GCB Kunstlexikon
ENTARTETE KUNST
KUNSTWERKE
Lovis Corinth (1858–1925), Ecce homo, 1925, Öl auf Leinwand, Kunstmuseum Basel | Aus Wikimedia Commons, dem freien Medienarchiv | Dieses Werk ist gemeinfrei, weil seine urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist. | Dies gilt für das Herkunftsland des Werks und alle weiteren Staaten mit einer gesetzlichen Schutzfrist von 70 oder weniger Jahren nach dem Tod des Urhebers. | Parallel zu dieser Lizenz muss auch ein Lizenzbaustein für die United States public domain gesetzt werden, um anzuzeigen, dass dieses Werk auch in den Vereinigten Staaten gemeinfrei ist. Beachte bitte auch, dass einige wenige Länder eine Schutzfrist von mehr als 70 Jahren haben: in Mexiko sind es 100 Jahre, 95 in Jamaika, 80 in Kolumbien; Guatemala und Samoa haben jeweils 75 Jahre, Werke aus der Sowjetunion haben 74 Jahre Schutzfrist für bestimmte Autoren. Diese Datei ist eventuell nicht gemeinfrei in den genannten Ländern, die darüber hinaus nicht den Schutzfristenvergleich anwenden. Die Elfenbeinküste hat eine allgemeine Schutzfrist von 99 Jahren und in Honduras sind es 75 Jahre, aber in diesen Ländern wiederum wird der Schutzfristenvergleich angewandt.
VIDEO
iksmedienarchiv | 99 SECONDS OF: 1937. Die Aktion ‚Entartete Kunst‘ in Düsseldorf | In den Kunstsammlungen der Stadt Düsseldorf wurden 1937 über 1.000 Kunstwerke beschlagnahmt – nur Museen in Berlin und Essen waren stärker betroffen. Wenige Werke sind heute wieder im Bestand des Museum Kunstpalast, der weitaus größere Teil ist verschollen oder zerstört, einige Werke befinden sich in anderen Sammlungen. Achtzig Jahre nach den – auf verschiedenste Weise – folgenreichen kunstpolitischen Maßnahmen der Nationalsozialisten wird mit dieser Präsentation ein aktueller Blick auf das Thema geworfen. Sie bezieht die Ergebnisse eines Forschungsprojekts des Jahres 2013 mit ein, in dem detailliert rekonstruiert wurde, welche Werke damals auf staatliche Order aus den Düsseldorfer Depots entfernt wurden. Neben Doku-mentationsmaterial sind einige Gemälde, Skulpturen und Arbeiten auf Papier zu sehen, u.a. von Otto Dix und Paula Modersohn-Becker. | YouTube
Histoclips | „Entartete Kunst“-Ausstellungen | Bei den von den Nationalsozialisten organisierten Ausstellungen der „Entarteten Kunst“ handelt es sich um Bilder und Skulpturen aus städtischem Besitz. Zweck der Veranstaltungen ist es, bestimmte moderne Kunstwerke und Kunstrichtungen lächerlich zu machen, die Künstler zu diskriminieren. Kommentar: Die Ausstellung steht unter dem Motto „Spiegelbilder des Verfalls“. Es handelt sich um Bilder und Skulpturen aus städtischem Besitz. Zweck derartiger Veranstaltungen ist es, bestimmte moderne Kunstwerke und Kunstrichtungen lächerlich zu machen, die Künstler zu diskriminieren – im Fall Dresden aber auch, die angebliche Verschwendungssucht ehemaliger Stadtväter anzuprangern. Werke von Otto Dix, Ernst Ludwig Kirchner, Karl Schmidt-Rottluff und Paul Klee sind unter anderen zu besichtigen. Bilderschauen solcher Art finden auch in anderen Orten statt. So in Stuttgart unter dem Titel „Novembergeist im Dienst der Zersetzung“. Dessau und Nürnberg zeigen „Schreckenskammern der Kunst“. Für die Künstler der ausgestellten Werke bedeutet das: Verbannung aus allen öffentlichen Museen und den Verlust von Stellungen und Ämtern. Das betrifft nicht nur die Maler. Das „Bauhaus“, dessen Entwürfe die Nazis als „Bau-Bolschewismus“ bezeichnen, wird geschlossen. Musik jüdischer Künstler verschwindet aus den Konzertprogrammen wie von den Theaterbühnen. Kunst im Nationalsozialismus muss Volk und Führer dienen. Auftragswerke aus neuer Zeit, Agitationskunst mit eindeutiger Botschaft: Bei den heimatverbundenen Nationalsozialisten sehr beliebt: romantisierende Landschaften nach historischen Vorbildern. | YouTube
DEFINITION
„entartet“ stammt ursprünglich aus dem Mittelhochdeutschen = „aus der Art geschlagen“
Im 19. Jahrhundert wurde der Begriff erstmals im abwertenden Zusammenhang benutzt. | Der Romantiker Friedrich Schlegel schrieb in Bezug auf die Dichtung der Spätantike von „entarteter Kunst“. | Der französische Diplomat und Schriftsteller Arthur de Gobineau verwendeten 1853 den Begriff in seinem „Essai sur l’inégalité des races humaines“ erstmals rassistisch. | 1892/93 publizierte der jüdische Kulturkritiker Max Nordau sein Werk „Entartung“, um nachzuweisen, dass die Entartung der Kunst auf die Entartung der Künstler zurückgeführt werden könne. | In Anknüpfung an Nietzsches Kritik der décadence brandmarkte Nordau fast alle literarischen Strömungen vom Symbolismus bis zum Naturalismus als Ausdruck einer Degenerationserkrankung. | In der Malerei galten seine Angriffe den Präraphaeliten, Wagner in der Musik sowie Verlaine, Mallarmé, Moréas, Baudelaire, Gautier, Wilde und Ibsen in der Dichtung. | „Entartete Kunst“ war während der nationalsozialistischen Diktatur in Deutschland der offiziell propagierte Begriff für mit rassentheoretischen Begründungen diffamierte Moderne Kunst.
–> Als „Entartete Kunst“ galten im NS-Regime alle Kunstwerke und kulturellen Strömungen, die mit der Kunstauffassung und dem Schönheitsideal der Nationalsozialisten, der sogenannten Deutschen Kunst, nicht in Einklang zu bringen waren: Expressionismus, Dadaismus, Neue Sachlichkeit, Surrealismus, Kubismus oder Fauvismus. | Darüber hinaus wurden alle Werke von Künstlern mit jüdischem Hintergrund als entartet bewertet.
