssige Konturen leuchtende Farbflächen | Farbauftrag und Komposition homogener als in der Frühzeit | Blumenstillleben besonderer Zweig ihres Oeuvres | Mitte der dreißiger Jahre – auf Anraten Hans Eichners – zunehmend traditionellere, „volkstümliche“ Malweise | In Kalendertagebüchern häufig Hinweise auf die Beteiligung Eichners an ihren Arbeiten
Vierziger und fünfziger Jahre
Während der Kriegsjahre deutlicher Produktionsrückgang | neben Porträts im volkstümlich-realistischen Stil, meist zu Verkaufszwecken gemalt, überwiegend Blumenstillleben | Münter kopiert eigene Bilder aus der Zeit des „Blauen Reiters“ | In den fünfziger Jahren führt sie ihre Blumenstillleben zu einer letzten Reife | bei Sammlern zunehmend geschätzt | häufig mit Spielzeugfiguren kombiniert | Blumenbilder Münters bis ins hohe Alter von unverwüstlicher Lebendigkeit | Abstrakte „Improvisationen“ neue Gruppe im Spätwerk Münters | Ableitungen geometrischer Formen werden in verschiedenen Farben kombiniert
STICHWORTE GABRIELE MÜNTER
Spätimpressionismus | Expressionismus | Abstraktion | Spontane Malerei | Farbenpracht | Intensität des Blicks | Fähigkeit zur Vereinfachung des real Gesehenen | Landschaftsmalerei | Umrisslinien und flächenhafte Farbe | Neue Künstlervereinigung München (N.K.V.M.) | Der Blaue Reiter | Wassily Kandinsky | Murnau | Hinterglasbilder | Russenhaus | Stockholm | Skandinavische Periode | Johannes Eichner | Lenbachhaus | Gabriele Münter- und Johannes Eichner-Stiftung
ZITATE GABRIELE MÜNTER
„Alles ist Beichte, jede Äußerung ist Bekenntnis.“ | Gabriele Münter
„Alle meine Bilder stellen Momente meines Lebens dar.“ | Gabriele Münter
„Du bist hoffnungslos als Schüler – man kann dir nichts beibringen. Du kannst nur machen, was in dir gewachsen ist. Du hast alles von Natur. Was ich für dich tun kann, ist, dein Talent zu hüten und zu pflegen, dass nichts Falsches dazukommt.“ | Wassily Kandinsky über Gabriele Münter
„Das war dann ein neues künstlerisches Erlebnis, wie Kandinsky ganz anders als die anderen Lehrer eingehend gründlich erklärte und mich ansah wie einen bewusst strebenden Menschen, der sich Aufgaben und Ziele stellen kann. Das war mir neu und machte Eindruck.“ | Gabriele Münter
„1908 fand ich hier am Staffelsee in kurzer Spätsommerzeit bei höchstem Arbeitsschwung zu der mir gemäßen Weise von Malerei. Von nun an bemühte ich mich nicht mehr um nachrechenbare, ‘richtige’ Form der Dinge, und doch habe ich nie die Natur überwunden, zerschlagen oder gar verhöhnen wollen. Ich stellte die Welt dar, wie sie mir wesentlich schien, wie sie mich packte.“ | Gabriele Münter
„Es liegt eine besondere Kühnheit und ein ungewöhnlicher Strebensernst in diesen ohne jede Rücksicht auf die Durchschnittsanschauung geschaffenen Bildern.“ | Kritik 1908 anlässlich der Gabriele Münter-Sonderschau in der Kölner Galerie Lenoble
„Es ist erstaunlich, wie schnell Mlle. Münter sich einen wahrhaft beneidenswerten Platz erobert hat. Sie entfaltet … – unverwechselbar in ihrer Art, die Dinge zu sehen – eine weibliche Sensibilität, vermischt mit einer eigenwilligen Herbheit.“ | 1908 Fachpresse Paris
„Als wir die Vereinigung gründeten, sträubte ich mich aus Bescheidenheit, als Mitgründer zu unterschreiben u. doch waren Erbslöh und Kanoldt nicht älter in der Kunst als ich – sie schienen mir aber viel fertiger
u. waren selbstbewusster. K. zwang mich, zu unterschreiben. Ich hielt mich auch für viel zu
wenig, eine Künstlervereinigung zu gründen, zusammen mit bedeutenden Malern – Diese Haltung
schien für mich typisch zu sein. Ich komme mir leicht ‘wenig’ vor – und die anderen scheinen mir immer mehr.” | Gabriele Münter
„Ich habe an vielen Selbstbildnissen zur Genüge erfahren, dass ich
ein scheußliches Modell bin“ | Gabriele Münter
„Wer aufmerksam meine Gemälde betrachtet, findet in ihnen den Zeichner. Trotz aller Farbigkeit ist ein festes zeichnerisches Gerüst da. Meist zeichne ich meine Bilder mit schwarzem Pinsel auf die Pappe oder Leinwand, ehe ich an die Farbe gehe. Zugrunde liegt in der Regel eine kleine Bleistiftskizze, die ich unter dem Eindruck des Motivs gemacht habe.“ | Gabriele Münter
„Dass ich mitbestimmend war, hat wohl niemand gefunden … außer Kandinsky. Alle sahen doch in mir die malende Dame vom Dutzend. Ich war in vieler Augen doch nur eine unnötige Beigabe zu Kandinsky. Dass eine Frau ein ursprüngliches, echtes Talent haben und ein schöpferischer Mensch sein kann, wird gern vergessen.” | Gabriele Münter zum Almanach „Der Blaue Reiter“