CHRONOLOGIE
1930–1936
„Wider die Negerkultur für deutsches Volkstum“ (5. April 1930) war ein Erlass des NS-Volksbildungsminister Thüringens Wilhelm Frick, welcher sich gegen die moderne Kunst richtete. | Dies war der Ausgangspunkt des Angriffes auf als „undeutsch“ definierte Einflüsse in der Kunst. | Im Oktober 1930 führte dies zur Überstreichung von Oskar Schlemmers Wandgestaltung der Weimarer Werkstattgebäude. | Des Weiteren sollte die Weimarer Bauhausschule geschlossen werden. | Dann berief Frick den Paul Schultze-Naumburg, einen führenden Vertreter einer rechtskonservativen Bau- und Kulturideologie, zum Direktor der neugegründeten Vereinigten Kunstlehranstalten Weimar. | Daraufhin wurden im Weimarer Schlossmuseum Werke von Ernst Barlach, Charles Crodel, Otto Dix, Erich Heckel, Oskar Kokoschka, Franz Marc, Emil Nolde, Karl Schmidt-Rottluff und anderen entfernt. | 1932 wurden die Wandmalereien von Charles Crodel erneuerten Kuranlagen von Bad Lauchstädt im Sommer 1933 teils verbrannt, teils überstrichen. |Zu dieser Zeit entwickelte der Künstler Emil Bartoschek einen Idee: er malte übertrieben naturalistische Bilder, die über eine Galerie in der Berliner Friedrichstraße zahlreiche Käufer fanden, um von seiner abstrakten Malerei abzulenken, die einem kleinen Kreis weiterhin vorbehalten blieb.
1936–1945
Am 30. Oktober 1936 wurden die Neuen Abteilungen der Nationalgalerie Berlin im Kronprinzenpalais geschlossen und der Erlass vom 30. Juni 1937, der den neuen Reichskunstkammerpräsidenten Adolf Ziegler ermächtigte, „die im deutschen Reichs-, Länder- und Kommunalbesitz befindlichen Werke deutscher Verfallskunst seit 1910 auf dem Gebiete der Malerei und der Bildhauerei zum Zwecke einer Ausstellung auszuwählen und sicherzustellen“ wurden zum Höhepunkt der Verfolgungen. | 1936 erging dann ein totales Verbot jeglicher Kunst der Moderne. | Hunderte Kunstwerke wurden aus den Museen entfernt und entweder für die Ausstellung „Entartete Kunst“ konfisziert, ins Ausland verkauft oder sogar zerstört. | Alle Maler, Schriftsteller und Komponisten erhielten – soweit sie nicht ins Ausland emigriert waren – Arbeits- und Ausstellungsverbot. | Das bereits seit 1933 bestehende Ankaufsverbot für nichtarische und moderne Kunstwerke wurde verschärft. | Durch die Entrechtung der jüdischen Bevölkerung gelangen zahlreiche Kunstwerke aus deren Privatbesitz in die Hand des Staates und wurden, sofern sie als „entartet“ galten, vernichtet oder ins Ausland verkauft.
KÜNSTLER
Karl Caspar
Otto Freundlich
Wilhelm Geyer
Otto Griebel
Werner Heuser
Hans Jürgen Kallmann
Elfriede Lohse-Wächtler
Rudolf Möller
Otto Pankok
Karl Schmidt-Rottluff
Werner Scholz
STICHWORTE
NS | Regime | Diktatur | Nationalsozialismus | Propaganda | Rassismus | Antisemitismus | Zweiter Weltkrieg | Kunstideal | Deutsche Kunst | Kulturpolitik | Raubkunst | Bücherverbrennung | Diskriminierung | Malverbote | Verfallskunst | Artfremd | Rasse | Juden | Bauhaus | Moderne | Moderne Kunst | Expressionismus | Dadaismus | Neue Sachlichkeit | Surrealismus | Kubismus | Fauvismus
ZITATE
„Mit der Eröffnung dieser Ausstellung aber hat das Ende der deutschen Kunstvernarrung und damit der Kulturvernichtung unseres Volkes begonnen. Wir werden von jetzt ab einen unerbittlichen Säuberungskrieg führen gegen die letzten Elemente unserer Kulturzersetzung. Sollte sich unter ihnen aber einer befinden, der doch noch glaubt zu Höherem bestimmt zu sein, dann hatte er nun ja vier Jahre Zeit, diese Bewährung zu beweisen. Diese vier Jahre aber genügen auch uns, um zu einem endgültigen Urteil zu kommen. Nun aber werden – das will ich Ihnen hier versichern – alle die sich gegenseitig unterstützenden Cliquen von Schwätzern, Dilettanten und Kunstbetrügern ausgehoben und beseitigt. Diese vorgeschichtlichen, prähistorischen Kultursteinzeitler und Kunststotterer mögen unseretwegen in die Höhlen ihrer Ahnen zurückkehren, um dort ihre primitiven internationalen Kritzeleien anzubringen. Allein das Haus der deutschen Kunst in München ist gebaut vom deutschen Volke für seine deutsche Kunst.“ |
Adolf Ziegler bei der Eröffnung der Ausstellung „Entartete Kunst“
„Wir werden von jetzt ab einen unerbittlichen Säuberungskrieg führen gegen die letzten Elemente unserer Kulturzersetzung.“ | Adolf Hitler
HISTORISCHE HINTERGRÜNDE
Die Nationalsozialisten entwickelten ein gesondertes Kunstideal einer Deutschen Kunst und verfolgten „Verfallskunst“ und „artfremd“ bezeichnete Kunst, weil sie von Pessimismus und Pazifismus geprägt seien. | Künstler, deren Werke nicht den NS Idealen entsprachen oder auch von Kommunisten oder Juden waren, wurden akribisch verfolgt. | Die Nationalsozialisten belegten sie mit Berufs- und Malverboten, ließen ihre Kunstwerke aus Museen und öffentlichen Sammlungen entfernen, konfiszierten „Entartete Kunst“, zwangen Künstler zur Emigration oder ermordeten sie. | Drei konsequente Diffamierungs-Maßnahmen der NS-Kulturpolitik: Bücherverbrennung im Mai 1933 in Berlin + 21 weitere Städte sowie nach dem Anschluss Österreichs 1938 auch dort, Verfolgung der Maler und ihrer „entarteten Kunst“ und Verfolgung der „entarteten Musik“ an den Reichsmusiktagen 1938 in Düsseldorf. | Mit der Einführung des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums vom 7. April 1933, mit dessen Hilfe jüdische, kommunistische und weitere unerwünschte Künstler aus öffentlichen Ämtern gewaltsam entfernt wurden, sowie der Bücherverbrennung am 10. Mai 1933 mit Joseph Goebbels‘ Rede auf dem Berliner Opernplatz, wurde bereits in den ersten Monaten nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten deutlich, dass die Vielfalt des Kunstschaffens der Weimarer Republik unwiderruflich zu Ende war. | Der Vernichtungsangriff auf die Moderne betraf alle Sparten der Kultur wie Literatur, Filmkunst, Theater, Architektur oder Musik. | Swing oder der Jazz wurden auf der am 24. Mai 1938 eröffneten Ausstellung „Entartete Musik“ ebenso rücksichtslos diffamiert wie der „Musikbolschewismus“ von international bekannten Komponisten wie Hanns Eisler, Paul Hindemith oder Arnold Schönberg, von denen die meisten überdies auch jüdischer Herkunft waren. | In der Folge erschien ab 1940 das berüchtigte Lexikon der Juden in der Musik.