„Gabriele Münter ist eine ungewöhnlich begabte Künstlerin. Ihre Begabung lässt sich als rein weiblich bezeichnen … Hier ist weder Schwärmerei noch die billige äußere Eleganz, weder weibliche Koketterie noch Prunken mit männlichen Allüren (keine kräftige Pinselführung, keine stark hingeworfenen Farbenhaufen). Die Bilder sind bescheiden gemalt, aus einem ehrlichen inneren Trieb entstanden. Diese Stilleben und Landschaftsbilder wollen nichts anderes sein und sind immer nur Ausdruck einer seelischen Stimmung. Die Ehrlichkeit zieht an und verrät zugleich die empfindsame Frauenseele.“ | Wassily Kandinsky
„Da ist ein selbständiger Künstler mit einem außerordentlich saftigen Malertemperament, geschlossen in der Form, voll von eigentümlicher Stimmung… Kurz gesagt: Hier ist etwas so Ungewöhnliches wie eine
Persönlichkeit kennenzulernen.“ | Ausstellungskritik im „Svenska Dagbladet“ 1916
„Nichts wäre so falsch, als Gabriele Münter um ihres Schicksals und ihrer großartigen Stiftung willen nur im Schatten Kandinskys zu sehen, in den sie sich niemals begeben hat.“ | Wolfgang Petzet, 1962 im Münchner Merkur
BIBLIOGRAFIE GABRIELE MÜNTER
Annegret Hoberg, Helmut Friedel (Hrsg.): Gabriele Münter 1877–1962. Retrospektive. Städtische Galerie im Lenbachhaus, München 1992, ISBN 3-7913-1216-2 , Ausstellungskatalog
Annegret Hoberg: Gabriele Münter. Prestel, München 2003, ISBN 3-7913-2953-7
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GABRIELE MÜNTER
KUNSTWERKE GABRIELE MÜNTER
Gabriele Munter | Luz d’Oliveira Belchior | Descrição: Pintora e fotógrafa, e uma das poucas figuras femininas ligadas ao desenvolvimento do expressionismo alemão. Estudante, colaboradora e namorada de Wassily Kandinsky , durante os anos que antecederam a Primeira Guerra Mundial. participou ativamente de vários movimentos de arte de Munique e Der Blaue Reiter (O Cavaleiro Azul) | 2014, 2:48 Min. | YouTube
VIDEO | FILM GABRIELE MÜNTER
Gabriele Münters letzte Jahre | Retterin des „Blauen Reiter“ | Zwischen Spessart und Karwendel | Bayrischer Rundfunk | Sie muss die Kunst sehr geliebt haben. 1957 schenkte Gabriele Münter ihre vor den Nazis versteckten Werke von Wassily Kandinsky und anderen Mitgliedern der Künstlergruppe „Blauer Reiter“ dem Münchner Lenbachhaus. Das Museum wurde dadurch weltberühmt. Münter selbst aber verbrachte ihre letzten Jahre verarmt in ihrem Haus in Murnau | Eine Spurensuche | Autorin: Sandra Wiest | 2017, 12:29 Min. | YouTube
BIOGRAFIE GABRIELE MÜNTER
1877 | Berlin | 1962 | Murnau
Gabriele Münters Vater wandert während des Freiheitskrieges 1848 nach Amerika aus und kehrt 1864, wegen der Unruhen der Sezessionskriege, mit der Familie nach Deutschland zurück. Dort kommt Gabriele Münter als jüngstes Kind nach drei Geschwistern zur Welt
1878 Die Familie siedelt nach Herford über
1884 Umzug der Familie nach Bad Oeynhausen und im gleichen Jahr nach Koblenz
1886 Tod des Vaters
1897 Münter wird auf Anraten ihres Bruders Carl von der Familie zum Zeichenstudium nach Düsseldorf geschickt, kehrt aber wegen Krankheit und Tod der Mutter nach Koblenz zurück
1898 – 1900 nach kurzer Wiederaufnahme des Studiums in Düsseldorf längere Besuche bei der amerikanischen Verwandtschaft, wo zahlreiche Zeichnungen entstehen
1899 schenken ihr die Verwandten in den USA eine Rollfilmkamera und sie beginnt, regelmäßig zu fotografieren
1901 Fortsetzung des Studiums in München | Da Frauen an der Akademie nicht zugelassen sind, belegt sie Kurse an der Damenakademie des Künstlerinnen-Vereins | Wechsel an das Schulatelier der Grafiker Heinrich Wolff und Ernst Neumann | Wechsel an die Kunstschule Phalanx
1902 Kurs in Freilichtmalerei bei Kandinsky in Kochel am See
1903 Malklasse im oberpfälzischen Kallmünz | Zwischen ihr und ihrem Lehrer entsteht ein Liebesverhältnis, das die beiden geheim halten, da Kandinsky mit seiner Kusine verheiratet ist, von der er sich erst 1911 scheiden lässt
Ab 1904 unternehmen Münter und Kandinsky ausgedehnte Reisen u. a. nach Tunesien, in die Niederlande, Italien und Frankreich
1906 In Rapallo entstehen, wie auf den Reisen zuvor, zahlreiche Spachtelstudien der Umgebung, aber auch größere Stillleben | Münter lernt in den Bildern der Fauves die Möglichkeit des Verzichts auf ein Kolorit kennen | Auch bei ihr verlieren die Farben ihre Abhängigkeit von den Gegenständen, sie reduziert die Formen radikal auf klare, leuchtende Farbflächen
Von 1906 bis 1907 leben Münter und Kandinsky ein Jahr lang in Paris | In Sèvres malt Münter zahlreiche Ölstudien im nachimpressionistischen Stil | 1907 stellt sie erstmals sechs solcher Bilder im „Salon des Indépendants“ aus | Im Herbst zeigt der „Salon d’automne“ in Paris einige ihrer Holz- und Linolschnitte
1908 Reise ins bayerische Umland und Entdeckung von Murnau am Staffelsee | Dort intensive gemeinsame Arbeitszeit mit den Malerkollegen Marianne von Werefkin und Alexej von Jawlensky
1909 Aus den Kontakten im Künstlerkreis um den Salon von Werefkin und Jawlensky in der Giselastraße in Schwabing entsteht die „Neue Künstlervereinigung München“ | Münter erwirbt auf Drängen Kandinskys das in Murnau für die Sommermonate gemietete Haus (auch „Russenhaus“ genannt), welches besonders im Sommer zu ihrem Refugium wird | Die erste Ausstellung der NKVM mit 128 Werken findet im Dezember 1909 in der „Modernen Galerie Thannhauser” in München statt | Mit 21 Arbeiten steuert Gabriele Münter die größte Werkgruppe bei | Das Publikum reagiert empört auf die ungewöhnlichen Bilder der Avantgarde und es ist die Anekdote überliefert, Thannhauser habe sich bei den Künstlern beschwert, er müsse jeden Abend die Bilder abtrocknen, die das Publikum angespuckt habe
1910 Bei Thannhauser findet die zweite Ausstellung der NKVM statt, diesmal mit erweiterter internationaler Beteiligung – vor allem von französischen Künstlern, wie Braque, Derain, van Dongen und Picasso | Münter zeigt sieben größere Gemälde
1911 Am Neujahrstag lernen Münter und Kandinsky Franz Marc kennen | Kandinsky legt wegen zunehmender Spannungen den Vorsitz der NKVM nieder | Münter lernt August Macke kennen und trifft sich häufiger mit ihm | Planung der Kunstzeitschrift „Almanach“ in engem Kontakt zu Marc | Im Oktober Redaktionssitzung mit Marcs und Mackes | Im November beteiligt sich Münter in der Gruppe der NVKM an der wichtigen IV. Ausstellung der „Neuen Berliner Secession“, Berlin – neben u.a. Nolde, Melzer, Kirchner Schmidt-Rottluff und Pechstein | Als die Jury der NKVM für die 3. Ausstellung Kandinskys große Komposition V aus formal Gründen zurückweist, treten er, Münter und Marc aus der Vereinigung aus und gründen mit Alfred Kubin die Gruppe des „Blauen Reiters“ | In Eile wird eine Gegenschau zur Winterschau der NKVM organisiert. Diese „Erste Ausstellung der Redaktion der Blaue Reiter“ umfasst 43 Werke von Bloch, den Brüdern Burljuk, Campendonk, Delauny, Epstein, Kahler, Kandinsky, Macke, Marc, Münter, Niestlé und Arnold Schönberg
1912 Galerie Hans Goltz, München: „Zweite Ausstellung der Redaktion Der Blaue Reiter. Schwarz-Weiß“, mit Paul Klee, Alfred Kubin, aber auch Mitgliedern der „Brücke“, wie Erich Heckel, Ernst Ludwig Kirchner, Max Pechstein und Emil Nolde | Münter schickt die beiden großen Bilder „Nach Tisch“ und „Kahnfahrt“ auf den „Salon des Artistes Indépendants“ in Paris
1913 Bisher größte Einzelausstellung Gabriele Münters in der „Sturm“-Galerie von Herwarth Walden, Berlin, mit 84 Gemälden von 1904 – 1913 | Auch am „Ersten Deutschen Herbstsalon“ in Waldens Galerie, einer wichtigen Ausstellung internationaler Avantgarde, nimmt Münter mit 6 größeren Gemälden teil
1914 Kandinsky flieht nach Kriegsausbruch nach Moskau
1915 Münter zieht nach Stockholm, um im neutralen Ausland auf Kandinsky und die versprochene Eheschließung zu warten | Teilnahme an einer Sammelausstellung bei „Gummesons Konsthandel“ mit Lilly Lindström, Artur Bianchini und Thyra Kleen | Außerdem 35. „Sturm“-Ausstellung, Berlin: Umfangreiche Retrospektive „Gabriele Münter“ mit 53 Werken | Kandinsky trifft im Dezember in Stockholm ein
1916 Im Februar Einzelausstellung Kandinskys in „Gummesons Konsthandel“ | Im März dort Münters Separatausstellung | Kandinsky widmet ihr eine Katalogbroschüre, in der er die von ihm besonders geschätzten Eigenarten ihrer Malerei herausstreicht | Nach seiner Abreise im März sieht Münter ihn nie wieder | Bis Oktober schreibt sie 45 Briefe an Kandinsky | Sie fertigt Porträts zum Gelderwerb
1917 Liljevachs Konsthall Stockholm große Ausstellung des „Vereins schwedischer Künstlerinnen“ und „der Vereinigung Bildender Künstlerinnen Österreichs“, wo Münter 31 Bilder, meist größere Werke aus der skandinavischen Periode zeigt
1918 „Den Frie Udstilling“, Kopenhagen: Mit 100 Gemälden, 20 Hinterglasbildern und Druckgrafiken bisher größte Einzelausstellung Gabriele Münters
1919 Münters Bemühungen um Porträtaufträge und andere Einnahmequellen scheitern | Große Einsamkeit | Die finanzielle Lage wird immer verzweifelter
1920 Rückkehr nach Murnau, wo sie teilweise in großer Zurückgezogenheit lebt und einen künstlerischen Stillstand empfindet | Münter erfährt, dass Kandinsky noch lebt, mit einer jungen Russin verheiratet ist und mit ihr einen Sohn hat
1922 Seit Ende 1920 hat Münter über einen Unterhändler Kontakt zu Kandinsky, der seine in München eingelagerten Bilder zurückbekommen möchte | Seit Februar lässt sie sich durch einen Anwalt vertreten und hofft auf eine persönliche Aussprache mit Kandinsky, die jedoch nie stattfindet.