BIBLIOGRAPHIE
Norbert Berghof (Red.): Kunst in der Verfolgung: Entartete Kunst (Ausstellung) 1937 in München. 18 Beispiele. Neckar, Villingen 1998.Begleitheft: Lebensdaten und Selbstzeugnisse (der Künstler). ebd. 1998.
Silke von Berswordt-Wallrabe et al. (Hrsg.): „Artige Kunst“. Kunst und Politik im Nationalsozialismus, Ausst.-Kat. Situation Kunst (für Max Imdahl) – Kunstsammlungen der Ruhr-Universität Bochum, Kunsthalle Rostock, Kunstforum Regensburg; Bielefeld und Bochum 2016, ISBN 978-3-7356-0288-6.
Sabine Brantl: Haus der Kunst München. Ein Ort und seine Geschichte im Nationalsozialismus. Allitera, München 2007, ISBN 3-86520-242-X.
Hildegard Brenner: Die Kunstpolitik des Nationalsozialismus. Rowohlts deutsche Enzyklopädie 167/168. Rowohlt, Reinbek 1963.
Christine Fischer-Defoy, Kaspar Nürnberg (Hrsg.): Gute Geschäfte – Kunsthandel in Berlin 1933–1944. Aktives Museum Faschismus und Widerstand, Berlin 2011, ISBN 978-3-00-034061-1 (Katalog zur gleichnamigen Ausstellung im Centrum Judaicum (10. April – 31. Juli 2011) und im Landesarchiv Berlin (20. Oktober 2011 – 27. Januar 2012)).
Uwe Fleckner (Hrsg.): Angriff auf die Avantgarde. Kunst und Kunstpolitik im Nationalsozialismus. Akademie, Berlin 2007, ISBN 3-05-004062-9.
Boris Thorsten Grell: „Entartete Kunst“. Rechtsprobleme der Erfassung und des späteren Schicksals der sogenannten entarteten Kunst. Dissertation an der Universität Zürich, 1999.
Berthold Hinz: Die Malerei im deutschen Faschismus. Kunst und Konterrevolution. Heyne, München 1984, ISBN 3-453-01906-7.
Dina Kashapova: Kunst, Diskurs und Nationalsozialismus. Semantische und pragmatische Studien. Reihe Germanistische Linguistik, 266. Niemeyer, Tübingen 2006, ISBN 3-484-31266-1.
Georg Kreis et al.: „Entartete“ Kunst für Basel. Die Herausforderung von 1939. Wiese, Basel 1990, ISBN 3-909158-31-5. (Die 21 Ankäufe aus Deutschland und wie es dazu kam.)
Hans-Peter Lühr: Die Ausstellung „Entartete Kunst“ und der Beginn der NS-Barbarei in Dresden. Geschichtsverein, Dresden 2004, ISBN 3-910055-70-2.
Beate Marks-Hanssen: Innere Emigration? Verfemte Künstlerinnen und Künstler in der Zeit des Nationalsozialismus. dissertation.de, Berlin 2006, ISBN 3-86624-169-0.
Franz Roh: Entartete Kunst. Kunstbarbarei im Dritten Reich. Fackelträger, Hannover 1962; enthält auch die sonst schwer erhältliche originale NS-Broschüre zur Ausstellung „Entartete Kunst“, für München u. a. Orte, genannt „Ausstellungsführer“ (Cover) bzw. „Führer durch die Ausstellung“ (Titel) als Nachdruck.
Christian Saehrendt: „Die Brücke“ zwischen Staatskunst und Verfemung. Expressionistische Kunst als Politikum in der Weimarer Republik, im „Dritten Reich“ und im Kalten Krieg. Seiner, Stuttgart 2005, ISBN 978-3-515-08614-1 (= Rüdiger vom Bruch, Eckart Henning (Hrsg.): Pallas Athene. Beiträge zur Universitäts- und Wissenschaftsgeschichte. Band 13).
Matthias Wemhoff: Der Berliner Skulpturenfund: „Entartete Kunst“ im Bombenschutt, Schnell + Steiner, Regensburg 2010, ISBN 978-3-7954-2463-3.
Christoph Zuschlag: Entartete Kunst. Ausstellungsstrategien im Nazi-Deutschland (= Heidelberger kunstgeschichtliche Abhandlungen N.F. 21). Wernersche Verlagsgesellschaft, Worms 1995, ISBN 3-88462-096-7.
LINKS ENTARTETE KUNST
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KUNSTWERKE
Lovis Corinth (1858–1925), Ecce homo, 1925, Öl auf Leinwand, Kunstmuseum Basel | Aus Wikimedia Commons, dem freien Medienarchiv | Dieses Werk ist gemeinfrei, weil seine urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist. | Dies gilt für das Herkunftsland des Werks und alle weiteren Staaten mit einer gesetzlichen Schutzfrist von 70 oder weniger Jahren nach dem Tod des Urhebers. | Parallel zu dieser Lizenz muss auch ein Lizenzbaustein für die United States public domain gesetzt werden, um anzuzeigen, dass dieses Werk auch in den Vereinigten Staaten gemeinfrei ist. Beachte bitte auch, dass einige wenige Länder eine Schutzfrist von mehr als 70 Jahren haben: in Mexiko sind es 100 Jahre, 95 in Jamaika, 80 in Kolumbien; Guatemala und Samoa haben jeweils 75 Jahre, Werke aus der Sowjetunion haben 74 Jahre Schutzfrist für bestimmte Autoren. Diese Datei ist eventuell nicht gemeinfrei in den genannten Ländern, die darüber hinaus nicht den Schutzfristenvergleich anwenden. Die Elfenbeinküste hat eine allgemeine Schutzfrist von 99 Jahren und in Honduras sind es 75 Jahre, aber in diesen Ländern wiederum wird der Schutzfristenvergleich angewandt.