1925 „Kölnischer Kunstverein“: Umfangreiche Ausstellung von 65 Gemälden und Zeichnungen Münters unter dem Titel „Gabriele Münter-Kandinsky“
1926 – 1928 Im Kreis der Avantgarde-Künstlerinnen und Schriftstellerinnen in Berlin lebt Münter wieder etwas auf | Es entstehen in großer Zahl ihre berühmten Bleistiftzeichnungen, zumeist von weiblichen Modellen, die mit ihren unnachahmlich knappen großzügigen Linien das Wesentliche der Person festhalten
1927 Berliner Ausstellung „Die schaffende Frau in der bildenden Kunst“, die einen Überblick über das Werk von u.a. Käthe Kollwitz, Elli Heimann und Charlotte Behrend-Corinth gibt | Münter ist dort mit fünf neueren Gemälden vertreten, nur ihr Bild „Mann im Sessel“ stammt noch aus der Vorkriegszeit | Besuch bei Marianne von Werefkin in Ascona, jedoch kommt es mit dem dortigen Künstlerkreis wegen ihrer Verbitterung über Kandinsky schnell zu persönlichen Differenzen | Erste Begegnung mit dem Kunsthistoriker und Philosophen Dr. Johannes Eichner in Berlin
1929 Eichner besucht Münter für einige Wochen in Murnau | Sie fahren gemeinsam nach München, um Museen und die im gleichen Jahr eröffnete Städtische Galerie im Lenbachhaus zu besuchen
1930 Münter entschließt sich zu einer festen Partnerschaft mit Eichner | Seine altmeisterliche Kunstauffassung entspricht nicht ihrer und seine Versuche, ihren Malstil zu beeinflussen, führen immer wieder zu Spannungen
1933 Erste große Einzelausstellung seit 1926 im Paula Modersohn-Becker-Haus in Bremen unter dem Titel „Gabriele Münter. 1908 – 1933“ | Sie umfasst 50 Gemälde | Münter wird nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten, um sich ihre Verkaufs- und Ausstellungsmöglichkeiten zu erhalten, Mitglied in der „Reichskammer der bildenden Künste“ | Sie bemüht sich, auf Vorschlag Eichners, um Anpassung an das Stildiktat und malt gefällige Stillleben und Blumenbilder
1936 Das Murnauer Haus geht in Eichners Eigentum über
1937 Das Heimatmuseum in Herford veranstaltet zum 60. Geburtstag eine große Ausstellung mit 56 Bildern | Auch im Münchner Kunstverein wird eine Auswahl ihrer Werke gezeigt | Die Besucherzahlen sind gering, die Lage ist angespannt | Am letzten Tag kommt es zu einem Auftritt des Staatsministers Wagner, der sich über die Präsentation solcher Kunst empört | Münter begleitet ihre Separatausstellung nach Stuttgart in die Galerie Valentien, wo das kulturelle Klima noch liberaler ist | 35 Werke werden neben Werken von Macke und Schlemmer gezeigt | Die Presseresonanz ist positiv | Für zwölf Jahre wird dies die letzte größere Ausstellung Münters sein | Ihr Bilder-Angebot für die regimetreue „Große Deutsche Kunstausstellung“ wird zurückgewiesen | In der Ausstellung „Entartete Kunst“ ist ihr Werk nicht vertreten, da dort nur Arbeiten aus Museumsbesitz gezeigt werden | Eichners Bemühungen um Aufträge oder Ausstellungsbeteiligungen scheitern
1940 – 1946 Münter und Eichner leben zurückgezogen | Sie malt hauptsächlich Blumenstillleben, die sie hin und wieder verkauft oder gegen Waren eintauscht | Kandinsky stirbt 1944 | Nach dem Einzug der amerikanischen Truppen wird das Haus 1945 mehrmals durchsucht | Doch die im Keller versteckten Bilder Kandinskys und aus dem Kreis des Blauen Reiters werden nicht entdeckt
1947 – 1948 Neben Eichner schreiben auch Paul Ferdinand Schmidt und Fritz Nemitz über Gabriele Münter und leiten so ihre Wiederentdeckung ein
1949 Die große „Blaue Reiter“-Ausstellung im „Haus der Kunst“ in München stellt eines der bedeutendsten Ausstellungsereignisse der Nachkriegszeit dar | Mit ihr wird die Kunst von Kandinsky, Marc, Klee, Münter, Macke, Kubin und anderen nach jahrelanger Verfemung und Vergessenheit rehabilitiert und als Kunst der „Klassischen Moderne“ ins allgemeine Bewusstsein aufgenommen
1950 Eichner erreicht eine große Retrospektive ihres Werkes mit dem Titel „Gabriele Münter. Werke aus fünf Jahrzehnten“ mit 22 Stationen in Deutschland | Münters Rolle als Vorreiterin der Moderne wird erkannt, was der 73jährigen einen letzten Schaffensaufschwung verschafft | Sie beteiligt sich an der ersten großen Ausstellung des „Deutschen Künstlerbundes“ in Berlin und vertritt mit Carl Hofer, Karl Schmitt-Rottluff die ältere Generation | Auf der 25. Biennale in Venedig werden drei Gemälde Münters ausgestellt
1951 Die Ausstellung „Gabriele Münter. Werke aus fünf Jahrzehnten“ wird in Hannover in Kombination mit „Paula Modersohn-Becker“ als Doppelausstellung gezeigt und erstmals durch einen umfangreichen Katalog dokumentiert | Münter pflegt Eichner nach einem Unfall für mehrere Wochen und stürzt dann selbst | Seither ist sie in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt | Sie produziert viele der von ihren Sammlern geschätzten Blumenstillleben in Öl auf Papier
1954 Stangl zeigt in seiner Münchner Galerie die aufsehenerregende Ausstellung „Kandinsky. Marc. Münter. Unbekannte Werke“
1955 Münter ist auf der I. documenta in Kassel vertreten, die einen Überblick der Kunst von 1905 bis 1955 gibt
1956 Münter erhält den „Kunstpreis der Stadt München für Malerei“
1957 Anlässlich ihres 80. Geburtstages schenkt Münter den von ihr verwahrten Nachlass von Wassily