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iksmedienarchiv | 99 SECONDS OF: 1937. Die Aktion ‚Entartete Kunst‘ in Düsseldorf | In den Kunstsammlungen der Stadt Düsseldorf wurden 1937 über 1.000 Kunstwerke beschlagnahmt – nur Museen in Berlin und Essen waren stärker betroffen. Wenige Werke sind heute wieder im Bestand des Museum Kunstpalast, der weitaus größere Teil ist verschollen oder zerstört, einige Werke befinden sich in anderen Sammlungen. Achtzig Jahre nach den – auf verschiedenste Weise – folgenreichen kunstpolitischen Maßnahmen der Nationalsozialisten wird mit dieser Präsentation ein aktueller Blick auf das Thema geworfen. Sie bezieht die Ergebnisse eines Forschungsprojekts des Jahres 2013 mit ein, in dem detailliert rekonstruiert wurde, welche Werke damals auf staatliche Order aus den Düsseldorfer Depots entfernt wurden. Neben Doku-mentationsmaterial sind einige Gemälde, Skulpturen und Arbeiten auf Papier zu sehen, u.a. von Otto Dix und Paula Modersohn-Becker. | YouTube
Histoclips | „Entartete Kunst“-Ausstellungen | Bei den von den Nationalsozialisten organisierten Ausstellungen der „Entarteten Kunst“ handelt es sich um Bilder und Skulpturen aus städtischem Besitz. Zweck der Veranstaltungen ist es, bestimmte moderne Kunstwerke und Kunstrichtungen lächerlich zu machen, die Künstler zu diskriminieren. Kommentar: Die Ausstellung steht unter dem Motto „Spiegelbilder des Verfalls“. Es handelt sich um Bilder und Skulpturen aus städtischem Besitz. Zweck derartiger Veranstaltungen ist es, bestimmte moderne Kunstwerke und Kunstrichtungen lächerlich zu machen, die Künstler zu diskriminieren – im Fall Dresden aber auch, die angebliche Verschwendungssucht ehemaliger Stadtväter anzuprangern. Werke von Otto Dix, Ernst Ludwig Kirchner, Karl Schmidt-Rottluff und Paul Klee sind unter anderen zu besichtigen. Bilderschauen solcher Art finden auch in anderen Orten statt. So in Stuttgart unter dem Titel „Novembergeist im Dienst der Zersetzung“. Dessau und Nürnberg zeigen „Schreckenskammern der Kunst“. Für die Künstler der ausgestellten Werke bedeutet das: Verbannung aus allen öffentlichen Museen und den Verlust von Stellungen und Ämtern. Das betrifft nicht nur die Maler. Das „Bauhaus“, dessen Entwürfe die Nazis als „Bau-Bolschewismus“ bezeichnen, wird geschlossen. Musik jüdischer Künstler verschwindet aus den Konzertprogrammen wie von den Theaterbühnen. Kunst im Nationalsozialismus muss Volk und Führer dienen. Auftragswerke aus neuer Zeit, Agitationskunst mit eindeutiger Botschaft: Bei den heimatverbundenen Nationalsozialisten sehr beliebt: romantisierende Landschaften nach historischen Vorbildern. | YouTube
DEFINITION
„entartet“ stammt ursprünglich aus dem Mittelhochdeutschen = „aus der Art geschlagen“
Im 19. Jahrhundert wurde der Begriff erstmals im abwertenden Zusammenhang benutzt. | Der Romantiker Friedrich Schlegel schrieb in Bezug auf die Dichtung der Spätantike von „entarteter Kunst“. | Der französische Diplomat und Schriftsteller Arthur de Gobineau verwendeten 1853 den Begriff in seinem „Essai sur l’inégalité des races humaines“ erstmals rassistisch. | 1892/93 publizierte der jüdische Kulturkritiker Max Nordau sein Werk „Entartung“, um nachzuweisen, dass die Entartung der Kunst auf die Entartung der Künstler zurückgeführt werden könne. | In Anknüpfung an Nietzsches Kritik der décadence brandmarkte Nordau fast alle literarischen Strömungen vom Symbolismus bis zum Naturalismus als Ausdruck einer Degenerationserkrankung. | In der Malerei galten seine Angriffe den Präraphaeliten, Wagner in der Musik sowie Verlaine, Mallarmé, Moréas, Baudelaire, Gautier, Wilde und Ibsen in der Dichtung. | „Entartete Kunst“ war während der nationalsozialistischen Diktatur in Deutschland der offiziell propagierte Begriff für mit rassentheoretischen Begründungen diffamierte Moderne Kunst.
–> Als „Entartete Kunst“ galten im NS-Regime alle Kunstwerke und kulturellen Strömungen, die mit der Kunstauffassung und dem Schönheitsideal der Nationalsozialisten, der sogenannten Deutschen Kunst, nicht in Einklang zu bringen waren: Expressionismus, Dadaismus, Neue Sachlichkeit, Surrealismus, Kubismus oder Fauvismus. | Darüber hinaus wurden alle Werke von Künstlern mit jüdischem Hintergrund als entartet bewertet.
CHRONOLOGIE
1930–1936
„Wider die Negerkultur für deutsches Volkstum“ (5. April 1930) war ein Erlass des NS-Volksbildungsminister Thüringens Wilhelm Frick, welcher sich gegen die moderne Kunst richtete. | Dies war der Ausgangspunkt des Angriffes auf als „undeutsch“ definierte Einflüsse in der Kunst. | Im Oktober 1930 führte dies zur Überstreichung von Oskar Schlemmers Wandgestaltung der Weimarer Werkstattgebäude. | Des Weiteren sollte die Weimarer Bauhausschule geschlossen werden. | Dann berief Frick den Paul Schultze-Naumburg, einen führenden Vertreter einer rechtskonservativen Bau- und Kulturideologie, zum Direktor der neugegründeten Vereinigten Kunstlehranstalten Weimar. | Daraufhin wurden im Weimarer Schlossmuseum Werke von Ernst Barlach, Charles Crodel, Otto Dix, Erich Heckel, Oskar Kokoschka, Franz Marc, Emil Nolde, Karl Schmidt-Rottluff und anderen entfernt. | 1932 wurden die Wandmalereien von Charles Crodel erneuerten Kuranlagen von Bad Lauchstädt im Sommer 1933 teils verbrannt, teils überstrichen. |Zu dieser Zeit entwickelte der Künstler Emil Bartoschek einen Idee: er malte übertrieben naturalistische Bilder, die über eine Galerie in der Berliner Friedrichstraße zahlreiche Käufer fanden, um von seiner abstrakten Malerei abzulenken, die einem kleinen Kreis weiterhin vorbehalten blieb.