Kandinsky – 90 Ölbilder, mehr als 330 Aquarelle, Temperablätter und Zeichnungen, 29
Skizzenbücher, 24 Hinterglasbilder und fast sein vollständiges druckgraphisches Werk – der
Städtischen Galerie im Lenbachhaus in München | Dazu gibt sie 25 eigene Gemälde, zahlreiche
Zeichnungen und druckgraphische Arbeiten sowie Werke der Künstlerfreunde Marc, Klee
und Kubin | Die Städtische Galerie im Lenbachhaus wird so zu einem Zentrum für die Kunst des „Blauen Reiters“ | Kurz vor Münters 80. Geburtstag wird im Lenbachhaus die Doppelausstellung „Kandinsky und Gabriele Münter. Werke aus fünf Jahrzehnten“ ausgerichtet. Es werden 177 bisher unbekannte Arbeiten Kandinskys und 61 von Münter präsentiert | An ihrem Geburtstag erhält Münter die „Goldene Ehrenmünze“ der Stadt München sowie das Große Bundesverdienstkreuz | Im gleichen Jahr erscheint Eichners Buch ”Kandinsky und Gabriele Münter. Von Ursprüngen moderner Kunst”
1958 – 1961 Eichner stirbt 1958 überraschend an einem Hirnschlag | Münter lebt in Murnau nun noch zurückgezogener | Durch Vermittlung von Konrad Roethel werden amerikanische Kunsthändler auf Münter aufmerksam, die sie mehrfach in Murnau besuchen | 1960 wird eine von Roethel zusammengestellte Ausstellung mit 70 Gemälden Münters von 1906 bis 1959 im Kunstamt Charlottenburg in Berlin gezeigt | Im Sommer 1960 ist bei Dalzell Hatfield in Los Angeles die erste Münter-Ausstellung in den USA zu sehen | 1961 zeigen die Leonard Hutton Galleries erstmal eine Auswahl mit Werken Münters von 1908 bis 1917
1962 Am 19. Mai stirbt die Künstlerin, 85-jährig, in ihrem Haus in Murnau | Nach ihrem Willen wird 1966 die „Gabriele Münter- und Hans Eichner-Stiftung“ mit Sitz in der Städtischen Galerie München ins Leben gerufen | In diese Stiftung geht nicht nur Münters künstlerischer Nachlass, sondern auch der gesamte erhaltene schriftliche Nachlass von ihr und Kandinsky ein
AUSBILDUNG GABRIELE MÜNTER
1897 Privatunterricht beim Genre- und Porträtmaler Ernst Bosch und für kurze Zeit Besuch der Damenkunstschule von Willy Spatz in Düsseldorf
1901 Fortsetzung des Studiums an der Damenakademie des Künstlerinnen-Vereins in München, zunächst in der Anfängerklasse von Maximilian Dasio und der Aktklasse von Angelo Jank | Mit dem Unterricht an der Damenakademie unzufrieden, wechselt sie an das Schulatelier der Grafiker Heinrich Wolff und Ernst Neumann und widmet sich der Drucktechnik des Holzschnitts | Im Winter 1901 Besuch einer Ausstellung der Künstlergruppe „Phalanx“ und nach Begeisterung für die Werke des Bildhauers Wilhelm Hüsgens der Entschluss, auch die Bildhauerei zu erlernen | Sie wechselt an Hüsgens und Waldemar Heckers kleine, fortschrittliche Kunstschule „Phalanx“, die zu der von Wassily Kandinsky gegründeten Künstlervereinigung gleichen Namens gehört | Münter schreibt sich in die Bildhauerklasse ein, beginnt, Frauenakte anzufertigen und Aktzeichenunterricht bei Kandinsky zu nehmen | Er gibt auch den Malkurs, bei dem sie sich erstmals mit der Technik der Malerei und dem Einsatz von Farbe beschäftigt
1902 Kurs in Freilichtmalerei bei Kandinsky in Kochel am See
1903 Malklasse im oberpfälzischen Kallmünz | Münter malt meist kleinformatige Landschaftsbilder im spätimpressionistischen Stil, bei denen sie die Farbe pastos aufträgt | Von Kandinsky lernte sie die Spachteltechnik mit gestückeltem Farbauftrag
1906 Münter mietet für einen Monat alleine ein Zimmer in der Rue Madame, wo sie an der Académie Grande Chaumière bei Théophile Steinlen einen Zeichenkurs besucht
1908 vorübergehender Besuch einer Schule zum Kopfzeichnen in Berlin
Murnau Unterricht in Hinterglasmalerei beim Glasmaler Ludwig Rambold
AUSZEICHNUNGEN GABRIELE MÜNTER
1956 „Kunstpreis der Stadt München für Malerei“
1957 „Goldene Ehrenmünze“ der Stadt München
1957 Großes Bundesverdienstkreuz
Namensgeberin für den „Gabriele Münter Preis“ für Künstlerinnen im Bereich Bildender Kunst des Frauenmuseums Bonn
1994 300-Pfennig-Briefmarke der Deutschen Bundespost im Rahmen der Serie „Deutsche Malerei des 20. Jahrhunderts“ – Motiv: A. von Jawlensky und M. von Werefkin auf einer Wiese bei Murnau
SAMMLUNGEN AUSWAHL GABRIELE MÜNTER
National:
Kunstmuseum Walter | Augsburg
Osthaus Museum Hagen
Schlossmuseum Murnau | Murnau am Staffelsee
Sprengel Museum | Hannover
Städtische Galerie im Lenbachhaus | München
Von der Heydt-Museum | Wuppertal
Museum Gunzenhauser | Chemnitz
International:
Art Institute of Chicago | Chicago, USA
Museum of Modern Art | MoMA | New York | USA
Museo Thyssen-Bornemisza | Madrid | Spanien
Cleveland Museum of Art | Cleveland | USA
National Gallery of Art | Washington D.C. | USA
Guggenheim Museum New York | New York | USA
San Diego Museum of Art | San Diego | USA
The Princeton University Art Museum | Princeton | New Jersey | USA
Milwaukee Art Museum | Wisconsin | USA
EINZELAUSSTELLUNGEN AUSWAHL GABRIELE MÜNTER
1913 „Sturm“-Galerie von Herwarth Walden, Berlin: XI. „Sturm“-Ausstellung. 84 Gemälde von 1904 – 1913
1915 35. „Sturm“-Ausstellung, Berlin: Umfangreiche Retrospektive „Gabriele Münter“ mit 53 Werken
1918 „Den Frie Udstilling“, Kopenhagen: Mit 100 Gemälden, 20 Hinterglasbildern und Druckgrafiken bisher größte Einzelausstellung Gabriele Münters.