1936–1945
Am 30. Oktober 1936 wurden die Neuen Abteilungen der Nationalgalerie Berlin im Kronprinzenpalais geschlossen und der Erlass vom 30. Juni 1937, der den neuen Reichskunstkammerpräsidenten Adolf Ziegler ermächtigte, „die im deutschen Reichs-, Länder- und Kommunalbesitz befindlichen Werke deutscher Verfallskunst seit 1910 auf dem Gebiete der Malerei und der Bildhauerei zum Zwecke einer Ausstellung auszuwählen und sicherzustellen“ wurden zum Höhepunkt der Verfolgungen. | 1936 erging dann ein totales Verbot jeglicher Kunst der Moderne. | Hunderte Kunstwerke wurden aus den Museen entfernt und entweder für die Ausstellung „Entartete Kunst“ konfisziert, ins Ausland verkauft oder sogar zerstört. | Alle Maler, Schriftsteller und Komponisten erhielten – soweit sie nicht ins Ausland emigriert waren – Arbeits- und Ausstellungsverbot. | Das bereits seit 1933 bestehende Ankaufsverbot für nichtarische und moderne Kunstwerke wurde verschärft. | Durch die Entrechtung der jüdischen Bevölkerung gelangen zahlreiche Kunstwerke aus deren Privatbesitz in die Hand des Staates und wurden, sofern sie als „entartet“ galten, vernichtet oder ins Ausland verkauft.
KÜNSTLER
Karl Caspar
Otto Freundlich
Wilhelm Geyer
Otto Griebel
Werner Heuser
Hans Jürgen Kallmann
Elfriede Lohse-Wächtler
Rudolf Möller
Otto Pankok
Karl Schmidt-Rottluff
Werner Scholz
STICHWORTE
NS | Regime | Diktatur | Nationalsozialismus | Propaganda | Rassismus | Antisemitismus | Zweiter Weltkrieg | Kunstideal | Deutsche Kunst | Kulturpolitik | Raubkunst | Bücherverbrennung | Diskriminierung | Malverbote | Verfallskunst | Artfremd | Rasse | Juden | Bauhaus | Moderne | Moderne Kunst | Expressionismus | Dadaismus | Neue Sachlichkeit | Surrealismus | Kubismus | Fauvismus
ZITATE
„Mit der Eröffnung dieser Ausstellung aber hat das Ende der deutschen Kunstvernarrung und damit der Kulturvernichtung unseres Volkes begonnen. Wir werden von jetzt ab einen unerbittlichen Säuberungskrieg führen gegen die letzten Elemente unserer Kulturzersetzung. Sollte sich unter ihnen aber einer befinden, der doch noch glaubt zu Höherem bestimmt zu sein, dann hatte er nun ja vier Jahre Zeit, diese Bewährung zu beweisen. Diese vier Jahre aber genügen auch uns, um zu einem endgültigen Urteil zu kommen. Nun aber werden – das will ich Ihnen hier versichern – alle die sich gegenseitig unterstützenden Cliquen von Schwätzern, Dilettanten und Kunstbetrügern ausgehoben und beseitigt. Diese vorgeschichtlichen, prähistorischen Kultursteinzeitler und Kunststotterer mögen unseretwegen in die Höhlen ihrer Ahnen zurückkehren, um dort ihre primitiven internationalen Kritzeleien anzubringen. Allein das Haus der deutschen Kunst in München ist gebaut vom deutschen Volke für seine deutsche Kunst.“ |
Adolf Ziegler bei der Eröffnung der Ausstellung „Entartete Kunst“
„Wir werden von jetzt ab einen unerbittlichen Säuberungskrieg führen gegen die letzten Elemente unserer Kulturzersetzung.“ | Adolf Hitler
HISTORISCHE HINTERGRÜNDE
Die Nationalsozialisten entwickelten ein gesondertes Kunstideal einer Deutschen Kunst und verfolgten „Verfallskunst“ und „artfremd“ bezeichnete Kunst, weil sie von Pessimismus und Pazifismus geprägt seien. | Künstler, deren Werke nicht den NS Idealen entsprachen oder auch von Kommunisten oder Juden waren, wurden akribisch verfolgt. | Die Nationalsozialisten belegten sie mit Berufs- und Malverboten, ließen ihre Kunstwerke aus Museen und öffentlichen Sammlungen entfernen, konfiszierten „Entartete Kunst“, zwangen Künstler zur Emigration oder ermordeten sie. | Drei konsequente Diffamierungs-Maßnahmen der NS-Kulturpolitik: Bücherverbrennung im Mai 1933 in Berlin + 21 weitere Städte sowie nach dem Anschluss Österreichs 1938 auch dort, Verfolgung der Maler und ihrer „entarteten Kunst“ und Verfolgung der „entarteten Musik“ an den Reichsmusiktagen 1938 in Düsseldorf. | Mit der Einführung des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums vom 7. April 1933, mit dessen Hilfe jüdische, kommunistische und weitere unerwünschte Künstler aus öffentlichen Ämtern gewaltsam entfernt wurden, sowie der Bücherverbrennung am 10. Mai 1933 mit Joseph Goebbels‘ Rede auf dem Berliner Opernplatz, wurde bereits in den ersten Monaten nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten deutlich, dass die Vielfalt des Kunstschaffens der Weimarer Republik unwiderruflich zu Ende war. | Der Vernichtungsangriff auf die Moderne betraf alle Sparten der Kultur wie Literatur, Filmkunst, Theater, Architektur oder Musik. | Swing oder der Jazz wurden auf der am 24. Mai 1938 eröffneten Ausstellung „Entartete Musik“ ebenso rücksichtslos diffamiert wie der „Musikbolschewismus“ von international bekannten Komponisten wie Hanns Eisler, Paul Hindemith oder Arnold Schönberg, von denen die meisten überdies auch jüdischer Herkunft waren. | In der Folge erschien ab 1940 das berüchtigte Lexikon der Juden in der Musik.
BIBLIOGRAPHIE
Norbert Berghof (Red.): Kunst in der Verfolgung: Entartete Kunst (Ausstellung) 1937 in München. 18 Beispiele. Neckar, Villingen 1998.Begleitheft: Lebensdaten und Selbstzeugnisse (der Künstler). ebd. 1998.