1925 „Kölnischer Kunstverein“: Umfangreiche Ausstellung von 65 Gemälden und Zeichnungen Münters unter dem Titel „Gabriele Münter-Kandinsky“
1933 Paula Modersohn-Becker-Haus, Bremen: Große Einzelausstellung (50 Gemälde) mit dem Titel „Gabriele Münter. 1908 – 1933“
1937 Heimatmuseum in Herford: Große Ausstellung zum 60. Geburtstag mit 56 Bildern
1950 Große Retrospektive mit dem Titel „Gabriele Münter. Werke aus fünf Jahrzehnten“ mit 22 Stationen in Deutschland
1951 Bremer Kunsthalle: „Gabriele Münter. Werke aus fünf Jahrzehnten“
1960 Kunstamt Cahrlottenburg, Berlin: Ausstellung mit 70 Gemälden Münters von 1906 bis 1959
1960 Dalzell Hatfield, Los Angeles: Erste Münter-Ausstellung in den USA
1961 Leonard Hutton Galleries: Auswahl mit Werken Münters von 1908 bis 1917
GRUPPENAUSSTELLUNGEN AUSWAHL GABRIELE MÜNTER
1907 erstmals sechs Bilder im „Salon des Indépendants“ und einige ihrer Holz- und Linolschnitte im „Salon d’automne“ in Paris
1908 „Salon Lenoble“ Köln: 64 impressionistische Gemälde. Gleichzeitig sind dort Bilder von Karl Hofer, Graphiken von Klingner, Greiner und Liebermann zu sehen
1909 Galerie Thannhauser München: 1. Ausstellung der „Neuen Künstlervereinigung München“, 10 Gemälde und 11 Druckgrafiken
1910 Galerie Thannhauser: 2. Ausstellung der NKVM, Münter zeigt sieben größere Gemälde
1911 Berlin: IV. Ausstellung der „Neuen Berliner Sezession“
1911 Galerie Thannhauser: „Erste Ausstellung der Redaktion der Blaue Reiter“
1912 Galerie Hans Goltz, München: „Zweite Ausstellung der Redaktion Der Blaue Reiter. Schwarz-Weiß“
1912 „Salon des Artistes Indépendants“, Paris
1913 „Sturm“-Galerie, Berlin: „Erster Deutscher Herbstsalon“, 6 größere Gemälde
1915 „Gummesons Konsthandel“: Sammelausstellung mit Lilly Lindström, Artur Bianchini und Thyra Kleen
1917 Liljevachs Konsthall, Stockholm: Große Ausstellung des „Vereins schwedischer Künstlerinnen“ und „der Vereinigung Bildender Künstlerinnen Österreichs“, wo Münter 31 Bilder, meist größere Werke aus der skandinavischen Periode zeigt
1927 Berliner Ausstellung „Die schaffende Frau in der bildenden Kunst“: Münter mit 5 neueren Gemälden neben u.a. Käthe Kollwitz, Elli Heimann und Charlotte Behrend-Corinth
1937 Galerie Valentien, Stuttgart: 35 Gemälde neben Werken von Macke und Schlemmer
1949 „Haus der Kunst“, München: Die große „Blaue Reiter“-Ausstellung
1951 Kestner-Gesellschaft Hannover: „Gabriele Münter. Werke aus fünf Jahrzehnten“ in Kombination mit „Paula Modersohn-Becker“ als Doppelausstellung
1950 25. Biennale in Venedig: 3 Gemälde Münters
1954 Stangl, München: „Kandinsky. Marc. Münter. Unbekannte Werke“
1955 I. documenta in Kassel
1957 Lenbachhaus, München: Doppelausstellung „Kandinsky und Gabriele Münter. Werke aus fünf Jahrzehnten“
WERKBESCHREIBUNG GABRIELE MÜNTER
Kallmünz 1903 – Paris 1907
Zunächst ausschließlich Zeichnung | Begabung, Gegenstände in großzügigen Umrissen zu erfassen | Erste Versuche in der Ölmalerei in Kandinskys Malklasse der Phalanx-Schule 1901/1902 | Erlernt Spachteltechnik, in der beide in den nächsten Jahren in spätimpressionistischer Weise arbeiten | Erste Studien dieser Art in Kallmünz 1903 | pastoser, klein gestückelter Farbauftrag | gedämpft naturalistische Palette | Nach Kallmünzer Zeichnungen auch erste Serie von Farbholzschnitten | Auch während der Reisejahre 1904 bis 1908 behält Münter die Spachteltechnik im Wesentlichen bei | Kultivierung der Farbauswahl | oft flimmernder Farbauftrag | Kölner Zeitung bezeichnet sie 1908 noch als „reine Impressionistin echt pariserischen Stils“
Murnau 1908 – 1909
Durchbruch zu neuer Sehweise und persönlichen Ausdrucksmitteln | Fühlen des Inhalts | Abstraktion | produktivste Schaffensjahre | Fülle von Ölstudien von Ort und Umgebung mit flüssigem, befreitem Pinselstrich | Unabhängigkeit der reinen Farbe vom Naturvorbild | Vernachlässigung oder Aufgabe der Perspektive zugunsten der Fläche | Wegweisung durch die Volkskunst – unbekümmerte Formvereinfachung in der bäuerlichen Hinterglasmalerei mit leuchtenden Farben und schwarzen Umrissen | Münter entwickelt Technik der schwarzen Konturen kombiniert mit den Erkenntnissen des „Cloisonnismus“ (Gauguin) für ihre Flächenmalerei weiter
Murnau und München 1910 – 1911