Silke von Berswordt-Wallrabe et al. (Hrsg.): „Artige Kunst“. Kunst und Politik im Nationalsozialismus, Ausst.-Kat. Situation Kunst (für Max Imdahl) – Kunstsammlungen der Ruhr-Universität Bochum, Kunsthalle Rostock, Kunstforum Regensburg; Bielefeld und Bochum 2016, ISBN 978-3-7356-0288-6.
Sabine Brantl: Haus der Kunst München. Ein Ort und seine Geschichte im Nationalsozialismus. Allitera, München 2007, ISBN 3-86520-242-X.
Hildegard Brenner: Die Kunstpolitik des Nationalsozialismus. Rowohlts deutsche Enzyklopädie 167/168. Rowohlt, Reinbek 1963.
Christine Fischer-Defoy, Kaspar Nürnberg (Hrsg.): Gute Geschäfte – Kunsthandel in Berlin 1933–1944. Aktives Museum Faschismus und Widerstand, Berlin 2011, ISBN 978-3-00-034061-1 (Katalog zur gleichnamigen Ausstellung im Centrum Judaicum (10. April – 31. Juli 2011) und im Landesarchiv Berlin (20. Oktober 2011 – 27. Januar 2012)).
Uwe Fleckner (Hrsg.): Angriff auf die Avantgarde. Kunst und Kunstpolitik im Nationalsozialismus. Akademie, Berlin 2007, ISBN 3-05-004062-9.
Boris Thorsten Grell: „Entartete Kunst“. Rechtsprobleme der Erfassung und des späteren Schicksals der sogenannten entarteten Kunst. Dissertation an der Universität Zürich, 1999.
Berthold Hinz: Die Malerei im deutschen Faschismus. Kunst und Konterrevolution. Heyne, München 1984, ISBN 3-453-01906-7.
Dina Kashapova: Kunst, Diskurs und Nationalsozialismus. Semantische und pragmatische Studien. Reihe Germanistische Linguistik, 266. Niemeyer, Tübingen 2006, ISBN 3-484-31266-1.
Georg Kreis et al.: „Entartete“ Kunst für Basel. Die Herausforderung von 1939. Wiese, Basel 1990, ISBN 3-909158-31-5. (Die 21 Ankäufe aus Deutschland und wie es dazu kam.)
Hans-Peter Lühr: Die Ausstellung „Entartete Kunst“ und der Beginn der NS-Barbarei in Dresden. Geschichtsverein, Dresden 2004, ISBN 3-910055-70-2.
Beate Marks-Hanssen: Innere Emigration? Verfemte Künstlerinnen und Künstler in der Zeit des Nationalsozialismus. dissertation.de, Berlin 2006, ISBN 3-86624-169-0.
Franz Roh: Entartete Kunst. Kunstbarbarei im Dritten Reich. Fackelträger, Hannover 1962; enthält auch die sonst schwer erhältliche originale NS-Broschüre zur Ausstellung „Entartete Kunst“, für München u. a. Orte, genannt „Ausstellungsführer“ (Cover) bzw. „Führer durch die Ausstellung“ (Titel) als Nachdruck.
Christian Saehrendt: „Die Brücke“ zwischen Staatskunst und Verfemung. Expressionistische Kunst als Politikum in der Weimarer Republik, im „Dritten Reich“ und im Kalten Krieg. Seiner, Stuttgart 2005, ISBN 978-3-515-08614-1 (= Rüdiger vom Bruch, Eckart Henning (Hrsg.): Pallas Athene. Beiträge zur Universitäts- und Wissenschaftsgeschichte. Band 13).
Matthias Wemhoff: Der Berliner Skulpturenfund: „Entartete Kunst“ im Bombenschutt, Schnell + Steiner, Regensburg 2010, ISBN 978-3-7954-2463-3.
Christoph Zuschlag: Entartete Kunst. Ausstellungsstrategien im Nazi-Deutschland (= Heidelberger kunstgeschichtliche Abhandlungen N.F. 21). Wernersche Verlagsgesellschaft, Worms 1995, ISBN 3-88462-096-7.
LINKS ENTARTETE KUNST
ENTARTETE KUNST
KUNSTWERKE
Lovis Corinth (1858–1925), Ecce homo, 1925, Öl auf Leinwand, Kunstmuseum Basel | Aus Wikimedia Commons, dem freien Medienarchiv | Dieses Werk ist gemeinfrei, weil seine urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist. | Dies gilt für das Herkunftsland des Werks und alle weiteren Staaten mit einer gesetzlichen Schutzfrist von 70 oder weniger Jahren nach dem Tod des Urhebers. | Parallel zu dieser Lizenz muss auch ein Lizenzbaustein für die United States public domain gesetzt werden, um anzuzeigen, dass dieses Werk auch in den Vereinigten Staaten gemeinfrei ist. Beachte bitte auch, dass einige wenige Länder eine Schutzfrist von mehr als 70 Jahren haben: in Mexiko sind es 100 Jahre, 95 in Jamaika, 80 in Kolumbien; Guatemala und Samoa haben jeweils 75 Jahre, Werke aus der Sowjetunion haben 74 Jahre Schutzfrist für bestimmte Autoren. Diese Datei ist eventuell nicht gemeinfrei in den genannten Ländern, die darüber hinaus nicht den Schutzfristenvergleich anwenden. Die Elfenbeinküste hat eine allgemeine Schutzfrist von 99 Jahren und in Honduras sind es 75 Jahre, aber in diesen Ländern wiederum wird der Schutzfristenvergleich angewandt.
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iksmedienarchiv | 99 SECONDS OF: 1937. Die Aktion ‚Entartete Kunst‘ in Düsseldorf | In den Kunstsammlungen der Stadt Düsseldorf wurden 1937 über 1.000 Kunstwerke beschlagnahmt – nur Museen in Berlin und Essen waren stärker betroffen. Wenige Werke sind heute wieder im Bestand des Museum Kunstpalast, der weitaus größere Teil ist verschollen oder zerstört, einige Werke befinden sich in anderen Sammlungen. Achtzig Jahre nach den – auf verschiedenste Weise – folgenreichen kunstpolitischen Maßnahmen der Nationalsozialisten wird mit dieser Präsentation ein aktueller Blick auf das Thema geworfen. Sie bezieht die Ergebnisse eines Forschungsprojekts des Jahres 2013 mit ein, in dem detailliert rekonstruiert wurde, welche Werke damals auf staatliche Order aus den Düsseldorfer Depots entfernt wurden. Neben Doku-mentationsmaterial sind einige Gemälde, Skulpturen und Arbeiten auf Papier zu sehen, u.a. von Otto Dix und Paula Modersohn-Becker. | YouTube
Histoclips | „Entartete Kunst“-Ausstellungen | Bei den von den Nationalsozialisten organisierten Ausstellungen der „Entarteten Kunst“ handelt es sich um Bilder und Skulpturen aus städtischem Besitz. Zweck der Veranstaltungen ist es, bestimmte moderne Kunstwerke und Kunstrichtungen lächerlich zu machen, die Künstler zu diskriminieren. Kommentar: Die Ausstellung steht unter dem Motto „Spiegelbilder des Verfalls“. Es handelt sich um Bilder und Skulpturen aus städtischem Besitz. Zweck derartiger Veranstaltungen ist es, bestimmte moderne Kunstwerke und Kunstrichtungen lächerlich zu machen, die Künstler zu diskriminieren – im Fall Dresden aber auch, die angebliche Verschwendungssucht ehemaliger Stadtväter anzuprangern. Werke von Otto Dix, Ernst Ludwig Kirchner, Karl Schmidt-Rottluff und Paul Klee sind unter anderen zu besichtigen. Bilderschauen solcher Art finden auch in anderen Orten statt. So in Stuttgart unter dem Titel „Novembergeist im Dienst der Zersetzung“. Dessau und Nürnberg zeigen „Schreckenskammern der Kunst“. Für die Künstler der ausgestellten Werke bedeutet das: Verbannung aus allen öffentlichen Museen und den Verlust von Stellungen und Ämtern. Das betrifft nicht nur die Maler. Das „Bauhaus“, dessen Entwürfe die Nazis als „Bau-Bolschewismus“ bezeichnen, wird geschlossen. Musik jüdischer Künstler verschwindet aus den Konzertprogrammen wie von den Theaterbühnen. Kunst im Nationalsozialismus muss Volk und Führer dienen. Auftragswerke aus neuer Zeit, Agitationskunst mit eindeutiger Botschaft: Bei den heimatverbundenen Nationalsozialisten sehr beliebt: romantisierende Landschaften nach historischen Vorbildern. | YouTube
DEFINITION
„entartet“ stammt ursprünglich aus dem Mittelhochdeutschen = „aus der Art geschlagen“
Im 19. Jahrhundert wurde der Begriff erstmals im abwertenden Zusammenhang benutzt. | Der Romantiker Friedrich Schlegel schrieb in Bezug auf die Dichtung der Spätantike von „entarteter Kunst“. | Der französische Diplomat und Schriftsteller Arthur de Gobineau verwendeten 1853 den Begriff in seinem „Essai sur l’inégalité des races humaines“ erstmals rassistisch. | 1892/93 publizierte der jüdische Kulturkritiker Max Nordau sein Werk „Entartung“, um nachzuweisen, dass die Entartung der Kunst auf die Entartung der Künstler zurückgeführt werden könne. | In Anknüpfung an Nietzsches Kritik der décadence brandmarkte Nordau fast alle literarischen Strömungen vom Symbolismus bis zum Naturalismus als Ausdruck einer Degenerationserkrankung. | In der Malerei galten seine Angriffe den Präraphaeliten, Wagner in der Musik sowie Verlaine, Mallarmé, Moréas, Baudelaire, Gautier, Wilde und Ibsen in der Dichtung. | „Entartete Kunst“ war während der nationalsozialistischen Diktatur in Deutschland der offiziell propagierte Begriff für mit rassentheoretischen Begründungen diffamierte Moderne Kunst.
–> Als „Entartete Kunst“ galten im NS-Regime alle Kunstwerke und kulturellen Strömungen, die mit der Kunstauffassung und dem Schönheitsideal der Nationalsozialisten, der sogenannten Deutschen Kunst, nicht in Einklang zu bringen waren: Expressionismus, Dadaismus, Neue Sachlichkeit, Surrealismus, Kubismus oder Fauvismus. | Darüber hinaus wurden alle Werke von Künstlern mit jüdischem Hintergrund als entartet bewertet.
CHRONOLOGIE
1930–1936
„Wider die Negerkultur für deutsches Volkstum“ (5. April 1930) war ein Erlass des NS-Volksbildungsminister Thüringens Wilhelm Frick, welcher sich gegen die moderne Kunst richtete. | Dies war der Ausgangspunkt des Angriffes auf als „undeutsch“ definierte Einflüsse in der Kunst. | Im Oktober 1930 führte dies zur Überstreichung von Oskar Schlemmers Wandgestaltung der Weimarer Werkstattgebäude. | Des Weiteren sollte die Weimarer Bauhausschule geschlossen werden. | Dann berief Frick den Paul Schultze-Naumburg, einen führenden Vertreter einer rechtskonservativen Bau- und Kulturideologie, zum Direktor der neugegründeten Vereinigten Kunstlehranstalten Weimar. | Daraufhin wurden im Weimarer Schlossmuseum Werke von Ernst Barlach, Charles Crodel, Otto Dix, Erich Heckel, Oskar Kokoschka, Franz Marc, Emil Nolde, Karl Schmidt-Rottluff und anderen entfernt. | 1932 wurden die Wandmalereien von Charles Crodel erneuerten Kuranlagen von Bad Lauchstädt im Sommer 1933 teils verbrannt, teils überstrichen. |Zu dieser Zeit entwickelte der Künstler Emil Bartoschek einen Idee: er malte übertrieben naturalistische Bilder, die über eine Galerie in der Berliner Friedrichstraße zahlreiche Käufer fanden, um von seiner abstrakten Malerei abzulenken, die einem kleinen Kreis weiterhin vorbehalten blieb.
1936–1945
Am 30. Oktober 1936 wurden die Neuen Abteilungen der Nationalgalerie Berlin im Kronprinzenpalais geschlossen und der Erlass vom 30. Juni 1937, der den neuen Reichskunstkammerpräsidenten Adolf Ziegler ermächtigte, „die im deutschen Reichs-, Länder- und Kommunalbesitz befindlichen Werke deutscher Verfallskunst seit 1910 auf dem Gebiete der Malerei und der Bildhauerei zum Zwecke einer Ausstellung auszuwählen und sicherzustellen“ wurden zum Höhepunkt der Verfolgungen. | 1936 erging dann ein totales Verbot jeglicher Kunst der Moderne. | Hunderte Kunstwerke wurden aus den Museen entfernt und entweder für die Ausstellung „Entartete Kunst“ konfisziert, ins Ausland verkauft oder sogar zerstört. | Alle Maler, Schriftsteller und Komponisten erhielten – soweit sie nicht ins Ausland emigriert waren – Arbeits- und Ausstellungsverbot. | Das bereits seit 1933 bestehende Ankaufsverbot für nichtarische und moderne Kunstwerke wurde verschärft. | Durch die Entrechtung der jüdischen Bevölkerung gelangen zahlreiche Kunstwerke aus deren Privatbesitz in die Hand des Staates und wurden, sofern sie als „entartet“ galten, vernichtet oder ins Ausland verkauft.