Große Festigkeit und Geschlossenheit der Komposition | glatte Farbflächendurch knappe schwarze Konturen zu konzentrierten Bildgefügen verspannt | Werke von starker formaler Kraft und lapidarer Eindringlichkeit | Abstraktion vom Naturvorbild, ohne die gegenständlichen Themen zu verlassen | zunehmende Formverschmelzung, die in großen Stillleben wie „Dunkles Stillleben“ und „Stillleben mit Heiligem Georg“ 1911 einen Höhepunkt erreicht | In einigen Landschaftsbildern deutlicher Stilwandel gegenüber der farbstarken Flächenmalerei der vorangehenden Zeit | gedämpfte Grauwerte und auffallende Kargheit der malerischen Mittel | neuer Einsatz der linearen Kontur | Verwandlung des Naturvorbilds zu expressiver Zeichenhaftigkeit
München und Murnau 1912 – 1914
Deutlicher Rückgang der malerischen Produktion | große Diversifikation der stilistischen Mittel | In Stillleben lösen neue, weltliche Gegenstände, wie „Schwarze Maske mit Rosa“ und „Stillleben mit Königin“, die mystisch- verklärten religiösen Ensembles ab | künstliche, süße Farbigkeit | neue stilistische Einflüsse , besonders französischer Kunst | unruhig vibrierender – fast wieder impressionistischer – Pinselstrich | 1914 vermehrt abstrakte Studien in hellen Braun- und Bunttönen, häufig aus Stilllebenmotiven entwickelt
Skandinavische Periode 1915 – 1920
Deutlicher stilistischer Wandel gegenüber der Periode des „Blauen Reiters“ | Abstrakte Studien und „impressionistisch“ empfundene Motive der Stockholmer Landschaft | Einfluss schwedischer Matisse-Schüler mit fauvistischen Gestaltungsprinzipien bald unverkennbar | 1916 große figürliche Interieurs oder Straßenszenen, z.B. „Musik“, „Im Uhrmacherladen“, „Brunnen in Stockholm“ | Anklänge an dekorativen Expressionismus von Matisse – insbesondere an seine rhythmische Linienführung | In Stillleben häufig autobiografische Versatzstücke (Uhren, Tagebücher, eigene Bilder) | auffallend blasse Farbigkeit – wie auch bei Kandinskys 1916 in Schweden entstandenen Gemälden | auch Stil der Radierungen von 1916 ist mit Kandinskys feinlinigen „Bagatellen“ verwandt | 1917 nochmals großer Zyklus sinnbildhafter Porträts | mit Wechsel nach Kopenhagen (Winter 1917) lässt Produktion deutlich nach | überwiegend weibliche Porträts erreichen nicht mehr die Qualität der schwedischen Bildnisse | 1919 Bornholm Ansichten der Ruine Hammershus, der Wälder oder Klippen
Dreißiger Jahre – neu auflebende Malkultur
Rückbesinnung auf eigene expressionistische Tradition | Neuimpulse durch Paris-Aufenthalt 1929/1930 und Reise nach Südfrankreich | Führung von Arbeitsheften nach dem Vorbild von Paul Klee | nach Rückkehr in Murnau 1931 Periode großer Produktivität | häufig umschließen flüssige Konturen leuchtende Farbflächen | Farbauftrag und Komposition homogener als in der Frühzeit | Blumenstillleben besonderer Zweig ihres Oeuvres | Mitte der dreißiger Jahre – auf Anraten Hans Eichners – zunehmend traditionellere, „volkstümliche“ Malweise | In Kalendertagebüchern häufig Hinweise auf die Beteiligung Eichners an ihren Arbeiten
Vierziger und fünfziger Jahre
Während der Kriegsjahre deutlicher Produktionsrückgang | neben Porträts im volkstümlich-realistischen Stil, meist zu Verkaufszwecken gemalt, überwiegend Blumenstillleben | Münter kopiert eigene Bilder aus der Zeit des „Blauen Reiters“ | In den fünfziger Jahren führt sie ihre Blumenstillleben zu einer letzten Reife | bei Sammlern zunehmend geschätzt | häufig mit Spielzeugfiguren kombiniert | Blumenbilder Münters bis ins hohe Alter von unverwüstlicher Lebendigkeit | Abstrakte „Improvisationen“ neue Gruppe im Spätwerk Münters | Ableitungen geometrischer Formen werden in verschiedenen Farben kombiniert
STICHWORTE GABRIELE MÜNTER
Spätimpressionismus | Expressionismus | Abstraktion | Spontane Malerei | Farbenpracht | Intensität des Blicks | Fähigkeit zur Vereinfachung des real Gesehenen | Landschaftsmalerei | Umrisslinien und flächenhafte Farbe | Neue Künstlervereinigung München (N.K.V.M.) | Der Blaue Reiter | Wassily Kandinsky | Murnau | Hinterglasbilder | Russenhaus | Stockholm | Skandinavische Periode | Johannes Eichner | Lenbachhaus | Gabriele Münter- und Johannes Eichner-Stiftung
ZITATE GABRIELE MÜNTER
„Alles ist Beichte, jede Äußerung ist Bekenntnis.“ | Gabriele Münter
„Alle meine Bilder stellen Momente meines Lebens dar.“ | Gabriele Münter