KÜNSTLER
Karl Caspar
Otto Freundlich
Wilhelm Geyer
Otto Griebel
Werner Heuser
Hans Jürgen Kallmann
Elfriede Lohse-Wächtler
Rudolf Möller
Otto Pankok
Karl Schmidt-Rottluff
Werner Scholz
STICHWORTE
NS | Regime | Diktatur | Nationalsozialismus | Propaganda | Rassismus | Antisemitismus | Zweiter Weltkrieg | Kunstideal | Deutsche Kunst | Kulturpolitik | Raubkunst | Bücherverbrennung | Diskriminierung | Malverbote | Verfallskunst | Artfremd | Rasse | Juden | Bauhaus | Moderne | Moderne Kunst | Expressionismus | Dadaismus | Neue Sachlichkeit | Surrealismus | Kubismus | Fauvismus
ZITATE
„Mit der Eröffnung dieser Ausstellung aber hat das Ende der deutschen Kunstvernarrung und damit der Kulturvernichtung unseres Volkes begonnen. Wir werden von jetzt ab einen unerbittlichen Säuberungskrieg führen gegen die letzten Elemente unserer Kulturzersetzung. Sollte sich unter ihnen aber einer befinden, der doch noch glaubt zu Höherem bestimmt zu sein, dann hatte er nun ja vier Jahre Zeit, diese Bewährung zu beweisen. Diese vier Jahre aber genügen auch uns, um zu einem endgültigen Urteil zu kommen. Nun aber werden – das will ich Ihnen hier versichern – alle die sich gegenseitig unterstützenden Cliquen von Schwätzern, Dilettanten und Kunstbetrügern ausgehoben und beseitigt. Diese vorgeschichtlichen, prähistorischen Kultursteinzeitler und Kunststotterer mögen unseretwegen in die Höhlen ihrer Ahnen zurückkehren, um dort ihre primitiven internationalen Kritzeleien anzubringen. Allein das Haus der deutschen Kunst in München ist gebaut vom deutschen Volke für seine deutsche Kunst.“ |
Adolf Ziegler bei der Eröffnung der Ausstellung „Entartete Kunst“
„Wir werden von jetzt ab einen unerbittlichen Säuberungskrieg führen gegen die letzten Elemente unserer Kulturzersetzung.“ | Adolf Hitler
HISTORISCHE HINTERGRÜNDE
Die Nationalsozialisten entwickelten ein gesondertes Kunstideal einer Deutschen Kunst und verfolgten „Verfallskunst“ und „artfremd“ bezeichnete Kunst, weil sie von Pessimismus und Pazifismus geprägt seien. | Künstler, deren Werke nicht den NS Idealen entsprachen oder auch von Kommunisten oder Juden waren, wurden akribisch verfolgt. | Die Nationalsozialisten belegten sie mit Berufs- und Malverboten, ließen ihre Kunstwerke aus Museen und öffentlichen Sammlungen entfernen, konfiszierten „Entartete Kunst“, zwangen Künstler zur Emigration oder ermordeten sie. | Drei konsequente Diffamierungs-Maßnahmen der NS-Kulturpolitik: Bücherverbrennung im Mai 1933 in Berlin + 21 weitere Städte sowie nach dem Anschluss Österreichs 1938 auch dort, Verfolgung der Maler und ihrer „entarteten Kunst“ und Verfolgung der „entarteten Musik“ an den Reichsmusiktagen 1938 in Düsseldorf. | Mit der Einführung des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums vom 7. April 1933, mit dessen Hilfe jüdische, kommunistische und weitere unerwünschte Künstler aus öffentlichen Ämtern gewaltsam entfernt wurden, sowie der Bücherverbrennung am 10. Mai 1933 mit Joseph Goebbels‘ Rede auf dem Berliner Opernplatz, wurde bereits in den ersten Monaten nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten deutlich, dass die Vielfalt des Kunstschaffens der Weimarer Republik unwiderruflich zu Ende war. | Der Vernichtungsangriff auf die Moderne betraf alle Sparten der Kultur wie Literatur, Filmkunst, Theater, Architektur oder Musik. | Swing oder der Jazz wurden auf der am 24. Mai 1938 eröffneten Ausstellung „Entartete Musik“ ebenso rücksichtslos diffamiert wie der „Musikbolschewismus“ von international bekannten Komponisten wie Hanns Eisler, Paul Hindemith oder Arnold Schönberg, von denen die meisten überdies auch jüdischer Herkunft waren. | In der Folge erschien ab 1940 das berüchtigte Lexikon der Juden in der Musik.
BIBLIOGRAPHIE
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Uwe Fleckner (Hrsg.): Angriff auf die Avantgarde. Kunst und Kunstpolitik im Nationalsozialismus. Akademie, Berlin 2007, ISBN 3-05-004062-9.
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Beate Marks-Hanssen: Innere Emigration? Verfemte Künstlerinnen und Künstler in der Zeit des Nationalsozialismus. dissertation.de, Berlin 2006, ISBN 3-86624-169-0.
Franz Roh: Entartete Kunst. Kunstbarbarei im Dritten Reich. Fackelträger, Hannover 1962; enthält auch die sonst schwer erhältliche originale NS-Broschüre zur Ausstellung „Entartete Kunst“, für München u. a. Orte, genannt „Ausstellungsführer“ (Cover) bzw. „Führer durch die Ausstellung“ (Titel) als Nachdruck.
Christian Saehrendt: „Die Brücke“ zwischen Staatskunst und Verfemung. Expressionistische Kunst als Politikum in der Weimarer Republik, im „Dritten Reich“ und im Kalten Krieg. Seiner, Stuttgart 2005, ISBN 978-3-515-08614-1 (= Rüdiger vom Bruch, Eckart Henning (Hrsg.): Pallas Athene. Beiträge zur Universitäts- und Wissenschaftsgeschichte. Band 13).
Matthias Wemhoff: Der Berliner Skulpturenfund: „Entartete Kunst“ im Bombenschutt, Schnell + Steiner, Regensburg 2010, ISBN 978-3-7954-2463-3.
Christoph Zuschlag: Entartete Kunst. Ausstellungsstrategien im Nazi-Deutschland (= Heidelberger kunstgeschichtliche Abhandlungen N.F. 21). Wernersche Verlagsgesellschaft, Worms 1995, ISBN 3-88462-096-7.