„Du bist hoffnungslos als Schüler – man kann dir nichts beibringen. Du kannst nur machen, was in dir gewachsen ist. Du hast alles von Natur. Was ich für dich tun kann, ist, dein Talent zu hüten und zu pflegen, dass nichts Falsches dazukommt.“ | Wassily Kandinsky über Gabriele Münter
„Das war dann ein neues künstlerisches Erlebnis, wie Kandinsky ganz anders als die anderen Lehrer eingehend gründlich erklärte und mich ansah wie einen bewusst strebenden Menschen, der sich Aufgaben und Ziele stellen kann. Das war mir neu und machte Eindruck.“ | Gabriele Münter
„1908 fand ich hier am Staffelsee in kurzer Spätsommerzeit bei höchstem Arbeitsschwung zu der mir gemäßen Weise von Malerei. Von nun an bemühte ich mich nicht mehr um nachrechenbare, ‘richtige’ Form der Dinge, und doch habe ich nie die Natur überwunden, zerschlagen oder gar verhöhnen wollen. Ich stellte die Welt dar, wie sie mir wesentlich schien, wie sie mich packte.“ | Gabriele Münter
„Es liegt eine besondere Kühnheit und ein ungewöhnlicher Strebensernst in diesen ohne jede Rücksicht auf die Durchschnittsanschauung geschaffenen Bildern.“ | Kritik 1908 anlässlich der Gabriele Münter-Sonderschau in der Kölner Galerie Lenoble
„Es ist erstaunlich, wie schnell Mlle. Münter sich einen wahrhaft beneidenswerten Platz erobert hat. Sie entfaltet … – unverwechselbar in ihrer Art, die Dinge zu sehen – eine weibliche Sensibilität, vermischt mit einer eigenwilligen Herbheit.“ | 1908 Fachpresse Paris
„Als wir die Vereinigung gründeten, sträubte ich mich aus Bescheidenheit, als Mitgründer zu unterschreiben u. doch waren Erbslöh und Kanoldt nicht älter in der Kunst als ich – sie schienen mir aber viel fertiger
u. waren selbstbewusster. K. zwang mich, zu unterschreiben. Ich hielt mich auch für viel zu
wenig, eine Künstlervereinigung zu gründen, zusammen mit bedeutenden Malern – Diese Haltung
schien für mich typisch zu sein. Ich komme mir leicht ‘wenig’ vor – und die anderen scheinen mir immer mehr.” | Gabriele Münter
„Ich habe an vielen Selbstbildnissen zur Genüge erfahren, dass ich
ein scheußliches Modell bin“ | Gabriele Münter
„Wer aufmerksam meine Gemälde betrachtet, findet in ihnen den Zeichner. Trotz aller Farbigkeit ist ein festes zeichnerisches Gerüst da. Meist zeichne ich meine Bilder mit schwarzem Pinsel auf die Pappe oder Leinwand, ehe ich an die Farbe gehe. Zugrunde liegt in der Regel eine kleine Bleistiftskizze, die ich unter dem Eindruck des Motivs gemacht habe.“ | Gabriele Münter
„Dass ich mitbestimmend war, hat wohl niemand gefunden … außer Kandinsky. Alle sahen doch in mir die malende Dame vom Dutzend. Ich war in vieler Augen doch nur eine unnötige Beigabe zu Kandinsky. Dass eine Frau ein ursprüngliches, echtes Talent haben und ein schöpferischer Mensch sein kann, wird gern vergessen.” | Gabriele Münter zum Almanach „Der Blaue Reiter“
„Gabriele Münter ist eine ungewöhnlich begabte Künstlerin. Ihre Begabung lässt sich als rein weiblich bezeichnen … Hier ist weder Schwärmerei noch die billige äußere Eleganz, weder weibliche Koketterie noch Prunken mit männlichen Allüren (keine kräftige Pinselführung, keine stark hingeworfenen Farbenhaufen). Die Bilder sind bescheiden gemalt, aus einem ehrlichen inneren Trieb entstanden. Diese Stilleben und Landschaftsbilder wollen nichts anderes sein und sind immer nur Ausdruck einer seelischen Stimmung. Die Ehrlichkeit zieht an und verrät zugleich die empfindsame Frauenseele.“ | Wassily Kandinsky
„Da ist ein selbständiger Künstler mit einem außerordentlich saftigen Malertemperament, geschlossen in der Form, voll von eigentümlicher Stimmung… Kurz gesagt: Hier ist etwas so Ungewöhnliches wie eine
Persönlichkeit kennenzulernen.“ | Ausstellungskritik im „Svenska Dagbladet“ 1916
„Nichts wäre so falsch, als Gabriele Münter um ihres Schicksals und ihrer großartigen Stiftung willen nur im Schatten Kandinskys zu sehen, in den sie sich niemals begeben hat.“ | Wolfgang Petzet, 1962 im Münchner Merkur
BIBLIOGRAFIE GABRIELE MÜNTER
Annegret Hoberg, Helmut Friedel (Hrsg.): Gabriele Münter 1877–1962. Retrospektive. Städtische Galerie im Lenbachhaus, München 1992, ISBN 3-7913-1216-2 , Ausstellungskatalog
Annegret Hoberg: Gabriele Münter. Prestel, München 2003, ISBN 3-7913-2953-7